Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 2631
Fulda
Die Propstei Michaelsberg in Fulda
Die Propstei Michaelsberg liegt genau nördlich des Domes im Fuldaer Stadtzentrum, zum Domplatz hin mit einer mächtigen Stützmauer mit abschließender Balustrade abgetrennt. Im Norden grenzt das ehemalige Propsteigebäude an die Michaelskirche an, einer der bedeutendsten mittelalterlichen Sakralbauten, dessen Bausubstanz bis in die Karolingerzeit zurückreicht. Der Zugang zum ehemaligen Propsteigebäude erfolgt von Westen; dort endet der Stichweg an einem großen Tor in der Umfassungsmauer.
Die Ursprünge der Propstei Michaelsberg (monasterium Sancti Michaelis, später: praepositura ad Sanctum Michaelem) liegen in einer Friedhofskapelle. Auf dem zum Benediktinerkloster gehörenden Friedhof wurde zwischen 819 und 822 von Abt Eigil, dem dritten Abt des Klosters Fulda, eine karolingische Kirche errichtet, die zunächst nur die Funktion einer Friedhofskapelle hatte. Die Weihe erfolgte 822 durch Erzbischof Haistulph. Der erhaltene karolingische Kern besteht aus einer kreisförmigen Krypta mit mittelalterlichen Fresken. Darüber stand ein überkuppelter Rundbau mit zentraler Säule, mit Kegeldach und östlichem Nischenanbau. Das Hauptgebäude war also ein Zentralbau. Im 11. Jh. wurde die im 10. Jh. bei den Ungarneinfällen zerstörte Anlage von Abt Ruthard in den alten Formen repariert und erweitert. Die Neuweihe nahm Bischof Folmar von Minden vor. Der eingeschossige karolingische Rundbau wurde dabei mit Langhaus, Westturm und zwei Querhäusern versehen und zur Basilika auf kreuzförmigem Grundriß umgebaut. Nach wie vor ist aber im Zentrum der Rundbau mit kreisförmigem Umgang um die zentralen Bogenstellungen zu erkennen, auch wenn die Rotunde erhöht wurde.
Damit verbunden war die Neupositionierung als Propstei, die der Reichsabtei Fulda unterstand und von einem Stiftskapitular geleitet wurde. 1410 wurde in den Statuten des Klosters festgelegt, daß der Propst Mitglied des Stiftkapitels der Reichsabtei zu sein hatte. Das heißt umgekehrt, daß die Kapitularen des Stifts Fulda ausschließliche Kandidaten für die Vergabe der Pfründe waren. Anläßlich der Bauern-Unruhen wurde die Propstei 1527 erneut zerstört. Erst 1717 erfolgte ein barocker Wiederaufbau und Umbau der Wohngebäude durch Fürstabt Konstantin von Buttlar. Bei der Barockisierung wurde das Kircheninnere dem Zeitgeschmack angepaßt, außerdem wurde die Rochuskapelle angebaut.
Trotz der Nähe zur Mutterabtei und dem Dom war die Propstei Michaelsberg eher klein und wirtschaftlich bescheiden aufgestellt. Entsprechend der geringen und mit hohem Aufwand verbundenen Einkünfte lebten hier auch nur wenige Mönche im Konvent. Die Propstei hatte neben den nähergelegenen Gütern wie z. B. in Haselstein extrem verstreuten Kleinbesitz, der z. T. weitab im heutigen Bayern, Baden-Württemberg und Thüringen lag, z. B. in Bonnland bei Hammelburg (Bayern), Roth (Bayern), Zellingen (Bayern), Duttenbrunnen bei Würzburg (Bayern), Sulzbach bei Weinheim (Baden Württemberg), Tonna (Thüringen), Klettstedt (Thüringen), Bufleben (Thüringen), Marisfeld bei Meiningen (Thüringen), Rockstadt bei Sondershausen (Thüringen), Ramstadt (Wetterau), Assenheim, Münzenberg u. v. a. m. Deshalb war die Propstei Michaelsberg entweder ein Einstiegsposten in die Karriereleiter der Stiftskapitulare, oder die Propstei wurde als eher gering ausgestattete Pfründe mit anderen kombiniert. Praktisch hingegen war die Nähe zum Mutterkloster, wenn der jeweilige Propst Positionen in der Verwaltung des Hochstiftes oder der Universität wahrnahm. Die Propstei wurde 1802 aufgehoben. Seit 1821 dient das Propsteigebäude als bischöfliches Palais.
Die stark verwitterte Wappentafel rechts des Tores in der westlichen Umfassungsmauer ist für Kaspar (Caspar) von Wildungen, Propst von Michaelsberg. Er war auch 1581-1601 Propst in Blankenau, wo er sich durch seinen Bruder Heinrich von Wildungen vertreten ließ, dessen Grabplatte mit gleichlautender Ahnenprobe innen in der ehemaligen Propsteikirche ganz links an der nördlichen Langschiffwand aufgestellt ist. Kaspar (Caspar) von Wildungen war auch noch 1593-1601 Propst in Holzkirchen, außerdem taucht er um 1593 als Propst von Zella auf. Eine Urkunde des Jahres 1599 (HStAM Bestand Urk. 77 Nr. 83) nennt ihn auch einen Spittler zu Fulda. Das große zentrale Wappen ist das der von Wildungen (Beschreibung s. u.).
