Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1827
Gundelsheim (Landkreis Heilbronn)

Schloß Horneck

Gundelsheim, zwischen Mosbach im Norden und Neckarsulm im Süden gelegen, besitzt mit seinem Schloß eine der ehemals wichtigsten Deutschordensresidenzen. Das Schloß bildet die Nordwestecke der Altstadt rechterhand des Neckars, auf dem höchsten Punkt der Stadt gelegen. Die Schloßgebäude bilden ein von Nordosten nach Südwesten verlaufendes, langgestrecktes Oval gleichhoher Bebauung mit einem quer in der Mitte verlaufenden, zwei Innenhöfe abteilenden Quertrakt, aus dem der ehemalige Bergfried hoch herausragt. Während dieses Hochschloß, ein wuchtiger Kasten, seine bauliche Prägung im Barock erfahren hat, zeugen die sich tiefer um das Schloß ziehenden Ringmauern mit ihren mit spitzem Kegeldach versehenen Rundtürmen von mittelalterlicher Befestigung des Burgberges.

Um 1250 begann die Geschichte des Deutschen Ordens auf Burg Horneck, als der Burgherr Konrad, ein Ministeriale, nach dem Tod seiner Frau gemeinsam mit seinen beiden Söhnen dem Orden beitrat und seinen Besitz, die Burg und die zugehörige Herrschaft, also den halben Ort Gundelsheim und die Pfarrei St. Georg, als fromme Familienstiftung einbrachte. Im 15. Jh. wurde die Kommende Horneck, die seit dem 14. Jh. zu den Kammergütern des Deutschmeisters gehörte, unter Konrad von Egloffstein (1396-1416) und insbesondere Eberhard von Seinsheim (1420-1443) ständige Residenz des Deutschmeisters und damit neben der Marienburg in Ostpreußen als Hochmeistersitz und Riga der nächste wichtige Hauptsitz des Ordens. 1494 war der Deutschmeister in den Rang eines Reichsfürsten erhoben worden. 1499 beschloß die Versammlung der Ratsgebietiger der Ballei Franken und der Kammerhäuser, dem jeweiligen Deutschmeister die Nutzung der Burg zu überlassen. Somit waren hier zwei zu unterscheidende Ränge anwesend: Während der Deutschmeister sich um die Balleien im Heiligen Römischen Reich kümmerte, oblag dem Hauskomtur die Verwaltung der lokalen Kommende. Deutsche Verwaltungszentrale blieb Burg Horneck rund ein Jahrhundert lang, bis 1525, als sie im Bauernkrieg erobert und zerstört wurde, nachdem der Deutschmeister Dietrich von Cleen nach Heidelberg geflohen war. Der Odenwälder Haufen plünderte die Burg und zündete sie an, wobei auch das hier aufbewahrte Deutschordensarchiv ein Raub der Flammen wurde.

Horneck wurde zwar zügig wieder aufgebaut, und die Bauern mußten Entschädigung leisten. 1525-1533 wurde auf den Fundamenten der ehemaligen Burg ein Renaissance-Schloß errichtet. Doch Machtzentrum des Ordens war es in der Zukunft nicht mehr. Unter Walther von Cronberg, der seit 1525 amtierte und Administrator des Hochmeistertums war, wurden die bislang getrennten Ämter des Deutschmeisters und des Hochmeisters zusammengelegt, und der Sitz des Hochmeisters wurde von der Marienburg nach Mergentheim verlegt, dem zukünftigen Ordenszentrum. Gundelsheim war nur noch Kammerhaus des Deutschmeisters innerhalb der Ballei Franken und unterstand der Landkommende in Ellingen und natürlich der Zentrale in Mergentheim. 1724-1728 wurde das Schloß nach Plänen des Deutschordensbaumeisters Franz Keller (1682-1724) in Formen des Barock umgestaltet, wobei die heutige Form entstand, darunter auch das Barockportal. Während des Barocks nahm die Stadt Gundelsheim, der bereits von Kaiser Heinrich IV. im Jahr 1374 die Stadtrechte verliehen worden waren, einen Aufschwung, besonders unter Komtur Johann Christoph von Buseck.

