Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2187
Rietberg (Kreis Gütersloh, Reg.-Bez. Detmold)

Die Rietberger Pfarrkirche St. Johannes Baptist

Die Pfarrkirche St. Johannes Baptist befindet sich im historischen Stadtzentrum in unmittelbarer Nähe zum Rathaus, auf der höchsten Erhebung der Stadt, was aber in einer Sumpflandschaft nicht wirklich viel bedeutet. Der heutige spätgotische Bau ersetzte eine am 24.7.1457 von einem Blitzschlag zerstörte, ältere Kirche, die nur einschiffig war. Der Kirchenbrand griff schnell auf die benachbarten Häuser über und legte auch die Siedlung größtenteils in Schutt und Asche. Der in der zweiten Hälfte des 15. Jh. begonnene Neubau ging schleppend voran, denn noch 1516 arbeitete man an der Einwölbung, wie eine in diesem Jahr erfolgte zweckgebundene Stiftung des aus Rietberg stammenden Lübecker Kaufmanns Cord Wibbeking beweist, und in der Mitte des 17. Jh. wurden die beiden Seitenschiffe angebaut. Von der heutigen Kirche sind nur der Turm, der in seinen unteren Teilen noch von der ersten Kirche stammt, und der Chor wirklich alt, denn 1838 ereignete sich ein erster Teileinsturz des Gewölbes, dem 1897 ein zweiter Einsturz des Langhausgewölbes folgte, so daß man schließlich die ganzen, auf Eichenpfählen fundierten Kirchenschiffe abtrug und nach altem Vorbild neu aufzog, nachdem man festere Fundamente geschaffen hatte. Dabei wurde der Kirchenraum auch nach Westen verlängert; früher stand der Turm vor der Westfassade, nun wird er von den beiden zusätzlichen Jochen der Seitenschiffe flankiert. Seitdem wird die lebhafte Dachlandschaft von vier Querdächern und 2 x 4 Dreiecksgiebeln anstelle von vorher drei geprägt. Beim Umbau wurde auch der Chor durch einen niedrigeren Anbau nach Osten verlängert. Eine weitere Renovierung fand 1975 bis 1980 statt, bei der es wieder Schwierigkeiten mit morschen Eichenpfahlfundamenten zu beheben galt.

 

Über dem Westportal ist ein auf 1483 datierter Wappenstein eingemauert. Aufgrund des Datums gehört er zu Johann I. Graf von Rietberg (-16.2.1516), der 1472-1516 regierender Graf von Rietberg war und unter dem die abgebrannte Kirche wiederaufgebaut wurde. Er war der Sohn von Konrad V. Graf von Rietberg (-31.10.1472) und Jakobäa von Neuenahr (-23.2.1492). Er selbst hatte Margareta zur Lippe geheiratet, mit der er neun Kinder zeugte. Sein Wappenschild zeigt in Rot einen goldenen Adler. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu rot-goldenen Decken ein goldener Adlerrumpf zwischen zwei roten Flügeln. Es ist noch das alleinige Rietberger Stammwappen, denn die zu einer Wappenvermehrung führende Schlüsselehe fand erst durch Johanns Sohn statt, denn erst Otto III. Graf von Rietberg (-18.12.1535) hatte in zweiter Ehe Onna (= Anna) Omken von Esens geheiratet, die Tochter des ostfriesischen Häuptlings Hero Omken, und erst durch diese Heirat entstanden Ansprüche auf das Harlingerland, welches Onna fünf Jahre nach ihres Mannes Tod von ihrem Bruder Balthasar erbte. Dieser Wappenstein zeigt also eines der ursprünglichsten Wappen der Grafschaft und ist eines der wenigen heraldischen Zeugnisse der allerersten Grafenfamilie aus dem Haus Werl-Arnsberg-Cuyk in der Stadt.

Die historischen Sehenswürdigkeiten der Stadt Rietberg wie auch diese Kirche tragen ein kupfernes Blechschild mit dem Stadtwappen. Das Kommunalwappen der Stadt Rietberg ist geteilt, oben in Rot ein goldener Adler, unten in Gold zwei rote, langgestielte, auswärts gebogene, mit ihren Stengeln verschränkte Seerosenblätter (Seeblätter). Die obere Wappenhälfte ist das Wappen der ersten Rietberger Grafen aus dem Haus Werl-Arnsberg-Cuyk, die untere Hälfte greift das Motiv der Grafen von Kaunitz, der dritten über Rietberg herrschenden Grafenfamilie, modifizierend auf, wobei die Lage der Seerosenblätter verändert wird und die Farben denen des oberen Feldes invertierend angepaßt werden, so daß der Bezug kein zwingender ist, sondern das Motiv auch als Symbol für die amphibischen Landschaften im Stadtgebiet gesehen werden kann. Das Wappen wurde 1937 für das Amt Rietberg geschaffen und 1971 unverändert für die Stadt Rietberg übernommen.

Literatur, Links und Quellen:
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Grafschaft Rietberg: http://de.wikipedia.org/wiki/Grafschaft_Rietberg
Liste der Grafen von Rietberg:
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Grafen_von_Rietberg und dort verlinkte Einzelportraits
Haus Rietberg:
http://www.kaunitz-rietberg.de/kaunitz/rietberg.html und dort verlinkte Einzelportraits
Manfred Beine, Käthe Herbort: Rietberg - historischer Stadtrundgang, Westfälische Kunststätten 67, 2. Auflage, Münster 2008, hrsg. vom Westfälischen Heimatbund in Verb. mit dem LWL-Amt für Denkmalpflege in Westfalen und dem Kulturamt der Stadt Rietberg, 86 S.
Wappen von Rietberg:
http://de.wikipedia.org/wiki/Rietberg#Wappen.2C_Banner_und_Flagge
Johann I. Graf von Rietberg:
http://www.kaunitz-rietberg.de/kaunitz/rietberg/johann_i.html
Pastoralverbund Rietberg-Süd:
http://www.pv-rietberg-sued.de/c5/
Geschichte der Kirche:
http://www.pv-rietberg-sued.de/c5/index.php/about/kirchen-im-pv/st-johannes-baptist-rietberg/
St. Johannes Baptist:
http://de.wikipedia.org/wiki/St._Johannes_Baptist_(Rietberg)

Johannes-Nepomuk-Kapelle - Franziskanerkloster und Klosterkirche - das Rietberger Rathaus - Progymnasium

Ortsregister - Namensregister - Regional-Index
Zurück zur Übersicht Heraldik

Home

© Copyright / Urheberrecht an Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2015
Impressum