Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1080
Ronneburg (Main-Kinzig-Kreis, Hessen)

Die Ronneburg - Teil (5)

Ronneburg - Wappen am Erker des Alten Baus (Wappen 4)
Die Nordseite der Kernburg besteht aus einem langgestreckten Gebäudekomplex, der sich aus ganz unterschiedlichen Elementen verschiedener Bauphasen zusammensetzt, als man Stück für Stück Gebäude an die nördliche Ringmauer außen ansetzte. Richtig - außen, jenseits der alten Burgmauer, quasi über die alte Außenbegrenzung hinaus, und die Außenmauer wurde zur neuen Innenmauer. Ganz im Westen befindet sich das sog. Backhaus aus dem 14. Jh., das später im 16. Jh. erweitert und überbaut und mit einem Renaissance-Giebel im Norden versehen wurde, heute verdeckt durch den rechtwinklig im Westen anschließenden Saalbau, im Osten angrenzend an das Backhaus kommt der Alte Bau, weiter nach Osten voranschreitend schließt sich an diesen der große Bau der Neuen Kemenaten aus dem 16. Jh. an, ein Bautrakt, der bis weit hinter den Bergfried vorstößt und auch die Nordseite des sich östlich anschließenden kleinen Zwischenhofes bildet, der Wohnbau des Grafen Heinrich. Zwei prächtige mehrstöckige Erker aus dem 16. Jh. schmücken die hofseitige Nordfassade.

Der linke der beiden Erker ist mit reichlich Blendmaßwerk verziert, die untere Brüstung mit zwei Feldern, wobei in jedes Feld ein Wappenschild integriert ist, die obere Brüstung mit vier Feldern, ohne Wappen. Unter dem linken Erker führt ein Portal von 1537 in die sog. „Apotheke“. Der linke Erker ruht auf zwei massiven Pfeilern, ist also eigentlich ein Standerker. Der östliche, im Bild weiter hinten befindliche zweite Erker ist dagegen schmucklos und trägt über dem zweiten Geschoß eine Sonnenuhr (Südwand).

Zur Linken der Wappenschild des Grafen Heinrich v. Isenburg-Büdingen-Kelsterbach (13.9.1537 - 31.5.1601), in Silber zwei schwarze Balken, in blauem Herzschild ein goldener, rot gezungter und ebenso bewehrter doppelschwänziger Löwe, aus Courtoisie nach heraldisch links gewendet. Die hier fehlende Helmzier wäre auf ungekröntem Helm ein mit goldenen gestürzten Lindenblättern bestreuter schwarzer Flug, dazwischen ein goldener, rot gezungter und bewehrter sitzender Löwe, meist mit erhobenen Vorderpranken dargestellt. Die Helmdecken wären schwarz-silbern. Man beachte die beiden symmetrisch nach vorne eingerollten und gespaltenen oberen Ecken.

Der Schild Gleichen zeigt in Blau einen silbernen Löwen, golden gekrönt, wird auch doppelschweifig abgebildet, hier mit einem fast knäuelförmigen Schwanz. Seine Krone ist eigentlich mit 3 Straußenfedern in den Farben blau-silbern-blau geschmückt, dies ist aber kein Muß. Zugehörige Helmzier wäre der Löwe aus dem Schild, sitzend, seine Krone ist mit 3 Straußenfedern in den Farben blau-silbern-blau geschmückt. Helmdecken wären blau-silbern.

Ronneburg - Wappen an den Neuen Kemenaten (Wappen 5)
Im Bild ist links der Alte Bau aus dem 15. Jh. mit Erker aus dem 16. Jh.; rechts ist der neue Wohntrakt des Grafen Heinrich. Der Grundstein zur Erweiterung wurde 1573 gelegt. Die neuen vierstöckigen Kemenaten wurden stattliche 32.50 m lang bei ca. 8-9 m Breite, ein wahrhaft repräsentativer Wohnbau. Das oberste Stockwerk wurde nach dem Brand von 1621 nicht wiederhergestellt. Das erkennt man am rechten Erker gut, denn er schließt oben mit einer Brüstung ab, ohne daß eine Fensterzone folgt. Die hofseitige Mauer ist sehr massiv, es handelt sich um die ehemalige Wehrmauer aus dem 14. Jh. an die außen der Neubau angebaut wurde.

