Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1009
Großherzogtum
Luxemburg
Schloß Neu-Ansembourg (Luxemburg) - Teil 1
Die ältere Burg
In Ansembourg gibt es
gleich zwei Herrensitze, einen älteren oben auf dem schroffen
Berg über dem Eischtal und dem winzigen Dorf, und ein neueres
Schloß im Talgrund. Die alte Burg wurde erstmals 1135 urkundlich
erwähnt, Hubert d'Ansembourg ist der erste namentlich bekannte
Burgherr. Wilhelm I von Ansemburg wird 1210 genannt, Wilhelm II
1264. 1323 wird Anselm genannt, Herr von Ansembourg, Sassenheim
und Schoenfels. Jofroit von Ansembourg
verstärkte die Burg mit dem südwestlichen Turmeingang und dem
nördlich auf einem isolierten Felsen gelegenen Bergfried Anfang
d. 14. Jh. 1417 heiratet Robert von Ansembourg, Sohn von Gotfried
und Enkel von Anselm, Hedwig von Bourscheid. Die Burg wechselte
von den Herren von Ansembourg an die Herren von Raville
(Rollingen), nachdem um 1440 Margareta von Ansembourg den Jean de
Raville heiratete, Burgherr von Simmern. gegen Ende des 14. Jh.
wird der Wohntrakt nach Norden ausgebaut. Umbauten fanden unter
Jakob II von Raville-Ansembourg statt, auf dem Erker des
Eingangstores auf 1565 datiert. Die Burg wurde in den
Auseinandersetzungen zwischen spanischen und französischen
Truppen 1683 von den französischen Truppen des Marschalls de
Boufflers zur Ruine. Ende des 17. Jh. wurde die Burg von den
neuen Eignern, den Bidart und den Marchant d'Ansembourg,
wiederaufgebaut. Schon bald empfand man das verbaute Gebäude
nicht mehr als repräsentativ genug und baute das neue Schloß im
Tal. Die Anlage ist auch heute
noch privat von den Grafen de Marchant et d'Ansembourg bewohnt
und kann weder von innen noch von außen besichtigt werden. Von
unten kann man nur ein paar unspektakuläre Mauern aus der Mitte
des 12. Jh. sowie ein paar Türme erkennen. Berühmt ist
Alt-Ansembourg wegen der Bibliothek und insbesondere wegen des
dort befindlichen Codex Mariendalensis. In die Schlagzeilen
geriet das Schloß in den letzten Jahren wegen der
Verkaufsverhandlungen des Grafen mit einer japanischen Sekte, der
Sukyo Mahikari-Bewegung.
Reichtum durch Eisen und Besitzwechsel
Florence IV. de Raville
(Florenz von Rollingen), Herr von Ansembourg, gab am 5.10.1624
den Brüdern Thomas und Nicolas Bidart aus Dinant die Erlaubnis,
ein Eisenwerk im Ort zu erbauen. Damit nahm ein ungeahnter
Aufschwung seinen Lauf, der am Ende zur Umkehr von Besitz und
Macht führte. Die Herren der Eisenhütte waren es, die fortan
das Schicksal des Tales bestimmten. Sie gaben Arbeit, sie schufen
Gewinn, sie brachten Wohlstand ins Tal. Wer früher als Bauer
oder Tagelöhner ein armseliges Einkommen hatte, konnte an der
prosperierenden Industrie teilhaben. Die Brüder, die auch kurz
zuvor die Simmerschmelz gegründet hatten, hatten die Zeichen der
Zeit erkannt, und das Geschäft mit Eisen blühte während des
30jährigen Krieges, während die Edelherren de Raville immer
tiefer in Schulden gerieten, während das Land durch die Folgen
des 30jährigen Krieges herabgewirtschaftet und zerstört war.
Thomas Bidart war bald der Mensch mit dem größten Einkommen und
der höchsten Steuerleistung im ganzen Herzogtum Luxemburg, so
florierte seine Eisenindustrie. Florence IV. de Raville aber
bekam kaum etwas in die Kassen, denn seine Untertanen hatten
selber nur noch ihre Armut. Bidart lieh ihm Geld, und
schließlich waren die de Raville so in ihren Schulden gefangen,
daß am 10.03.1671 die gesamte Herrschaft Ansembourg mit Burg in
den Besitz der Erben Bidarts überging. Ein Bidart war Herr von
Ansembourg.
