Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1818
Jagsthausen (Landkreis Heilbronn)
Grabplatten unter dem Wehrgang des Alten Schlosses in Jagsthausen (1)
Mehrere historische Grabplatten sind im gedeckten Säulengang unterhalb des Wehrganges an der westlichen Hofmauer des Alten Schlosses Jagsthausen zu sehen. Sie sind aufgrund der Aufstellung im Schatten und der schlechten Erhaltung nicht gut zu entziffern.
1. Grabplatte:
Hier die Grabplatte des im letzten Kapitel erwähnten Hans Reinhard von Berlichingen aus der Rossacher Hauptlinie, geb. 1610, gest. 15.10.1654 in Jagsthausen. In der Mitte ist ein aus zwei Schilden zusammengestelltes Ehewappen, rechts v. Berlichingen (in Schwarz ein silbernes fünfspeichiges Rad), links Crailsheim (in Schwarz ein goldener Balken), unter gemeinsamer Berlichingen-Helmzier (auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken ein sitzender Wolf von natürlicher, meist schwarzer Farbe, der ein silbernes Lamm in seinem Maul hält). Seine am 15.2.1637 geehelichte Frau war Catharina Ursula von Crailsheim (10.3.1600-15.2.1661). Außenherum sind jeweils bogenförmig zweimal vier Ahnenwappen angebracht.
Alle acht Ahnen gehören zu Hans Reinhard von Berlichingen; die Ehefrau ist nicht mit Ahnen vertreten. Auf der heraldisch rechten Seite sind es von oben nach unten die Wappenschilde v. Berlichingen (in Schwarz ein silbernes fünfspeichiges Rad), v. Thalheim (silbern-schwarz geteilt, oben ein fünflätziger roter Turnierkragen, Siebmacher Band: WüA Seite: 68 Tafel: 43), Geyer von Giebelstadt (in Blau ein silberner Bocksrumpf mit goldenen Hörnern, Schöler Tafel 97) und v. Absberg (mit einer eingebogenen silbernen Spitze von Blau und Rot gespalten, Siebmacher BayA1 Seite: 27 Tafel: 23, Scheiblersches Wappenbuch Folio 93, Wappenbuch des churbayrischen Adels, BSB Cgm 1508, Image 60). Auf der heraldisch linken Seite sind es die Schilde v. Berlichingen, v. Grumbach (in Gold ein schwarzer Mohr, der in seiner ausgestreckten rechten Hand drei rote Blumen hält, Siebmacher BayA1 Seite: 41 Tafel: 38, Band: BayA2 Seite: 55 Tafel: 36, Band: Mä Seite: 265 Tafel: 187, Band: ThüA Seite: 76 Tafel: 59, Scheiblersches Wappenbuch Folio 145), Geyer v. Giebelstadt und v. Grumbach (ganz schlecht erhalten und kaum zu erkennen). Es fällt auf, daß drei Familienwappen doppelt vorkommen. Einmal sind zwei Äste der Familie Grumbach eine Verbindung eingegangen, und einmal hatten sich Cousin und Cousine geheiratet, so daß zwei Ahnen gleich sind. Die genauen Personenzuordnungen sind in obigem Stammbaum zusammengefaßt. Das jeweils oberste Wappen ist der Mannesstamm von Hans Reinhards Eltern, das jeweils zweite die am nächsten liegende angeheiratete Ehefrau eine Generation zurück, dann folgt die Ehefrau eine weitere Generation zurück väterlicherseits, zuletzt auf der selben Ebene mütterlicherseits.
Hans Reinhards Eltern:
Hans Reinhards Großeltern:
Hans Reinhards Urgroßeltern:
Wenn man den Stil dieser Grabplatte betrachtet, erhärtet sich die im vorigen Kapitel getroffene ältere Datierung des Treppenturm-Wappens und Zuordnung desselben zu Hans Georg von Berlichingen und Barbara von Crailsheim.
