Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1010
Großherzogtum Luxemburg

Schloß Neu-Ansembourg (Luxemburg) - Teil 2

Wappenentwicklung Marchant und Marchant d'Ansembourg:
Nobilitierung durch Charles II für Guillaume Marchant, Seigneur de Hamave, Lannoy und Rochette am 17.8.1676. Weitere Nobilitierung durch Charles II für Thomas Marchant, Seigneur haut justicier d'Ansembourg, Sohn von Hubert Marchant, am 8.8.1681. Titel "Baron" am 10.12.1728 durch Charles VI für Thomas Marchant, Seigneur d'Ansembourg.

Lambert Joseph de Marchant, geb. 24.10.1706 in Luxemburg, gest. am 23.5.1768 in Ansemburg, Herr zu Ansembourg, Koryck (= Koerich), Siebenborn und Useldange wurde am 1.10.1749 österreichisch-niederländischer Graf und bekam am 16.7.1750 in Wien den Reichsgrafenstand ("Comte du Saint-Empire") mit Namenszusatz "d'Ansembourg" und Wappenbesserung sowie Prädikat "Hoch- und Wohlgeboren".

Lambert ist der Sohn von Thomas Baptist de Marchant Freiherr zu Ansemburg (4.7.1660 - 12.12.1728) und Anne Marie de la Neuforge (20.4.1668 - 24.2.1734) und Enkel von Thomas Marchant (15.7.1630 - 29.10.1681) und Anne Marie Bidart (7.9.1636 - 9.7.1660).

Das Geschlecht kommt in Belgien, den Niederlanden und Luxemburg vor, vor allem in Limburg.

Das Wappen der Marchant ist geviert:
  • Feld 1 und 4: in Silber ein doppelschwänziger, golden gekrönter, rot gezungter, schwarzer Löwe (im Loutsch für die Version von 1676 als leopardisiert, also hersehend beschrieben, im Siebmacher Lux nicht. In der Tat scheint die leopardisierte Form fast unbekannt zu sein und bald durch die normale Form ersetzt worden zu sein.)
  • Feld 2 und 3: in Silber eine dreieckige schwarze Egge

Helmzier: Der schwarze Löwe wachsend. Helmdecken schwarz-silbern.

Das verbesserte freiherrliche Wappen der Marchant ist geviert, nur die Farbe der Löwenzungen hat sich verändert:
  • Feld 1 und 4: in Silber ein doppelschwänziger, golden gekrönter, golden gezungter, schwarzer Löwe (im Loutsch und im Siebmacher Lux als normaler Löwe beschrieben)
  • Feld 2 und 3: in Silber eine dreieckige schwarze Egge

Helmzier: Der schwarze Löwe wachsend. Helmdecken schwarz-silbern.

Das gräfliche Wappen ist geviert mit dem Stammwappen als Herzschild:
  • Hauptschild: geviert:
    • Feld 1: in Gold ein doppelschwänziger, rot gekrönter, roter Löwe
    • Feld 2: Rot unter einem silbernen Schildhaupt mit schwarzem Schräggitter (Koerich)
    • Feld 3: in silbern-blauem Eisenhutfeh ein roter Balken
    • Feld 4: in Gold ein rotgezungter und -bewehrter schwarzer Adler
  • gekrönter (goldene Krone mit fünf Blättern) Herzschild: Stammwappen, geviert:
    • Feld 1 und 4: in Silber ein doppelschwänziger, golden gekrönter, golden gezungter, schwarzer Löwe. Im Loutsch werden Bewehrung und Zunge als rot angegeben, aber in der Helmzier ist es auch alles golden, und es würde so der logischen Entwicklung besser entsprechen.
    • Feld 2 und 3: in Silber eine dreieckige schwarze Egge

Dazu gehören fünf Helme:

Schildhalter zwei vorwärtssehende goldene Löwen (Leoparden), jeder hält ein silbern bespitztes, golden befranstes, golden-belanztes Banner, rechts wie Feld 1 (in Gold ein doppelschwänziger, golden gekrönter, roter Löwe), links wie Feld 2 (Rot unter einem silbernen Schildhaupt mit schwarzem Schräggitter) des Hauptschildes tingiert.

Die Gartenanlagen von Schloß Neu-Ansembourg:

Abb.: Zwei Sphingen bilden den Endpunkt einer von Südwesten nach Nordosten verlaufenden mythologischen Allee mit barocken Figuren aus der griechischen und römischen Mythologie. In Art und Konzeption ist diese Allee in Luxemburg einzigartig.

Abb.: Dem Garten zugewandt tragen beide Sphingen eine Wappendarstellung auf dem Sockel. Die optisch linke, südöstliche Sphinx zeigt das Velbrück-Wappen, die optisch rechte, nordwestliche Sphinx das Marchant d'Ansembourg-Wappen. Beide Wappen werden von je zwei Schildhaltern präsentiert und sind mit einer Krone mit fünf Blättern ausgestattet. Die Rückseite beider Sockel ist ledig.

