Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1007
Großherzogtum
Luxemburg
Schloßruine Koerich und Pfarrkirche St. Rémy in Koerich (Luxemburg)
Schloß Koerich
Schloß Koerich im
gleichnamigen Ort im Großherzogtum Luxemburg liegt im Eischtal,
dem Tal der sieben Schlösser, so genannt, weil hier in
räumlicher Nähe wie Perlen auf einer Schnur aufgereiht
bedeutende Beispiele luxemburgischer Burgen und Schlösser zu
finden sind, Koerich (corrich), Septfontaines, Alt- und
Neu-Ansemburg, Hollenfels, Mersch. Einst gab es in Koerich noch
ein weiteres Schloß, so daß wir insgesamt auf die Zahl 7
kommen. Und in unmittelbarer Nähe zu dieser
"Perlenkette", im Tal der Mamer, liegt noch Schloß
Schönfels. Schloß Koerich ist heute eine geborstene Ruine, aber
die einzelnen Bauphasen lassen sich trotzdem gut an den
erhaltenen Mauern ablesen.
Von außen präsentiert sich das ehemalige Wasserschloß (genannt "Gréiveschlass") in der Ortsmitte am Göbelinger Bach, das beim Besuch wegen Ausgrabungs- und Renovierungsarbeiten gesperrt war, als gewaltiges Rechteck in NS-Richtung, wobei der Haupteingang im Nordosten erst in den Wirtschaftsteil führte, und von da zu den Repräsentationsbauten im südlichen Teil der Anlage. Etwas freier im rechteckigen Hof steht einer der ältesten Teile, ein gewaltiger mittelalterlicher Wohnturm vom Donjon-Typ, an dessen Südseite ein grüner Wassertümpel liegt. Bei einer Höhe von 11 m, einer Grundfläche von 12 m auf 11.6 m und einer Mauerstärke von 3.0 bis 3.5 m im Erdgeschoß (oben weniger) ist es einer der beeindruckendsten luxemburgischen Wohntürme (Donjons) aus dem Mittelalter. Und doch ist er nur ein Fragment und muß früher mehr als doppelt so hoch gewesen sein, ca. 20-25 m kann seine Höhe geschätzt werden, vor allem, wenn man ihn mit ähnlichen Wohntürmen in Hollenfels, Mersch oder Schönfels vergleicht. Im Innern verbindet eine gemauerte Rundtreppe die einzelnen Ebenen.
Die neueren Wohntrakte bilden den Süd- und den südlichen Westflügel. Die Südseite in Richtung auf den Kirchhügel zu wird beherrscht von den so charakteristischen wie selten in dieser Form anzutreffenden im 45°-Winkel angebauten viereckigen Türmen. Außer dem Wohnturm, dem Südwestturm und den Umfassungsmauern sind nur Grundmauern erhalten.
Schloß Koerich - das Wappen am Donjon:
Am Donjon befindet
sich über dem Türdurchbruch der Südwand das Wappen des
luxemburgisch-moselländischen Geschlechtes Elter/Autel. Es zeigt
in Rot ein durchgehendes, goldenes Kreuz, begleitet von 18
goldenen Schindeln, in jedem oberen Winkel 5 (2:1:2), in jedem
unteren Winkel 4 (2:1:1). Die dazu gehörende Helmzier wäre ein
Mannesrumpf wachsend, gewandet in ein wie der Schild bez. Kleid,
auf dem Kopf ein niedriges Mützchen, im Siebmacher Luxemburg als
roter Kardinalshut mit beiderseits herabfallenden Fiocchi
beschrieben bzw. dargestellt. Im Gruber als bärtiger Mannsrumpf
mit golden gestulpter roter Mütze, das Kleid wie der Schild bez.
Die Helmdecken werden übereinstimmend als rot-golden angegeben.
Die Anzahl der Schindeln wird unterschiedlich angegeben. Mal sind es 20 (4 x 5 (2:1:2)), mal sind es 18 (2 x 5 (2:1:2) + 2 x 4 (2:2)) oder wie hier 18 (2 x 5 (2:1:2) + 2 x 4 (2:1:1)). Für alles lassen sich Belege finden: In Mersch ist die Anordnung am Schloßtor 18 (2 x 5 (2:1:2) + 2 x 4 (2:2)), am Turm desgleichen. In Neumagen-Dhron am Epitaph ist sie 18 (2 x 5 (2:1:2) + 2 x 4 (2:1:1)), am Johannesaltar im Trierer Dom 20 (4 x 5 (2:1:2)). Hier ist sie 18 (2 x 5 (2:1:2) + 2 x 4 (2:1:1)).
