Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1082
Wächtersbach
(Main-Kinzig-Kreis, Hessen)
Wächtersbach
- Teil (1): Schloß
Geschichte
und Baugeschichte
Schloß Wächtersbach liegt am
Rande der historischen Altstadt des gleichnamigen Ortes. Das Bild
ist widersprüchlich: Einerseits ist der große dreigeschossige
Vierflügelbau mit seiner von Efeu überwucherten Fassade einfach
romantisch und idyllisch inmitten des weitläufigen Schloßparks.
Andererseits ist das Schloß, einst Sitz einer eigenen Linie der
Grafen von Isenburg, die 1865 Fürsten zu Ysenburg und Büdingen
wurden, seit über 30 Jahren unbewohnt, und so sieht es auch bei
näherem Hinsehen aus: Geborstene Fensterscheiben, mit Folie
verspannte Fensteröffnungen, häßliche Graffiti,
Vernachlässigung. Das Efeu sprengt die Ritzen der verputzen
Bruchsteinmauern, bereitet der Feuchtigkeit den Weg und verdeckt
die baugeschichtlich interessanten Details, auch das
Allianzwappen an der Frontseite ist durch das wuchernde Efeu
erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Ein Jammer ist der heutige
Zustand, denn das Anwesen ist von historischer Bedeutung, seine
Anfänge hatte das Schloß als Jagdsitz und Sicherungsburg in der
Stauferzeit, um den Büdinger Reichsforst für den Kaiser zu
sichern.
Burg und Siedlung werden
erstmals 1236 erwähnt. Wie die Burg Büdingen war auch
Wächtersbach ein Reichslehen. Es gelangte 1458 in den Besitz der
Grafen von Isenburg. Als 1529 die Isenburger Lande zwischen
Ronneburger und Birsteiner Linie geteilt wurden, wurde
Wächtersbach der Ronneburger Linie zugeschlagen (Graf Anton) und
anschließend als Renaissance-Residenz ausgebaut, mit großen
Ähnlichkeiten der Details zu den Ausbauten in Büdingen und auf
der Ronneburg.
Von der ehemaligen
mittelalterlichen Burg ist nicht mehr viel zu erkennen. Die
einstige Wasserburg wurde im 2. Viertel des 16. Jh. und dann noch
einmal im 17. Jh. umgebaut. Der aus dem Mittelalter stammende
Bergfried wurde erst bei einem größeren Umbau 1816 abgerissen,
ebenfalls zu Beginn des 19. Jh. wurden auch die bislang
bestehenden Wassergräben eingeebnet, so daß das ehemalige
Wasserschloß übergangslos in den neu angelegten Park
eingebettet wurde. Durch den erwähnten Umbau entstand die
geschlossene Vierflügelanlage, wie wir sie heute sehen, mit zwei
runden Türmen mit welschen Hauben an der südwestlichen und der
südöstlichen Ecke, einem turmartig vorspringenden
überkuppelten Eingangs-Vorbau auf der Westseite und einem
polygonalen Treppenturm von 1875 im Innenhof. Alle Türme sind
gleichhoch wie das dreistöckige Mauerwerk, so daß die Dachkante
geschlossen umläuft. Die Fenster unterschiedlicher Größe, wie
sie sich uns heute zeigen, wurden zumeist im 18. und 19. Jh.
gebrochen. 1939 wurde das Schloß nach einem Brand der Dächer in
den zerstörten Bereichen wiederhergestellt. Auch heute noch ist
das Schloß, obgleich unbewohnt und vernachlässigt, Eigentum der
Fürsten zu Ysenburg-Büdingen.
Eingangsturm
und Wappen
Im Norden hat das Schloß
einen mittig vorspringenden Erker mit Blendmaßwerk aus dem 16.
Jh. Markant springt im Westen der runde Turm in der Mitte der
Fassade hervor, atypisch für ein Renaissance-Schloß, und in der
Tat ist der Turm ein Mischmasch aus verschiedenen Epochen. Das
Allianzwappen über dem Schloßeingang von 1939 datiert aus dem
16. Jh. Ursprünglich war hier wohl ein Renaissance-Erker, dessen
Allianzwappen hier für eine neu geschaffene Balkonbrüstung beim
Umbau des Eingangs im frühen 20. Jh. wiederverwendet wurde.
An der
Balkonbrüstung, einer ehemaligen Erkerbrüstung, befindet sich
ein von Efeu überwuchertes und nur teilweise zu sehendes
Allianzwappen Isenburg / Wied. Es ist das gleiche Bauherrenpaar,
das uns an der Ronneburg und am Schloß Büdingen begegnet. Zur
Linken befindet sich der Wappenschild des Anton Graf v.
Isenburg-Kelsterbach (2.8.1501 - 25.10.1560), in Silber zwei schwarze Balken. Die hier verdeckte
Helmzier zeigt einen mit goldenen gestürzten Lindenblättern
(Herzchen) bestreuten schwarzen Flug. Die Helmdecken wären
schwarz-silbern tingiert.
Zur Rechten der Wappenschild
der Elisabeth v. Wied-Runkel
(nach 1505 - 24.7.1542), in mehrfach
gold-rot schräg geteiltem Feld ein natürlicher Pfau (der Pfau
und die Teilungen waren früher wie hier rechtsgerichtet und
wurden später gewendet). Die hier vom Efeu verdeckte Helmzier
ist ein natürlicher Pfau; die Helmdecken wären rot-golden
tingiert.
Genealogie
Beginnen wir die
Genealogie mit Graf Ludwig II: Er hatte drei Söhne, Philipp, der
Erstgeborene, Diether und Johann. In seinem Testament sprach
Ludwig II die Grafschaft Isenburg seinem Ältesten zu, mit der
Auflage der standesgemäßen Versorgung seiner beiden jüngeren
Brüder. Natürlich ergab sich darüber ein Streit, der erst
1517, 6 Jahre nach dem Tod des Vaters, durch Aufteilung in einem
Erbbrüdervertrag beigelegt wurde. Diether, der Zweitgeborene,
wohnte und starb in Wächtersbach, er starb kinderlos und
begründete keine eigene Linie. Johann, der jüngste Sohn,
begründete die Linie zu Birstein, von der auch die Linie zu
Offenbach abstammt. Philipp aber, der Älteste, begründete die
Linie zu Ronneburg alias Kelsterbach, die 1517-1601 währen
sollte.
- Ludwig II. Graf v. Isenburg
Herr v. Büdingen (1422 - 4.6.1511), zu Büdingen, zu
Steinheim u. Höchst, 1438 Erwerb von Birstein, 1465 zu
Burgbracht, 1476 zu Burg Ronneburg und Langendiebach,
1484 Herr des Büdinger Waldes, vermählt mit Maria v.
Nassau-Wiesbaden-Idstein (1438 - 10.1.1480)
- Anna v.
Isenburg-Büdingen (vor 6.1.1460 - 27.7.1522),
vermählt mit Philipp II. Graf v.
Hanau-Babenhausen (31.5.1462 - 22.8.1504/1505)
- Margarete v.
