Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 505
Kirche St. Laurentius in Thurnau (Oberfranken)

Kirche St. Laurentius in Thurnau, Teil (2): Herrschaftsstand Giech

Schloß Thurnau wird mit der St. Laurentius-Kirche mit einem hölzernen Gang verbunden, der am Eckturm seinen Ausgang nimmt, auf zwei hölzernen Pfeilern die angrenzende Marktstraße überquert und direkt im "Obergeschoß" der Laurantius-Kirche mündet, im Herrschaftsstand. Es war früher üblich, daß sich die Herrschaft des Ortes nicht gemeinsam mit dem Volk in die Kirchenbänke drückte, sondern ihre eigene Empore besaß. Hier konnten sie fernab vom Volk und seinen Reden und Gerüchen unter sich bleiben und mit Logenplatz dem Gottesdienst folgen. Der Herrschaftsstand war zum Kirchenraum hin verglast und - ein wichtiges Argument für die Benutzung eines solchen Herrschaftsstandes - beheizt.

Der Blick vom Schloß auf die Laurentiuskirche zeigt den geräumigen Kubus des Neubaus von 1701-1706, fast quadratisch im Grundriß, mit 3x 3 Fensterachsen. Der Kirchturm ist älter und wurde vom spätgotischen Vorgängerbau übernommen.

An dem für die Familie Giech vorgesehenen Herrschaftsstand ist ein farbig gefaßtes Allianzwappen Giech - Khevenhüller angebracht. Das dazu passende Ehepaar ist Karl Gottfried Graf von Giech (30.7.1670-24.8.1729), Sohn von Christian Carl I. Graf v. Giech (8.3.1641-25.4.1695) und dessen Frau Barbara Praunfalk Freiin zu Neuhaus (1.7.1643-5.2.1699), und seine Frau, Eva Susanna Khevenhüller v. Aichelberg (30.8.1674-24.3.1714), Tochter von Bartholomäus III. v. Khevenhüller-Frankenburg Graf v. Aichelberg (-28.6.1678) und dessen Frau Renata Regina Justina Gräfin v. Abensperg u. Traun (1640-7.3.1707).

Neben der hier zutreffenden gab es noch eine zweite Verbindung beider Familien, nämlich die zwischen Christian Carl II. Graf v. Giech (7.9.1665-1697) und Maximiliane Karoline Khevenhüller v. Aichelberg (7.6.1670-1726), aber das war die Linie zu Buchau und Wiesentfels, obwohl Christian Carl der Bruder von "unserem" Karl Gottfried hier war. Entsprechend verstarb auch Karl Gottfrieds Witwe Eva Susanna in Buchau bei ihrer Schwägerin, die zugleich ihre Schwester war: Zwei Brüder hatten zwei Schwestern geheiratet. Im Detail sind die Wappen wie folgt aufgebaut, beginnend mit dem Wappen Giech:

Das Wappen Giech ist eine besondere Form des reichsgräflichen Wappens nach 1695. Der Schild ist in der hier verwendeten Variante zweimal geteilt und zweimal gespalten und ohne Herzschild:

Dazu gehören vier Helme:

Das Wappen Khevenhüller besteht aus einem geteilten und fünfmal gespaltenen Hauptschild und einem gespaltenen Herzschild, wobei die Inhalte der einzelnen Felder des Hauptschildes inverssymmetrisch verteilt sind:

Zu diesem Wappen gehören insgesamt vier Helme, alle gekrönt (Helmdecken schwarz-golden):

Literatur und Quellen:
Thurnau: http://www.thurnau.de/
Thurnau:
http://de.wikipedia.org/wiki/Thurnau
Giech:
http://de.wikipedia.org/wiki/Giech_(Adelsgeschlecht)
Uta von Pezold, Die Herrschaft Thurnau im 18. Jahrhundert; Plassenburg, Band 27, Kulmbach 1968
Thurnau 1239-1989, Festschrift, herausgegeben 1989 anläßlich der 850-Jahrfeier des Marktes Thurnau
Uta von Pezold, Thurnau, ein kleiner Führer durch seine Geschichte, Thurnau 1987
Siebmachers Wappenbücher
Genealogien:
http://worldroots.com
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag Degener 3. Aufl. 1999
Dr. Uta von Petzold, hrsg. von der Evang.-Luth. Kirchengemeinde Thurnau: Ein Gang durch die Kirche St. Laurentius Thurnau
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4

Veröffentlichung der Innenaufnahmen aus der Kirche mit freundlicher Erlaubnis des Herrn Dekan Hans Hager vom 21.4.2007, wofür ihm an dieser Stelle herzlich gedankt sei.
Genealogien:
Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9

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