Was sagt die Literatur? Der Gruber beschreibt 20 (4 x 5 (2:1:2)), im Siebmacher, Band Luxemburg findet sich im Vergleich die Angabe von 16 goldenen Schindeln, in jedem Winkel 4 (2:2). Und Loutsch beschreibt als isoliertes Wappen 18 (2 x 5 (2:1:2) + 2 x 4 (2:1:1)), für die kombinierten Wappen wie d'Autel d'Aspremont oder d'Autel de Hollenfels 20 (4 x 5 (2:1:2)) in den einzelnen Feldern.
Der Grund für diese Vielfalt kann möglicherweise in der Darstellung auf Dreieckschilden oder Halbrundschilden liegen, wo die jeweils äußerste und unterste Schindel einer 5er-Belegung abgeschnitten wird, wie besonders deutlich hier und in Neumagen nachzuvollziehen ist, wovon sich die Anzahl vier ableitet und bleibend wird, auch wenn später wie in Mersch Schildformen genommen werden, die ausreichend Platz für 20 (4 x 5 (2:1:2)) lassen.
Die Entwicklung des Wappens Autel / Elter:
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Elter/Autel:
Alte luxemburgische Familie, stammen von einem
gleichnamigen Ort bei Arlon. Der Letzte dieses Namens war
Jean-Frédéric d'Autel, Offizier, Graf seit dem
20.12.1685. Durch Philipp V König von Spanien wurde er
am 1.1.1705 in den Orden vom Goldenen Vlies aufgenommen. Wappen: In Rot ein durchgehendes, goldenes Kreuz, begleitet von 20 goldenen Schindeln, in jedem Winkel 5 (2:1:2). Die dazu gehörende Helmzier ist ein Mannesrumpf wachsend, gewandet in ein wie der Schild bez. Kleid, auf dem Kopf ein niedriges Mützchen, im Siebmacher Luxemburg als roter Kardinalshut mit beiderseits herabfallenden Fiocchi beschrieben bzw. dargestellt. Im Gruber als bärtiger Mannsrumpf mit golden gestulpter roter Mütze, das Kleid wie der Schild bez. Helmdecken rot-golden. |
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Variante in der Anzahl und Anordnung der Schindeln: In Rot ein durchgehendes, goldenes Kreuz, begleitet von 18 goldenen Schindeln, in jedem oberen Winkel 5 (2:1:2), in jedem unteren Winkel 4 (2:1:1). Oberwappen wie oben. |
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Variante in der Anzahl und Anordnung der Schindeln: In Rot ein durchgehendes, goldenes Kreuz, begleitet von 18 goldenen Schindeln, in jedem oberen Winkel 5 (2:1:2), in jedem unteren Winkel 4 (2:2). Oberwappen wie oben. |
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Wappen Elter/Autel d'Aspremont: Geviert, Feld 1 und 4: in Rot ein durchgehendes, goldenes Kreuz, begleitet von 20 goldenen Schindeln, in jedem Winkel 5 (2:1:2) (Autel). Feld 2 und 3: In Rot ein durchgehendes silbernes Kreuz (Aspremont). |
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Wappen d'Autel de Hollenfels: Halbgespalten und geteilt. Feld 1 (oben vorne): in Rot ein durchgehendes, goldenes Kreuz, begleitet von 20 goldenen Schindeln, in jedem Winkel 5 (2:1:2) (Autel). Feld 2 (oben hinten): In Gold ein durchgehendes rotes Kreuz, das erste Viertel silbern mit schwarzem Löwen (Haraucourt), Feld 3 (unten): In Rot eine silberne, rautenförmige Gürtelschnalle (Rink) (Hollenfels). Nach einem Siegel von Diederich d'Autel, seigneur de Hollenfels 1466. |
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Wappen Elter/Autel (Bastardlinie): In Rot ein durchgehendes, goldenes Kreuz, begleitet von 18 goldenen Schindeln, in jedem oberen Winkel 5 (2:1:2), in jedem unteren Winkel 4 (2:1:1), das Ganze überdeckt von einem Schrägfaden. Gaspard, Bürgermeister von Laroche 1455, fügte dem Autel-Wappen einen Bastardfaden hinzu |