Isenburg-Büdingen (1464 - 1506?), ging ins
Kloster, 1495 Cellerarin zu Marienborn
- Maria v.
Isenburg-Büdingen (18.11.1465 - 1527), ging
ebenfalls ins Kloster, 1493-1495 Priorin zu
Marienborn, 1495 Äbtissin zu Marienborn, 1499
Nonne zu Clarenthal
- Philipp Graf v.
Isenburg-Ronneburg (Kelsterbach) (20.3.1467 -
22.2.1526), 1487 Pilgerfahrt ins Heilige Land, zu
Ronneburg, Begründer der Linie
Isenburg-Ronneburg = Isenburg-Kelsterbach, zu
Seibold, Meerholz, Langendiebach, Grundau und
Wächtersbach, vermählt am 19.11.1495 mit Amalia
v. Rieneck (29.11.1478 - 1543), der Schwester des
Philipp von Rieneck.
- Anton
Graf v. Isenburg-Kelsterbach
(2.8.1501 - 25.10.1560), vermählt am
19.10.1523 in Wied mit Elisabeth
v. Wied-Runkel (nach 1505 -
24.7.1542), insgesamt 15 Kinder,
darunter:
- Maria
v. Büdingen-Kelsterbach
(7.1.1525 - 30.8.1558)
- Georg
Graf v.
Isenburg-Büdingen-Kelsterbach
(10.9.1528 - 29.6.1577), gab 1565
die Regierungsgeschäfte an
seinen Bruder Heinrich ab. Er war
vermählt mit Barbara v. Wertheim
(1531 - 17.9.1600/28.4.1556); die
Ehe war kinderlos.
- Katharina
v. Isenburg-Büdingen-Kelsterbach
(11.4.1532 - 16.4.1574),
vermählt mit Nikolaus IV. v.
Salm zu Neuburg (- 1580)
- Wolfgang
v. Isenburg-Büdingen-Kelsterbach
(12.6.1533 - 20.12.1597/1598),
drei Ehen, erstens mit Johannette
v. Hanau-Lichtenberg (1543 -
3.12.1599), zweitens mit Ursula
v. Solms-Braunfels (1535 -
21.1.1585), drittens mit Ursula
v. Gleichen-Rembda (- 21.9.1625)
- Anna
v. Isenburg-Büdingen-Kelsterbach
(8.7.1536 - 30.10.1565),
vermählt mit Johann Andreas v.
Wolfstein Freiherr v. Sulzbürg
- Heinrich
v. Isenburg-Büdingen-Kelsterbach
(13.9.1537 - 31.5.1601), Letzter
aus der Linie
Isenburg-Ronneburg-Kelsterbach,
die mit ihm erlosch, da er ohne
Nachkommen war, trotz zweier
Ehen, die erste 1569 geschlossen
mit Maria v. Rappoltstein
(5.7.1551 - 15.10.1571), die
zweite mit Elisabeth v.
Gleichen-Tonna (1554 - 19.7.1616)
- Sibylle
v. Isenburg-Büdingen-Kelsterbach
(1.6.1540 - 21.5.1608), vermählt
mit Siegmund II. Burggraf v.
Kirchberg (- 1570)
Rentkammer
Westlich des
Schlosses steht die ehemalige gräflich- bzw.
fürstlich-isenburgische Rentkammer von 1735-1736. Es ist ein
langgestrecktes Gebäude, dessen Mitte und Eingang mit einem
zierlichen Uhrtürmchen betont wird, im Gegensatz zum Schloß
sehr gepflegt. Das Mansarddach mit vielen Dachgauben ist etwas
eigentümlich mit einer Ziegelbedeckung im oberen Teil und einer
Schieferverkleidung im steileren unteren Teil.
Genealogie
der Linie Isenburg-Wächtersbach (1)
Die Wasserburg, erst der
Ronneburger Linie zugehörig, dann im Erbgang an die Hauptlinie
zurückgefallen, wurde 1685 bei einer Erbteilung Sitz einer
eigenständigen Linie. Abstammung des Ehemannes auf dem
Allianzwappen an der Rentkammer:
- Philipp II. Graf zu Isenburg-Birstein
(23.5.1526 - 5.4.1596), vermählt mit Irmengard zu
Solms-Braunfels (1536-1.10.1577)
- Wolfgang Ernst I. Graf zu
Isenburg-Birstein (29.12.1560 - 21.5.1633),
vermählt mit Juliane zu Sayn-Wittgenstein
(26.2.1583 - 8.2.1627)
- Johann Ernst Graf zu
Isenburg-Büdingen (21.6.1625 -
8.10.1673), vermählt mit Maria Charlotte
Gräfin zu Erbach (24.3.1631 - 8.6.1693)
- Philipp Ernst
zu Ysenburg-Büdingen (1655 -
22.9.1672) - starb vor der
Teilung
- Friedrich
Wilhelm zu Ysenburg-Büdingen
(27.1.1658 - 21.6.1676) - starb
vor der Teilung
- Wolfgang Ernst
zu Ysenburg-Büdingen
(15/25.3.1659 - 20.6.1676) -
starb vor der Teilung
- Johann Casimir
Graf zu Ysenburg u. Büdingen in
Büdingen (10.7.1660 - 23.9.1693)
- Fortsetzer der Linie zu
Büdingen
- Georg Albrecht
Graf zu Ysenburg u. Büdingen in
Meerholz (21.4./1.5.1664 -
11.2.1724) - Begründer der Linie
zu Meerholz
- Carl August v.
Isenburg u. Büdingen in
Marienborn (17/27.1.1667/1673 -
16.3.1725) - Begründer der Linie
zu Marienborn
- Ferdinand
Maximilian I. Graf zu Ysenburg u.
Büdingen in Wächtersbach
(24.12.1661/3.1.1662 -
14.3.1703), 9.4.1684 Teilung mit
den Brüdern, 23.7.1687 erneut,
Begründer der Linie zu
Wächtersbach, Schloß
Wächtersbach wird eigenständige
gräfliche Residenz, vermählt
mit Albertina Maria v.
Sayn-Wittgenstein-Berleburg
(29.1.1663 - 29.11.1711)
- Ferdinand
Maximilian II. Graf zu
Ysenburg-Büdingen in
Wächtersbach
(12.1.1692 - 21.4.1755),
vermählt am 28.5.1713 in
erster Ehe mit Albertine
Ernestine zu Ysenburg u.
Büdingen in Büdingen
(25.8.1692 - 11.6.1724)
und in zweiter Ehe 1725
in Gedern mit Ernestina
Wilhelmina zu
Stolberg-Gedern
(29.1.1695 - 7.5.1759)
Abstammung der Ehefrau auf dem
Allianzwappen an der Rentkammer:
- Bodo (VIII) Graf zu Stolberg (4.1.1467
- 1538), vermählt mit Anna Gräfin v.
