Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1880
Leonberg (Landkreis Böblingen)

Schloß Leonberg (1), Ostflügel (Finanzamt)

Das Leonberger Schloß befindet sich am westlichen Rand der auf einem Hügel liegenden Altstadt. Es hat eine L-förmige Gestalt mit unterschiedlich langen Flügeln. Der Winkel zeigt nach Süden, ein kürzerer Flügel weist nach Nordosten und ein längerer, aus mehreren Bauabschnitten bestehender Flügel nach Nordwesten. Stadtseitig besteht die Platzgestaltung aus einem öden Parkplatz, die früher hier vorhandenen Wirtschaftsgebäude wurden abgetragen, aber die Rückseite des längeren Flügels ist gartenmäßig sehr schön gestaltet, auf dem zur Rutesheimer Straße abfallenden Gelände ist der Pomeranzengarten angelegt. In dem kurzen Flügel ist heute das Finanzamt untergebracht, in dem langen Flügel das Amtsgericht. Alle Flügel sind schlicht und haben nur wenig Bauschmuck.

Leonberg ist eine der ältesten württembergischen Städte, denn es wurde bereits 1248 von Graf Ulrich I. von Württemberg (1226-1265) gegründet. Es war die Zeit, als die Herrschaft der Staufer beendet war und die Grafen von Württemberg territorial expandierten. Die Grafen bauten an der Südwestecke bald darauf eine Burg, von der aber nichts mehr zu sehen ist, denn 1348 wurde die Burg bei einem Erdbeben schwer beschädigt.

Seine Wiedergeburt als württembergische Residenzstadt erlebte Leonberg erst nach der Vertreibung des Herzogs Ulrich I. (8.2.1487-6.11.1550), der Rückeroberung in der Schlacht bei Lauffen 1534 und dem Wiedererstarken der herzoglichen Macht. Sein Sohn Herzog Christoph (12.5.1515-28.12.1568), der in Innsbruck am Hofe Kaiser Karls V. aufgewachsen war und 1550 als vierter Herzog die Regierung übernahm, demonstrierte das neue Selbstbewußtsein der Herzöge, indem er überall im Land Schlösser errichten ließ, vor allem wollte man nach dem Trauma der Vertreibung des Vaters Präsenz im Land und Stärke zeigen. So wurde auch in Leonberg 1560-1570 die in die Jahre gekommene Stadtburg von Silvester Berwart d. J. nach Plänen des württembergischen Renaissancebaumeisters Aberlin Tretsch (um 1500-1577) zum Schloß umgebaut. Jener Baumeister hatte auch in Stuttgart aus der Stadtburg ein Renaissanceschloß gemacht. In Leonberg entstand ein dreiteiliges Konzept, mit einem Wohn- und Repräsentativbau von drei Stockwerken Höhe in der Mitte, im Nordwesten angrenzend in der selben Flucht ein Fruchtkasten, und im Osten ein Marstall. Herzog Christoph, der natürlich hauptsächlich in der Stuttgarter Alten Residenz wohnte, nutzte Schloß Leonberg als Jagd- und Lustschloß. Herzog Christoph schloß sich trotz seiner Erziehung am habsburgischen Hof dem protestantischen Glauben an und folgte damit der religionspolitischen Linie seines Vaters, der die Reformation in seinem Land eingeführt hatte. Auch mit der Wahl seiner Braut aus protestantischer Fürstenfamilie festigte er diesen Kurs.

Mit Herzog Christophs Sohn Ludwig III. Herzog v. Württemberg (1.1.1554-1593), gen. der Fromme, der 1568-1593 als fünfter Herzog regierte, erlosch die Stuttgarter Hauptlinie im Mannesstamm. Er war zwar zweimal vermählt, erst mit Dorothea Ursula v. Baden-Durlach (20.6.1559-19.5.1583) und danach mit Ursula Pfalzgräfin bei Rhein zu Veldenz (24.2.1572-5.3.1635), doch blieben beide Ehen kinderlos. Die Mömpelgarder Linie, die Georg Graf v. Mömpelgard (4.2.1498-18.7.1558), der Bruder seines Großvaters, begründet hatte, übernahm die Regierung in Stuttgart und das Erbe an Schlössern.

Das hier vorgestellte Wappen befindet sich auf der nördlichen Giebelseite des Ostflügels (Finanzamt) des Leonberger Schlosses. Es ist ganz rechts am steinernen Unterbau eingelassen, über dem sich ein dreigeschossiger Fachwerkgiebel erhebt.

Genealogie der Württemberger Hauptlinie:

Wappen der Herzöge von Württemberg 1495-1593:
Der württembergische Wappenschild wird hier in einer Form verwendet, wie er 1495 unter Graf Eberhard in Gebrauch kam und bis 1707 verwendet wurde. Konkret gehört das Wappen in die Zeit von Herzog Christoph (12.5.1515-28.12.1568). Der Schild ist geviert:

Das zugehörige Oberwappen kam zwar auch 1495 unter Graf Eberhard in Gebrauch, war aber nur bis 1593 in dieser Form in Gebrauch, dann kam eine dritte Helmzier hinzu. So sehen wir in dem Zeitraum 1495-1593 nur zwei Kleinode:

Literatur, Links und Quellen:
Schloß Leonberg: http://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Leonberg
Schloß Leonberg:
http://www.schloesser-magazin.de/Startseite/348343.html - Geschichte: http://www.schloesser-magazin.de/de/schloss-leonberg/Zeitleiste/348436.html - berühmte Personen: http://www.schloesser-magazin.de/de/schloss-leonberg/Beruehmte-Personen/348546.html - Baugeschichte: http://www.schloesser-magazin.de/de/schloss-leonberg/Schloss/348406.html
Christoph von Württemberg:
http://de.wikipedia.org/wiki/Christoph_%28W%C3%BCrttemberg%29
Paul Friedrich von Stälin,  Christoph Herzog von Württemberg, in: Allgemeine Deutsche Biographie, Band 4. Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 243–250,
http://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Christoph_%28Herzog_von_W%C3%BCrttemberg%29
Robert Uhland: Christoph Herzog von Württemberg, in: Neue Deutsche Biographie, Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, S. 248 f.
http://bsbndb.bsb.lrz-muenchen.de/sfz68238.html - http://www.deutsche-biographie.de/pnd100089003.html
Altstadt Leonberg:
http://www.leonberg1.de/Galerie_Alt-Leonbg/Alt-Leonbg/alt-leonbg.html
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere die Bände Fürsten und Landesfürsten
Aberlin Tretsch:
http://de.wikipedia.org/wiki/Aberlin_Tretsch

Schloß Leonberg (2): Westflügel - Seestraße 1 - Schelling-Haus - Marktbrunnen

Die Entwicklung des Württemberger Wappens

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