Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 507
Kirche St. Laurentius in Thurnau (Oberfranken)

Kirche St. Laurentius in Thurnau, Teil (4): Epitaph Giech/Förtsch

Hinter dem Altar der St. Laurentius-Kirche befinden sich zwei Epitaphe, zur Linken (ohne Abb.) der des Wolf Förtsch zu Thurnau, gest. 1551, derjenige, der nach dem Bauernaufstand das Schloß wiederaufbaute, zur Rechten der von Hans Georg von Giech und seiner Ehefrau Barbara geborene Förtsch zu Thurnau, also von dem Ehepaar, mit welchem der Besitz Thurnau von den Förtsch auf die Giech überging, und die das Schloß erheblich umbauten und erweiterten (Abb. unten). Die im Schloß herrschende Familie hatte das Patronatsrecht inne, das beinhaltete das Recht auf Bestattung in der Kirche. Die Renaissance-Darstellung des Ehepaares mit einem Kruzifix im Hintergrund ist auf drei Seiten von kleinen Wappendarstellungen (jeweils als Vollwappen ausgebildet) eingerahmt, oben von je vieren, an den Seiten von je acht, so daß wir im Unterbau auf insgesamt auf 24 Wappen kommen, im Aufsatz (nicht im Bild) geht es weiter, so daß jeder der Ehepartner mit 16 Ahnenwappen ausgezeichnet ist, eine äußerst reiche Ausstattung eines Epitaphs. Alle Wappen sind mit einer kleinen Inschrift zugeordnet, was wiederum die Zuordnung der Wappen an den Schloßgebäuden erleichtert, denn die sind nicht beschriftet. An der rechten unteren Seite ist leider ein Teil der Wappen erheblich beschädigt. Die Darstellung der beiden Personen ist exquisit und detailreich.

Das heraldische Programm umfaßt alle schon von dem Torgebäude in kleinerem Umfange (8 Wappen, in der Tabelle weiß unterlegt) und vom Gebetserker in größerem Umfange (16 Wappen, in der Tabelle weiß und hellgrau unterlegt) bekannten Wappen wie Künsberg, Wolfstein, Truchseß (hier fehlerhaft mit nur einem Balken dargestellt), Schaumberg, Giech, Gottsfeld, Bibra, Förtsch, Stein vom Altenstein, Vestenberg, Nothafft, Grumbach, Waldenfels, Fuchs, Rotenhan. Hier sei darauf hingewiesen, daß sowohl Vestenberg als auch Nothafft vorkommen, untingiert unterscheiden sich die beiden Wappen nur dadurch, daß bei Nothafft die Bracke sitzend zwischen den Hörnern dargestellt wird, bei Vestenberg aber nur als wachsender Rumpf ohne Beine. Die acht Wappen (in der Tabelle weiß unterlegt), die sich am Torgebäude finden, sind quasi die engste Vorfahrenschaft, die sind hier im Aufsatz des Epitaphs zu finden. Dabei fehlen allerdings die obersten zwei Wappen, die wichtigsten und eigentlichen Stammwappen; sie standen frei oberhalb des obersten Gesimses und sind deshalb vermutlich am leichtesten abgebrochen. Deshalb sehen wir am Aufsatz tatsächlich nur sechs Wappen, nicht acht. Die am Gebetserker vorkommenden Wappen sind die erweiterte Vorfahrenschaft, die zusätzlichen Namen finden sich auf dem Horizontalbalken (weitere 8 Wappen, die vier optisch links für den Ehemann, die vier optisch rechts für die Ehefrau, in der Tabelle hellgrau unterlegt).

    1 Giech (verloren)     1 Förtsch (verloren)    
    2 Künsberg     2 Vestenberg    
    3 Schaumberg     3 Stein vom
Altenstein
   
    4 Wolfstein     4 Waldenfels    
5 Gottsfeld 6 Truchseß von
Wetzhausen
7 Fuchs 8 Schaumberg 5 Nothafft 6 Bibra 7 Grumbach 8 Rotenhan
9 Guttenberg             9 Bickenbach
10 Waldenfels             10 Seckendorff
11 Thüngen             11 Seckendorff
12 Aich             12 Schwarzburg-
Seinsheim
13 Künsberg             13 (zerstört)
14 Schaumberg             14 (zerstört)
15 Stiebar             15 (zerstört)
16 Puchberg             16 Stein vom
Altenstein

Was noch ferner zurückreicht, ist an den Seiten angeordnet (weitere 16 Ahnenwappen, einige Einzel-Abbildungen unten, in der Tabelle dunkelgrau unterlegt). Neu hinzugekommene Namen sind z. B. Thüngen, 2x Seckendorff, Bickenbach, Guttenberg, Stiebar von Buttenheim, Puchberg und Aich; Schaumberg, Waldenfels und Künsberg wiederholen sich. Aus dem Vergleich mit dem Epitaph ihrer Schwester in Veitlahm kann Nr. 14 als Fuchs identifiziert werden, Nr. 13 trägt im Schild zwei Sparren, als Helmzier einen Flug, jeder Flügel mit zwei Sparren belegt, und Nr. 15 trägt einen Stern im Schild, dito auf jedem Flügel des Fluges der Helmzier.

von Thüngen (TVNGEN): In Silber ein (hier) 5x im Wellenschnitt gold-rot gespaltener Balken. Helmzier ein wachsender Männerrumpf ohne Arme, rot gewandet, mit silbernem Kragenaufschlag, bärtig, mit einem roten Hut, besteckt mit einem Hahnenfederbusch. Helmdecken rot-silbern.

von Waldenfels (WALLENFELS): In Blau ein silbernes steigendes Einhorn, hier gewendet. Helmzier ein wachsendes Einhorn auf gekröntem Helm. Helmdecken blau-silbern.