Unter dem Zentralwappen trägt ein Schriftband die stark verwitterte Datierung, vermutlich lautet die Jahreszahl 1587. Die vier Ahnenwappen in den Ecken des Zentralfeldes stehen für die Familien:
Propst Caspar von Wildungen war der Sohn von Burchard von Wildungen (-1610), fürstlich hessischer Hausmarschall und Erbküchenmeister, und von dessen Ehefrau, Margaretha von Hanstein (1567-). Die Großeltern väterlicherseits waren Caspar von Wildungen und Elisabeth von Urff. Mütterlicherseits waren die Großeltern Lippold von Hanstein (1505-14.1.1575), braunschweigischer Rat in Münden, Hofmeister bei Herzogin Elisabeth, und Margaretha Anna von Leuthorst (-1552), seine Frau in erster Ehe. Die Ahnenwappen auf der Grabplatte in Blankenau haben die gleiche Anordnung und sind besser erhalten.
Fuldaer
Kapitularen-Karussell in der Propstei Michaelsberg
Liste der Pröpste mit
Lebensdaten und Amtszeiten, soweit bekannt:
Konrad von Bellersheim, amtierte um 1357 bis um 1368
Gottfried von Bimbach, amtierte um 1397 bis um 1415
Konrad am Berge, amtierte um 1428
Johann Küchenmeister, amtierte um 1448
Gottschalk von Buchenau, amtierte um 1451
Johann von Ebersberg genannt von Weyhers, amtierte um 1493
Philipp von Trümbach, amtierte um 1535 bis um 1548
Philipp Georg Schenk von Schweinsberg (ca. 1510-25.2.1568),
amtierte 1552-1567, 1567-1568 Fürstabt, siehe auch Neuenberg,
Holzkirchen, Johannesberg
Philipp Schadt von Ostheim, amtierte um 1569 bis um 1579
Kaspar (Caspar) von Wildungen (-12.7.1601), um
1587, auch Propst in Blankenau 1581-1601, Propst in Holzkirchen
1593-1601 und in Zella um 1593
Johann Friedrich von Schwalbach (1567-8.12.1622), amtierte
1590-1593, danach Andreasberg, Blankenau, 1606 Fürstabt und 1607
Propst vom Johannesberg
Reinhard Ludwig von Dalwigk, amtierte um 1600-1601
Daniel von Merlau, amtierte um 1601 bis um 1609, auch Propst in
Zella
Johann Bernhard Schenk von Schweinsberg (1584-16.11.1632),
amtierte 1616-1618, danach Fürstabt und Propst auf dem
Johannesberg, weiterhin Propst in Blankenau und auf dem Neuenberg
Johann Friedrich von Kerpen, amtierte um 1627 bis um 1630
Adalbert von Schleifras (18.2.1650-6.10.1714) -1683, teilweise
überlappend mit Blankenau, danach Propst vom Neuenberg und
Dekan, danach Fürstabt
Stephan von Cloet (Clodh), amtierte 1701 bis um 1727
Friedrich von Kötschau (1695-1761), amtierte 1735-1736
Heinrich von Warnsdorf (23.8.1745-), aufgeschworen 11.9.1763,
Kapitular 26.9.1775, amtierte ab 1786, davor Propst in Zella
Literatur,
Links und Quellen:
Position in Google
Maps: https://www.google.de/maps/@50.5551685,9.6714794,18.75z - https://www.google.de/maps/@50.5549246,9.6717392,80m/data=!3m1!1e3
Grabstein für den Bruder Heinrich von Wildungen, in: Grabdenkmäler: https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/756
Erwähnung von Kaspar von Wildungen in HStAM
Bestand Urk. 77 Nr. 83: https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v75124
Propstlisten: Auswertung des Urkundenbestandes des Hessischen
Staatsarchivs Marburg: https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v75124
Johann Philipp Kuchenbecker: Gegründete Abhandlung von denen
Erb-Hof-Aemtern der Landgraffschaft Hessen, Marburg 1744, S. 67 https://books.google.de/books?id=ocFKAAAAcAAJ&pg=RA1-PA67 - https://books.google.de/books?id=mYJlAAAAcAAJ&pg=RA1-PA66
Carl Philipp Emil von Hanstein:
Urkundliche Geschichte des Geschlechts der von Hanstein,
1856/1857, Reprint 2007 im Mecke-Verlag Duderstadt, ISBN
978-3-936617-39-9, Tafel 3: https://books.google.de/books?id=0iR-PbBBLt8C&pg=PA1329
ein herzliches Dankeschön an die Herren Robert Krätschmar und
Guido Dankwarth für schnelle Zuordnung und Aufklärung der
Ahnenprobe
Propstei Michaelsberg (Fulda), Gemeinde
Fulda, in: Klöster https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/kl/id/7716
Michaelskirche Fulda: https://www.rhoentravel.de/freizeitangebot/michaelskirche-fulda/
Michaelskirche Fulda: https://www.tourismus-fulda.de/sehenswuerdigkeiten/historische-kirchen/einzelansicht/fuehrung/show/fuehrung/michaelskirche.html
Michaelskirche Fulda: https://de.wikipedia.org/wiki/Michaelskirche_(Fulda)
Innenstadtpfarrei: https://www.stadtpfarrei-fulda.de/fuldakatholischestadtpfarrei/Kirchen/Michaelskirche/Michaelskirche.php
Fuldaer Propsteien: die ehemalige Propstei Thulba - die ehemalige Propstei Blankenau - die ehem. Benediktinerpropstei Holzkirchen (Benediktushof und Pfarrkirche) - Propstei Petersberg (St. Peter, Liobakirche) - Propstei Johannesberg - Johannesberg, Pfarrkirche Johannes der Täufer - Propstei Zella
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