Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 2434
Siegen (Kreis Siegen-Wittgenstein)
Das Siegener Obere Schloß
Das Obere Schloß steht auf dem höchsten Punkt des Siegberges (307 m) in der Stadt Siegen, Burgstraße 5. Eine im Kern mittelalterliche Spornburg ist von einem Befestigungsring des 17. Jh. umgeben. Ein von der 1683 erbauten Jesuitenbastion beschütztes, mehrstöckiges Torhaus mit verschiefertem Obergeschoß und mit Mansarddach aus dem frühen 17. Jh. im Westen gibt Zugang zu dem Schloßpark innerhalb des äußeren Berings, der mehrere Rondelle aus dem frühen 17. Jh. besitzt, im Norden der sogenannte Große Krebs, ein einstiger Batterieturm größeren Durchmessers, im Nordosten der Sackturm und im Südosten der Hexenturm. Nördlich des Torhauses befinden sich die Gebäude des Schloß-Cafés im ehemaligen Kommandantenhaus. Nach Osten und Süden trennen zwei Mauern den Schloßpark in separate Bereiche, und nach Süden setzt ein ummauerter rechteckiger Zwinger den Park fort. Die zentrale Schloßeinheit ist von unregelmäßigem Grundriß und umschließt einen gegenüber dem Parkniveau erhöhten Burghof hufeisenförmig. Der Eckbau im Nordwesten ist das innere Torhaus mit stark geböschter Abschlußwand. Von außen sieht man neben dem Torhaus einen viergeschossigen Wohnbau von 8 x 11 m Grundfläche aus dem 17. Jh. mit welscher Haube und Laterne. Innen an das Torhaus angebaut folgt das dreigeschossige und langgestreckte Bischofshaus im Norden der Anlage zur Sieg hin. Im Obergeschoß des aus dem 13. Jh. stammenden und im 15. Jh. umgebauten Bischofshauses befindet sich noch eine spätgotische Halle; darüber liegt der Oraniersaal, der 1506 eingerichtet wurde, nachdem der Bau 1503 durch einen Brand nach einem Blitzschlag beschädigt worden war. Im Eck springt außen die alte Burgkapelle in den Schloßpark vor. Die Südostseite zur Weiß hin bildet das Grafenhaus, das aber nicht die Ursprungsbebauung widerspiegelt, sondern ein zweistöckiges Fachwerkhaus aus dem 18. Jh. ist, mit einem 1906 entstandenen Anbau. Das rechteckige, viergeschossige Haintor innen im Eck verband Bischofshaus und Grafenhaus und bildete früher einen zweiten Zugang zur Kernburg. Der heute halb offene Gebäudering war ursprünglich geschlossen, doch die dort einst befindlichen Gebäude wurden abgerissen, durch ein Wirtschaftsgebäude ersetzt, das zuletzt als Jugendherberge diente und nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg ersatzlos entfernt wurde. Auch das Bischofshaus wurde am 16.12.1944 weitgehend zerstört, aber bis in die 1950er Jahre wiederaufgebaut. Außen vor dem Tor, wo heute der Parkplatz ist, befand sich einst noch unterhalb der 1683 durch Johann Franz Desideratus von Nassau-Siegen (-1699) entstandenen Hasengartenbastion eine Art Vorburg, die von Zeughaus, Marstall und Scheune eingefaßt wurde und eine Pufferzone zwischen Residenz und Stadt bildete. Sowohl die Jesuitenbastion als auch die Hasengartenbastion waren einst mit je drei Kanonen bewaffnet.
Die Bezeichnungen "Bischofshaus" und "Grafenhaus" verweisen bereits auf die komplizierte Geschichte des Schlosses als Besitz zweier Landesherren, denn die aus einer mittelalterlichen, seit mindestens dem frühen 13. Jh. bestehenden Höhenburg entstandene Anlage befand sich in gemeinsamem Besitz sowohl des Kölner Erzstiftes als auch der Grafen von Nassau. Graf Heinrich II. von Nassau (ca. 1190 - ca. 1251) und der Kölner Erzbischof Engelbert I. von Berg (1185/1186-7.11.1225) hatten im Jahre 1224 die Stadt Siegen unter sich aufgeteilt. Dem Kölner Erzbischof ging es vor allem um seine Hälfte der Münz- und Zolleinnahmen der damals neu erbauten Stadt Siegen. Jede Partei besaß einen Wohntrakt; die beiden Pforten, der Hauptturm (im 16. Jh. abgetragen), der Hof und der Brunnen waren gemeinschaftlicher Besitz, wie ein Vertrag vom 24.6.1343 präzisiert, den der Kölner Erzbischof Walram von Jülich (1304-1349, regierte 1332-1349) und die Grafen Heinrich I. (ca. 1265-1343) und Otto II. (-1350/1351) von Nassau-Dillenburg miteinander geschlossen hatten. Doch so richtig dauerhaft residiert hat hier keine Partei. Der jeweilige Kölner Erzbischof war selten hier, denn Siegen war für ihn als Residenz viel zu abgelegen, und die Nassauer verwalteten ihren Besitz von Dillenburg aus, denn man kann schließlich nicht in einer Burg residieren, die einem nur zur Hälfte gehört. Als 1381 Graf Johann von Nassau zum Amtmann der kurkölnischen Hälfte eingesetzt wurde, begann der Einfluß Kölns geringer zu werden.
