Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1631
Celle (Niedersachsen)
Das Celler Schloß
Schloß Celle, größtes Schloß der Region, liegt im Westen der Altstadt inmitten einer weitläufigen Parkanlage. Der viereckige Ringgraben, der heute in einiger Entfernung die Schloßinsel umgibt, markiert die Größe der ursprünglichen, heute verschwundenen Festungsanlagen rings um den Herrschaftssitz. Das Schloß ist eine rechteckige Vierflügelanlage mit flach überkuppelten dicken Türmen an den Ecken (keine Kuppel an der Nordostecke) und einem weiteren Turm auf der Rückseite des Osttraktes zum Innenhof hin. Die zur Stadt gewandte Ostseite ist durch acht Zwerchgiebel reich gegliedert, und hier bricht asymmetrisch ein Halbrundturm mit polygonalem obersten Stockwerk aus der Fassade.
Das Schloß, das aus einer die Furt durch die Aller bewachenden Burg hervorging, gehörte der Linie der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. Diese verlegten 1378 ihre Residenz von Lüneburg nach Celle und bauten die alte Burg in ein wehrhaftes Schloß um. Vorangegangen war der Lüneburger Erbfolgekrieg, der sich nach dem Erlöschen des älteren Hauses Lüneburg 1369 zwischen dem Herzog von Braunschweig, der sich als Erbe sah, und den Askaniern, die sich um das vom Kaiser, der Lüneburg als heimgefallenes Lehen betrachtete, ihnen versprochene Gebiet gebracht sahen. Nach dem Tod von Herzog Magnus II. von Braunschweig heiratete der askanische Kontrahent Albrecht von Sachsen-Lüneburg 1374 dessen Witwe und bezog in Celle 1378 Residenz. Die Söhne von Magnus II. von Braunschweig ehelichten ebenfalls Frauen aus dem Hause Sachsen-Wittenberg, und so war der Konflikt beigelegt.
Eine zweite Bauphase 1471-1478 führte zu einer nochmaligen Vergrößerung der Residenz. Ab ca. 1520 bis ca. 1560 wurde sie im Stil der Weserrenaissance umgestaltet (typisch die Halbkreisaufsätze der Zwerchgiebel von ca. 1520-1530), und gleichzeitig wurden moderne Wälle und Bastionen in größerem Abstand zum Schloß als bisher errichtet, und die Schloßinsel entstand in ihren heutigen Dimensionen. Die Schloßkapelle wurde 1565-1580 errichtet. Weitere Umbauten folgten von 1670 an unter Herzog Georg Wilhelm, und der Stil wandelte sich von der Renaissance zum Barock. Unter seiner Regierungszeit entstanden die repräsentativen Staatsgemächer und das Schloßtheater.
Genealogie
des Fürstentums Braunschweig-Lüneburg-Celle:
Die in Celle regierende Linie
war eine Linie der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. Sie
endete 1705 und fiel an das Kurfürstentum Hannover, die
ehemalige Linie zu Calenberg.
Wappen von
Herzog Georg Wilhelm:
Im Inneren des Hofes befindet
sich ein Prunkwappen des Georg Wilhelm Herzog v.
Braunschweig-Lüneburg-Celle (26.1.1624-28.8.1705). 2011 wurde
der Bereich gerade saniert, deshalb ohne Abbildung.
Entstehung
von Kur-Hannover:
1705 wurde die politische
Landschaft der Welfen neu geordnet. Das Fürstentum Lüneburg
bzw. das Fürstentum Celle hatte von 1269 bis 1705 als
selbständiges Reichsterritorium bestanden. Nun wurde es durch
Erbgang mit dem aus dem Fürstentum Calenberg hervorgegangenen
Kurfürstentum Hannover vereinigt. Celle und sein Schloß standen
nicht mehr im politischen Fokus, der sich zudem in der Folgezeit
von Hannover auf England verlagern sollte. Zeitweise stand das
Schloß Celle sogar leer. Erst im 19. Jh. wurde das Schloß als
Sommerresidenz durch die Könige von Hannover genutzt.
Genealogie
des Kurfürstentumes Braunschweig-Lüneburg
(16971803/06/14):
1692 wurde Hannover
Kurfürstentum, das neunte des Heiligen Römischen Reiches. Zur
Verwirrung hieß es offiziell Chur-Braunschweig-Lüneburg, obwohl
es nicht dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg entspricht. Die
Linie der zu Kurfürsten erhobenen Welfen regierte vorher im
Fürstentum Calenberg, das zuletzt 1635 wieder eigenständig
wurde und 1665 um Grubenhagen und 1705 um das Fürstentum
Lüneburg erweitert wurde. Die Erhebung zum Kurfürstentum war
Belohnung für die Unterstützung des Kaisers im Pfälzischen
Erbfolgekrieg. Die frischgebackenen Kurfürsten bekamen zuerst
das Amt des Erzbannerträgers - worauf es Streit mit Württemberg
gab, denen dieses Privileg schon viel früher verliehen worden
war. 1706 bekam Hannover dann stattdessen das
Erzschatzmeisteramt. Kurhannover wurde 1803 vom französischen
Heer erobert. Das Heilige Römische Reich wurde 1806 aufgelöst,
die Kurwürden waren damit Geschichte. Hannover wurde von
Preußen besetzt und kurze Zeit später in das Königreich
Westfalen integriert. Einen echten Nachfolgestaat gab es erst
1814 mit dem Königreich Hannover.
