Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2028
Eibelstadt (Landkreis Würzburg, Unterfranken)

Der Kere-Turm und die Eibelstädter Stadtbefestigung

Die malerische fränkische Kleinstadt Eibelstadt, die im Jahre 1434 von Kaiser Sigismund das Stadtrecht zugesprochen bekam, besitzt noch einen fast vollständig erhaltenen, insgesamt 1.4 km langen Mauerring mit Toren und Türmen aus dem 15. und 16. Jh. Der markanteste und höchste Turm ist der Kere-Turm (1573) oder Bürgerturm im Norden, neben dem Würzburger Tor. Vier runde Mauertürme folgen dem Mauerzug im Uhrzeigersinn bis zum Sommerhauser Tor. Acht weitere Türme bzw. Turmstümpfe unterschiedlichsten Erhaltungsgrades sind im weiteren Verlauf an der Süd- und Westseite der Altstadt zu sehen. Insgesamt besaß die Stadtmauer einst 14 Türme und vier Tore. Alle Türme tragen Namen wie Dicker Turm (Schwarzhansenturm, Federolfsturm), Keesturm, Weißer Turm (1560), Seelhausturm, Hebammenturm, Zieglersturm, Henkerturm (Peinleinsturm), Neuer Turm (Gasturm), Eulenturm, Kere-Turm (Bürgersturm) etc.

 

Abb. links: in die Stadtmauer eingebundener Rundturm am Seelhaus, bei der Renovierung als Ferienwohnung ausgebaut. Er ist nicht der einzige Stadtmauerturm, der bewohnt wurde oder wird. Abb. rechts: Der Zieglers-Turm ist der östlichste Turm der Südmauer. Seinen Namen hat der dachlose Turm nach einer einst vor dem nahen Oberen Tor gelegenen Ziegelei.

 

Abb. links: Der Zieglers-Turm von Nordosten gesehen, mit Blick auf die auf den einstigen Wehrgang führende Pforte. Abb. rechts: Der 1573 erbaute Kere-Turm bildet die nördliche Ecke der Stadtbefestigung und schützt das benachbarte Würzburger Tor. Er war der letzte, größte und schönste Stadtmauerturm von Eibelstadt, der zugleich als Wachturm und als Gefängnis diente. Heute dient er als Archiv und wurde unlängst mit einer modernen Lüftungsanlage ausgestattet. Zwei Gurtsimse gliedern ihn in der Vertikalen. Er ist aufgrund seiner Höhe und seines guten Erhaltungszustandes ein Eibelstädter Wahrzeichen geworden. Auf seiner Westseite besitzt er einen Wappenstein, unter dem folgende Inschrift zu lesen ist: "Tausend fünfhundert siebzigch drey / Zu ewiger gedächtnus frey / Erbauet mich mit Lob und Eer / Vom grund herr Reichardt von der Ker / Thumbprobst zu wirtzburg .... / Der letzt in disem alten gschlecht / Seins namens und Stamms dabey zu denken / Die ewige freud woll im Gott schencken."

Der Genannte ist Richard von der Kere zu Schweickershausen und Roßried, Dompropst zu Würzburg und Propst zu Wechterswinkel. Am 5.10.1536 bekam er eine Dompräbende in Würzburg. Im Jahre 1542 wurde er Mitglied des Domkapitels. Seine Priesterweihe erfolgte erst 1556. 1550 wurde er Domcantor, 1558 Domcustos und schließlich 1562 Dompropst, 1581 Jubiläus. Von 1558 bis zu seinem Tod im Jahre 1583 war er der achte Propst des Ritterstifts Comburg. Durch seine Nähe zum Würzburger Fürstbischof wurde er fürstbischöflicher Rat und Gesandter. Er verstarb am 14.2.1583 als der Letzte seiner Familie, und an ihn erinnert eine Messingplatte im Kiliansdom zu Würzburg. Es war üblich, daß die Würzburger Dompröpste den Schultheißen von Eibelstadt ernannten. Und der Namensgeber und Stifter war bei der Grundsteinlegung dieses Turmes dabei. So erinnert dieser Turm heute noch sowohl an die Herrschaft des Hochstifts bzw. Domkapitels über die Stadt als auch an die zur Bauzeit kurz vor dem Erlöschen stehende fränkische Adelsfamilie, die vor allem in der Grafschaft Henneberg in der Gegend um Mellrichstadt, in Roßrieth, Frankenberg, Schwickershausen etc. begütert war.

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Über dieser Inschrift befindet sich zwischen zwei Stützen, deren optisch linke mit einem männlichen Bild und deren rechte mit einem weiblichen Bild belegt ist (Herme/Karyatide) das Wappen der von der Kere, von Silber und Schwarz geteilt mit einem Vogelbein in verwechselten Farben, auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein wachsender Rumpf eines schwarzgekleideten Mannes, statt der Arme zwei Flügel, wie der Schild geteilt und belegt. Hier wird das Gesicht rein menschlich dargestellt, bei der Familie ist es auch oft so, daß der Rumpf anstelle eines menschlichen Mundes einen roten spitzen Vogelschnabel hat. Die Gestaltung im Detail ist variantenreich.

Literatur, Links und Quellen:
Türme der Stadt Eibelstadt: http://www.eibelstadt.de/tuerme.html
Eibelstadt - Stein, Main und Wein, zur Geschichte eines fränkischen Weinortes, Heimatbogen 8, aus den Forschungen des Ortschronisten Richard Redelberger, Eibelstadt 1994, hrsg. vom Heimatverein Eibelstadt e.V., darin die Kapitel "Ich bin der Kere-Turm!" S. 17-19, "Neues Leben im alten Turm", S. 20-21
Stadtbefestigung Eibelstadt:
http://www.burgenwelt.de/eibelstadt_sm/bi.htm - Geschichte: http://www.burgenwelt.de/eibelstadt_sm/ge.htm
Joh. Octavian Salver, Proben des hohen deutschen Reichs Adels oder Sammlungen alter Denkmäler
http://books.google.de/books?id=ZONWAAAAcAAJ S. 400-402.
von der Kere:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kere_%28Adelsgeschlecht%29
Genealogie der von der Kere: Biedermann, Geschlechtsregister Der Reichsfrey unmittelbaren Ritterschaft Landes zu Franken Löblichen Orts Baunach
http://books.google.de/books?id=ayZRAAAAcAAJ

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