Eppstein-Königstein-Rochefort (1481/1482 - 7.8.1538)
- Heinrich (X) Graf zu
Stolberg-Wernigerode (1509 - 12.11.1572),
vermählt mit Elisabeth v. Gleichen-Rembda (-
26.6.1578)
- Christoph (II) Graf zu
Stolberg-Wernigerode (1.12.1567 -
21.11.1638), vermählt mit Hedwig v.
Regenstein u. Blankenburg
(23.2.1571/20.1.1572 - 20.11.1634)
- Heinrich Ernst
I. Graf zu Stolberg-Wernigerode
(20.7.1593 - 4.4.1672), vermählt
mit Anna Elisabeth Gräfin zu
Stolberg (6.8.1624 - 17.10.1668)
- Ludwig
Christian Graf zu
Stolberg-Gedern (8.9.1652
- 27.8.1710), vermählt
mit Christina Herzogin v.
Mecklenburg-Güstrow
(14.8.1663 - 3.8.1749)
- Ernestina
Wilhelmina zu
Stolberg-Gedern
(29.1.1695 - 7.5.1759),
vermählt mit Ferdinand
Maximilian II. Graf zu
Ysenburg-Büdingen in
Wächtersbach
(12.1.1692 - 21.4.1755)
Am 16.3.1725 kam es zu einer
Gebietsvergrößerung durch Ererbung von Gebieten der erloschenen
Marienborner Linie.
Das
Allianzwappen an der Rentkammer
Über dem Hauptportal
der Rentkammer befindet sich ein Allianzwappen, zwei einander
leicht zugeneigte Ovalschilde mit reichlich Rocaille-Ornamenten
außen herum ohne Oberwappen unter einer Krone.
Wappen über dem Portal der
Rentkammer. Die Inschrift unter dem Wappen besagt:
"FERDINANDUS MAXIMILIANUS PRO TEMPORE COMES REGENS HOC
AEDIFICIUM FUNDAMENTO IN ANNIS 1735 ET 1736 EREXIT". Der
heraldisch rechte Wappenschild des Ehemannes Ferdinand Maximilian
II. Graf zu Ysenburg-Büdingen in Wächtersbach (12.1.1692 -
21.4.1755) zeigt in Silber zwei schwarze Balken. Der Wappenschild
der Ehefrau Ernestina Wilhelmina zu Stolberg-Gedern (29.1.1695 -
7.5.1759) wird weiter unten im Detail besprochen.
Genealogie
der Linie Isenburg-Wächtersbach (2)
Die Nachkommen des Paares an
der Rentkammer:
- Ferdinand Maximilian II. Graf
zu Ysenburg-Büdingen in Wächtersbach
(12.1.1692 - 21.4.1755), vermählt in zweiter Ehe 1725 in
Gedern mit Ernestina Wilhelmina zu
Stolberg-Gedern (29.1.1695 - 7.5.1759)
- Ludwig Maximilian I. Graf zu
Ysenburg u. Büdingen in Wächtersbach (28.8.1741
- 23.6.1805), erst Militärlaufbahn, Hauptmann
der Volontairs d'Alsace, quittierte den Dienst
1776, 1780 zu Wächtersbach, vermählt mit
Augusta Friderica Carolina Sophia Wilhelmina
Louise Amalia v. Sayn-Wittgenstein-Hohenstein
(27.2.1763 - 20.4.1800)
- Adolf II. Graf zu
Ysenburg u. Büdingen in Wächtersbach
(26.7.1795 - 22.8.1859), 1821 zu
Wächtersbach, erbliches Mitglied der
ersten Ständekammer im Großherzogtum
Hessen und der kurhessischen Stände,
9.10.1847 Resignation, vermählt mit
Philippine Charlotte Ferdinande Luise
Gräfin zu Ysenburg u. Büdingen in
Philippseich (19.2.1798 - 23.4.1877)
- Ferdinand
Maximilian (Adolf Ernst Ludwig
Philipp) III. Graf, I. Fürst zu
Ysenburg u. Büdingen
(24.10.(1823/1824) - 5.6.1903),
1847 Graf, erbliches Mitglied des
Preußischen Herrenhauses und der
ersten Ständekammer im
Großherzogtum Hessen, bis 1866
Mitglied der kurhessischen
Stände, 17.8.1865 kurhessischer
Fürstenstand, vermählt mit
Augusta Marie Gertrude Prinzessin
v. Hanau u. Horowitz (21.9.1829 -
18.9.1887)
- Friedrich
Wilhelm Adolf Georg
Kasimir Karl Fürst zu
Ysenburg u. Büdingen
(17.6.1850 - 20.4.1933),
seit 1903 2. Fürst in
Wächtersbach, erbliches
Mitglied der Ersten
Kammer des
Großherzogtums Hessen
und des preußischen
Herrenhauses, vermählt
mit Anna Eliska Ludovika
Antonie Huberta Dobrensky
z Dobrenic (1852 -
21.9.1913)
- Ferdinand
Maximilian Erbprinz zu
Ysenburg u. Büdingen in
Wächtersbach (25.6.1880
- 11.3.1927), vermählt
mit Margarete Maria
Alexandrine Jelka Dagmar
Gräfin v. Dönhoff
(19.4.1876 - 22.9.1954)
- Otto
Friedrich Viktor
Ferdinand Maximilian
Gustav Richard Bogislav
Fürst zu Ysenburg u.
Büdingen (16.9.1904 -
25.9.1990), 3. Fürst,
1933 zu Ysenburg und
Büdingen, Adoptivsohn
des Fürsten Karl Gustav
zu Ysenburg und
Büdingen, 1941 zu
Büdingen, vermählt mit
Felicitas Anna Eleonore
Cecilie Prinzessin Reuss
(5.7.1914 - 25.6.1989)
- Wolfgang
Ernst Ferdinand Heinrich
Franz Karl Georg Wilhelm
Fürst zu Ysenburg u.
Büdingen in
Wächtersbach (20.6.1936
-), 4. Fürst, vermählt
mit Leonille Elisabeth
Valerie Viktoria Barbara
Margarete zu
Sayn-Wittgenstein-Berleburg
(6.7.1941 -)
Der Graf Adolf II. erlebte am 12.7.1806 die
Mediatisierung und wurde dabei seinem Verwandten, dem Fürsten
Carl zu Ysenburg-Birstein, standesrechtlich untergeordnet. Die
Linie Wächtersbach erlangte am 17.8.1865 den kurhessischen
Fürstenstand und besteht noch heute, vertreten durch
Casimir-Alexander Lucian Friedrich Peter Franz Ferdinand Benedikt
Wittekind Prinz zu Ysenburg u. Büdingen in Wächtersbach (geb.
30.12.1967), Sohn von Wolfgang Ernst Ferdinand Heinrich Franz
Karl Georg Wilhelm 4. Fürst zu Ysenburg u. Büdingen in
Wächtersbach (geb. 20.6.1936) und Leonille Elisabeth Valerie
Viktoria Barbara Margarete zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg (geb.
6.7.1941).