2. Grabplatte:
Diese auf 1613 datierte Grabplatte am gleichen Ort hat als umlaufende Inschrift: "ANNO DOMINI 1613 DEN 27 MARTZY VERSCHIEDT IN GOTT IOHANNES CONRAD EDEL VND VESTEN JOHANN CONRAD VON BERLICHINGEN VND IAGSTHAVSEN SÖHNLEIN SEINES ALTERS 17 WOCHEN 5 TAG". Hier handelt es sich um die Platte für den als Kleinkind verstorbenen Johann Conrad von Berlichingen, Sohn von Johann Conrad von Berlichingen (31.10.1579-19.12.1620) aus der Schrozberg-Jagsthäuser Hauptlinie. Letzterer war der Sohn von Hans Georg von Berlichingen zu Schrozberg-Dörzbach-Michelfeld-Jagsthausen und Olnhausen, gest. 6.5.1605, und Barbara von Crailsheim, gest. 27.8.1599, deren Wappen am Treppenturm des Schlosses zu sehen ist. Johann Conrad sen. hatte am 26.11.1609 Elisabeth v. Vohenstein (gest. 26.2.1626) geheiratet. Hier liegt also der Enkel des Paares, das am Treppenturm mit seinem Ehewappen vertreten ist.
Die Platte enthält nur ein zentrales Allianzwappen, keine weiteren Wappenschilde. Heraldisch rechts ist das gewendete Wappen der Familie von Berlichingen, in Schwarz ein silbernes fünfspeichiges Rad, auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken ein sitzender Wolf von natürlicher, meist schwarzer Farbe, der ein silbernes Lamm in seinem Maul hält (Siebmacher Band: Bad Seite: 5 Tafel: 4, Band: Bay Seite: 27 Tafel: 22, Band: ThüA Seite: 50 Tafel: 39, Band: Wü Seite: 5 Tafel: 6, im Alberti S. 48, ferner findet es sich im Scheiblerschen Wappenbuch Folio 312. Gegenüber ist das Wappen der Familie von Vohenstein, drei (2:1) "Lägeln" (ein hölzernes, faßartiges Gefäß von rundem Querschnitt zur Aufbewahrung von Flüssigkeiten), auf dem Helm ein wachsender, rot gekleideter Mannesrumpf mit spitzem Bart und mit Mütze auf dem Kopf (Siebmacher I, 116 und Siebmacher Band: WüA Seite: 16 Tafel: 8, ferner Alberti S. 932). Für das Wappen finden sich gänzlich unterschiedliche Tinkturangaben, im Neuen Siebmacher sind es goldene Lägeln in rotem Feld, und der Rumpf ist rot gekleidet, die Helmdecken sind rot-golden, aber es findet sich auch andere Farbangaben. Der neue Siebmacher bezeichnet die silberne Feldfarbe und die goldene Kleidung in Siebmacher 1, 116 als irrig. Das war einst eine seit 1286 genannte und 1737 im Mannesstamm erloschene Ministerialenfamilie der Schenken von Limpurg, und von ihrer gleichnamige Stammburg über dem Weiler Vohenstein im Landkreis Schwäbisch Hall ist nur noch ein Hügel und ein Halsgraben zu sehen.
3. Grabplatte:
Die umlaufende, im unteren Bereich komplett zerstörte Inschrift des nächsten Steines lautet: "Anno dm 1599 Montag......tholomey Den 27 Augusti zwischen 7 und 8 Uhr ....ag verschied in Gott seeliglich .......... von Berlichingen Geborne ..... Seelen Gott Genedig sey wolle amen." Sinngemäß ergänzt wäre das: Anno domini 1599 am Montag nach St. Bartholomäus (24.8.), den 27 August, zwischen 7 und 8 Uhr (vor/nach)mittags verschied in Gott seeliglich Barbara von Berlichingen, geborene von Crailsheim, deren Seele Gott gnädig sein wolle, amen. Es handelt sich um Barbara von Crailsheim, gest. 27.8.1599, Tochter von Wolf von Crailsheim und Ursula von Vestenberg, Ehefrau des Hans Georg von Berlichingen zu Schrozberg-Dörzbach-Michelfeld-Jagsthausen und Olnhausen aus der Schrozberg-Jagsthäuser Hauptlinie, gest. 6.5.1605.
Hier ist ihr Ehewappen zu sehen, heraldisch rechts das gewendete Wappen der Familie von Berlichingen, in Schwarz ein silbernes fünfspeichiges Rad, auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken ein sitzender Wolf von natürlicher, meist schwarzer Farbe, der ein silbernes Lamm in seinem Maul hält, links das Wappen der von Crailsheim, in Schwarz ein goldener Balken, auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken zwischen zwei schwarzen, je mit einem goldenen Balken belegten Büffelhörnern ein auf die Spitze gestelltes, quadratisches, rotes Kissen mit goldenen Troddeln an den freien Enden.
