Dieter
Linder, Bernhard Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1996
Hannover (Niedersachsen)
Das
ehem. Garde-du-Corps-Kasernentor,
heute an der städtischen Bauverwaltung Hannover
Die städtische Bauverwaltung ist ein schmuckloser, moderner Zweckbau in Z-Form am Rudolf-Hillebrecht-Platz nahe dem Neuen Rathaus. Vor den nördlichen Haupteingang des mittleren Traktes hat man ein historisches Relikt geblendet, das Portal der ehemaligen Garde-du-Corps-Kaserne am Königsworther Platz von 1736. Genauer gesagt war es das Tor des landesherrlichen Maultierstalles, welcher der erste Bau eines umfangreichen Kasernenareals am Königsworther Platz war. Das Tor ist ein Werk von Oberhofbaumeister Johann Paul Heumann (1703-1759), und es trägt das Wappen des Bauherrn, Königs Georg II. (reg. 1727-1760). Nach dem Siebenjährigen Krieg wurde der Maultierstall zur Kaserne umgebaut, wo ab 1770 das Regiment "Garde du Corps" stationiert war, das als Leibgarde des Landesherrn gedacht war und von 1816 bis zur Auflösung der Hannoveraner Armee 1866 bestand. Ab ca. 1840 wurde die Einrichtung durch Zubauten vergrößert; sie bestand schließlich aus drei parallelen Kasernenwohngebäuden, mehreren Stallungen, Wirtschaftsbauten und Werkstätten, Schmiede, Reitbahn und Krankenstall. Nachdem 1866 Hannover durch Preußen annektiert worden war, hielt 1867 das Königs-Ulanen-Regiment Nr. 13 Einzug. Nach den Zerstörungen 1945 konnte allein dieses Tor aus den Anfangszeiten der Kasernenanlage gerettet werden, das 1955 vor der städtischen Bauverwaltung, dem heutigen Fachbereich Planen und Stadtentwicklung, aufgestellt wurde.
Bei dem Wappen über dem Torbogen handelt sich um das erste Wappen der englischen Könige aus dem Haus Hannover, welches in dieser Form von 1714 bis 1801 geführt wurde. Wie sein Vorgänger Georg I. führte auch Georg II., der Bauherr dieses Tores, König von Großbritannien und Irland, Herzog v. Braunschweig u. Lüneburg, Kurfürst von Hannover das Staatswappen in dieser Form. Insgesamt ist das Wappen wie folgt aufgebaut:
Um das Wappen herum gelegt ist das Band des Hosenbandordens ("HONI SOIT QUI MAL Y PENSE"), und über den Sockel ist ein weiteres Band gelegt mit dem Schriftzug "DIEU ET MON DROIT", Gott und mein Recht. Das ist eine weitere Devise der britischen Herrscher, die im 15. Jh. von Henry VI. eingeführt wurde, zu Zeiten, als die britischen Monarchen sich zugleich als Könige von Frankreich fühlten. Die beiden Schildhalter sind die des britischen Königs, ein gekrönter, hersehender Löwe heraldisch rechts und ein Einhorn mit Halskrone und Kette heraldisch links.
Abb.: Detailvergrößerung von Feld 4
In dieser Form wurde das Wappen benutzt von drei britischen Herrschern aus dem Hause Hannover: Georg I. (1714-1727), Georg II. (1727-1760), Georg III. (1760-1801). Weitere Beispiele für diesen Typus befinden sich in Hannover am Nordgiebel des niedersächsischen Hauptstaatsarchivs sowie am Marstalltor am Hohen Ufer, beide jedoch mit dem (bis auf die Kette des Einhorns identischen) Wappen des Vorgängers, König Georgs I. Dieses Wappen an der Bauverwaltung ist jedoch das einzige, das farblich gefaßt ist.
Literatur,
Links und Quellen:
Klaus Mlynek,
Waldemar R. Röhrbein, Geschichte der Stadt Hannover I, von den
Anfängen bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts, ISBN
3-87706-551-9, Voransicht: http://books.google.de/books?id=i5ZH71S0ciwC
Wappenportal: http://www.hannover-entdecken.de/content/view/3380/273/#rf13
Königsworther Platz: http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6nigsworther_Platz
niedersächsisches Hauptstaatsarchiv - Marstalltor - Leineschloß (Niedersächsischer Landtag) - Wangenheimpalais
Wappen, Linien
und Territorien der Welfen (3): Wappen des Hauses Hannover
Das Wappen von Großbritannien
Ortsregister - Namensregister - Regional-Index
Zurück zur Übersicht Heraldik
©
Copyright / Urheberrecht an Text, Graphik und Photos: Bernhard
Peter 2013
Impressum