Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1927
Degmarn (zu Oedheim, Landkreis Heilbronn)

kath. Pfarrkirche St. Pankratius in Degmarn

Degmarn ist ein ca. 800 Einwohner zählendes Dorf, heute ein Ortsteil von Oedheim, wenige Kilometer nordöstlich von diesem über dem südlichen Kocherufer gelegen. Sehenswert ist dieser Ort wegen der heraldischen Hinterlassenschaften des Deutschen Ordens an Kirche und Pfarrhaus, die aber auch die einzigen interessanten Gebäude im Dorf sind. Degmarn, welches in staufischer Zeit ein Reichsgut war, gehörte erst den Herren von Neideck, den Kelner von Brettach und den Herren von Weinsberg bzw. deren Lehensnehmern; auch das Kloster Schöntal und die Herren von Gemmingen erwarben hier Besitz. Im 15. Jh. kam der Ort an den Deutschen Orden, der hier die Pfarrei und auch die Halsgerichtsbarkeit hatte, und unterstand der Kommende Heilbronn und dem dortigen Komtur. Die Kommende Heilbronn unterstand wiederum dem Landkomtur in Ellingen, denn sie war der Ballei Franken zugeordnet, die von der Landkommende Ellingen aus verwaltet wurde. Und diese unterstand der Zentrale, dem Hoch- und Deutschmeistertum in Bad Mergentheim. Unter der Herrschaft des Deutschen Ordens wurde der Ort, der so immer katholisch in reformierter Umgebung blieb, mit einer repräsentativen, eintürmigen, durch den Würzburger Weihbischof Bernhard Mayer am 8.10.1725 geweihten Barockkirche ausgestattet, deren westliches, im Sturz auf 1723 datiertes Eingangsportal wappengeschmückt ist. Die Entwürfe stammen vom Ordensbaumeister Franz Keller (1682-1725), der für die Barockisierung der Ordensprovinz Franken verantwortlich war und am Umbau der Deutschordensniederlassungen in Ellingen, Gundelsheim, Lauchheim und Bad Mergentheim sowie der Deutschhauskirche in Heilbronn maßgeblich beteiligt war.

 

Über dem Eingang sehen wir hierarchisch übereinander die Wappen der Amtsträger des Deutschen Ordens zur Bauzeit 1723-1725: Oben im gesprengten Giebel mit S-förmig geschwungenen Seitensegmenten befindet sich das üppiger gestaltete Wappen des Landkomturs der Ballei Franken, Carl Heinrich Freiherr von Hornstein. Als Ordensritter darf er seinen Schild mit dem Ordensschild unterlegen, und als Landkomtur darf er sein Familienwappen mit dem des Ordens in geviertem Schild führen, so daß sein Wappen wie folgt aufgebaut ist: Geviert, Feld 1 und 4: in Silber ein durchgehendes schwarzes Kreuz (Deutschordenskreuz), Felder 2 und 3: in Blau über einer goldenen Krone eine halbkreisförmig gebogene silberne Hirschstange. Dieser Schild ist zusätzlich mit einem zweiten Schild mit dem schwarzen Deutschordenskreuz in Silber unterlegt. Auf dem Helm sehen wir nur eine Helmkrone, es darf angenommen werden, daß die Hirschstange der Helmzier einst vorhanden war, aber verlorenging. Vergleichswappen in Ellingen haben hier eine freistehende (und entsprechend verlustanfällige) Hirschstange aus Metall. Die Helmdecken, die natürlich in den Hornsteiner Farben sein müßten, sind hier fehlerhaft grün gestrichen.

Eigentlich führen die von Hornstein einen Dreiberg, der aber zur Krone uminterpretiert und aufgewertet wurde. Interessanterweise gab es früher schon einmal einen Landkomtur aus dieser Familie, Sigmund Freiherr von Hornstein, Landkomtur der Ballei Elsaß-Burgund 1549-1577. Dieser führte, wie eine Wappentafel und ein Wandrelief in Altshausen sowie ein Haus unterhalb der Schloßanlage übereinstimmend zeigen, noch den goldenen Dreiberg. Die Wappen des Carl Heinrich Freiherr von Hornstein haben aber ausschließlich die goldene Krone anstelle des Dreibergs.