In den Ecken der Platte befinden sich vier einzelne Ahnenwappen, alle als Vollwappen ausgebildet (ohne Abb., weil sehr stark verwittert), heraldisch rechts oben v. Berlichingen, links oben v. Crailsheim, rechts unten v. Westerstetten (von Rot, Silber und Blau halbgespalten und geteilt, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein roter Flügel, mit silbernen Lindenblättchen bestreut, vgl. Siebmacher Band: WüA Seite: 16 Tafel: 8, Scheiblersches Wappenbuch Folio 158). Der Schild des letzteren Wappens ist zerstört, nur der mit Lindenblättchen bestreute halbe Flug ist zu sehen. Das letzte Wappen links unten ist das der v. Vestenberg (in Grün ein silberner Balken, auf dem Helm mit grün-silbernen Decken ein wachsender, grüner, mit einem silbernen Balken belegter, rotgezungter Brackenrumpf, vgl. Siebmacher Band: BayA1 Seite: 57 Tafel: 58 und Scheiblersches Wappenbuch Folio 395).
4. Grabplatte:
Die nächste Platte zeigt innerhalb eines kreisförmig eingefaßten Zentrums wiederum ein Ehewappen, diesmal ist der Rand der Platte aber mit insgesamt acht Wappenschilden besetzt. Die umlaufende Inschrift lautet: "ANNO D(OMI)NI IDCV DEN XXII IANVARI MORGENS ZWISCHEN VIII VND IX VHR IST IN GOTT SELIG VERSCHIEDEN DIE EDLE TVGENDSAME FRAV APOLONIA VON BERLICHINGEN GEBORNE VON THALHEIM DER GOTT EIN FRÖLICHE VFFERSTEVNG VERLEIHEN WOLLE AMENN". Es handelt sich also um Apollonia v. Thalheim (-1605), wobei die Zahlangabe für das Jahr die I für die 1 statt M für 1000 verwendet, die Ehefrau des Hans Reinhard v. Berlichingen (1553-10.9.1608). Apollonia war die Tochter von Reinhard v. Thalheim (-1561) und Margarethe v. Absberg (-10.4.1580). Die beiden im Zentrum befindlichen Wappen v. Berlichingen und v. Thalheim wurden oben bereits näher beschrieben.
Die vier Wappenschilde auf der heraldisch rechten Seite gehören zu ihrem Ehemann. Dabei kommt das Berlichingen-Wappen nicht noch einmal vor. Die Schilde sind im einzelnen von oben nach unten (Abb. oben von links nach rechts): Gailing von Illesheim (silbern-schwarz geteilt, Siebmacher Band: BayA1 Seite: 138 Tafel: 143), von Thüngen (in Silber ein 5x im Wellenschnitt gold-rot gespaltener Balken), Geyer von Giebelstadt (in Blau ein silberner Bocksrumpf mit goldenen Hörnern, Schöler Tafel 97) und v. Spessart (in Silber ein schräggestellter oberhalber blauer Fisch, Aschaffenburger Wappenbuch Tafel 51 Seite 225).
Das umfaßt also die Großeltern-Generation und die Urgroßmutter rein väterlicherseits, weil durch den Verzicht auf das Berlichingen-Wappen noch ein Platz frei war.
Bislang waren das aber alles noch Ahnen des Ehemannes der Apollonia von Thalheim. Auf der optisch rechten, heraldisch linken Seite finden wir ihre eigenen Ahnen. Die Schilde dieser Seite sind im einzelnen von oben nach unten (Abb. oben von links nach rechts): von Flehingen (in Schwarz fünf (2:1:2) silberne Kugeln), von Helmstatt (in Silber ein schwarzer, auffliegender Rabe), von Absberg (mit einer eingebogenen silbernen Spitze von Blau und Rot gespalten), Marschall von Pappenheim (geviert, Feld 1 und 4: in schwarz-silbern geteiltem Feld zwei gekreuzte rote Schwerter, Feld 2 und 3: silbern-blauer Eisenhutfeh). Diese Schilde passen außer Absberg nicht zur Genealogie nach Biedermann.