Der rechte Erker besitzt im Gegensatz zum linken kein Blendmaßwerk. Charakteristisch sind die sog. Spiegelquader der angeschrägten Konsole, und auch die Brüstungen weisen lediglich spiegelartige Vertiefungen zur Zier auf. Aus der Nähe sieht man, daß die Spiegelquader auf ihren Flächen noch mit einem schachbrettartigen Oberflächenmuster versehen sind.

Zwischen den beiden Erkern ist eine Stiftungsinschrift auf einer Rollwerkkartusche angebracht, die den Grafen Heinrich von Isenburg und seine Frau Elisabeth von Gleichen sowie das Datum der Erbauung -1573 - nennt. Das eigentliche Prunkstück der Nordfassade des Hofes aber ist das wappengeschmückte Portal zwischen beiden Erkern, ebenfalls aus der Bauzeit 1573 stammend.

Zur Linken der Wappenschild des Grafen Heinrich v. Isenburg-Büdingen-Kelsterbach (13.9.1537 - 31.5.1601), in Silber zwei schwarze Balken, in blauem Herzschild ein goldener, rot gezungter und ebenso bewehrter doppelschwänziger Löwe, aus Courtoisie nach heraldisch links gewendet. Die Helmzier zeigt auf ungekröntem Helm einen mit goldenen, eigentlich gestürzten, aber hier aufrecht dargestellten Lindenblättern bestreuten schwarzen Flug, dazwischen ein goldener, rot gezungter und bewehrter sitzender Löwe. Die Helmdecken sind schwarz-silbern.

Zur optisch rechten Seite befindet sich der Wappenschild seiner zweiten Gemahlin Elisabeth v. Gleichen-Tonna (1554 - 19.7.1616); er zeigt in Blau einen silbernen Löwen, golden gekrönt, wird auch doppelschweifig abgebildet, was man hier in die Darstellung hineininterpretieren kann. Seine Krone ist eigentlich mit 3 Straußenfedern in den Farben blau-silbern-blau geschmückt, dies ist aber kein Muß. Die zugehörige Helmzier ist der Löwe aus dem Schild, sitzend, seine Krone ist mit 3 Straußenfedern in den Farben blau-silbern-blau geschmückt. Die Helmdecken sind blau-silbern.

Abb.: Ausschnittsvergrößerungen mit den beiden Helmkleinoden.

Genealogie (5d): Die Frauen der Linie Isenburg-Ronneburg (Kelsterbach)
Abstammung der Elisabeth v. Gleichen-Tonna (1554 - 19.7.1616)

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Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Klaus-Peter Decker, G. Ulrich Großmann: Die Ronneburg, 2. Auflage 2006, Verlag Schnell & Steiner, Regensburg, ISBN 978-3-7954-1879-3
Klaus-Peter Decker: Die Burgen der Grafschaft Ysenburg-Büdingen im Spätmittelalter, in: Die Burg - ein kulturgeschichtliches Phänomen, hrsg. von H. Hofrichter, Stuttgart 1994, S. 86-96
Hans Philippi: Territorialgeschichte der Grafschaft Büdingen, Marburg 1954
Peter Niess: 700 Jahre Ronneburg, Sonderdruck aus den Büdinger Geschichtsblättern, Band III, Jahrgang 1959, Nachdruck 1987, hrsg. von der Fürstl. Ysenburg-Büdingischen Burg- und Museumsverwaltung Ronneburg
Burkhard Kling: Die Ronneburg. Große Baudenkmäler 471, München/Berlin 1993
Peter Niess: Die Ronneburg, eine fürstlich Ysenburgische Burg und ihre Baugeschichte, Braubach 1936
Hessische Residenzen:
http://forschung.gnm.de/ressourcen/schloesser/XML/119_Ronneburg_Schloss.xml

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