Carl Heinrich Freiherr von Hornstein (13.2.1668-31.7.1745) war der Sohn von Johann Heinrich von Hornstein und Maria Ursula von Freyberg. Er begann seine Ordenskarriere 1681, als er beim damaligen Hochmeister Ludwig Anton von Pfalz-Neuburg in Dienst trat, zunächst noch als 13jähriger Edelknabe. Am 15.5.1689, nun volljährig, schwor er in Ellingen im Deutschen Orden auf. Seine frühen Jahre im Orden bestanden im wesentlichen aus Kriegsdiensten. 1694 wurde er Trappier in Mergentheim, danach wurde er Hauskomtur der Landkommende von Ellingen und dann 1697-1703 Hauskomtur der Kommende in Freudenthal, 1703 war er Komtur auf Burg Horneck, 1705 sah man ihn als Komtur in Oettingen und Donauwörth, 1712 auf der Kapfenburg. 1708 wurde er Ratsgebietiger der Ballei Franken. Danach war er in der Verwaltung der Mergentheimer Zentrale, nämlich seit 1714 als Hofratspräsident des Hochmeisters. Am 7.4.1717 wurde er als Statthalter des Landkomturs vereidigt und am 15.5.1718 als Nachfolger des am 5.8.1716 verstorbenen Philipp Benedikt Forstmeister von Gelnhausen zum Landkomtur der Ballei Franken ernannt. Gleichzeitig wurde er Komtur von Würzburg und Ellingen. 1719 wurde er Geheimer Rat des Hochmeisters. Dazu wurde er 1729 Geheimrat von Clemens August von Bayern, Erzbischof und Kurfürst von Köln.

Carl Heinrich Freiherr von Hornstein wurde durch seine Bautätigkeit zum Schöpfer des barocken Ellingen. Nach seinem Tod in Nürnberg wurde er in der 1731 errichteten Grabkapelle Mariahilf in Ellingen bestattet, die er selbst entworfen hat und die auch über dem Eingang von seinem Wappen geschmückt wird. Dort ist innen auch sein Epitaph mit acht rechts und links des Landkomturwappens bogig angeordneten Ahnenwappen zu sehen. Seine Wappen tauchen aufgrund seiner Bautätigkeit noch an anderen Orten wie in der Kirche des Deutschordensschlosses Absberg, in der Ellinger Stadtpfarrkirche, am Ellinger Deutschordensschloß und an der Brauerei, im Regensburger Deutschordenssaal als Deckengemälde (falschfarbig), am Neuen Deutschen Haus in Regensburg außen, am Deutschherrenkeller und am Schloß in Münnerstadt etc. auf.

Unten befindet sich das etwas kleiner gestaltete Wappen des Komturs zu Heilbronn, Georg Adolph Speth von Schülzburg. Da er nicht Landkomtur war, darf er das Ordenskreuz nur unter seinen Schild mit dem Familienwappen legen, nicht aber es mit letzterem kombinieren, so daß sein Wappen wie folgt aufgebaut ist: In Rot schrägrechts übereinandergelegt drei silberne Schlüssel mit gezähntem Bart, alles von einem Deutschordensschild unterlegt. Die Helmzier ist ein wachsender, rotgewandeter Männerrumpf mit Spitzbart, mit einer roten, silbern gestulpten, hinten abhängenden Mütze und den drei silbernen Schlüsseln auf der Brust. Der Kopf ist hier zerstört. Die Helmdecken müßten eigentlich rot-silbern sein, hier sind sie fehlerhaft grün angestrichen.

Georg Adolph Speth Freiherr von und zu Schülzburg war nacheinander Komtur in den Kommenden Horneck, Münnerstadt (1710-1719) und Heilbronn. Außerdem wurde er Ratsgebietiger der Ballei Franken. Sein Wappen begegnet uns außerdem noch am Schloß Münnerstadt und am Sommersitz für die Heilbronner Deutschordenskomture in Sontheim, heute Verwaltungsgebäude der Zwirnerei Ackermann, und an einem hofseitigen Eingang der Deutschordenskirche in Heilbronn.

Literatur, Links und Quellen:
Degmarn: http://de.wikipedia.org/wiki/Degmarn
Struktur der Deutschordenskommenden:
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Kommenden_des_Deutschen_Ordens
Pfarrkirche:
http://de.wikipedia.org/wiki/Pfarrkirche_St._Pankratius_%28Degmarn%29
Oberamtsbeschreibung:
http://de.wikisource.org/wiki/Beschreibung_des_Oberamts_Neckarsulm/Kapitel_B_10
Anton Henkel, Oedheim - Beiträge zur Heimatgeschichte, Abschnitt "Unsere Kirchen", Gemeinde Oedheim, Oedheim 1975
Mariahilf-Kapelle in Ellingen:
http://www.st-georg-ellingen.de/index.php/kirchen/mariahilf
Carl Heinrich von Hornstein:
http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Heinrich_von_Hornstein
Genealogie Hornstein:
http://books.google.de/books?id=vOFDAAAAcAAJ&pg=........Hornstein&f=false
Kommenden des Deutschen Ordens:
http://www.damian-hungs.de/Kommenden%20des%20Deutschen%20Ordens.pdf
Bautätigkeit unter Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg:
http://www.franzludwig.de/wp-content/uploads/2010/02/bautaetigkeit.pdf S. 41
Ordensbaumeister Franz Keller:
http://deu.archinform.net/arch/18593.htm

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