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Nun fand das Wappen Eingang in das der Mohr vom Wald. Die Mohr vom Wald sind ein rheinisches, uradeliges Geschlecht, insbesondere im Kurtrierischen ansässig. Sie sind eine Seitenlinie eines Geschlechtes namens Wald aus Peterswald, einem Dorf bei Zell im Hunsrück. Sie waren Mitglied der Rheinischen Reichsritterschaft. Ihr Stammwappen ist: Gold mit schwarz-gold geschachtem Schildhaupt. Helmzier ein wachsender Mohrenrumpf in wie der Schild bez. Farben auf dem Gewand, mit golden-schwarzer, nach hinten abfliegender Kopfbinde. Helmdecke schwarz-gold. |
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Lothar Ferdinand Mohr
de Waldt hatte Maria Luisa Franziska von Warsberg
geheiratet. Die 11 Kinder aus dieser Ehe wurden von der
letzten Gräfin d'Autel zu Erben ihrer Güter im
Luxemburgischen eingesetzt. Sie nannten sich jetzt Mohr
vom Wald d'Autel. Am 2.10.1725 erhielten die
Kinder von Lothar Ferdinand Mohr de Waldt, Herrn auf
Petzdorff, Peterswaldt etc., Abgeordneter der
Ritterschaft, Rat des Provinzialrates des Herzogtums
Luxemburg, die Erlaubnis, Namen und Wappen des
Geschlechtes Autel dem ihrigen beizufügen.
Reichsritterdiplom 15.1.1757 für Philippe Everard M. d.
W. d'A. Philippe Everard M. d. W. d'A, desselben Ranges
wie sein Vater, Herr zu Mersch, Betzdorf und Heffingen,
Ritterrichter des Herzogtums, war der älteste Sohn von
Lothar Ferdinand Mohr de Waldt, gest. 1738. Philippe
Everard M. d. W. d'A. war verheiratet mit Walburg Gräfin
von Beroldingen und starb am 15.5.1767. Mit dessen Sohn
Joseph Anton Philipp Lothar Franz Freiherr M. v. W. d'A.
wiederum starb die Familie 1784 aus. Das vermehrte Wappen der Mohr vom Walde d'Autel sah wie folgt aus: Hauptschild: In Rot ein durchgehendes goldenes Kreuz, bewinkelt von 20 (4x5) goldenen Schindeln. Herzschild: Gold mit schwarz-golden in zwei Reihen geschachtem Schildhaupt (obere Abb.) oder Gold mit schwarz-golden in drei Reihen geschachtem Schildhaupt (untere Abb.). Helm 1: ein wachsender Mohrenrumpf in wie der Schild bez. Farben auf dem Gewand. Helmdecke Schwarz-gold. Helm 2: ein Mannesrumpf wachsend, gewandet in ein wie der Herzschild bez. Kleid, auf dem Kopf ein niedriges Mützchen, im Siebmacher Luxemburg als roter Kardinalshut dargestellt. Im Gruber als bärtiger Mannsrumpf mit golden gestulpter roter Mütze, das Kleid wie der Schild bez. Helmdecken rot-golden. |
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Eine dritte, inverse Variante des vermehrten Wappens der Mohr vom Walde d'Autel wird wie folgt angegeben: Hauptschild: Gold mit schwarz-gold in zwei Reihen zu je vier oder mehr Plätzen geschachtem Schildhaupt. Herzschild: In Rot ein durchgehendes goldenes Kreuz, bewinkelt von 20 (4x5) goldenen Schindeln. Helm 1: ein wachsender Mohrenrumpf in wie der Schild bez. Farben auf dem Gewand. Helmdecke schwarz-golden. Helm 2: ein Mannesrumpf wachsend, gewandet in ein wie der Herzschild bez. Kleid, auf dem Kopf ein niedriges Mützchen, im Siebmacher Luxemburg als roter Kardinalshut dargestellt. Im Gruber als bärtiger Mannsrumpf mit golden gestulpter roter Mütze, das Kleid wie der Schild bez. Helmdecken rot-golden. |
Die Baugeschichte von Schloß Koerich:
Vom Typus her war
Koerich eine spätromanische Niederungsburg, eine Talburg (im
Gegensatz zu den Höhenburgen über dem Eischtal), die in
mehreren Ausbauphasen erweitert wurde:
Ende 12. - Anfang 13. Jh. - Bau der romanischen Burg, Erwähnung 1259. Die Erbauer sind die Herren von Koerich, bes. Wirich I. Herr von Koerich und Haushofmeister (Seneschall) von Luxemburg. Aus dieser Zeit stammen die Außenmauern der Wasserburg und der Donjon. Die Tochter von Wirich, Johanna, heiratete Godefroi de Bertrange (Thionville).