von Künsberg (KINDSBERG): In Blau eine silberne eingebogene Spitze. Helmzier ein silbern gestulpter flacher roter Hut, aus dem zwei rote Büffelhörner wachsen, an der Spitze meist (hier nicht) jeweils mit einer Eichel besteckt. Helmdecken rot-silbern.

von Aich, Eich (AYCH): Im Spitzenschnitt von Silber und Rot schräglinks oder schrägrechts geteilt, begleitet von zwei Rosen in verwechselten Farben mit goldenem Butzen. Dies ist ein weiteres Wappen, wo man annehmen könnte, daß der fränkische Rechen unter Variation adaptiert wurde. Auf dem Helm Kopf und Hals eines roten Ochsen mit goldenen Hörnern. Decken rot-silbern.

von Seckendorff: In Silber zwei zu einer Acht verschlungene rote Lindenzweige mit nach außen gekehrten Blättern. Die Helmzier ist ein roter, silbern oder in Hermelin gestulpter niedriger Hut, mit schwarzen Hahnenfedern besteckt. Der Hut ist hinsichtlich seiner Form sehr variabel. Die Helmdecken sind rot-silbern.

von Bickenbach (PICKABACH): In Rot zwei aus silbernen Rauten gebildete Schrägbalken bzw. zwei schräggestellte Reihen silberner Rauten, wobei sich die Rauten an den Spitzen berühren (eigentlich laufen sie schrägrechts). Helmzier ein wie der Schild bez. Adlerflug, dazwischen ein silbernes sitzendes Pferd oder Hund, das Ganze sowohl auf einem Hut als auch ohne vorkommend. Helmdecken rot-silbern.

von Guttenberg (GVTTENBERG): In Blau eine goldene Rose mit doppelter Blattlage und mit goldenem Butzen. Helmzier ein hermelingestulpter roter Hut, aus dem fünf rotbraune (natürliche) Rohrkolben wachsen. Helmdecken rot-silbern.

Die Zahlen in der Tabelle geben die Relativ-Position in der Ahnentafel an und damit die Rangfolge des Wappens in der Ahnenprobe. Folglich ergeben sich nachfolgende Abhängigkeiten für die ersten vier Generationen der Ahnentafel:

1 Giech 5 Gottsfeld 3 Schaumberg 7 Fuchs 2 Künsberg 6 Truchseß von Wetzhausen 4 Wolfstein 8 Schaumberg
1 Giech 3 Schaumberg 2 Künsberg 4 Wolfstein
1 Giech 2 Künsberg
1 Giech

für den Ehemann, Hans Georg von Giech

Eltern des Hans Georg von Giech:

Großeltern des Hans Georg von Giech:

Urgroßeltern des Hans Georg von Giech (Ergänzungen immer willkommen!):

1 Förtsch 5 Nothafft 3 Stein von Altenstein 7 Grumbach 2 Vestenberg 6 Bibra 4 Waldenfels 8 Rotenhan
1 Förtsch 3 Stein vom Altenstein 2 Vestenberg 4 Waldenfels
1 Förtsch 2 Vestenberg
1 Förtsch

für die Ehefrau, Barbara Förtsch von Thurnau (- 27.3.1588)

Eltern der Barbara Förtsch von Thurnau (- 27.3.1588), Heirat 1532:

Großeltern der Barbara Förtsch von Thurnau (- 27.3.1588)

Literatur und Quellen:
Thurnau: http://www.thurnau.de/
Thurnau:
http://de.wikipedia.org/wiki/Thurnau
Giech:
http://de.wikipedia.org/wiki/Giech_(Adelsgeschlecht)
Förtsch:
http://de.wikipedia.org/wiki/Förtsch_von_Thurnau
Künsberg:
http://de.wikipedia.org/wiki/Künsberg
Uta von Pezold, Die Herrschaft Thurnau im 18. Jahrhundert; Plassenburg, Band 27, Kulmbach 1968
Thurnau 1239-1989, Festschrift, herausgegeben 1989 anläßlich der 850-Jahrfeier des Marktes Thurnau
Uta von Pezold, Thurnau, ein kleiner Führer durch seine Geschichte, Thurnau 1987
Siebmachers Wappenbücher
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag Degener 3. Aufl. 1999
Dr. Uta von Petzold, hrsg. von der Evang.-Luth. Kirchengemeinde Thurnau: Ein Gang durch die Kirche St. Laurentius Thurnau
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Veröffentlichung der Innenaufnahmen aus der Kirche mit freundlicher Erlaubnis des Herrn Dekan Hans Hager vom 21.4.2007, wofür ihm an dieser Stelle herzlich gedankt sei.
Herrn Daniel Freiherr von Künßberg ein herzliches Dankeschön für wertvolle Hinweise zur Genealogie

Thurnau (Oberfranken): Schloß, Teil (1a): Bauzustand und Wappenübersicht - Schloß, Teil (1b): Torhaus - Schloß, Teil (2): Vordere Schnecke - Schloß, Teil (3): Hohe Schnecke - Schloß, Teil (4): Außenmauer - Schloß, Teil (5): Gebetserker - Schloß, Teil (6a): Lapidarium - Schloß, Teil (6b): Lapidarium - Schloß, Teil (7): Zwingermauer - Museum - St. Laurentius, Teil (1): Chorbogen - St. Laurentius, Teil (2): Herrschaftsstand Giech - St. Laurentius, Teil (3): Herrschaftsstand Künsberg - St. Laurentius, Teil (4): Epitaph Giech/Förtsch

Ortsregister Photos von Wappen - Namensregister
Zurück zur Übersicht Heraldik

Home

© Copyright Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2007, 2018
Impressum