5. Grabplatte:
Die nächste Platte hat ein zentrales Vollwappen der v. Berlichingen (Beschreibung s. o.), umgeben von vier Ahnenwappen, und folgende umlaufende Inschrift: "ANNO 1607 FREYTAGS DEN 4 SEPTEMBRIS ZWISCHEN 11 VNDT 12 VHR IN DER NACHT IST IN CHRISTO SEELIGLICH ENTSCHLAFFEN DER EDEL VNDT VESTE IACOB GOTFRIDT VON BERLICHINGEN DESSEN SEELEN GOT GNEDIG SEY AMEN".
Dieser Jakob Gottfried von Berlichingen (-4.9.1607), der unvermählt und kinderlos starb, war der Bruder des Hans Conrad von Berlichingen, der den Stamm der Hauptlinie fortsetzte.
Die vier Ahnenwappen in den vier Ecken der Platte sind beschriftet und stehen für seine drei Großeltern Eva Geyer von Giebelstadt (heraldisch rechts oben, linke Abb., in Blau ein silberner Bocksrumpf mit goldenen Hörnern, Schöler Tafel 97), Reinhard v. Thalheim (heraldisch unten rechts, oben dritte Abb. von links, silbern-schwarz geteilt, oben ein fünflätziger roter Turnierkragen, Siebmacher Band: WüA Seite: 68 Tafel: 43), Margarethe von Absberg (heraldisch unten links, Abb. oben ganz rechts, mit einer eingebogenen silbernen Spitze von Blau und Rot gespalten) und für seine wichtigste Urgroßmutter, Dorothea Gailing von Illesheim (heraldisch oben links, oben zweite Abb. von links, silbern-schwarz geteilt, Siebmacher Band: BayA1 Seite: 138 Tafel: 143)
Genealogische Übersicht über alle Grabplatten:
Die folgenden Übersichten zeigen die Übersicht über die Zusammenhänge aller hier vorgestellten Grabplatten unter Hervorhebung der auf dieser Seite behandelten:
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Aschaffenburger Wappenbuch
Scheiblersches Wappenbuch
Edmund von der Becke-Klüchtzner, Stamm-Tafeln des Adels des
Großherzogthums Baden: ein neu bearbeitetes Adelsbuch
Baden-Baden, 1886, darin: Stammtafeln Berlichingen: http://diglit.ub.uni-heidelberg.de/diglit/beckekluechtzner1886/0054 - insbesondere http://diglit.ub.uni-heidelberg.de/diglit/beckekluechtzner1886/0055 und http://diglit.ub.uni-heidelberg.de/diglit/beckekluechtzner1886/0056 und http://diglit.ub.uni-heidelberg.de/diglit/beckekluechtzner1886/0058
Stammtafeln von Berlichingen: Johann
Gottfried Biedermann, Geschlechts-Register
Der Reichs Frey unmittelbaren Ritterschafft Landes zu Francken
Löblichen Orts Ottenwald http://books.google.de/books?id=g9JDAAAAcAAJ S. 124 ff., http://books.google.de/books?id=jiZRAAAAcAAJ
Stammtafeln Grumbach: Johann
Gottfried Biedermann, Geschlechts-Register
der Reichs-Frey unmittelbaren Ritterschafft Landes zu Francken,
löblichen Orts Steigerwald http://books.google.de/books?id=5tJDAAAAcAAJ
Stammtafeln Geyer von Giebelstadt: Johann Gottfried Biedermann, Genealogie der hohen Grafen-Häuser im fränkischen
Crayse.- Erlangen, J. Fr. Becker 1745-1771 http://books.google.de/books?id=3CVRAAAAcAAJ
Stammtafeln Absberg: Johann
Gottfried Biedermann, Geschlechtsregister
Der Reichsfrey unmittelbaren Ritterschaft Landes zu Franken
Löblichen Orts an der Altmühl http://books.google.de/books?id=KSZRAAAAcAAJ
Genealogie Crailsheim: Geschlechts-Register der Reichs-Frey
unmittelbaren Ritterschafft Landes zu Francken, löblichen Orts
Steigerwald http://books.google.de/books?id=5tJDAAAAcAAJ
Rotes Schloß - Altes Schloß Jagsthausen, sog. "Götzenburg" - Grabplatten im Hof des Alten Schlosses Jagsthausen (2)
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