Abb.: Blick von den Ruinen des Südflügels auf den spätromanischen Donjon. Das hier besprochene Wappen befindet sich rechts oben über dem erhöht liegenden Eingang.
ca. 1300 - teilweiser Umbau im gotischen Stil
1356 heiratete Maria von Koerich Gilles I d'Autel, dessen Stammburg Autel (Autelbas) nahe Arlon liegt und 1412 von Antoine de Bourgogne zerstört wurde.
1380/85 - substanzielle gotische Erweiterung unter Gilles d'Autel-Koerich. Ein gotisches Wohngebäude entstand im rechteckigen Bering auf der Westseite des Burghofes, das heute noch in der Mauersubstanz erkennbar ist. Auch die beiden rechteckigen Türme an den Ecken der Südwand, die so charakteristisch schräg stehen, datieren in diese Zeit. Nur noch der sog. Kapellenturm in der SW-Ecke steht heute, im Erdgeschoß eine Kapelle, im ersten Stock ehemals eine Wachstube, später mit Barockkamin ausgestattet. Der SO-Turm ist nur noch in seinen Grundmauern und Ansätzen zu rekonstruieren.
Abb.: Blick von Südwesten auf die Westmauer. Im linken Teil befinden sich dahinter ehemalige niedrige Wirtschaftsgebäude, im rechten Teil befand sich das gotische Wohnhaus. Rechts angeschnitten der SW-Turm.
Nach einigen Rückschlägen konnte 1466 Gilles II d'Autel Autel (Autelbas) und Koerich zurückerwerben. 1560 wechselt die Burg erneut, denn Margarethe von Autel-Koerich heiratet Johann von Landscheid.
1580-1585 - Renaissance-Umbau unter Jacques II. de Raville-Bassompierre (Raville = Rollingen). Die von Wassergräben umgebene Niederungsburg wurde in einen feudalen Herrensitz umgewandelt.
1623 wird Koerich an den Herrn von Mouzay verpfändet.
1652-1657 - Umbau
1714 und 1720 Lothaire- Fréd. de Raville
nach 1728 - Umbau des Südflügels im barocken Stil. Das Corps de logis im Südflügel wird ein großartiger Schloßbau mit großen Fenstern auf zwei Ebenen. Von den beiden Türmen an der SW- und der SO-Ecke ist nur der linke erhalten. Durch die der Länge nach gespaltende Stirnwand blickt man auf einen Prunkkamin im ersten Stock aus der Zeit dieses barocken Umbaus. Er läßt erahnen, daß hier einst ein prunkvoller Herrensitz eingerichtet war.
1739 - Schloß und Herrschaft werden von Lambert-Joseph de Marchant et dAnsembourg gekauft, der 1750 den Reichsgrafentitel bekam. Aus dieser Zeit stammt wohl auch die Bezeichnung Gréiweschlass.
Weitere Besitzwechsel folgten: de Tornaco, Pfortzheim, de Marche, 1892 Baron Emile H.F.G. de Wykerslooth, 1949 Pierre Flammang.
Abb.: Blick von Westen auf die Westmauer und den SW-Turm, nachträglich mit großen Kreuzstockfenstern versehen. Im unteren Teil des SW-Turmes befindet sich die Kapelle, obendrüber ein barockisierter Raum mit Kamin.
Nach 1755 wurde das Schloß verlassen und dem Verfall preisgegeben. Ab 1950 wurden unter dem letzten Privatbesitzer, Pierre Flammang (Bürgermeister von Koerich), Sicherungsarbeiten durchgeführt. Heutiger Besitzer ist der Staat, das Großherzogtum Luxemburg, und in neuerer Zeit wurden die Kellergewölbe des Südflügels freigelegt und Ausgrabungen im Schloßhof durchgeführt.