Das Wappen
der Linie Stolberg-Gedern
Der vorliegende Wappenschild
ist viermal gespalten zu fünf Pfählen:
- Erster Pfahl: im oberen Viertel
geteilt
- ganz oben: in Gold ein
schreitender schwarzer Hirsch (Stammwappen,
Grafschaft Stolberg)
- unten: in Silber zwei rote,
pfahlweise gestellte und in der Mitte nach außen
gekrümmte Fische (Forellen) nebeneinander
(Grafschaft Wernigerode)
- Zweiter Pfahl: dreimal geteilt:
- oben: in Gold ein schwarzer
Löwe (Herrschaft, "Grafschaft" Königstein).
- Mitte oben: in Silber drei
rote Sparren, alternativ von Silber und Rot
fünfmal gesparrt (Herrschaft Eppstein)
- Mitte unten: ledig und rot
(obere Hälfte Herrschaft Münzenberg)
- unten: ledig und golden
(untere Hälfte Herrschaft Münzenberg)
- Dritter Pfahl: geteilt, und in der
oberen Hälfte nochmals geteilt
- ganz oben: in Gold ein
blaubewehrter, roter Adler (Grafschaft Rochefort).
- oben: in Gold ein von Silber
und Rot in drei Reihen geschachter Balken (Grafschaft
Mark)
- unten: Von Gold und Rot
siebenmal oder neunmal geteilt (Herrschaft Agimont,
eigentlich Grafschaft Loon/Looz).
- Vierter Pfahl und fünfter Pfahl:
bilden zusammen ein geviertes Wappen mit Herzschild:
- Feld 1 und 4: silbern-rot
geschacht (Grafschaft Hohnstein)
- Feld 2 und 3: in Rot drei
goldene Balken oder siebenmal von Gold und Rot
geteilt, überhöht von einem einwärts
schreitenden goldenen Löwen mit roter Zunge und
ebensolcher Bewehrung (Grafschaft Lauterberg)
- Herzschild: In Silber ein
schwarzer, schreitender Hirsch (Klettenberg)
Warum das so ist und warum das eigentlich
heraldisch nicht korrekt ist, wird im folgenden erläutert.
Die
Entwicklung des Stolberger Wappens
Die Grafen von Stolberg sind
ein uraltes gräfliches Geschlecht aus dem Harz, welches in einer
Linie 1742 den Reichsfürstenrang erreichte, welche aber wieder
erloschen ist. In anderen Linien hingegen blüht die Familie
fort. 1548 teilte sich das Haus Stolberg auf in eine rheinische
Linie und eine Harzer Linie. Die rheinische Linie erlosch 1631.
Die Harzer Linie teilte sich 1645 in die beiden Hauptlinien zu
Wernigerode und zu Stolberg, von denen weitere Linien abzweigten:
Es gab die Linien Stolberg-Gedern (nach Gedern bei Büdingen, ab
1677 zu Gedern, 1742 Reichsfürsten, 1804 ausgestorben und von
Stolberg-Wernigerode beerbt), Stolberg-Ortenberg (Grafen und
Fürsten, nach Ortenberg bei Büdingen, 1806 in Hessen-Darmstadt
mediatisiert), Stolberg-Rossla (Grafen und Fürsten, nach Rossla
bei Sangershausen benannt, 1706 von der Linie zu Stolberg
abgezweigt), Stolberg-Stolberg (Grafen, 1645 abgezweigt) und
Stolberg-Wernigerode (Grafen, 1645 entstanden durch Teilung der
Harzer Linie).
1. Wappen:
Stammwappen Stolberg:
- In Gold ein schreitender schwarzer
Hirsch. In den frühesten Darstellungen wird der Hirsch
nicht schreitend, sondern stehend abgebildet.
- Die Helmzier ist auf gekröntem Helm
ein natürlicher Pfauenstoß zwischen zwei silbernen
Federn. Hefner gibt beim sächsischen Adel an, auf
ältesten Darstellungen sei es ein silbernes Schirmbrett
gewesen, das außen mit Pfauenspiegeln besteckt ist.
Dafür läßt sich allerdings kein Beleg bei älteren
Siegeln finden.
2. Wappen:
Wernigerode kommt ins Wappen:
Das Geschlecht der Grafen von
Wernigerode gehörte zu den ältesten im Harz. Schon 1121 wird es
erwähnt, als die Grafen ihren Sitz von Haymar/Haimar bei
Hildesheim auf die Burg Wernigerode an einer wichtigen
Straßenkreuzung im Harz verlegten. Die Grafen hatten neben ihren
Grafschaftsrechten auch die Verwaltung des Reichsforstes im
Nordostharz inne. 1343 erlangten sie die Grafschaftsrechte um
Wernigerode von den Grafen von Regenstein. Weiterhin hatten sie
die Vogteirechte der Klöster Ilsenburg und Drübeck inne.
Lehnsherr von Wernigerode war ab 1268 der Markgraf von
Brandenburg, ab 1381 das Erzstift Magdeburg, 1449 wieder
Brandenburg. Mit dem Tode des kinderlosen Grafen Heinrich von
Wernigerode am 3. Juni 1429 erlosch das Grafengeschlecht.
Wernigerode kam durch Erbverbrüderung zwischen beiden Häusern
(Erbvertrag) in den Besitz der Grafen zu Stolberg. Graf Botho
wird dadurch "Graf und Herr zu Stolberg und
Wernigerode". Stolberger und Wernigeroder Wappen wurden
damals vereinigt. Nach Anfall der Grafschaft Wernigerode in der
Mitte des 15. Jh. führen die Grafen von Stolberg ihr Wappen
geviert:
- Feld 1 und 4: in Gold ein schreitender
schwarzer Hirsch (Stammwappen, Grafschaft Stolberg).
Alternativ kann der Hirsch in Feld 1 einwärts gewendet
sein.
- Feld 2 und 3: in Silber zwei rote,
pfahlweise gestellte und in der Mitte nach außen
gekrümmte Fische (Forellen) nebeneinander (Grafschaft Wernigerode)
Helmzier:
- auf gekröntem Helm ein natürlicher
Pfauenstoß zwischen zwei silbernen Federn (Grafschaft Stolberg).
Bereits Albrecht Georg (1519-1587) und
dessen direkte Vorfahren im Jahre 1431 führten den Schild
geviert von Stolberg und Wernigerode, und darauf den Stammhelm.
Graf Christoph zu Stolberg, Dompropst zu Halberstadt (1523-1581)
führte dazu als Herzschild das Wappen der Dompropstei
Halberstadt, in Blau einen goldenen Adler.
Keine
Wernigeroder Helmzier?
Die alte Helmzier der Grafen
von Wernigerode war übrigens eine rote Forelle balkenweise vor
einem grünen (natürlichen) Pfauenstoß, bzw. nach einer anderen
Darstellung eine rote Forelle balkenweise vor einem mit einem
grünen (natürlichen) Pfauenstoß besetzten hohen Hut oder
Schaft. Decken rot-silbern. Diese Helmzier wurde
erstaunlicherweise nicht mit in das Stolbergsche Wappen
aufgenommen. Grünenberg bildet eine Version mit zwei Helmen ab,
von denen der zweite zwar Wernigerode repräsentieren soll, aber
unrichtig ist:
Zwei Helme (nach Grünenberg, Wappencodex
Tafel 24 Nr. 3):
- Helm 1 (rechts): ein natürlicher
(grüner) Pfauenstoß zwischen zwei silbernen Federn (Grafschaft
Stolberg). Helmdecken nach Grünenberg
rot-silbern.