Das gräfliche Wappen von Graf Lambert Joseph de Marchant d'Ansembourg ist geviert mit dem Stammwappen als Herzschild:
  • Hauptschild: geviert:
    • Feld 1: in Gold ein doppelschwänziger, rot gekrönter, roter Löwe
    • Feld 2: Rot unter einem silbernen Schildhaupt mit schwarzem Schräggitter (Koerich)
    • Feld 3: in silbern-blauem Eisenhutfeh ein roter Balken
    • Feld 4: in Gold ein rotgezungter und -bewehrter schwarzer Adler
  • gekrönter (goldene Krone mit fünf Blättern) Herzschild: Stammwappen, geviert:
    • Feld 1 und 4: in Silber ein doppelschwänziger, golden gekrönter, golden gezungter, schwarzer Löwe
    • Feld 2 und 3: in Silber eine dreieckige schwarze Egge

Graf Lambert Joseph de Marchant d'Ansembourg heiratete in erster Ehe am 3.8.1734 in Düsseldorf Anna Catharina von Velbrück (25.8.1714 - 12.5.1760). Mit ihr hatte er die Kinder Claude Romain Joseph Maximilian Francois de Paule v. Marchant u. Ansembourg (14.5.1745 - 10.2.1798), Maria Agnes v. Marchant u. Ansembourg und Franziska Bertranda Charlotte v. Marchant und Ansembourg (- 1817) Nach dem Tod von Anna Catharina von Velbrück heiratete Graf Lambert in zweiter Ehe Marie Anne v. Harff zu Dreiborn.

Claude Romain Joseph Maximilian Francois de Paule v. Marchant u. Ansembourg heiratete am 16.5.1779 Marie Anne Victoire de Hayme de Bomal (21.4.1751 - 1.3.1806), die Nachfolge als Graf trat der Sohn Jean Baptist Ferdinand Joseph Graf v. Marchant u. Ansembourg (5.2.1782 - 14.5.1854), gefolgt von dessen Sohn Guillaume Louis Eugene Marie Graf v. Marchant u. Ansembourg (6.9.1809 - 10.2.1882).

Anna Catharina von Velbrück (25.8.1714 - 12.5.1760): In Gold ein blauer Balken. Auf dem Helm mit blau-goldenen Decken ein wachsender goldener Brackenrumpf belegt mit dem blauen Balken.

Abb.: Blick von Nordosten auf die mythologische Allee von der Gegenseite. Kurz vor dem Schloß hinter den Bäumen stehen die hier besprochenen Sphingen mit den Wappendarstellungen. Früher wurden in die Lücken zwischen den Statuen im Sommer Kübel mit Citrusgewächsen gestellt.

Abb.: Blick nach Südosten auf die Wasserspiele vor der Parkfassade des Kernbaues.

Anmerkungen zur französischen Blasonierung
Betrachten wir jedes Feld erst einzeln und beginnen wir mit dem Hauptschild: In Feld 1 finden wir in Gold einen rot gekrönten, roten Löwen. Hier greift wieder die Regel, daß man nur höchst ungern eine Farbbezeichnung wiederholt und viel lieber mit Wörten wie "genauso" arbeitet: D'or au lion de gueules, couronné du même. In Feld 2 haben wir ein rotes Feld unter einem silbernen Schildhaupt mit schwarzem Schräggitter (fretté). Im Diplom wird es abweichend angegeben mit "chef de sable chargé de losanges d'argent". Solches liegt hier nicht vor, wegen der Farbregel ist die Basisfarbe Silber und nicht Schwarz. Interessant ist aber hier das Wort für Raute: "Losange" und "fusée" bezeichnen beide eine Raute, die "fusée" ist aber die länglichere, spitzere Variante, die "losange" ist mehr ein auf die Spitze gestelltes Quadrat. Aber "fretté" ist hier zutreffender als das Wort im Diplom. Die Reihenfolge-Regel greift hier, zuerst wird das Feld mit der Hauptfarbe (de gueules) genannt, dann das silberne (d'argent) Schildhaupt (le chef): De gueules au chef d'argent fretté de sable. In Feld 3 begegnet uns das vielseitige Wort "brochant": "In silbern-blauem Eisenhutfeh ein roter Balken" wird zu "de vair, à la fasce de gueules brochante". Im Diplom wird übrigens nicht von "vair" gesprochen, obwohl das viel einfacher wäre, sondern von einem silbernen, mit blauen Eisenhüten besäten Feld: D'argent semé de chapeaux de fer d'azur. In Feld 4 finden wir in Gold einen rotgezungten und -bewehrten schwarzen Adler. Dazu sei angemerkt, daß zwei Worte "mit herausgeschlagender Zunge" bedeuten: Das Wort "lampassé, lampassée" ist uns schon beim Löwen begegnet und das geeignete Wort für solche Raubtiere. Bei Vögeln und Haustieren nimmt man gerne für "gezungt" das Wort "langué, languée". Dieses Feld wird also mit "d'or à l'aigle de sable, languée de gueules" treffend beschrieben.

