Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2170
Weikersheim (Main-Tauber-Kreis)

Schloß Weikersheim, Wappen in den Korridoren

Neben den beschriebenen Wappen innerhalb der Prunkräume gibt es auch in den Korridoren sehenswerte Wappendarstellungen. Das nachfolgend abgebildete, aus Holz geschnitzte Wappen befindet sich über einem Türdurchgang im Korridor des ersten Obergeschosses des Küchenbaus.

Die mit einer Laubkrone bedeckte und von zwei kauernden Löwen flankierte Schildkartusche mit dem Wappen der Grafen von Hohenlohe ist geviert, Feld 1 und 4: in Silber einwärts zwei rotgezungte, schwarze Leoparden (schreitende, hersehende Löwen) für die Grafschaft Hohenlohe, Feld 2 und 3: geteilt, oben in Schwarz ein einwärts schreitender goldener Löwe, rot gezungt, golden gekrönt, unten golden-schwarz gerautet, für die Herrschaft Langenburg, Herzschild: in Blau ein silberner Löwe, golden gekrönt, Grafschaft Gleichen.

Das oben abgebildete, aus Holz geschnitzte und bemalte Wappen befindet sich ebenfalls im Korridor des ersten Obergeschosses. Es handelt sich um das Wappen der Grafen von Nassau-Saarbrücken. Die Farben und einige Details entsprechen nicht einer korrekten Wiedergabe. Der Hauptschild ist einmal gespalten und zweimal geteilt mit einem oben eingeschobenen Feld und belegt mit einem Herzschild. Im einzelnen können die Felder wie folgt unter Richtigstellung der Tinkturen zugeordnet werden: Feld 1: Grafschaft Saarbrücken, in blauem, mit silbernen, fußgespitzten Kreuzchen (Steckkreuzchen, können auch widergekreuzt sein) bestreutem Feld ein silberner, gekrönter Löwe, Feld 2: Grafschaft Saarwerden, in Schwarz ein silberner, rot bewehrter Doppeladler, Feld 3: Grafschaft Moers, in Gold ein schwarzer Balken, Feld 4: Grafschaft Weilnau, in Gold zwei rote, blau bewehrte Leoparden (hersehende, schreitende Löwen) übereinander, Feld 5: Herrschaft Merenberg, in Grün ein goldener Schragen, bewinkelt von 12 (4 x 3) goldenen Kreuzchen, Feld 6: Geroldseck-Lahr, in Gold ein roter Balken, Feld 7: Lahr-Mahlberg, in Gold ein schwarzer, gekrönter Löwe, Herzschild: Grafschaft Nassau, in blauem und mit goldenen aufrechten Schindeln bestreuten Feld ein goldener Löwe, rot gezungt, rot bewehrt und auch golden gekrönt. Korrekte Tinkturen weisen nur die Felder 3, 4, 6 und 7 auf, gänzlich abwegig gestaltet ist Feld 5. Dieses Wappen der Grafen von Nassau-Saarbrücken hat die Form, wie sie ab 1660 und bis 1805 von den Linien des Walramschen Stammes geführt wurde. Ein Vergleichswappen befindet sich in der Hofstube, in dem betreffenden Kapitel werden auch die ehelichen Verbindungen erläutert.

Dieses Allianzwappen hängt im Erdgeschoß des Saalbaus im Treppenhaus an der Wand. Unter einem Fürstenhut werden zwei einander zugeneigte Ovalkartuschen im Rokoko-Stil einander zugeneigt. Die Kartuschenrahmen verschmelzen mit einem seitlich weit ausgezogenen ornamentalen Postament für die Schildhalter, heraldisch rechts ein goldener, widersehender Löwe, gegenüber ein um Hüfte und Kopf mit grünem Laub bekränzter, bärtiger, wilder Mann, der mit der Rechten an das Ornament greift, die erhobene Linke ist jedoch abgebrochen. Das Allianzwappen gehört zu Ludwig Friedrich Carl Fürst zu Hohenlohe-Neuenstein-Oehringen (23.5.1723-27.7.1805, in Silber zwei schwarze Leoparden) und seiner Frau, Sophia Amalia Carolina Herzogin von Sachsen-Hildburghausen (21.7.1732-19.6.1799, von Schwarz und Gold hier nur sechsmal, eigentlich neunmal geteilt, darüber ein grüner schrägrechter Rautenkranz). Diese Wappenkombination taucht auch an der Brunnensäule auf dem Marktplatz auf.