Die Epitaphien in der Pfarrkirche St. Rémy
(St. Remigius)
Heraldisch ergiebiger
ist ein Besuch der auf einer nahen Anhöhe gelegenen Pfarrkirche
St. Rémy, eine der schönsten Barockkirchen des Großherzogtums,
1748 erbaut. Dort sind zwei aus der Vorgängerkirche stammende
Epitaphien in eine Holzvertäfelung eingelassen. Es handelt sich
um die beiden Grabplatten für Peter
Ernst von Rollingen (Pierre Ernest de Raville, -14.3.1623)
und seine erste Ehefrau, Anna Ottilia von Pallant zu
Dalenbroich (-5.9.1619), die Erbin von Dalenbroich, von
heraldischem Interesse. Beide Platten sind ähnlich aufgemacht
mit einer Inschrift im Zentralfeld und vier Vollwappen in den
Ecken.
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Die Platte für Peter Ernst von Rollingen trägt folgende Inschrift: "ANNO D(OMI)NI 1623 DIE 14 MARTII / OBIIT ET HIC IACET ILLVSTRIS / AC ADMODVM GENEROSVS D(OMI)N(V)S / PETRVS ERNESTVS DYNASTA / IN ROLLINGEN ANSEMBORGH / SIEBENBORN DALEMBROCH / KOERICH MARESCHALCVS / HAEREDITARIVS MARCHIONA/TVS ARLVNENSIS CAPITANEVS / AC PRAEPOSITVS REGIAE / MAIESTATI HISPANIARVM IN / REBVS BELLICIS ET CIVILIBVS / A CONSILIIS EQVES NOBILI/VM IVSTICIARIVS NEC NON / PROGVBERNATOR IN LUX/EMBVRGENSI DVCATV ET / COMITATV CHINIENSI / CVIVS ANIMA IN PACE / REQVIESCAT / AETERNA".
Die genannten Besitzungen lauten in heute üblicher Schreibung wie folgt: "ROLLINGEN" = Raville, "ANSEMBORGH" = Ansembourg, "SIEBENBORN" = Septfontaines, "DALEMBROCH" = Dalenbroich, "KOERICH" = Koerich. Die genannten Titel bedeuten "MARESCHALCVS / HAEREDITARIVS MARCHIONA/TVS ARLVNENSIS" = Erbmarschall der Markgrafschaft Arlon, "CAPITANEVS / AC PRAEPOSITVS REGIAE / MAIESTATI HISPANIARVM IN / REBVS BELLICIS ET CIVILIBVS" = Kapitän und Statthalter der spanischen königlichen Majestät in Krieg und Frieden, "A CONSILIIS EQVES NOBILI/VM IVSTICIARIVS" = Justiziar des adligen Ritterrats und "PROGVBERNATOR IN LUX/EMBVRGENSI DVCATV ET / COMITATV CHINIENSI" = Statthalter im Herzogtum Luxemburg und in der Grafschaft Chiny.
Die vier Wappen der Ahnenprobe in den vier Ecken der Grabplatte stehen für die Vorfahren auf Großelternebene. Nur die Schilde sind seit der Renovierung der Kirche jeweils farblich gefaßt, die Helmdecken und Kleinode aber nicht, was ein etwas seltsames Gesamtbild erzeugt. Die Eltern des Probanden waren Jakob VII. von Rollingen (Jacques de Raviille), Herr von Ansembourg, und Margaretha von Bettstein (Marguerite de Bassompierre); die Heirat fand am 2.3.1564 statt. Besagter Jakob von Rollingen stammte aus Lothringen, wo der Familienstammsitz zwischen Pange und St. Avold liegt und bis 1679 ein luxemburgisches Lehen war, und kaufte 1580 das Schloß und die Herrschaft Koerich von Johann von Landscheid und dessen Frau, Margaretha von Elter (d'Autel). Nach dem Erwerb ließ er sich in Koerich nieder und baute den baufälligen alten Herrensitz 1580-1585 in ein feudales Schloß im Stil der Renaissance um, dessen eindrucksvolle Ruine wir heute sehen. Jakob von Rollingen wurde 1588 Vorsitzenden des Provinzialrats und 1590 Ritterrichter des Adels.
