Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 2951
Segnitz
(Landkreis Kitzingen, Unterfranken)
Keerls- oder Köllnersches Haus
Dieses barocke zweistöckige, gemauerte und verputzte Walmdachhaus in der Hans-Kesenbrod-Straße 6 wurde 1743 von Johann Lorenz Emmert aus einer Essigsieder- und Weinhändlerfamilie erbaut. Der Sinnspruch auf dem flachen Bogensturz über der Tür "MENS AEDES COELO FELIX NIXA EXSTRVIT VNO" mit dem Chronogramm M + D + C + L + L + I + X + I + X + X + V + I + V = 1000 + 500 + 100 + 50 + 50 + 1 + 10 + 1 + 10 + 10 + 5 + 1 + 5 = 1743 datiert das Gebäude.
Sein Wappen befindet sich an der Nordfassade oberhalb des Eingangs, lt. Siebmacher Band: Bg5 Seite: 74 Tafel: 84 führte die Schweinfurter Familie Emmert in Silber auf grünem Dreiberg einen roten Löwen, der einen goldenen Pokal in den Vorderpranken hält. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken wird eine silberne Taube geführt, die einen grünen Ölzweig im Schnabel hält. Im Siebmacher wird die Familie als ratsverwandtes Geschlecht der Reichsstadt Schweinfurt im 18. Jh. beschrieben. Die Motive stimmen überein, die gegenwärtige Farbfassung hier am Haus hat aber bis auf das Grün des Zweiges nichts mit den Soll-Angaben im Siebmacher zu tun.
Nach Emmert kam das Haus schnell in andere Hände. Über dem Chronogramm hat sich der nächste Besitzer verewigt: "Johann Valentin Keerl" (1762-1811), ein Weinhändler, und er ließ um 1800 das Portal umbauen. Bereits zu Lebzeiten des kränkelnden und frommen Mannes war Philipp Peter Carl Köllner (3.3.1790-22.3.1853) im Haus aufgenommen worden, wo sich pietistische Protestanten mit Verbindungen nach Nürnberg die Klinke in die Hand gaben. Nach dem frühen Tod des Weinhändlers (für ihn ist das "Essigdenkmal" auf dem Friedhof) kümmerte sich Köllner um die Witwe Maria Amalia Keerl (geborene Schumann, 1777-1845) und ihre 5 noch kleinen Kinder und führte die Weinhandlung fort. Das Haus entwickelte sich dabei zu einem Treffpunkt pietistischer Glaubensgemeinschaften und zum Zentrum des "Segnitzer Kreises". 1819 zog die Familie nach Würzburg um; die Weinhandlung lief immer schlechter, vor allem wegen mangelndem Interesse des Inhabers.
1820 erwarben die jüdischen Weinhändler Böhr und Ballin das Haus. Danach wechselte es 1838 an die Fabrikantenfamilie Benjamin Hainemanns Söhne, also an die Brüder Schmay und Gabriel Hainemann aus Sommerach. Die Firma, eine chemische Fabrik zur Herstellung von Farben, bestand bis 1911. Dann kam es an den jüdischen Fellhändler Ettlinger, dann wurde es Sitz eines Landmaschinenhandels mit Werkstatt, dann wurde es zur Autoreparaturwerkstatt umgebaut, dabei entstand das heutige Fassadenbild mit den Fenstern und der Toreinfahrt rechts.
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps:
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vorbildliche Informationstafeln im Ort
Denkmalpflegerischer Erhebungsbogen Segnitz, Ortsbegehungen im
Oktober 2010 und Februar 2011, Erstellung in Zusammenarbeit mit
dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege durch Christiane
Reichert, Büro für Kunst-und Denkmalpflege, Bamberg, 2011 - https://www.segnitz-main.de/fileadmin/segnitz-main.de/images/Dorferneuerung/DEB_Segnitz_Teil_1_Text.pdf S. 38
das Segnitzer Rathaus - das markgräfliche Amtshaus - der neue Gottesacker vor den Toren
Ortsregister - Namensregister - Regional-Index
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