Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 2512
Mainhardt (Landkreis Schwäbisch Hall)
Schloßbrunnen Mainhardt
Mainhardt war zunächst ein Besitz der Schenken von Limpurg, wurde von diesen aber 1274 an Rudolf von Habsburg übergeben, der es im Tausch an die Grafen von Löwenstein gab, die Mainhardt zur Linderung ihrer Finanznöte 1380 an die Herren von Weinsberg verpfändeten. Das Pfand wurde schließlich 1416 von Albrecht von Hohenlohe ausgelöst, zusammen mit Teilen der Herrschaft (!) Gleichen. Bei der großen Teilung des Hauses Hohenlohe in zwei Hauptlinien kam Mainhardt an die Linie Waldenburg, aus der die Gruppe Waldenburg, Pfedelbach, Schillingsfürst, Bartenstein und Jagstberg hervorging. Als diese Linie sich weiter teilte, kam Mainhardt 1615 an die protestantische Linie Pfedelbach und nach deren Aussterben 1728 an die katholische Linie Bartenstein, wo es bis zur Mediatisierung blieb, bis es 1806 an Württemberg kam.
Im Ort Mainhardt ließen die Grafen von Hohenlohe Ende des 16. bis Anfang des 17. Jh. ein kleines Jagdschloß errichten, dessen Kern ein bereits 1603 erwähntes, zweistöckiges Amtshaus mit Mansarddach ist, das etwas gegen die anderen Gebäude verdreht steht. Das Schloß ging 1870 in bürgerliches Eigentum über und wurde u. a. von Gustav Glocker als Gerberei und von August Sauter als Gewürzhandlung mit eigener Herstellung verwendet. Seit 1977 ist das Schloß im Besitz der Gemeinde und ist nach aufwendiger Renovierung wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. In der katholischen Kapelle ist z. B. das Römermuseum des Ortes eingerichtet.
Ein Wappen läßt sich nur am historischen Schloßbrunnen an der Südostecke des Schloßgeländes neben dem Torhaus mit Mansarddach finden. Die zur Unterbringung der Inhalte übereinander vertikal in die Länge gezogene Kartusche ist geteilt. In der oberen Hälfte befindet sich das Wappen des Hauses Hohenlohe, es ist geviert, Feld 1 und 4: in Silber zwei rotgezungte, schwarze, schreitende, hersehende Löwen (Stammwappen Hohenlohe), Feld 2 und 3: Langenburg: geteilt, oben in Schwarz ein einwärts schreitender goldener Löwe, rot gezungt, golden gekrönt, unten gold-schwarz gerautet (Herrschaft Langenburg). Die untere Hälfte enthält das Wappenbild der Grafen von Erbach, geviert, Feld 1 und 4: rot-silbern geteilt mit drei (2:1) sechsstrahligen Sternen in verwechselten Farben (Grafschaft Erbach), Feld 2 und 3: in Silber zwei rote Balken (Herrschaft Breuberg).
Zur Zuordnung des Wappens bzw. Brunnens kann man die Tatsache heranziehen, daß es bei diesem Hohenlohe-Wappen keinen Herzschild für die Grafschaft Gleichen gibt. Das kann einerseits bedeuten, daß es also vor dem Erlöschen des Grafenhauses 1631 und der anschließenden Erbteilung entstand, die die Linien Hohenlohe-Neuenstein und Hohenlohe-Langenburg bedachte. Dann wäre dieses Kombinationswappen für Ludwig Eberhard Graf von Hohenlohe-Waldenburg-Pfedelbach (19.1.1590-1.11.1650) und seiner Frau, Dorothea Gräfin von Erbach (13.7.1593-8.10.1643), und zwar vor 1631. Es kann andererseits bedeuten, daß es sich nicht um die Linien Neuenstein, Weikersheim, Langenburg, Öhringen, Ingelfingen und Kirchberg handelt, sondern um die andere Liniengruppe, die keine Ansprüche auf die Grafschaft Gleichen erwarb: Pfedelbach, Schillingsfürst, Bartenstein. Hier gibt es nur die Ehe zwischen Friedrich Karl III. Clodwig Konstantin Adolf Fürst zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst (1846-6.10.1924) und Therese zu Erbach-Fürstenau (1869-21.12.1927) mit dieser Wappenkombination - unwahrscheinlich, weil Mainhardt zur Linie Bartenstein gehörte. Die Verbindungen zwischen Friedrich Eberhard Graf von Hohenlohe-Kirchberg (24.11.1672-23.8.1737) und Friederika Albertina Gräfin von Erbach-Fürstenau (1683-19.1.1709) sowie zwischen Friedrich Kraft Graf von Hohenlohe-Oehringen (22.2.1667-23.8.1709) und Christine Elisabeth Sophie Gräfin zu Erbach-Fürstenau (6.11.1673-24.2.1734) scheiden aus, weil der Ehemann jeweils einen Anspruch auf die Grafschaft Gleichen gehabt hätte. Dieses Wappen ist einer der seltenen Fälle, wo die Komponenten zweier Ehepartner nicht in gespaltenem, sondern in geteiltem Schild zusammengeschoben werden, was sonst aufgrund der ungünstigen Geometrie in einem Schild wenig gebräuchlich ist.
Literatur,
Links und Quellen:
Mainhardt: https://de.wikipedia.org/wiki/Mainhardt
Mainhardt allgemein: https://www.leo-bw.de/web/guest/detail-gis/-/Detail/details/ORT/labw_ortslexikon/3015/Mainhardt - Geschichte: https://www.leo-bw.de/web/guest/detail-gis/-/Detail/details/ORT/labw_ortslexikon/3044/Mainhardt
Jagdschloß Mainhardt: https://de.wikipedia.org/wiki/Jagdschloss_Mainhardt
Gemeinde-Webseite, archiviert: https://web.archive.org/web/20120120083605/http://www.mainhardt.de/data/schloessleInMainhardt.php
Wolfgang Willig, Landadel-Schlösser in Baden-Württemberg, eine
kulturhistorische Spurensuche, 1. Auflage 2010, ISBN
978-3-9813887-0-1, S. 315-316
Wappen der Grafen von Erbach - Die Wappen des Hauses Hohenlohe
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