Abb.: Blick von Osten auf die Gartenfront mit den beiden Vierecktürmen und der verbindenden Galerie
Das neue Schloß: Erster Bauabschnitt
Reichtum erfordert
Repräsentation, insbesondere, wenn man sich so hochgearbeitet
hatte wie die Bidarts, und insbesondere, wenn man als Homo novus
seinen Platz in der Gesellschaft einfordern wollte. So wurde ein
großartiger Herrensitz im Talgrund nahe der Eisenhütte geplant.
Zunächst hatte man in der alten Ansembourg (1624-1628) und dann
in Burg Hollenfels (1628-1639) gewohnt. 1639 wurde das Schloß
Neu-Ansembourg von Thomas Bidart II begonnen, die erste Bauphase
(1639-1647) umfaßte den heutigen Mitteltrakt des Schlosses, es
wurde ein einflügeliger, bequemer und nobler Herrensitz mit zwei
Rundtürmen zur Straße nach Marienthal hin.
Abb.: Blick aus Nordwesten vom Hof auf den Kernbau
Nächster Besitzwechsel
Thomas Bidart II hatte eine
Tochter namens Marie-Anne Bidart, welche François de Thomassin
ehelichte. 1670 wurden sie Erben des Besitzes. Danach folgte als
Erbe 1711 Thomas Marchant, ein Neffe von Marie-Anne Bidart.
Dieser Thomas Marchant wurde am 10.12.1728 in den Adelsstand
erhoben, wobei er sich allerdings vor seinem Tode nur wenige Tage
lang seines neuen Titels Baron de Marchant d'Ansembourg erfreuen
konnte.
Das neue Schloß: Zweiter Bauabschnitt
Lambert-Joseph de Marchant
d'Ansembourg, Sohn des Barons Thomas de Marchant, ließ das
Schloß erweitern. 1735 wurden die beiden Seitenflügel mit den
quadratischen Türmen angebaut. Ein Bogengang verband nun die
beiden viereckigen Türme zur Gartenseite, dahinter lag ein
großer Saal. Unter den Arkaden befinden sich vier
überlebensgroße Statuen, welche die vier im 18. Jahrhundert
bekannten Kontinente repräsentieren: Europa, Asien, Afrika,
Amerika. 1750 erhielt Lambert-Joseph de Marchant d'Ansembourg den
Grafentitel. Ebenfalls 1750 ließ er das Barockportal errichten
und die Terrassengärten mit barocker Gartenlust, geometrischen
Parterres, Statuen, Sphingen, Labyrinthen, Wasserspielen etc.
anlegen. Insbesondere die Allee entlang des unteren Hauptweges
mit barocken Figuren aus der antiken Mythologie ist einzigartig
und in Luxemburg unvergleichbar. Der fast 250 m lange überdeckte
Hainbuchen-Gang an der Südseite entlang der Eisch stammt noch
aus dem originalen Bestand, dazu einige Solitärbäume. Der
Landsitz ist 3,5 ha groß. Auffällig auch die reiche Verwendung
von Schmiedeeisen, das ja hier vor Ort hergestellt wurde.
Abb.: Barockportal von 1750
Nächster Besitzwechsel
Das neue Schloß im
Tal ist zwar auch Privateigentum, Hof und Gartenanlagen sind
jedoch der Öffentlichkeit zugänglich. Graf Guillaume Louis Eugene Marie v. Marchant u.
Ansembourg (6.9.1809 - 10.2.1882) war Kammerherr des Königs der
Niederlande und des Großherzogs von Luxemburg sowie
luxemburgischer Staatsrat. Dessen Sohn Gaston Johann Baptist
Franz Maria Graf v. Marchant u. Ansembourg (geb. 13.8.1848) war ebenfalls Kammerherr am Hof des
Großherzogs. Der letzte Graf auf Schloß Neu-Ansembourg war dessen Sohn Graf Gaston d'Ansembourg, ehemaliger
luxemburgischer Gesandter in Brüssel. Er verstarb 1959. Sein
Sohn, Graf Gaston Amaury Nicolas Marie d'Ansembourg, geb.
14.8.1938, zog sich auf die alte Ansembourg zurück und richtete
sich dort ein. Er verstarb 2006, war mit Béatrix de Brabandère
verheiratet und hat die drei Kinder Vinciane, Gaston-Gaetan und
Susan. 1986 wurde Neu-Ansembourg an die Sukyo Mahikari-Bewegung
verkauft, eine japanische religiöse Bewegung, die auf Okada
Yoshikazu zurückgeht und von ihm 1960 als "Weltkirche der
Zivilisation des Wahren Lichts" gegründet wurde. Mahikari
ist eine Art Heilungsmagie, welche Vorstellungen des Shintoismus,
des Animismus und des Ahnenkult enthält.
