Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 3
Boppard, Karmeliterkirche unserer lieben Frau
Wandgrab der Margarethe von Eltz (gest. 18.3.1509) hergestellt von Loy Hering AD 1519 nach Dürers Holzschnitt von 1511

In die Nordwand des Chores der Karmeliterkirche ist das Epitaph für Margarethe von Eltz geb. von Helmstatt eingelassen. Die nur gering plastisch durchgearbeitete Tafel aus Jurakalkstein ist dennoch aufgrund der Feinheit der Arbeiten und der hervorragenden Erhaltung ein Meisterwerk der Renaissance. Oben befindet sich ein eingezogener Rundgiebel, der einmal ein mittlerweile verschollenes Relief enthielt. Das Zentralfeld enthält eine Darstellung des sog. Gnadenstuhls. Die zentrale Figur zeigt Gott als Vater, päpstlich mit einer Tiara gekrönt, den Körper seines gekreuzigten Sohnes haltend, und über der Szene schwebt die Taube des Heiligen Geistes. Engel, die Leidenswerkzeuge Christi in ihren Händen halten, umgeben die Szene. Persönlich wird es im Vordergrund: Hier ist der Sohn der Verstorbenen und Stifter des Epitaphs zu sehen, Georg (Jörg) Graf v. Eltz, in Harnisch und darüber einem Deutschordensritterumhang. Die Inschrift betitelt ihn "Georg des Deutschen Ordens Oberster Marschall und Landkomtur der Ballei Elsaß". Er war erst 1482 Domherr zu Trier, studierte 1487-1492 in Heidelberg, Erfurt und Bologna, wurde 1495 Deutschordensherr, 1502 Generalprokurator des Ordens in Rom, dann Oberstmarschall in Preußen, darauf Komtur zu Mainz und 1519 Landkomtur in der Ballei Elsaß, dazu Stellvertreter des Hochmeisters. Nach seinem Tod 1532 wurde er in der Deutschordenskapelle in Koblenz zur letzten Ruhe gebettet. Leider sind seine Hände, die zum Gebet gefaltet waren, verlorengegangen. Links hinter ihm kniet eine Dame in einem Kleid mit geschlitzten Puffärmeln und einem pelzverbrämten Mantel darüber, das ist seine 1509 verstorbene Mutter Margarethe von Eltz geb. von Helmstatt, der er das Epitaph stiftete. Von heraldischem Interesse sind die insgesamt acht Ahnenwappen in den seitlichen breiten Rahmenleisten. Die Platte ist ein auf 1519 datiertes Werk von Loy Hering (Meisterinschrift vorhanden). Der Holzschnitt von Albrecht Dürer war seine Vorlage, die er um die beiden Stifterfiguren unten ergänzte.

Gesamtansicht der Platte

Ahnenwappen: Linke Seite der Platte von oben nach unten: von Eltz, Waldbott von Bassenheim, Romelians von Kobern, Boos von Waldeck
Rechte Seite der Platte von oben nach unten: von Helmstatt, Hase von Dieblich, von Flersheim, von Randeck

Boos von Waldeck (Hunsrück), gewendet, in Rot drei schrägrechts aneinandergereihte silberne Rincks. Helmzier ein schwarzer Flug beiderseits belegt mit einer roten Scheibe, diese wiederum belegt mit drei schrägrechts aneinandergereihten silbernen Rincks. Helmdecken rot-silber. Farbvarianten für die drei Hauptlinien.

Romelians (Romlians) von Kobern, gewendet, 6 (3:2:1) Adler. Wird im Gruber aber mit abweichender Anzahl (2:1) angegeben.

Waldbott von Bassenheim, gewendet, zwölffach rot-silbern geständert. Helmzier ein silberner Schwan, dessen erhobene Flügel mit je einem 12fach rot-silbern geständerten Schildchen belegt sind. Helmdecke rot-silbern.

von Eltz, gewendet, rot-silbern geteilt, oben wachsend ein goldener Löwe. Helmzier wäre ein mit Hermelin gestulpter roter Turnierhut, darauf ein goldener Löwe wachsend zwischen einem mit silbernen (auch als golden beschrieben), gestürzten Lindenblättern bestreuten roten Flug. Helmdecken rot-golden (resp. rot-silbern).

von Randeck, in Silber ein roter Balken, begleitet von 3 (2:1) roten Lilien. Helmzier zwei silberne Büffelhöner, abweichend auch die Hörner im Stulp eines Hutes. Stammburg: Burg Randeck an der Alsenz, waren im 14. Jh. Burgmänner auf Montabaur.

von Flersheim, von Flörsheim, blau-silber-rot zweimal geteilt. Helmzier: Wachsende Jungfrau mit rotem Gewand und rotem Stirnband, statt der Arme zwei blau-silbern-rot geteilte Flügel. Helmdecke blau-silbern/rot-silbern.

von Helmstatt, in Silber ein schwarzer Rabe. Helmzier ein schwarzes und ein silbernes Büffelhorn. Helmdecken schwarz-silbern. (Rabe sonst auffliegend und rotbezungt dargestellt). Schwäbischer Uradel, Stammvater Raven de Wimpina (Wimpfen), Stammvater der drei Kraichgauer Geschlechter Göler von Ravensburg, von Mentzingen und von Helmstatt.