Diese Uhr mit Allianzwappen hängt im Empfangs- und Eingangsbereich des Schloßmuseums über einem Durchgang. Im unteren Bereich befinden sich die beiden extrem schräg nach außen geneigten Ovalkartuschen eines Ehewappens. Die heraldisch rechte Kartusche kann aufgrund der Initialen im darunter befindlichen Schriftband Carl Ludwig Graf von Hohenlohe(-Weikersheim) und Gleichen Herr zu Langenburg (23.9.1674-5.5.1756) zugeordnet werden. Sein Wappen ist geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Silber einwärts zwei schwarze, rotgezungte Leoparden, Stammwappen Hohenlohe, Feld 2 und 3: geteilt, oben in Schwarz ein schreitender goldener Löwe, rot gezungt und golden gekrönt, unten golden-schwarz gerautet, Herrschaft Langenburg, Herzschild: in Blau ein silberner, golden gekrönter Löwe, Grafschaft Gleichen, hier aus Courtoisie gewendet.

 

Gleichermaßen kann seine Frau anhand der Initialbuchstaben als Elisabeth Friderica Sophia Prinzessin von Oettingen(-Oettingen) und Gräfin von Hohenlohe (14.3.1691-14.5.1758) identifiziert werden. Im Gegensatz zu einem Vergleichswappen am Spital wird hier zwar die korrekte Titulatur "Gräfin von Hohenlohe" verwendet, aber andererseits ist hier die Bezeichnung "Prinzessin von Oettingen" vorgezogen, was nicht korrekt ist und sinnentstellend wirkt. Schließlich sind die Prinzen von Oettingen nicht gleichzeitig Grafen von Hohenlohe, wie diese Reihenfolge unterstellt, sondern die "Serenissima" hat lediglich ihren Geburtsnamen vorgezogen, eine kleine Eitelkeit angesichts der Tatsache, unter ihrem Stand geheiratet zu haben. Das Wappen zeigt im mit stehenden roten und gestürzten goldenen Eisenhütlein zu vier Reihen dreimal geteilten Schild einen blauen Herzschild, über allem ein silberner Schragen. Oben in der Mitte befindet sich der Fürstenhut. In der oberen Hälfte wird die Uhr von einem Löwen rechts und einem Hund links flankiert, wobei jedes dieser Tiere einem von der jeweiligen Familie verwendeten Schildhalter entspricht.

Literatur, Links und Quellen:
Schloß: http://www.schloss-weikersheim.de/
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Veröffentlichung der Innenaufnahmen mit freundlicher Genehmigung von Frau Monika Menth vom 2.5.2014, wofür ihr an dieser Stelle herzlich gedankt sei
Siebmachers Wappenbücher
Schloß Weikersheim in Renaissance und Barock, Geschichte und Geschichten einer Residenz in Hohenlohe, Staatsanzeiger Verlag (Hrsg.) in Zusammenarbeit mit den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg, Mai 2006, ISBN 3-929981-58-0
Carla Fandrey, Schloß Weikersheim, Führer Staatliche Schlösser und Gärten, Deutscher Kunstverlag Berlin München, 2010, ISBN 978-3-422-02239-3
Gradmann, Wilhelm: Burgen und Schlösser in Hohenlohe, DRW-Verlag /KNO, 1982
Wolfgang Willig, Landadel-Schlösser in Baden-Württemberg, eine kulturhistorische Spurensuche, 1. Auflage 2010, ISBN 978-3-9813887-0-1, S. 566-567

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