Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2062
Euerbach (Landkreis Schweinfurt, Unterfranken)

Die kath. Kirche St. Michael in Euerbach

Die katholische Kirche St. Michael (Kirchgasse 10) wurde 1739-1742 erst im Auftrag des Würzburger Fürstbischofes Friedrich Carl von Schönborn und ab 1740 von der Familie von Münster als Schloßkapelle erbaut (wie die Inschrift unter dem Wappenstein erwähnt), wobei die Pläne von Balthasar Neumann stammen. Die neue Schloßkapelle löste ein konfessionelles Problem, denn seit 1711 wurde die evangelische Kirche St. Cosmas und Damian als Simultankirche benutzt, und nun konnten die Katholiken im Ort die Schloßkapelle mitbenutzen. Im Innern befinden sich eine Seuffert-Orgel von 1761 (Seuffert war Würzburger Hoforgelmacher) und ein Hochaltar von einem Niederwerrner Bildhauer. Über dem Portal ist ein prächtiges Allianzwappen der Familie von Münster, die die Ortsherrschaft im Barock innehatten.

   

Die Familie der von Münster, die zum fränkischen Uradel gehört, wurde 1684 in den Freiherrenstand erhoben; der Begünstigte war Lorenz Ludwig von Münster, der sich als General der kaiserlichen Reiterei bei der Belagerung von Wien durch die Türken durch besondere Tapferkeit hervorgetan hatte. Die von Münster bildeten verschiedene Linien heraus, darunter die zu Breitenlohe (erloschen 1707), zu Lisberg (erloschen 1861), zu Kleineibstadt, zu Rannungen, zu Niederwerrn-Euerbach und zu Niederwerrn-Vasbühl.

Gustav Erhard von Münster zu Vasbühl, Niederwerrn und Pfändhausen (1656-1689) ist der Stammvater der Euerbacher Linie der von Münster. Sein Sohn war Wolfgang Friedrich von Münster (1687-3.12.1721) zu Vasbühl, Niederwerrn und Pfändhausen, kurmainzischer und bambergischer Kammerherr und Oberamtmann zu Marloffstein, Ebermannstadt und Neukirchen, Ritterrat des Kantons Rhön und Werra. Euerbach ging 1706 an die Grafen von Ingelheim. Dann hatte der Würzburger Fürstbischof Friedrich Carl von Schönborn die beiden Güter Burglauer und Euerbach im Jahre 1733 von seinem Kammerrichter Frhr. Franz Adolph Dietrich von Ingelheim gekauft und 1740 an das Hochstift getauscht. Und von da kamen die Güter 1740 im Rahmen eines weiteren Tauschgeschäftes größtenteils an die Freiherren von Münster: Das Gut Vasbühl bei Werneck, alter Besitz der von Münster, wurde gegen Euerbach und Burglauer eingetauscht. Ein kleinerer Teil von Euerbach verblieb jedoch beim Hochstift Würzburg und dem Juliusspital. Die Söhne des Wolfgang Friedrich von Münster waren Lothar Franz Anton Hartmann Freiherr von Münster (4.2.1717-) zu Euerbach, Niederwerrn, Pfändhausen und Burglauer und Johann Philipp Otto Carl Freiherr von Münster (5.4.1719-20.6.1783) zu Euerbach, Niederwerrn, Pfändhausen und Burglauer, bambergischer und fuldaischer Hofrat und Kammerjunker und wie schon sein Vater Ritterrat des Kantons Rhön und Werra. Die Linie zu Euerbach ist 1942 erloschen, allein die Linie Niederwerrn-Pfändhausen besteht noch heute.

Das Stammwappen der Herren von Münster zeigt in Blau einen rot-silbern übereck geteilten Flug, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein rot-silbern übereck geteilter Flug. Dabei unterscheiden sich die einzelnen Linien etwas. Wie oben beschrieben wird das Stammwappen von der Niederwerrner Linie geführt. Die Kleineibstadter Linie führte das Wappen geviert, Feld 1 und 4: in Blau ein rot-silbern übereck geteilter Flug, Feld 2 und 3: in Silber vier rechte, rote Spitzen. Das Wappen wird mit zwei Helmen geführt, Helm 1 (rechts): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein rot-silbern übereck geteilter Flug, Helm 2 (links): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein silberner Flug mit jeweils vier roten, vom inneren Rand ausgehenden Spitzen. Die Lisberger Linie führte das Wappen ebenfalls geviert, Feld 1 und 4: in Blau ein gänzlich roter Flug, Feld 2 und 3: in Silber vier rechte, rote Spitzen. Das Wappen wird mit zwei Helmen geführt, Helm 1 (rechts) und Helm 2 (links): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein gänzlich roter Flug. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Sa Seite: 14 Tafel: 13, im Band: PrGfN Seite: 15 Tafel: 11, im Band Bay Seite: 44 Tafel: 48 und im Aschaffenburger Wappenbuch, Tafel 53 Seite 124, 188.

Der zweite Wappenschild auf der heraldisch linken Seite zeigt zwei Balken (Zuordnung offen, Hinweise willkommen). Im Innern der Kirche sind drei sehr ähnlich gestaltete Grabdenkmale aus dem 18. Jh. zu sehen, jeweils mit einer wenig künstlerischen Vollwappendarstellung unter einem großen Inschriftenoval. Ein weiteres, sehr gut gearbeitetes Wappen der von Münster ist außen an der evangelischen Pfarrkirche St. Cosmas und Damian (wegen Renovierungsarbeiten ohne Abb.).

Literatur, Links und Quellen:
Geschichte von Euerbach: http://de.wikipedia.org/wiki/Euerbach
Baudenkmäler in Euerbach:
http://geodaten.bayern.de/denkmal_static_data/externe_denkmalliste/pdf/denkmalliste_merge_678128.pdf und http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmäler_in_Euerbach
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4, S. 166-169
Genealogie von Münster: Biedermann, Geschlechts-Register der Reichs-Frey unmittelbaren Ritterschafft Landes zu Francken, löblichen Orts Steigerwald
http://books.google.de/books?id=5tJDAAAAcAAJ
Rundgang durch Euerbach:
http://www.euerbach.de/images/hge.pdf
Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch, Veröffentlichung des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V., Aschaffenburg 1983, Tafel 53 Seite 124, 188
Euerbacher Geschichte:
http://www.schweinfurtfuehrer.de/stadtrandgemeinden/euerbach/

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