Der Sohn Peter Ernst von Rollingen und Koerich, dessen Grabplatte wir hier vor uns haben, baute in Koerich den Vorgängerbau der heutigen Kirche und trieb den Bau der Jesuitenkirche in Luxemburg voran. Eigentlich war er aufgrund seiner Besitzungen vermögend, und er hatte gute Einkünfte, dennoch starb Peter Ernst von Rollingen hochverschuldet; seine Bauprojekte hatten ihn an den Rand des Ruins gebracht.
Peter Ernsts vier Großeltern waren väterlicherseits Bernhard von Rollingen (Bernard de Raville, -1555), Herr von Ansembourg, ein Sohn von Wilhelm II. von Rollingen und Elisabeth von der Feltz, und Kunigunde von Brambach und Waldmanshausen (1511-1553), die Tochter von Friedrich von Brambach und Waldmanshausen und Wilhelmina von Gevertzhain und Lützenrode. Mütterlicherseits waren die Großeltern Franz von Bettstein (François seigneur de Bassompierre), der Sohn von Christophe seigneur de Bassompierre und Jeanne de Ville, und dessen Frau, Marguerite de Dommartin, die Tochter von Guillaume de Dommartin, seigneur de Fontenoy, und Anne de Neufchâtel, die Erbin von Ogevillers und Finstingen.
In der heraldisch oberen rechten Ecke (obige Abb., links) sehen wir entsprechend das Vollwappen der von Rollingen / de Raville für den Vater und den Großvater väterlicherseits: geviert, Feld 1 und 4: in Rot drei silberne Sparren, Feld 2 und 3: in Rot ein silbernes Ankerkreuz, auf dem ungekrönten Helm mit rot-silbernen Decken auf einer goldenen Kugel ein blauer Pfauenhals (Wolfert, Siebmacher Band: Lux Seite: 13 Tafel: 12, Band: Lot Seite: 12 Tafel: 9, Loutsch). Das Stammwappen sind die Sparren; das Ankerkreuz steht für Siebenborn (Septfontaines).
In der heraldisch oberen linken Ecke (obige Abb., rechts) sehen wir das Vollwappen der de Bassompierre (deutsch: von Bettstein) für die Mutter und den Großvater mütterlicherseits. Es hat in Silber drei rote Sparren (d'argent à trois chevrons de gueules), als Helmzier auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein wie der Schild bez. Schildchen zwischen einem roten oder silbern-roten Flug (sur le casque couronné un écusson aux armes de l'écu entre un vol de gueules ou d'argent et de gueules). Bassompierre ist heutzutage ein Ortsteil von Boulange westlich von Thionville (Lothringen, Département Moselle).
In der heraldisch unteren rechten Ecke (obige Abb., links) sehen wir das Vollwappen der von Brambach für die Großmutter väterlicherseits, in Silber ein roter Schrägbalken, darüber ein blauer, schräg geschnittener dreilätziger Turnierkragen (Gruber S. 20-21, Siebmacher Band: NaA Seite: 17 Tafel: 22, bei Max von Spießen im Wappenbuch des Westfälischen Adels Balken und Turnierkragen gerade, nicht schräg). Die Helmzier zeigt zu rot-silbernen Decken einen wachsenden silbernen Brackenrumpf mit goldenem Halsband und rot ausgeschlagener Zunge, hier ist die vordere Schnauzenpartie zerstört.
In der heraldisch unteren linken Ecke (obige Abb., rechts) sehen wir das Vollwappen der von Dommartin für die Großmutter mütterlicherseits, in Schwarz ein durchgehendes silbernes Kreuz. Französischer Blason: De sable à la croix d'argent. Helmzier zu schwarz-silbernen Decken ein Flug, vermutlich in den Farben Schwarz und Silber (un vol d'argent et de sable), keine Angaben bei Loutsch und auch nicht bei Rietstap, Hinweise willkommen.
Die Platte für Anna Ottilia von Pallant zu Dalenbroich (-5.9.1619), die Erbin von Dalenbroich, trägt folgende Inschrift: "HIE(T) LIEGT BEGRABEN / ANNA GEBOR(E)NE DO/CHTER VON PALLA/NT FROVW ZV / ROLLINGEN SIEBEN/BORN ANSEMBOR/GH DALEMBROCH / VND KÖRRICH WEL/CHE IN GOTT VER/SCHEIDEN IST / DEN V SEPTEMBRIS / 1619 DERO / SEELL(E) GOTT / GNAD".