Am 19.11.1805 fielen Horneck und Gundelsheim durch die Mediatisierung an Württemberg, der Deutsche Orden verlor die Landeshoheit, und nach dessen Auflösung 1806 und Säkularisierung seines Besitzes ging das Schloß durch viele verschiedene Hände. Es wurde zunächst württembergische Kaserne und 1814 Militärspital. Danach wurde es 1824 an Privatbesitzer verkauft. Einer dieser Besitzer verkaufte nach seiner Pleite wertvolle Epitaphien nach Mähren. 1897 entstand das Sanatorium Horneck unter ärztlicher Leitung des Professors Roemheld. Während der beiden Weltkriege diente das Schloß als Lazarett, danach bis 1960 als Lungenklinik. 1960 wurde das Schloß ein letztes Mal verkauft, der neue Eigentümer wird der Hilfsverein "Johannes Honterus", der hier das Heimathaus Siebenbürgen einrichtete. Es beinhaltet nicht nur das kulturelle Zentrum der Siebenbürgener Sachsen in Deutschland mit Archiven, Bibliothek und Siebenbürgischem Museum, sondern auch ein großes Alten- und Pflegeheim.

Das Wappen über dem Haupteingang gehört zum Deutschordens-Hochmeister Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg (amtierte 1694-1729), der 1683 Fürstbischof von Breslau wurde, 1694 Propst der Fürstpropstei Ellwangen, 1694 Bischof von Worms, 1694 Hochmeister des Deutschen Ordens, 1716-1729 Fürstbischof von Trier war und dann dieses Amt gegen etwas noch Besseres eintauschte, denn er war 1729-1732 Fürstbischof von Mainz. Der Ämtersammler verstarb am 18.4.1732 in Breslau. Dieses Wappen stammt aus der Phase der barocken Umgestaltung in den Jahren 1724-1728 durch Deutschordensbaumeister Franz Keller (1682-1724). Etwas versetzt stehen vor dem Tor zwei den Weg flankierende Figuren auf hohen Sockeln, wobei die Allegorie mit der Säule in der Hand für die Tapferkeit und die andere mit der flammenden Urne für die christliche Liebe steht.

Des Hochmeisters Wappen ist aufgeteilt in Hauptschild, Mittelschild, Hochmeisterkreuz und Herzschild und nochmals einen winzigen Schild auf diesem, hat also rein formal 5 (!) Ebenen übereinander. Der Hauptschild (erste Ebene) enthält das Familienwappen, also amtsunabhängige Komponenten, die auch während seiner Lebenszeit nicht verändert wurden. Der Mittelschild (zweite Ebene) enthält Amtswappen, die im Laufe seiner Karriere Änderungen erfuhren. Zwischen Mittelschild und Herzschild (vierte Ebene) liegt das Hochmeisterkreuz (dritte Ebene), der Herzschild mit dem schwarzen Adler in Gold gehört zu ihm. Das winzige Herzschildchen (fünfte Ebene) ganz obenauf ist wieder ein kirchenamtsabhängiges Detail.

Der Mittelschild enthält ausschließlich geistliche Ämter. Dieser Mittelschild hat sich im Laufe des Lebens entsprechend verändert, er wurde immer den jeweiligen Ämtern angepaßt. Frühe Hochmeisterwappen zeigen im Mittelschild Worms, Ellwangen und Breslau, welches beide unteren Felder einnimmt. Als Fürstbischof von Trier rückt Breslau in ein einziges Feld (Nr. 4 oder 3), das Prümer Lamm belegt Feld 3 oder 4. Ein kleiner Herzschild (Ebene 5) noch auf dem Hochmeister-Herzschild zeigt das Trierer rote Kreuz in Silber. 1729 wurde dieses gegen das Mainzer silberne Rad in Rot ausgetauscht, dem Ämterwechsel entsprechend.

Die dritte und vierte Ebene des Wappens bildet das über alles gelegte Hochmeisterkreuz, ein schwarzes durchgehendes Kreuz, belegt mit einem goldenen Lilienkreuz. Herzschild (vierte Ebene): golden, belegt mit einem schwarzen Adler. Das aufgelegte kleinste Schildchen (fünfte Ebene) zeigt in Silber ein durchgehendes rotes Kreuz, Zeichen des Fürstbistums Trier. Deshalb kann dieses Tor maximal 1729 entstanden sein, denn dann tauschte er Trier gegen Mainz ein.