Abb.: Blick von Süden auf das Barockportal von 1750
Das Wappen am Barockportal
Die beste Wappendarstellung
befindet sich am Barockportal im mit Voluten geschweiften
Giebelaufsatz über dem Torbogen. Auch dieses Portal fällt in
die Ausbauphase unter Lambert Joseph de Marchant, dem späteren
Grafen und seiner Frau Anne de Velbrück.
Das verbesserte
freiherrliche Wappen der Marchant ist
geviert:
Helmzier: Der schwarze Löwe wachsend. Helmdecken schwarz-silbern. Schildhalter zwei goldene, hersehende Löwen. |
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Velbrück bzw. von Aldenbrück gen. Velbrück (d'Aldenbruck dit Velbruck), eine Familie aus dem Herzogtum Jülich, deren einer Zweig im 16. Jh. die Herrschaft Beaufort besessen hatte: In Gold ein blauer Balken. Auf dem Helm mit blau-goldenen Decken ein wachsender goldener Brackenrumpf belegt mit dem blauen Balken. |
Das Wappen im Giebel des Kernbaus
Wappen vom Nord-Giebel des
Kernbaus. Heraldisch rechts das vermehrte gräfliche Wappen
Marchant d'Ansenbourg, heraldisch links das Velbrück-Wappen. Sie
stehen für Gräfin Anne de Velbrück und ihren Gemahl, den
zweiten Baron und späteren Grafen Lambert Joseph de Marchant,
geb. 24.10.1706 in Luxemburg, gest. am 23.5.1768 in Ansemburg.
Das gräfliche Wappen
ist geviert mit dem Stammwappen als Herzschild:
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Velbrück: In Gold ein blauer Balken. Auf dem Helm mit blau-goldenen Decken ein wachsender goldener Brackenrumpf belegt mit dem blauen Balken. |
Das Wappen am Balkon des Kernbaus
Am schmiedeeisernen Balkon
finden wir das Wappen von Gräfin Anne de Velbrück und ihren
Gemahl, den zweiten Baron und späteren Grafen Lambert Joseph de
Marchant in Farbe.
Die Velbruck, Velbrück, Velbrukh sind eigentlich ein rheinländisches Geschlecht, Erbkämmerer des Stiftes Köln, und sie haben interessanterweise das gleiche Schildbild wie die Nothafft, aber eine etwas andere Helmzier, evtl. gemeinsame Herkunft. Das Wappen beider zeigt in Gold einen blauen Balken. Auf dem Helm der Velbrück mit blau-goldenen Decken ist ein wachsender goldener Brackenrumpf belegt mit dem blauen Balken. Die bayrischen Nothafft haben aber auf dem Helm goldene Hörner mit blauen Balken belegt; dazwischen eine sitzende Bracke.
Das verbesserte
freiherrliche Wappen der Marchant ist
geviert:
Helmzier: Der schwarze Löwe wachsend. Helmdecken schwarz-silbern. Schildhalter zwei goldene, hersehende Löwen. |
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Velbrück: In Gold ein blauer Balken. Auf dem Helm mit blau-goldenen Decken ein wachsender goldener Brackenrumpf belegt mit dem blauen Balken. |
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers
Wappenbücher, insbes. Band Luxemburg
http://www.septchateaux.lu/content.aspx?CategoryID=702&EntryID=2736
http://www.nathworld.net/index.php?option=com_docman&task=doc_view&gid=7&Itemid=122
http://www.darkplaces.org/Luxemburg/Festungen/Chateau_d_Ansembourg/Ansembourg_DE.html
http://www.septchateaux.lu/content.aspx?CategoryID=700&EntryID=2535
http://www.burgeninventar.de/html/lux/LUX_big.html#44
H. Kuhn, J.P. Koltz: Burgen und Schlösser in Lothringen und
Luxemburg, Frankfurt/Main 1964
Dr. Jean-Claude Loutsch, Armorial du Pays de Luxembourg, 1974
John Zimmer: Die Burgen des Luxemburger Landes. Luxembourg, 1996.
Tuntange: http://www.canton-mersch.org/ac_tuntange.htm
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf
CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Roger Bour, Taschenführer durch die Burgen und Schlösser in
Luxemburg, Luxemburg 1982, Band 1
Châteaux Luxembourgeois, Luxemburger Burgen und Schlösser,
Hrsg. Association des Châteaux luxembourgeois und Office
national du Tourisme ONT, 2005, ISBN 2-87996-801-1
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