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Die vier unbeschrifteten Wappen der Ahnenprobe in den vier Ecken der Grabplatte stehen für die Vorfahren auf Großelternebene. Die Eltern waren Hartard von Pallant (-1615), Herr zu Wiebelskirchen, Lindenberg und Wildenburg, und seine erste Ehefrau Anna von Vlodrop (Flodrop), die Erbin von Dalenbroich.
Ihre vier Großeltern waren väterlicherseits Daem von Pallant (-1565), Herr zu Wildenburg und Wiebelskirchen, der Sohn von Johann III. von Pallant, Herr zu Nothberg und Wildenburg, und Cäcilia von Hompesch, Erbin von Wachendorf und Lindenberg, und Catharina / Katharina von Rollingen-Dagstuhl (Cathérine de Raville), Erbin von Dagstuhl, die Tochter von Kaspar II. von Rollingen-Dagstuhl und Eva von der Feltz, sowie mütterlicherseits Wilhelm von Vlodrop (Flodrop), Freiherr zu Reckheim, Burggraf von Odenkirchen (-29.8.1564), der Sohn von Willem van Vlodrop (Flodrop), Burggraf von Odenkirchen, und Odilia von Hömen, Erbin von Odenkirchen, und dessen Frau, Anna Margaretha van der Donck (-1561), Frau von (Vrouwe van) Biecht, Wolfraedt und Papenhoven.
In der heraldisch oberen rechten Ecke (nachfolgende Abb., links) sehen wir entsprechend das Vollwappen der Herren von Pallant für den Vater und den Großvater väterlicherseits, von Schwarz und Gold fünfmal geteilt, Helmzier zu schwarz-goldenen Decken ein von Schwarz und Gold fünfmal geteiltes Schildchen oben angestemmt zwischen einem schwarzen Flug. Französischer Blason nach Loutsch: Fascé de sable et d'or, cimier un écusson aux armes entre un vol de sable.
In der heraldisch oberen linken Ecke (nachfolgende Abb., rechts) sehen wir das Vollwappen der limburgischen Familie von Vlodrop (Flodrop, Vlodorp) für die Mutter und den Großvater mütterlicherseits, es ist geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: innerhalb eines roten Bordes in Silber drei blaue Balken (niederländisch: in zilver 3 dwarsbalken van azuur en een schildzoom van keel, frz. d'argent à trois fasces d'azur à la bordure de gueules), Feld 2 und 3: in Silber eine rote Lilie (niederländisch: in zilver eene lelie van keel, frz.: d'argent à une fleur-de-lis de gueules), Herzschild: hier von Schwarz und Gold fünfmal geteilt (vermutlich ein Bezug zu den von Pallant, Lit. i. d. R. andere Inhalte). Feld 1 und 4 sind das durch einen Bord differenzierte Stammwappen (vgl. Wappen von Karken), Feld 3 und 4 mit der Lilie sind das Wappen der Vogtei von Roermond. Die Lilie führten schon die van Wachtendonck, Vögte von Roermond. Später wurden die von Vlodrop Vögte von Roermond. Die Stadt Roermond hat im geteilten Schild des Kommunalwappens unten diese rote Lilie in Silber. Das zugehörige Stammkleinod der von Vlodrop ist zu rot-silbernen Decken ein wachsender, silberner, mit drei blauen Balken belegter und bärtiger Mannesrumpf, eine silberne Kopfbinde mit abfliegenden Enden um den Kopf gebunden (vgl. Berliner Wappenbuch, "der voitt von ramyn", frz. nach Rietstap: Cimier un vieillard issant habillé de gueules au plastron fascé d'azur et d'argent tortillé d'argent et d'azur), hier Helm 1 (rechts). Helm 2 (links) ist gekrönt und trägt einen schwarzen Hahnenfederbusch, eigentlich noch auf einem roten Hut (frz. nach Rietstap: un chapeau de gueules sommé de plumes de coq de sable).
In der heraldisch unteren rechten Ecke (nachfolgende Abb., links) sehen wir das Vollwappen der von Rollingen (de Raville) für die Großmutter väterlicherseits, geviert, Feld 1 und 4: in Rot drei silberne Sparren, Feld 2 und 3: in Rot ein silbernes Ankerkreuz, auf dem ungekrönten Helm mit rot-silbernen Decken auf einer goldenen Kugel ein blauer Pfauenhals (Nachweise s. o.).