- Helm 2 (links): zwei gestürzte rote,
pfahlweise gestellte, in der Mitte nach außen gekrümmte
Fische (Forellen), mit den einander zugewandten Mäulern
in den Helm beißend, Helmdecken rot-silbern (Grafschaft Wernigerode)
Besondere
Varianten
Daneben wurden noch
Sonderformen des Stolbergschen Wappens überliefert:
- Graf Wolff v. Stolberg führt 1623
einen geteilten Schild: oben der Hirsch, unten ein
Wellenbalken (Querstrom), Bedeutung unklar, auf dem
gekrönten Helm ein Pfauenschweif zwischen einem
Hirschgeweih.
- Graf Christoph zu Stolberg führte den
Schild als Administrator zu Ilsenburg geviert von dem
Stolberger Hirschen, einem Löwen, einem Adler, den
Wernigeroder Forellen.
- Am Rathaus von Wernigerode befindet
sich ein Relief mit einer abweichenden Darstellung:
Hirsche einwärtsgekehrt, Forellen nicht pfahlweise
gestellt und nebeneinander, sondern balkenweise gestellt
und übereinander.
3. Wappen
vom 17.5.1548: Königstein kommt ins Wappen
Die Grafen von Königstein
starben 1535 aus. Die Grafen von Stolberg waren an der
Königsteiner Erbschaft beteiligt, was sich durch folgende
Genealogie ergab: 1418 kamen die Herren von Eppstein an
Königstein (Erbschaft von den Falkensteinern). 1433 hatten sich
die Herren von Eppstein in die Linien Eppstein-Münzenberg und
Eppstein Königstein aufgespalten. 1505 wurde ihnen der
Grafentitel zugestanden. Die Herren von Eppstein-Münzenberg
waren schon 1522 mit Gottfried XII im Mannesstamm ausgestorben.
Das Geschlecht der Grafen von Eppstein-Königstein erlosch 1535.
Das Erbe fiel an Stolberg und 1581 an Mainz, andere Teile an
Hessen.
- Gottfried Herr v. Eppstein, vermählt
mit Loretta v. Dhaun zu Oberstein
- Gottfried Herr v. Eppstein,
vermählt mit Luckarde Reiz v. Breuberg
- Eberhard I. Herr v.
Eppstein, vermählt mit Lukard (Luitgard)
v. Falkenstein
- Gottfried VII.
Graf v. Eppstein-Münzenberg (ca.
1375 - 1437)
- Adolf
v. Eppstein Bischof v.
Speyer
- Gottfried
XI v. Eppstein, Graf v.
Dietz, Herr von
Münzenberg
- Gottfried
XII. v. Eppstein, Graf v.
Dietz, Herr v.
Münzenberg (-
24.12.1522)
- Engelbrecht
v. Eppstein-Münzenberg
(- 27.7.1494)
- Agnes
v. Eppstein (- 28.7.1533)
- Eberhard II.
v. Eppstein Herr v. Königstein,
vermählt mit Anna v. Cronberg
(ca. 1398 - 1442), 1433 Teilung
mit dem Bruder Gottfried
- Eberhard
III. Herr v.
Eppstein-Königstein,
vermählt mit Anna v.
Nassau-Wiesbaden (- 1465)
- Philipp
I. v. Eppstein Herr v.
Königsstein, vermählt
mit Louise v. d. Mark
- Anna
Gräfin v.
Eppstein-Königstein-Rochefort
(1481/1482 - 7.8.1538),
vermählt mit Bodo
VIII Graf zu Stolberg
(4.1.1467 - 1538), und
von diesen beiden stammt
die Frau ab, die zu
diesem Portal gehört.
Über das neue, vermehrte Wappen erhielten
die Grafen von Stolberg am 17.5.1548 in Augsburg einen
bestätigenden Wappenbrief. Das Wappen ist aus sechs Feldern
aufgebaut, der Schild ist geteilt und zweimal gespalten.
- Feld 1: in Gold ein schreitender
schwarzer Hirsch (Stammwappen, Grafschaft Stolberg)
- Feld 2: in Gold ein schwarzer Löwe (Herrschaft,
"Grafschaft" Königstein). Er
wurde aus dem Wappen der Eppstein-Königstein
übernommen. Dazu sei angemerkt, daß es davor keine
Grafen von Königstein gab und daß die früheren Herren
von Königstein (Niederadel) ein ganz anderes Wappen
führten, offensichtlich ist der Königsteiner Löwe
eigens zu dem Zwecke der Wappenverbesserung angenommen
worden.
- Feld 3: in Gold ein roter Adler (Grafschaft
Rochefort). Hier handelt es sich um eine
wallonische Grafschaft, die ebenfalls mit dem Erbe der
Eppstein-Königstein erworben wurde.
- Feld 4: in Silber zwei rote,
pfahlweise gestellte und in der Mitte nach außen
gekrümmte Fische (Forellen) nebeneinander (Grafschaft Wernigerode)
- Feld 5: geteilt
- oben: in Silber drei rote
Sparren, alternativ von Silber und Rot fünfmal
gesparrt (Herrschaft Eppstein)
- unten: Von Rot und Gold
geteilt (Herrschaft Münzenberg)
- Feld 6: geteilt
- oben: in Gold ein von Silber
und Rot in drei Reihen geschachter Balken (Grafschaft
Mark)
- unten: Von Gold und Rot
siebenmal geteilt (Herrschaft Agimont).
Hierbei handelt es sich ebenfalls um eine
wallonische Herrschaft.
Dazu werden drei Helme geführt:
- Helm 1 (Mitte): auf dem ungekrönten
Helm ein hermelingestulpter roter Hut, der oben mit einem
pfauenfederbesteckten goldenen Knopf besetzt ist, Decken
rot-silbern (Herrschaft Eppstein)
- Helm 2 (rechts): auf gekröntem Helm
ein grüner (natürlicher) Pfauenstoß zwischen zwei
silbernen Straußenfedern. Helmdecken schwarz-golden (Grafschaft
Stolberg)
- Helm 3 (links): auf gekröntem Helm
ein roter Adler, Helmdecken rot-golden (Grafschaft Rochefort)
Variante
Eine etwas andere Anordnung
der Felder bei ansonsten identischen Inhalten zeigt das Wappen
auf einem Siegel von Graf Heinrich zu Stolberg, Königstein,
Rutzfort (=Rochefort), Wernigerode, Herr zu Epstein,
Müntzenberg, Breuberg und Agimont (1509-1572):
- Hauptschild dreimal gespalten
- 1. Pfahl: einmal geteilt
- oben: In Gold ein
schwarzer Hirsch (Stammwappen, Grafschaft
Stolberg)
- unten: In Silber zwei
einander zugewandte, mittig nach außen
gekrümmte aufrechte rote Fische
(Forellen) - (Grafschaft Wernigerode).