Erst 1421 wurde die Burg gänzlich nassauisch. Mit der Teilung des Hauses Nassau nach dem Tod von Graf Johann VI. im Jahr 1606 kam die Burg an die Linie Nassau-Siegen. Johanns fünf Söhne begründeten die Grafschaften Nassau-Dillenburg, Nassau-Beilstein, Nassau-Diez, Nassau-Hadamar und Nassau-Siegen. Graf Johann VII. der Mittlere (1561-27.9.1623) bekam Nassau-Siegen und baute die Anlage ab 1607 zur Festung und Residenz aus. 1623 teilte sich diese Linie erneut aus konfessionellen Gründen. Johann VIII. der Jüngere (1583-1638), Sohn des calvinistischen Grafen Johann VII., trat 1608 anläßlich einer Romreise heimlich zum katholischen Glauben über, was aber erst 1612 offiziell wurde. Er, der ursprünglich Alleinerbe sein sollte, wurde nun durch eine Testamentsänderung des Vaters benachteiligt: Er bekam nur das Obere Schloß, aber die Stadt Siegen sollten nun alle drei Söhne Johanns VII. gemeinsam erhalten. Johann VIII. brachte zunächst ganz Siegen in seine Hand; sein Halbbruder Moritz konnte aber mit schwedischer Hilfe seine Interessen durchsetzen. Die katholische Linie blieb auf dem Oberen Schloß, während die evangelische Linie auszog und sich das alte Franziskanerkloster zum Unteren Schloß ausbaute.
Außen befindet sich am Oberen Schloß nur ein einziges Wappen: Die rote Sandsteinplatte mit dem Wappen der Grafen von Nassau-Dillenburg am ehemaligen Haintor, dem Verbindungsturm zwischen Bischofshaus und Grafenhaus, ist auf 1519 datiert. Das Wappen ist geviert, Feld 1 und 4: Grafschaft Nassau, in blauem und mit goldenen aufrechten Schindeln bestreuten Feld ein goldener Löwe, rot gezungt, ungekrönt und rot bewehrt, Feld 2 und 3: Grafschaft Dietz, in Rot zwei goldene, blau bewehrte, hersehende, schreitende Löwen übereinander. Diese Form ist die älteste Form eines vermehrten Wappens der ottonischen Linie der Nassauer und wird alternativ zusätzlich mit einem Herzschild für Vianden geführt. Als Schildhalter dienen zwei Löwen.
Die Helmzier ist typisch für die ottonische Linie des Hauses Nassau und hat eine besondere Form, ein schwarzer Flug in Form eines Rahmens mit Flechtoberkante, in dessen Geflecht außen Federn eingesteckt sind. Der Rahmenkörper ist mit goldenen Lindenblättern bestreut. Später wurde aus der Helmzier, die im Laufe der Zeit viele Modifizierungen erfahren hat, ein schwarzer Flug, belegt mit einem silbernen, gebogenen Schrägbalken, der mit goldenen Lindenblättern bestreut ist. Dazu wurden blau-goldene Helmdecken geführt.
1742 kam nach dem Aussterben der katholischen (Herrschaftsverzicht 1742) wie der protestantischen Linie (1734 erloschen) des Hauses Nassau-Siegen alles an die Linie Oranien-Nassau-Dietz, und Siegen war nicht länger Residenzstadt, sondern nur noch ein Amtssitz. 1806-1813 gehörte Siegen zum Großherzogtum Berg. Nach dem Wiener Kongreß kam Siegen an Preußen. In das obere Schloß zogen Behörden ein: Landratsamt, Steuer- und Domänenverwaltung, Katasteramt. Im Jahre 1888 kam das Obere Schloß in den Besitz der Stadt Siegen, die es dem Königreich Preußen für 30400 Mark abgekauft hatte. Der nächste Nutzer war ein Waisenhaus, das Anna-Helenen-Stift. Außerdem nahm im Steinhaus die Siegener Freimaurerloge Quartier. In den Räumen der Burg ist seit 1905 das Siegerlandmuseum mit mittlerweile ca. 1500 m2 Ausstellungsfläche untergebracht. Im Torhaus befindet sich die Siegerlandbibliothek. Das Zeughaus ist ein Studentenwohnheim.
Auszug aus der Genealogie:
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung
auf google maps:
https://www.google.de/maps/@50.8755852,8.0300775,125m/data=!3m1!1e3
Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Oberes_Schloss_(Siegen)
Siegerlandmuseum http://www.siegerlandmuseum.de/, Geschichte: http://www.siegerlandmuseum.de/das-obere-schloss/geschichte/
Burgenarchiv: http://burgenarchiv.de/Burgen/Burg_Oberes-schloss-siegen_in_Nordrhein-Westfalen
Zeit Raum Siegen: https://wiki.zeitraum-siegen.de/orte/oberes_schloss
Baukunst NRW: http://www.baukunst-nrw.de/objekte/Oberes-Schloss-Siegen--903.htm
Jens Friedhoff: Sauerland und Siegerland, Theiss-Burgenführer,
70 Burgen und Schlösser, Konrad Theiss-Verlag, Stuttgart 2002,
ISBN 3-8062-1706-8, S. 136-139
Wilhelm Güthling: 700 Jahre Burg und Stadt Siegen, in:
Siegerland - Blätter des Siegerländer Heimatvereins
e. V.,
Bd. 36, Heft 2, Vorländer, Siegen 1959, S.
37-42.
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf
CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Haus Nassau - ottonische Hauptlinie - Haus Nassau - walramsche Hauptlinie
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