Nun zum Herzschild. Auch hier zunächst jedes Feld einzeln: Feld 1 und 4 enthalten in Silber einen doppelschwänzigen, golden gekrönten, golden gezungten, schwarzen Löwen. Diese ganzen Attribute lauten im Französischen: "D'argent au lion de sable à queue fourchue, couronné, armé et lampassé d'or". Der Schwanz ist hier wörtlich ein "verzweigter" Schwanz, fourchu, fourchue oder fourché, fourchée. Eine "la fourche" ist die Gabel, eine "la fourche à faner" wäre eine Heugabel. Anmerkung: Zunge und Bewehrung werden im Loutsch zwar als rot angegeben, würden aber so weder zur logischen Entwicklung noch zum entsprechenden Löwen in der Hemzier passen. Feld 2 und 3 zeigen in Silber eine dreieckige schwarze Egge, also ganz schlicht "d'argent à la herse de sable". "La herse" bedeutet aber nicht nur Egge, sondern auch Fallgatter. Ein Tor, welches "hersé" ist, ist mit einem Fallgatter versehen, ein alternatives Wort wäre übrigens "coulissé", mit einem in einem Falz gleitenden Tor. Man findet auch den Ausdruck "la herse sarrasine" für ein Fallgatter. Hier jedoch ist die Bedeutung "Egge" zutreffend.

Jetzt kommen wir zum eigentlich Spannenden: Wie werden diese 8 Felder mit 6 unterschiedlichen, auf zwei Schilde verteilten Inhalten verknüpft? Wenn ein Schild geviert ist, heißt er "écartelé". Da er ebenfalls geviert ist, ist der Herzchild "contre-écartelé". Hauptschild und Herzschild werden mit "sur le tout" verknüft, "über dem Ganzen". Also lautet der korrekte Aufbau des Gesamt-Blasons: "Écartelé.......sur le tout.......contre-écartelé......". Die einzelnen Felder werden mit à angegeben, beim Herzschild mit nur zwei Komponenten genügt "et": "Écartelé: au 1 ......, au 2 ....., au 3 ......, au 4 ........, sur le tout contre-écartelé ...... et ........" Selbstverständlich kann auch der Herzschild alleine nur als "écartelé" angesprochen werden: "Écartelé: aux 1 et 2 ....., aux 3 et 4 ........." - man achte auf die Verwendung von Singular und Plural bei der Ansprache der Felder. Gibt es keine figürlichen Inhalte in den Felder, können die Zahlen entfallen, z. B. écartelé d'argent et de gueules - von Silber und Rot geviert, damit ist automatisch klar, daß 1 et 4 d'argent sind sowie 2 et 3 de gueules - wie im Deutschen auch.

Insgesamt kommen wir also zu folgendem Blason: "Écartelé: au 1 d'or au lion de gueules, couronné du même, au 2 de gueules au chef d'argent fretté de sable, au 3 de vair, à la fasce de gueules brochante, au 4 d'or à l'aigle de sable, languée de gueules. Sur le tout contre-écartelé d'argent au lion de sable à queue fourchue, couronné, armé et lampassé d'or, et d'argent à la herse de sable."

Zum Oberwappen: Helm 1 (Mitte): gekrönt, ein schwarzer Adler, Decken schwarz-golden (une aigle de sable). Helm 2 (optisch links der Mitte): gekrönt, doppelschwänziger schwarzer Löwe wachsend, nach innen gekehrt, golden gekrönt, gezungt und bewehrt. Decken schwarz-silbern (un lion issant contourné de sable, armé, lampassé et couronné d'or). Helm 3 (optisch rechts der Mitte): gekrönt, ein rot gekrönter, roter Löwe wachsend, Decken rot-golden (un lion de gueules couronné du même). Helm 4 (optisch links außen): gekrönt, ein Flügel (oder Flug), tingiert wie Feld 2 (Rot unter einem silbernen Schildhaupt mit schwarzem Schräggitter), Decken rot-silbern (un vol aux armes de 2). Helm 5 (optisch rechts außen): gekrönt, drei grüne Straußenfedern, Decken blau-silbern (trois plumes d'autruche de sinople).

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher, insbes. Band Luxemburg
http://www.septchateaux.lu/content.aspx?CategoryID=702&EntryID=2736
http://www.nathworld.net/index.php?option=com_docman&task=doc_view&gid=7&Itemid=122
http://www.darkplaces.org/Luxemburg/Festungen/Chateau_d_Ansembourg/Ansembourg_DE.html
http://www.septchateaux.lu/content.aspx?CategoryID=700&EntryID=2535
http://www.burgeninventar.de/html/lux/LUX_big.html#44
H. Kuhn, J.P. Koltz: Burgen und Schlösser in Lothringen und Luxemburg, Frankfurt/Main 1964
Dr. Jean-Claude Loutsch, Armorial du Pays de Luxembourg, 1974
John Zimmer: Die Burgen des Luxemburger Landes. Luxembourg, 1996.
Tuntange:
http://www.canton-mersch.org/ac_tuntange.htm
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9

Schloß Neu-Ansembourg (1) - Schloß Neu-Ansembourg (2) - Burg Hollenfels - Schloßruine Koerich - Burg Mersch und Glockenturm

Ortsregister Photos von Wappen - Namensregister
Zurück zur Übersicht Heraldik

Home

© Copyright / Urheberrecht Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2008
Impressum