- 2. Pfahl: zweimal geteilt
- oben: In Gold ein
schwarzer Löwe (Herrschaft,
"Grafschaft" Königstein,
Taunus)
- Mitte: In Silber drei
rote Sparren (Herrschaft Eppstein).
- unten: Rot-gold
geteilt (Herrschaft Münzenberg)
- 3. Pfahl: zweimal geteilt
- oben: In Gold ein roter
Adler (Grafschaft Rochefort,
Wallonien, Alt-Rochefort
alias Montaigu)
- Mitte: In Gold ein
dreireihig silbern-rot geschachter Balken
(Grafschaft Mark).
- unten: Von Gold und
Rot siebenmal geteilt (Herrschaft Agimont).
Die drei Helme zeigen die gleichen
Kleinode wie oben beschrieben.
4. Wappen
der Grafen von Stolberg-Königstein-Wertheim
Graf Ludwig v. Stolberg führte in der zweiten Hälfte des 16.
Jh. ein etwas abweichendes Wappen, das die Grafschaft Wertheim,
die er erworben hatte, mit repräsentiert. 1556 stirbt das
Grafengeschlecht von Wertheim aus. Ihm folgt Ludwig Graf zu
Stolberg-Königstein, der seinerseits nur wenige Jahre später,
nämlich 1598, von einem seiner Schwiegersöhne, Graf Ludwig von
Löwenstein, abgelöst wird. Das Feld Wertheim war also nicht
bleibend im Stolberger Wappen. Wappen nach Erwerb der Grafschaft
Wertheim:
- Hauptschild: zweimal gespalten und
zweimal geteilt
- Feld 1: In Gold ein schwarzer Löwe
(Herrschaft, "Grafschaft" Königstein,
Taunus)
- Feld 2: In Gold ein
roter Adler (Grafschaft Rochefort,
Wallonien, Alt-Rochefort alias
Montaigu)
- Feld 3: Grafschaft Wertheim:
Geteilt
- oben in Gold ein
schwarzer aus der Teilung hervorkommender
Adler
- unten in Blau 3
silberne Rosen mit goldenem Butzen.
- Feld 4: In Silber drei rote Sparren oder
fünfmal gesparrt (Herrschaft Eppstein).
- Feld 6: Inhalt uneindeutig, großen
Variationen unterworfen, von Rot und Silber
fünfmal geteilt o.ä. Vermutlich Herrschaft Breuberg:
In Silber zwei rote Balken. Dieses Feld wurde
auch als Herrschaft Agimont
gedeutet, ohne hinreichende Klarheit. Am
wahrscheinlichsten haben sich hier beide Elemente
gestalterisch vermischt.
- Feld 7: Rot-golden geteilt (Herrschaft Münzenberg)
- Feld 8: In Silber zwei einander zugewandte,
mittig nach außen gekrümmte aufrechte rote
Fische (Forellen) - (Grafschaft Wernigerode).
- Feld 9: In Gold ein
dreireihig silbern-rot geschachter Balken
(Grafschaft Mark).
- Herzschild: In Gold ein schwarzer Hirsch (Stammwappen,
Grafschaft Stolberg)
Bei Spener ist der Stolberger Hirsch als
Feld 5 abgebildet, bei Siebmacher als echter Herzschild. An der
Burg zu Wertheim ist es ebenfalls ein echter Herzschild, so daß
die historische Evidenz den Herzschild belegt.
Die drei Helme zeigen:
- Helm 1 (Mitte): Grafschaft Stolberg:
Auf dem gekrönten Helm zwischen zwei silbernen
Straußenfedern ein Pfauenstoß. Helmdecken
schwarz-golden.
- Helm 2 (rechts): Herrschaft Eppstein:
Roter Turnierhut mit Hermelinstulp, besetzt mit einer
goldenen Kugel, darauf ein Pfauenwedel. Helmdecken
rot-silbern.
- Helm 3 (links): Grafschaft Wertheim:
Die Helmzier der Grafen von
Wertheim ist ursprünglich ein goldener, gekrönter
Adler. Bei der Wappenvereinigung mit Breuberg kamen zwei
Fähnchen hinzu, silbern mit zwei roten Balken tingiert.
Helmdecken ursprünglich schwarz-golden, nach Vereinigung
mit Breuberg rot-silbern. Für die Decken im Stolberger
Wappen finden sich im Siebmacher Abb. mit den Farben
blau-silbern und rot-golden, Spener bezeichnet sie in Op.
herald. Tab. 33 rot-golden.
5. Wappen
nach dem Erwerb von Hohnstein:
Das Wappen wird gespalten,
vorne das Wappen Stolberg-Königstein von 1548, also wieder ohne
Wertheim, hinten das Wappen Hohnstein. Heraldisch korrekt ist
folglich eine mittige Spaltung. Um das Erbe der Grafen von
Hohnstein wurde lange zwischen den Häusern Stolberg und
Schwarzburg gestritten. Ergebnis war eine salomonische Lösung
von Kaiser Rudolf II aus dem Jahr 1597, in der er beiden Häusern
das Hohnsteinsche Wappen zubilligte. Deshalb finden wir die
gleichen Elemente im schwarzburgischen Wappen wieder (siehe
dort). Korrekter Aufbau wäre:
Gespalten:
- vorne: geteilt und zweimal gespalten
- Feld 1: in Gold ein
schreitender schwarzer Hirsch (Stammwappen,
Grafschaft Stolberg)
- Feld 2: in Gold ein schwarzer
Löwe (Herrschaft, "Grafschaft" Königstein).
- Feld 3: in Gold ein roter
Adler (Grafschaft Rochefort).
- Feld 4: in Silber zwei rote,
pfahlweise gestellte und in der Mitte nach außen
gekrümmte Fische (Forellen) nebeneinander
(Grafschaft Wernigerode)
- Feld 5: geteilt
- oben: in Silber drei
rote Sparren, alternativ von Silber und
Rot fünfmal gesparrt (Herrschaft Eppstein)
- unten: Von Rot und
Gold geteilt (Herrschaft Münzenberg)
- Feld 6: geteilt
- oben: in Gold ein von
Silber und Rot in drei Reihen geschachter
Balken (Grafschaft Mark)
- unten: Von Gold und
Rot siebenmal oder neunmal geteilt (Herrschaft
Agimont).