Detail: Helm mit hochgeklapptem Visier und Federschmuck.

Georg Graf v. Eltz (-1532) in Harnisch, darüber ein Deutschordensmantel

Margaretha von Eltz geb. von Helmstatt

Das achte, hier nicht abgebildete Wappen ist das der Hase von Dieblich, in Rot ein goldener Pfahl, auf dem helm mit rot-goldenen Decken ein mit Spitzen von Gold und Rot geteilter Schwanenrumpf. Die in der Literatur getroffene Zuordnung von der Leyen ist unzutreffend.

Es gibt drei Verbindungen zwischen den von Eltz und den von Helmstatt:

Hier geht es um die letztere, die am 18.3.1500 verstorbene Margarethe v. Helmstatt. Sie war die Tochter von Jacob v. Helmstatt, zu Dürrcastel, pfälzischer Hofmeister, gefallen bei Metz, und dessen Frau Aleid (Adelheid) v. Flersheim (Flörsheim), und ihr Ehemann war Johann d. Ä. Graf v. Eltz (-1517, andere Quellen: 1504?), Sohn von Johann VIII. Graf v. Eltz (-1508), dessen Frau Katharina Waldbott v. Bassenheim (-1466).

Die Großeltern des Ehemannes waren: Johann VII. Graf v. Eltz (-1480) und dessen Frau Agnes v. Covern (Kobern), Siegfried Waldbott v. Bassenheim und dessen Frau Metza Boos v. Waldeck. Die Großeltern der Verstorbenen waren: Dam v. Helmstatt und dessen Frau Margarete Hase v. Divelich (Hase von Dieblich) sowie Friedrich v. Flersheim, Ritter (1383-1473) und dessen Frau Margarete v. Randeck (-9.7.1489). Interessant ist, daß weder in der Gruppe der Stifterfiguren noch in der Inschrift der Mann der Verstorbenen auftaucht. Dafür ist Johann d. Ä. Graf von Eltz aber in der Ahnenprobe präsent. Oder überspitzt ausgedrückt - hier ist nicht die Ahnenprobe der Verstorbenen zu sehen, sondern die des Stifters, ihres Sohnes Georg von Eltz, der aufgrund des Deutschordenskreuzes und des Herstellungsdatums als Stifter eindeutig identifiziert werden kann.

Literatur, Links und Quellen:
Publikation der Photos aus dem Innenraum der Karmeliterkirche mit freundlicher Erlaubnis von Herrn Pfarrer Hermann-Josef Ludwig vom 1.8.2007, wofür ihm an dieser Stelle ganz herzlich gedankt sei.
Literatur: Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen Vierteljahresblätter".
Siebmachers Wappenbuch Baden Band 2 Abt. 6 Tafel 7
Genealogisches Handbuch des Adels, Starke Verlag, Band V, Band 84 Gesamtreihe
Rolf Zobel: Wappen an Mittelrhein und Mosel, Books on Demands GmbH, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-5292-3, 527 S.
Susanne Kern: Die Inschriften der ehemaligen Karmeliterkirche in Boppard, Mainz 2008:
http://www.regionalgeschichte.net/fileadmin/Superportal/Bibliothek/Autoren/Kern/Bopp_Karmeliter_Inhalt_Webversion.pdf
Die deutschen Inschriften:
http://www.inschriften.net/rhein-hunsrueck-kreis/inschrift/nr/di060-0166.html Eberhard J. Nikitsch, DI 60, Nr. 166, in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di060mz08k0016603.
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9

Karmeliterkirche, Johann von Eltz - Karmeliterkirche, Sifrit von Schwalbach - Karmeliterkirche, Wilhelm von Schwalbach - Karmeliterkirche: Conrad Kolb von Boppard - Karmeliterkirche: Johannes Philipp Anton von Eltz - Karmeliterkirche: landgräflicher Wappenstein

Die Walpoden und die Waldbott von Bassenheim

Ortsregister Photos von Wappen - Namensregister - Regional-Index
Zurück zur Übersicht Heraldik

Home

© Copyright Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2006, 2007, 2012
Impressum