Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 2254
Steyr (Oberösterreich)
Das Sternhaus in Steyr
Das Sternhaus befindet sich im historischen Zentrum am Stadtplatz 12 und ist Bestandteil der westlichen Häuserzeile des unteren Stadtplatzes. In der Mittelachse liegt der Eingang, und über diesem kragt ein Erker vor, der sich bis nach oben zieht und den obersten Giebelabschluß des Gebäudes trägt. Das erste Obergeschoß ist auf Kragsteinen leicht vorgezogen und wird oben mit einem schmalen Schrägdach abgeschlossen. Wie man an den Kragsteinen, darauf ruhenden Bögen und an den Portalen noch erkennen kann, ist die Bausubstanz im Kern gotisch. Im Jahre 1727 wurde dieses Haus beim Stadtbrand stark beschädigt, genau wie auch die angrenzende Bebauung. Beim Wiederaufbau wurde die fünfachsige Fassade im Stil des Rokoko umgeformt, wobei die Gestaltung vermutlich vom Stadtbaumeister Johann Gotthard Hayberger (28.4.1695-7.3.1764) stammt. Die Blendfassade täuscht eine vierstöckige Steinstruktur bis oben hin nur vor, tatsächlich befinden sich hinter der hohen Attika mit gerundeten Eckziererkerchen zwei verdeckte, parallele Satteldächer.
Von den Besitzern sind einige Familien namentlich bekannt, von denen die meisten erfolgreiche Handelsherren und Patrizierfamilien waren. Im 15. Jh. gehörte es Martin Schmidinger, Händler und 1433-1439 sowie 1445 Stadtrichter in Steyr. Im 16. und 17. Jh. gehörte es den Familien Prandstetter und Guetbrot. Um 1660 wird Matthias Abele von Lilienberg als Eigentümer genannt, Sekretär der Innerberger Hauptgewerkschaft und Dichter sowie Hofgerichtsschreiber Leopolds I. 1663 wird Gregor Schinnerer als Eigentümer genannt, der 1678-1687 Bürgermeister von Steyr war und 1689 von Kaiser Leopold I. als kaiserlicher Rat das Prädikat "von Schinnern" zu seinem Namen bekam. Im 18. Jh. waren Johannes Winterl und Theresia Schoiber Eigentümer, und unter ihnen entstand die neue Fassade mit ihrem zusammengestellten Wappen. Danach kam Johann Nepomuk Stohammer, und danach wohnten hier Johann und Katharina Eberstaller.
Unter den spätbarocken Häusern des Stadtplatzes sticht dieses wegen seines aufwendigen Bauschmucks besonders hervor. Auf dem bis oben durchgehenden Mittelerker ist im Giebel eine Darstellung Johannes des Täufers zu sehen. Über den Fenstern des zweiten Obergeschosses verkörpern fünf in Rundfelder gesetzte Putten allegorisch die fünf Sinne des Menschen (von links nach rechts): Das Attribut der Ambraschale mit Rose steht für den Geruchsinn, die Weintraube für den Geschmacksinn, die Mandoline für den Gehörsinn, der Spiegel für das Augenlicht, und das Attribut der Schlange steht für den Tastsinn und das Gefühl - zugegebenerweise etwas drastisch. Aufgrund dieser Allegorien trägt das Sternhaus auch den Namen "Fünf-Sinne-Haus". 1944 wurde die linke Seite des Gebäudes durch einen Bombentreffer zerstört. Direkt nach Kriegsende wurde dieser Teil notdürftig aufgebaut, und 1953 erhielt er wieder die ursprüngliche Fassadengestaltung. Die letzte Renovierung fand 1979 statt.
Das heraldisch rechte Wappen ist das der Familie Winterl. Der Schild ist gespalten, rechts fünfmal blau-silbern geteilt, der dritte Platz mit einer silbernen Rose belegt, links in Rot auf grünem Dreiberg ein goldener Greif. Die Helmzier auf dem gekrönten Helm mit rechts blau-silbernen und links rot-goldenen Decken ist ein wachsender, goldener, gekrönter Greif, der in den Vorderklauen einen silbernen Stiel mit drei Rosen hält, einer silbernen, einer goldenen und einer roten. Das Wappen wird im Steirischen Wappenschlüssel auf Seite 293 etwas abweichend beschrieben, dort ist in der vorderen Schildhälfte Rot verzeichnet statt Blau.
Das heraldisch linke Wappen ist das der Familie Schoiber von Engelstein. Der Schild ist durch eine eingebogene Spitze in drei Felder aufgeteilt, Feld 1 (oben rechts): in Gold ein schwarzer Adler, Feld 2 (oben links): in Blau ein goldener Löwe, der in seiner rechten Vorderpranke einen sechszackigen, goldenen Stern hält, Feld 3 (unten, Spitze): in Rot ein aus dem unteren Rand hervorwachsender, silbern gekleideter Bergmann mit einem schwarzen Berghammer in der Rechten. Das auf dem gekrönten Helm zu rechts schwarz-goldenen und links rot-silbernen Decken ist zwischen einem schwarzen, beiderseits mit einem sechszackigen, goldenen Stern belegten Flug ein wachsender, silbern gekleideter Bergmann mit einem schwarzen Berghammer in der Rechten. Das Wappen wird im Steirischen Wappenschlüssel auf den Seiten 209, 246 und 277 beschrieben; die Farbangaben stimmen mit dem Befund am Haus überein. Die Familie war in Steyr ansässig und im Eisenhandel aktiv. Auf den Eisenerzabbau verweist Feld 3. Mehrere Stadtrichter und Bürgermeister von Steyr entstammten dieser Familie. Johann Jakob Schoiber, Ober- und Vorgeher der Stahl- und Eisengewerkschaft zu Steyr, wurde 1728 nobilitiert.
Unterhalb des mittleren Fensters des ersten Obergeschosses befindet sich auf dem Erker-Brüstungsfeld ein von zwei Stuck-Greifen gehaltener Rahmen mit einem goldenen Stern darin, der dem Haus seinen Namen gab. Der goldene Stern taucht auch im Wappen der Schoiber als Nebenfigur auf.
Literatur,
Quellen und Links:
Sternhaus: http://oberoesterreich.genuss.at/region/steyr/land/stern.htm
Sternhaus: http://www.steyr.info/kultur/sehenswuerdigkeiten/stadtplatz.html
Sternhaus: http://www.steyr.at/system/web/zusatzseite.aspx?menuonr=218378016&detailonr=219045908
Sternhaus: https://de.wikipedia.org/wiki/Sternhaus_(Steyr)
Sternhaus: https://steyrerdenkmal.wordpress.com/2013/09/14/fassade-sternhaus/
Josef Kraßler: Steirischer Wappenschlüssel,
Veröffentlichungen
des Steiermärkischen Landesarchives Graz Nr. 6, 1968, 349 S.
Dehio, Oberösterreich, 1958.
Manfred Brandl: Neue Geschichte von Steyr - vom Biedermeier bis
heute, Steyr, Ennsthaler, 1980, ISBN 3-85068-093-2, S. 45
F. Berndt, Stadtplatz 12 - ein Juwel der Stadt, 1953
I. Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr, 1950
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