- hinten: Das Wappen der Grafen von
Hohnstein, Herren von Lohra und Klettenberg ist geviert
mit Herzschild:
- Hauptschild: geviert
- Feld 1 und 4:
silbern-rot geschacht (Grafschaft Hohnstein)
- Feld 2 und 3: in Rot
drei goldene Balken oder siebenmal von
Gold und Rot geteilt, überhöht von
einem einwärts schreitenden goldenen
Löwen mit roter Zunge und ebensolcher
Bewehrung (Grafschaft Lauterberg)
- Herzschild: In Silber ein
schwarzer schreitender Hirsch (Klettenberg)
Dazu werden drei Helme geführt:
- Helm 1 (Mitte): auf dem ungekrönten
Helm ein hermelingestulpter roter Hut, der oben mit einem
pfauenfederbesteckten goldenen Knopf besetzt ist (Herrschaft
Eppstein), zwischen zwei Hirschstangen,
rechts silbern, links rot (Grafschaft Hohnstein),
Farben auch umgekehrt, Helmdecken rot-silbern. Dies ist
also eine Kombinations-Helmzier aus zwei Bestandteilen,
was sich günstig ergab, da die Farbe beider Helmdecken
gleich war.
- Helm 2 (rechts): auf gekröntem Helm
ein grüner (natürlicher) Pfauenstoß zwischen zwei
silbernen Straußenfedern. Helmdecken schwarz-golden (Grafschaft
Stolberg)
- Helm 3 (links): auf gekröntem Helm
ein roter Adler (Grafschaft Rochefort)
vor einem grünen (natürlichen) Pfauenstoß (Grafschaft Lauterberg),
Helmdecken rot-golden. Dies ist also eine
Kombinations-Helmzier aus zwei Bestandteilen, was sich
günstig ergab, da die Farbe beider Helmdecken gleich
war. Im Siebmacher werden dagegen Symmetriegründe für
die Aufnahme dieses Pfauenstoßes angeführt - was
durchaus eine zusätzliche ästhetische Überlegung
gewesen sein könnte.
Der Helm Klettenberg ist nicht vertreten,
auch nicht in einer Kombination, er besäße ein Hirschgeweih,
schwarz, silbern oder schwarz-silbern, und schwarz-silberne
Decken.
Das Diplom
vom 18.4.1597 und die erste Verzerrung:
Tatsächlich wird der
heraldisch logische und korrekte Aufbau im Wappen von 1597
verzerrt: Bei der Kombination verschieben sich in der vorderen
Hälfte die Proportionen bei den üblichen Darstellungen, so daß
die Teilung des Schildes im oberen Drittel stattfindet und die
zugrundeliegende Geometrie ein zwölffeldriger Schild ist, dessen
Felder 4, 7 und 10 zu einem hochrechteckigen Feld vereinigt
werden, in dem die Wernigeroder Fische zu liegen kommen.
Desgleichen werden die Plätze 8 und 11 für Münzenberg und die
Plätze 9 und 12 für Agimont genommen. Wernigerode, Münzenberg
und Agimont werden also auf Kosten der übrigen Felder auf
unheraldische Weise vergrößert. Aufbau nach dem Diplom von
1597:
Gespalten:
- vorne: zweimal gespalten
- Erster Pfahl: im oberen
Viertel geteilt
- ganz oben: in Gold ein
schreitender schwarzer Hirsch
(Stammwappen, Grafschaft Stolberg)
- unten: in Silber zwei
rote, pfahlweise gestellte und in der
Mitte nach außen gekrümmte Fische
(Forellen) nebeneinander (Grafschaft Wernigerode)
- Zweiter Pfahl: dreimal
geteilt:
- oben: in Gold ein
schwarzer Löwe (Herrschaft,
"Grafschaft" Königstein).
- Mitte oben: in Silber
drei rote Sparren, alternativ von Silber
und Rot fünfmal gesparrt (Herrschaft Eppstein)
- Mitte unten: ledig und
rot (obere Hälfte Herrschaft Münzenberg)
- unten: ledig und
golden (untere Hälfte Herrschaft Münzenberg)
- Dritter Pfahl: geteilt, und in
der oberen Hälfte nochmals geteilt
- ganz oben: in Gold ein
blaubewehrter, roter Adler (Grafschaft Rochefort).
- oben: in Gold ein von
Silber und Rot in drei Reihen geschachter
Balken (Grafschaft Mark)
- unten: Von Gold und
Rot siebenmal oder neunmal geteilt (Herrschaft
Agimont, eigentlich
Grafschaft Loon/Looz).
- hinten: Das Wappen der Grafen von
Hohnstein, Herren von Lohra und Klettenberg ist geviert
mit Herzschild:
- Hauptschild: geviert
- Feld 1 und 4:
silbern-rot geschacht (Grafschaft Hohnstein)
- Feld 2 und 3: in Rot
drei goldene Balken oder siebenmal von
Gold und Rot geteilt, überhöht von
einem einwärts schreitenden goldenen
Löwen mit roter Zunge und ebensolcher
Bewehrung (Grafschaft Lauterberg)
- Herzschild: In Silber ein
schwarzer schreitender Hirsch (Klettenberg)
Dazu werden drei Helme geführt:
- Helm 1 (Mitte): auf dem ungekrönten
Helm ein hermelingestulpter roter Hut, der oben mit einem
pfauenfederbesteckten goldenen Knopf besetzt ist (Herrschaft
Eppstein), zwischen zwei Hirschstangen,
rechts silbern, links rot (Grafschaft Hohnstein),
Farben auch umgekehrt, Helmdecken rot-silbern. Dies ist
also eine Kombinations-Helmzier aus zwei Bestandteilen,
was sich günstig ergab, da die Farbe beider Helmdecken
gleich war.
- Helm 2 (rechts): auf gekröntem Helm
ein grüner (natürlicher) Pfauenstoß zwischen zwei
silbernen Straußenfedern. Helmdecken schwarz-golden (Grafschaft
Stolberg)
- Helm 3 (links): auf gekröntem Helm
ein roter Adler (Grafschaft Rochefort)
vor einem grünen (natürlichen) Pfauenstoß (Grafschaft Lauterberg),
Helmdecken rot-golden. Dies ist also eine
Kombinations-Helmzier aus zwei Bestandteilen, was sich
günstig ergab, da die Farbe beider Helmdecken gleich
war. Im Siebmacher werden dagegen Symmetriegründe für
die Aufnahme dieses Pfauenstoßes angeführt - was
durchaus eine zusätzliche ästhetische Überlegung
gewesen sein könnte.
Auch diese Anordnung ist heraldisch
unlogisch und fragwürdig, denn dem Stammhelm Stolberg gebührt
eigentlich der Ehrenplatz in der Mitte, wie er ihn auch bislang
innehatte, und es gibt überhaupt keinen heraldischen oder
logischen Grund, warum er jetzt dem Kombinationshelm
Eppstein-Hohnstein weichen muß und an den rechten Rand auf die
zweite Position gedrängt wird. Dabei war Hohnstein übrigens nie
in faktischem Besitz der Grafen von Stolberg.
Vielfach wird das Wappen aber noch weiter
verzerrt dargestellt, mit einer Spaltlinie im linken Drittel oder
so. Deshalb wird das Wappen auch als auf 4 Spaltungen zu fünf
Pfählen beruhend beschrieben, wie im folgenden erläutert wird.