An den Wänden der Anlage finden sich zwei Wappensteine des Komtur Johann Christoph von Buseck (29.8.1687-16.1.1759). Er amtierte 1728-1759, also dreißig Jahre lang, als Nachfolger von Johann Baptist von Roll zu Bernau (1724-1728) und Vorgänger von Josef Roth von Schreckenstein (1759-1784). Johann Christoph war der Sohn von Philipp Franz Edmund von Buseck und Maria Antonia Amelia von Fechenbach. Damit steht er in enger Verwandtschaft zu zwei wichtigen Männern der Kirche, denn der Fürstbischof von Fulda, Friedrich Franz Ludwig von Buseck, besser bekannt unter seinem Ordensnamen Amand von Buseck, war sein Bruder, und der letzte Fürstbischof von Bamberg, Christoph Franz von Buseck, war sein Neffe. Johann Christoph von Buseck machte erst eine militärische Karriere, denn seit 1718 diente er im kaiserlichen Heer in Italien, zuletzt im Rang eines Hauptmanns. Er trat am 23.9.1722 in den Deutschen Orden ein, und zwar in Ellingen, der Zentrale der Ballei Franken, wo er schließlich Hauskomtur wurde. Danach wurde er nach Gundelsheim versetzt. Hier führte er die Kommende, und außerdem wurde er am 9.4.1735 fränkischer Ratsgebietiger.

Das Wappen der Familie von Buseck zeigt in Gold einen schwarzen Widderkopf, die Hörner sind typischerweise golden. Dieser familiäre Schild ist unterlegt von einem Deutschordensschild, in Silber ein schwarzes Tatzenkreuz, silbern gesäumt. Auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken wird ein roter Flug geführt (hier extrem ausladend dargestellt), der beiderseits mit einem in drei Reihen silbern-schwarz geschachten Balken und darüber von einem dreilätzigen goldenen Turnierkragen belegt ist, dazwischen Kopf und Hals eines schwarzen Widders wie im Schild. Die Helmdecken sind hier überproportioniert, viel zu groß und reichen bis weit unter den Schild.

 

Abb. links: An einer Mauer der äußeren Wehranlagen von Schloß Horneck befindet sich dieser stark verwitterte Stein ohne Datierung. Der oben liegende Schild läßt sich der Familie Khuen von Belasy zuordnen, hierzu paßt Herkules Khuen von Belasy, Komtur der Kommende Horneck um 1600. Der Schild ist geviert, Feld 1 und 4: silbern-rot geteilt mit einem Löwen in verwechselten Farben, einwärts gerichtet (Stammwappen), Feld 2 und 3: in Rot ein silberner, oben gezinnter Turm mit weit geöffnetem, zweiflügeligem Tor (Wappen Niederthor, im Mannesstamm ausgestorben 1556 mit Georg v. Niederthor, wegen Heirat der Erbtochter Margaretha, der Turm bisweilen auch als auf einem grünen Hügel oder Dreiberg stehend beschrieben). Dieser familiäre Schild ist unterlegt von einem silbernen Rückschild mit schwarzem Deutschordenskreuz.

Auf dem oberen Rand des Rückschildes sehen wir insgesamt drei Helme: Helm 1 (Mitte): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein roter Flügel, belegt mit dem silbernen Turm mit geöffnetem, zweiflügeligem Tor (Kleinod Niederthor), Helm 2 (rechts): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein sitzender, rot-silbern geteilter Löwe (Stammkleinod), bisweilen auch als wachsend oder auch als auf einem silbernen Kissen sitzend beschrieben, Helm 3 (links): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsendes rot gekleidetes männliches Brustbild ohne Arme, auf dem Kopf eine rote Mütze oder Gugel mit silbernen Knöpfen, die auch als zinnenförmig beschrieben werden (zu Niederthor).

Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Bay Seite: 14 Tafel: 7, Bö Seite: 129 Tafel: 64, Kro Seite: 88 Tafel: 62, Mä Seite: 57 Tafel: 42, NÖ1 Seite: 227 Tafel: 112, Salz Seite: 30 Tafel: 12, Tir Seite: 9 Tafel: 10 und Un Seite: 306 Tafel: 230. Es handelt sich um ein uradeliges Tiroler Geschlecht, das am 8.5.1573 mit Diplom vom 21.7.1573 und dem Prädikat "von Neuen-Lengbach" den Freiherrenstand erlangte, und am 30.10.1630, bestätigt 27.2.1637, den erbländischen Grafenstand sowie am 27.6.1640 den Reichsgrafenstand. Die Begünstigten der letzten beiden Erhebungen waren die Brüder Mathias, Karl Balthasar und Leopold. Der Name Belasy wurde übrigens 1385 durch Erbheirat des Arnulph Khuon von Tramin mit Elisabeth von Belasy, der Letzten dieses Geschlechts, erlangt.