In der heraldisch unteren linken Ecke (nachfolgende Abb., rechts) sehen wir das Vollwappen der Familie van der Donck für die Großmutter mütterlicherseits, in der hiesigen Farbfassung geteilt, oben von Hermelin, unten grün (bei Rietstap für die limburgische Familie des Namens unten golden: coupé de hermine sur or), auf dem bewulsteten Helm ein Flug (Rietstap ohne Angaben). Mit grüner Feldfarbe und einem Schildhaupt von Hermelin gibt es hingegen eine holländische Familie. Welche der beiden Familien korrekt ist, ergibt sich nicht aus der vorliegenden Genealogie.
Peter Ernst von Rollingen und Koerich hatte folgende Kinder: Johann Franz von Rollingen, Magdalene von Rollingen, Peter Ernst von Rollingen (-3.11.1625), Dorothea von Rollingen, Florenz Ernst von Rollingen, Catharina von Rollingen, Claude Margaretha von Rollingen, Otto Hartard von Rollingen und Florenz Hartard von Rollingen (-12.10.1694). Die Herrschaft Koerich ging 1623 an Johann Franz von Rollingen, welcher die miserable Finanzlage durch Verkauf einiger Besitzungen und durch Verpfändung der Herrschaft Koerich aufbesserte. Die Pfandnehmer waren zuerst ein Herr von Mouzay, danach ab 1641 die Grafen von Suys, und letztere hatten die Herrschaft fast ein Jahrhundert pfandweise inne. Die nachfolgenden Herren von Rollingen behielten nur den Titel eines Herrn von Koeruich, erst Johann Franz, dann Florenz Hartard und schließlich Johann Ernst, der 1714 sämtliche Rechte an seinen Cousin Lothar Friedrich von Rollingen (-1735) übertrug, der nun neuer Herr von Koerich wurde. Dieser war mit Helena Charlotte von Thüngen (-1738) verheiratet, die nach dem Tod ihres zweiten Ehemannes (ohne gemeinsame Kinder) ihr Erbe an ihre beiden Kinder aus erster Ehe mit einem Freiherrn Schliederer von Lachen vermachte. Am 4.5.1739 verkauften die Erben die Herrschaft Koerich mit allem Zugehör an Freiherr Lambert Joseph von Marchant zu Ansembourg, der am 1.10.1749 in den Grafenstand aufstieg.
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher,
insbesondere Siebmacher NaA S. 40, T. 67, Lux S. 11, T. 10, Lot
S. 43, T. 29.
http://www.associationchateaux.lu/deutsch/koerich/geschichte/index.html
http://www.septchateaux.lu/content.aspx?CategoryID=700
http://www.ksf.lu/ - http://www.ksf.lu/pdf/schloss_d_f.pdf - http://www.ksf.lu/pdf/zwou_buergen.pdf
H. Kuhn, J.P. Koltz: Burgen und Schlösser in Lothringen und
Luxemburg, Frankfurt/Main 1964
R. Krantz und N. Quintus, Untersuchungen über zwei Burgen in
Koerich
Dr. Jean-Claude Loutsch, Armorial du Pays de Luxembourg, 1974
Roger Bour, Taschenführer
durch die Burgen und Schlösser in Luxemburg, Luxemburg 1982,
Band 1
Châteaux Luxembourgeois, Luxemburger Burgen und Schlösser,
Hrsg. Association des Châteaux luxembourgeois und Office
national du Tourisme ONT, 2005, ISBN 2-87996-801-1
Herrn J. Weber ein herzliches Dankeschön für wertvolle
Hinweise.
Genealogie zu den beiden Grabplatten: https://www.geni.com/people/Peter-Ernst-von-Rollingen-Herr-zu-Ansembourg-Dalenbroich-K%C3%B6rich-Rollingen/6000000113554065821 - https://www.geni.com/people/Anna-Ottilia-von-Palant-Heiress-of-Dalenbroich/6000000113553709845 und jeweils abhängige Seiten
Die Burgherren von Koerich: https://www.ksf.lu/index.php/de/greiweschlass/84-die-burgherrren
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