6. Wappen,
Diplom vom 18.2.1742, Fürsten zu Stolberg-Gedern, weitere
Verschiebung der Platzaufteilung und zweite Verzerrung:
Der Wappenschild entspricht
dem Diplom von 1597 mit entsprechender Verschiebung der
Feldgrenzen wie im folgenden beschrieben, wodurch die
heraldischen Fehler zementiert und weiter verschlimmert wurden,
Wegfall der Helme, Schildhalter zwei goldene Löwen, Wappenmantel
und Fürstenhut.
Daraus hat sich im Laufe der Zeit folgende,
heraldisch und logisch unrichtige Beschreibungsweise entwickelt,
die nicht der historischen Entwicklung Rechnung trägt, sondern
der Verschiebung der Proportionen durch graphische Bedürfnisse:
Viermal gespalten zu fünf Pfählen:
- Erster Pfahl: im oberen Viertel
geteilt
- ganz oben: in Gold ein
schreitender schwarzer Hirsch (Stammwappen,
Grafschaft Stolberg)
- unten: in Silber zwei rote,
pfahlweise gestellte und in der Mitte nach außen
gekrümmte Fische (Forellen) nebeneinander
(Grafschaft Wernigerode)
- Zweiter Pfahl: dreimal geteilt:
- oben: in Gold ein schwarzer
Löwe (Herrschaft, "Grafschaft" Königstein).
- Mitte oben: in Silber drei
rote Sparren, alternativ von Silber und Rot
fünfmal gesparrt (Herrschaft Eppstein)
- Mitte unten: ledig und rot
(obere Hälfte Herrschaft Münzenberg)
- unten: ledig und golden
(untere Hälfte Herrschaft Münzenberg)
- Dritter Pfahl: geteilt, und in der
oberen Hälfte nochmals geteilt
- ganz oben: in Gold ein
blaubewehrter, roter Adler (Grafschaft Rochefort).
- oben: in Gold ein von Silber
und Rot in drei Reihen geschachter Balken (Grafschaft
Mark)
- unten: Von Gold und Rot
siebenmal oder neunmal geteilt (Herrschaft Agimont,
Wallonien, eigentlich Grafschaft Loon/Looz).
- Vierter Pfahl und fünfter Pfahl:
bilden zusammen ein geviertes Wappen mit Herzschild:
- Feld 1 und 4: silbern-rot
geschacht (Grafschaft Hohnstein)
- Feld 2 und 3: in Rot drei
goldene Balken oder siebenmal von Gold und Rot
geteilt, überhöht von einem einwärts
schreitenden goldenen Löwen mit roter Zunge und
ebensolcher Bewehrung (Grafschaft Lauterberg)
- Herzschild: In Silber ein
schwarzer, schreitender Hirsch (Klettenberg)
Die Elemente der Stolbergschen
"Hälfte" werden also verbreitert, hinten wird das
Hohnsteinsche Wappen zusammengequetscht. Diese Betrachtungsweise,
egal ob darstellerisch oder beschreibend, illustriert den Verlust
des Verständnisses der Herkunft der einzelnen Bestandteile und
der einem Wappen innewohnenden Logik. Eigentlich ist diese
Aufteilung heraldisch unbillig. Korrekter ist der Aufbau gemäß
der Logik in der allerersten Beschreibung. Man findet jedoch
meist Darstellungen, die der zweiten Beschreibung entsprechen.
Dieser Wappenschild wird später von den
gräflichen Linien mit rotem, hermelingefütterten Wappenmantel
geführt. Im Grunde war dieses Diplom von 1742 die Quelle allen
Übels, denn die gräflichen Linien ahmten nun diese unbillige
Felderaufteilung nach (s.o.), obwohl sie streng genommen die
korrektere Aufteilung nach dem Diplom von 1597 führen müßten,
denn nur der fürstlichen Linie war die verzerrte Aufteilung
verliehen worden. Schlimm genug, aber nun verließen auch die
gräflichen Linien das Konzept der mittigen Spaltung.
Diese Aufteilung wird aber nicht erst seit
1742 benutzt, wie das Beispiel von 1735/36 an der Rentkammer
Wächtersbach belegt. Vielmehr trägt das Diplom einer bereits
stattgefundenen Entwicklung Rechnung.
Seitens der Linie Wernigerode wurde
übrigens das im Reichsgrafendiplom 1597 verliehene, heraldisch
richtigere Wappen durch gräflichen Erlaß aus dem Jahre 1875
restituiert!
7. Wappen
natürlicher Kinder:
Einen Ausnahmefall stellt das
Wappen der natürlichen Kinder von Wolfgang Ernst Graf zu
Stolberg-Stolberg dar. Die Kinder dieser Verbindung trugen den
Namen "von Stolberg". Da die Söhne unverheiratet
starben, hatte das Wappen keine lange Funktion.
- Bodo (VIII) Graf zu Stolberg (4.1.1467
- 1538), vermählt mit Anna Gräfin v.
Eppenstein-Königstein-Rochefort (1481/1482 - 7.8.1538)
- Wolfgang Graf zu
Stolberg-Stolberg (1.10.1501 -
8.3.1552/1.9.1574), vermählt mit Genovefa v.
Wied (- 26.6.1556)
- Wolfgang Ernst Graf zu
Stolberg-Stolberg (30.11.1546 -
10.4.1606), 1571 Graf, 1589-1593
braunschweigischer Statthalter zu
Wolfenbüttel, 18.4.1597 Graf zu
Hohnstein, Herr zu Lohra u. Klettenberg,
hatte mit Katharina Lappe (1554/1555 -
31.5.1634, auch "Laupe") aus
Halberstadt mehrere natürliche Kinder:
- Ernst
v. Stolberg
- Hans
v. Stolberg (ca. 1579 - 1622)
- Wolfgang
gen. Wolf v. Stolberg (ca. 1581 -
22.2.1626)
- Maria
v. Stolberg (1583 - 19.2.1647)
- Anna
v. Stolberg (1586 - 1.7.1657)
- Magdalena
Genovefa v. Stolberg
Das Wappen war gemäß einem
zeitgenössischen Siegel geteilt, oben in Gold ein aus der
Teilung wachsender schwarzer Hirsch, unten in Silber balkenweise
eine rote Forelle. Das Wappen war also zweifach gemindert, zum
einen wurde der Hirsch halbiert, zum andern wurde nur eine der
beiden Forellen abgebildet. Die Helmzier war ein grüner
(natürlicher) Pfauenstoß auf gekröntem Helm. Decken rechts
schwarz-golden, links rot-silbern.
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher,
insbesondere die Bände Grafen und Hoher Adel (Fürsten)
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf
CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Hessische Residenzen der Renaissance: http://forschung.gnm.de/ressourcen/schloesser/XML/148_Waechtersbach_Schloss.xml
Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder - die
deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H.
Beck Verlag München 7. Auflage 2007, ISBN 978-3-406-54986-1
Wächtersbach (2): Personendenkmale
Haus Isenburg und Isenburg-Büdingen - Haus Stolberg
Das gräfliche und fürstliche Haus Wied
und seine Wappen
Das Feld für
Münzenberg und seine Verbreitung in deutschen Adelswappen
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