 

Mehrfach findet sich an den Außenwänden von Schloß Horneck das Wappen des Hochmeistertums ohne familiäre Komponente, in Silber ein schwarzes durchgehendes Kreuz, belegt mit einem goldenen Glevenkreuz (Lilienkreuz), das Ganze in der Mitte belegt mit einem Herzschild, der in Gold einen schwarzen Adler zeigt.

Dieser auf 1533 datierte Wappenstein mit zwar herausgeschlagenem Schildinhalt, aber dennoch sehr schön gestalteten Schildhaltern befindet sich an einer Wand im Innenhof des Schlosses. Dieser Stein ist insofern wichtig, als er durch seine Datierung von dem Wiederaufbau nach den Zerstörungen des Bauernkrieges berichtet. Als Schatten lassen sich die verlorenen Motive noch erkennen, das Kreuz und die Eisenhütlein sowie die Position des Herzschildes des Hochmeisterkreuzes. Dieser Schild trug einst das Wappen des Hochmeisters Walter von Cronberg, und zwei ganz analoge Wappensteine, mit ähnlich gearbeiteten Schildhaltern in gleicher Position und in analogem Rahmen mit dreifachem Bogen oben befinden sich am Schloß Heuchlingen bei Bad Friedrichshall, wenn auch stark zerstört, so doch identifizierbar; diese Vergleichssteine datieren von 1530 und 1531. Nach dem Bauernkrieg gab es eben sehr viel Aufbauarbeit an vielen Deutschordensbesitzungen zu leisten, und deshalb ähneln sich die zeitnah entstandenen Wappensteine in ihrer Gestaltung.

Literatur, Links und Quellen:
Informationstafeln am Objekt
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
Bernhard Demel, der Deutsche Orden und die Stadt Gundelsheim, Gundelsheim 1981
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
Gundelsheim:
http://de.wikipedia.org/wiki/Gundelsheim_%28W%C3%BCrttemberg%29
Schloß Horneck:
http://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Horneck
Hartmann, Beschreibung des Oberamts Neckarsulm: mit fünf Tabellen, einer historisch kolorirten Karte des Oberamts und drei lithographirten Ansichten, Stuttgart, 1881- online:
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/oab_neckarsulm1881, darin Schloß Horneck ab S. 382: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/oab_neckarsulm1881/0407/scroll?sid=ebf73de8d9665562c766b7f75496e57b
Schloß Horneck bei der Residenzen-Kommission:
http://resikom.adw-goettingen.gwdg.de/artikel.php?ArtikelID=310
Liste der Komture:
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Deutschordenskomture_auf_Schloss_Horneck - http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/oab_neckarsulm1881/0408
Heimathaus Siebenbürgen:
http://www.heimathaus-siebenbuergen.de/ - http://www.heimathaus-siebenbuergen.de/altenheim.htm - Geschichte: http://www.heimathaus-siebenbuergen.de/geschichte.htm
Dieter J. Weiss, Deutschordenskommende Horneck - Geschichte, in: Klöster in Baden-Württemberg:
http://www.kloester-bw.de/klostertexte.php?kreis=Lkr.%20Heilbronn&....thema=Geschichte
Burgenstraße:
http://www.burgen.strasse-online.de/2-hassmersheim-heilbronn/2-04-schloss-horneck/index.html
Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg http://www.franzludwig.de/ - http://www.franzludwig.de/kapitel/ - http://www.franzludwig.de/wp-content/uploads/2010/02/Spuren_als_HM.pdf - http://www.franzludwig.de/wp-content/uploads/2010/02/bautaetigkeit.pdf - http://www.franzludwig.de/wp-content/uploads/2010/02/Franz_Ludwig_Kurfuerst.pdf
Damian Hungs: Kommenden des Deutschen Ordens
http://www.damian-hungs.de/Kommenden%20des%20Deutschen%20Ordens.pdf

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