Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 3009
Wolframs-Eschenbach
(Landkreis Ansbach)
Das Pfarrhaus von Wolframs-Eschenbach
Das Pfarrhaus befindet sich zwischen Zehntstadel und Kirche im Norden des kleinen Vorplatzes nach hinten versetzt. Der Deutsche Orden hatte als Besitzer der Stadt das Kirchenpatronat inne und war deshalb auch zuständig für Errichtung der nötigen Gebäude wie Pfarrhaus und Kaplanhaus. Beide wurden im 17. Jh. neu errichtet. Das Kaplanhaus wurde 1666 an die Kirchhofmauer östlich der Kirche angebaut. 1928 wurde es mit dem Schulhaus durch einen kleinen Gang verbunden, als man beide als Kindergarten nutzte. 1667 baute man das neue Pfarrhaus als nördlichen Abschluß des Zwischenraumes zwischen der Kirche rechts und der langen, aus Schloß und Zehntstadel gebildeten Wand links. Das zweistöckige, giebelständige Gebäude schoß diesen kleinen Vorplatz nun nach Norden ab. Das Haus wurde jedoch 1975 abgerissen und bis 1979 so etwa ähnlich wieder aufgebaut, aber ein paar Meter nach links verrutscht, also ohne Gefühl für städtebaulichen Kontext. Das zerstörte die ursprüngliche städtebauliche Ausrichtung, die einen genauen Lückenschluß vorsah. Nun verschwindet die Fassade zu einem Drittel hinter dem Zehntstadel, und rechts ist offen, die Lücke in der Bebauungsfolge entspricht nicht dem ursprünglichen Kontext. Und das hat zur Folge, daß man nun nicht gerade auf die Fassade blickt, sondern um das wuchtige Speichergebäude herumgeht und dann die Fassade zur Gänze als Überraschung aus kurzer Entfernung bekommt.
Das Portal des historischen Originalbaus wurde gerettet und beim Neubau wiederverwendet. Zwei kräftige Wandpfeiler sind nur durch zwei dünne Profilstege miteinander verbunden und tragen einen gesprengten Dreiecksgiebel, bei dem nicht nur die Giebelspitze, sondern auch die Grundlinie fehlt. In die Lücke zwischen den Giebelteilen ist ein kleines Fenster des 1. Obergeschosses eingepaßt. Die beiden Wandpfeiler tragen oben jeweils einen gekrönten Wappenschild. Das optisch linke Wappen ist für Philipp Graf zu Gravenegg ("PGZG"), Herr von Burgberg, Eglingen und Osterhoven ("VBEVO"), erst Hauskomtur zu Ellingen, dann Landkomtur ("LC") der Ballei Franken in der Zeit von 1664-1668. Die schwäbische Hauptlinie der Familie erhielt den Freiherrenstand und am 12.3.1664 den Grafenstand als Graf von Gravenegg, Herr auf Burgberg, Eglingen und Osterhoven, während eine niederösterreichische Linie um 1543 erloschen ist. Die Begünstigten waren die Brüder Joachim Freiherr von Gravenegg, Abt des Stiftes Fulda und Kanzler der römischen Kaiserin, dieser hier relevante Philipp von Gravenegg, Deutschordensritter und Komtur der Ballei Franken, und ihr Vetter Joachim Gottfried von Gravenegg. Der Grafenstand war also noch ganz frisch, als dieses Wappen angebracht wurde. Das Wappen der von Gravenegg zeigt in Rot eine silberne Raute, hier rechts unten zu sehen. Rechts oben befindet sich das übliche Deutschordenskreuz. Die linke Spalthälfte mit den zwei Balken ist noch nicht identifiziert. Alles zusammen ist von einem Deutschordensschild unterlegt. Das Wappen über dem rechten Wandpfeiler gehört zu Deutschordensritter ("TOR") Heinrich Humbrecht/Gumbrecht Truchseß von Rheinfelden ("HHTVR"), der Hauskomtur zu Nürnberg ("HCZN") in der Zeit 1664-1669 war. Sein Familienwappen ist hier fünfmal silbern-blau geteilt. Auch dieser Schild ist von einem Deutschordensschild unterlegt.
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps:
https://www.google.de/maps/@49.2271258,10.7260356,21z - https://www.google.de/maps/@49.2271258,10.7260356,41m/data=!3m1!1e3
Erwin Seitz, Oskar Geidner: Wolframs-Eschenbach. Der Deutsche
Orden baut eine Stadt. Wolframs-Eschenbach 1997, ISBN
3-87707-510-X, insbesondere S. 112-113
Baudenkmäler in Wolframs-Eschenbach: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmäler_in_Wolframs-Eschenbach
Truchseß von Rheinfelden im Historischen Lexikon der Schweiz: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/019788/2009-10-06/
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