Königliche
Wappen an den Eingängen des Ostflügels:
Über den beiden östlichen
Eingängen, von denen der nördlichere der Hauptzugang zum
Schloßmuseum ist und der südlichere in den Innenhof führt,
befindet sich jeweils ein königliches Wappen des Hauses
Hannover. Über dem Wappen ist die hannoversche Königskrone, die
anläßlich der Ausrufung des Königreichs Hannover neu entworfen
wurde. Der Kronreif ist oben jeweils zu Spitzen ausgezogen, die
abwechselnd mit Tatzenkreuzen und Blattzinken besetzt sind, wobei
die insgesamt acht Kronbügel über den beiden ihren Ausgang
nehmen. Das Wappen besteht aus drei Ebenen.
Der Hauptschild ist geviert: Feld 1 und 4: England, in Rot drei goldene, hersehende, schreitende Löwen (Leoparden) übereinander, Feld 2: Schottland, in Gold innerhalb eines außen und innen mit Lilien besteckten Zwillingsinnenbordes (hier stark vereinfacht zu einem einfachen Bord) ein roter Löwe, Feld 3: Irland, in Blau eine goldene Harfe mit silbernen Saiten. Der ungekrönte Mittelschild ist göpelförmig in drei Felder aufgeteilt: Feld 1: in Rot zwei goldene, hersehende, schreitende Löwen (Leoparden) übereinander (Fürstentum Braunschweig), Feld 2: in goldenem, mit roten Herzen bestreutem Feld ein blauer Löwe (Fürstentum Lüneburg), Feld 3: in Rot ein silbernes, aufspringendes Pferd (Welfenroß). Der Herzschild ist rot mit einer goldenen altertümlichen Krone, einer Kaiserkrone (sog. Krone Karls des Großen). Über dem Hauptschild liegt oben ein dreilätziger silberner Turnierkragen ohne Differenzierungszeichen. Damit läßt sich das Wappen als das eines hannoveranischen Königs bestimmen, der zugleich englischer Prinz ist, und das angebracht wurde, als das Schloß in Celle als Sommerresidenz wiederentdeckt und 1839/40 unter Leitung des hannoverschen Architekten G. L. F. Laves umgebaut wurde. Damit läßt sich das Wappen Ernst August I. König v. Hannover, Herzog von Cumberland, Prinz von Großbritannien (5.6.1771 -18.11.1851) zuordnen, vierter König von Hannover und erster hannoverscher König nach der Aufhebung der Personalunion mit Großbritannien.
Die beiden Schildhalter des Wappens des englischen Königshauses finden sich nicht rechts und links neben dem Schild, sondern in den Zwickeln des Torbogens. Heraldisch rechts ist das ein goldener, rotbewehrter, gekrönter, hersehender Löwe für England, gegenüber ist es ein silbernes, golden bewehrtes und bemähntes Einhorn für Schottland, um den Hals eine goldene Krone, die unten in die drei Zipfel eines Turnierkragens ausläuft.
Genealogie
des Königreiches Hannover (18141866):
Die Geburtsstunde des
Königreiches Hannover schlug auf dem Wiener Kongreß 1814, als
Europas Reiche neu geordnet wurden und durch das Ende des Alten
Reiches die Kurfürstentümer politisch ad acta gelegt worden
waren. Aus den bis dahin verschiedensten
Welfen-Herrschaftsgebieten entstanden auf dem Wiener Kongreß
genau zwei neue Staaten, das Königreich Hannover und das
Herzogtum Braunschweig. Im Königreich Hannover gab es bis 1837
eine Personalunion mit dem König von Großbritannien, danach
gingen beide getrennte Wege. Das Königreich Hannover endete
1866, als Preußen Hannover annektierte, nachdem dieses an der
Seite Österreichs gegen Preußen gekämpft und verloren hatte.
Aus dem ehemaligen Königreich wurde 1866 die preußische Provinz
Hannover.
Literatur,
Links und Quellen:
Heraldik Großbritanniens: http://en.wikipedia.org/wiki/Royal_Supporters_of_England - http://en.wikipedia.org/wiki/Royal_coat_of_arms_of_the_United_Kingdom - http://www.royal.gov.uk/Home.aspx - http://www.royal.gov.uk/MonarchUK/Symbols/Coatsofarms.aspx - http://www.heraldica.org/topics/britain/royalarm.htm - http://en.wikipedia.org/wiki/Royal_Arms_of_England
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf
CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Turnierkragen im englischen Königshaus: http://en.wikipedia.org/wiki/Royal_Labels_of_the_United_Kingdom
Celler Schloß: http://de.wikipedia.org/wiki/Celler_Schloss - http://www.celle.de/showobject.phtml?&object=tx|342.451.1
Residenzmuseum: http://www.celle.de/showobject.phtml?La=1&object=tx%7C342.11329.1&NavID=342.69.1
Schloßgeschichte: http://www.celle.de/showobject.phtml?object=tx|342.17373.1
Welfen: http://www.welfen.de/
ein herzliches Dankeschön an Herrn Karl-Ernst Sittel für
wertvolle Hinweise
Altes Rathaus Celle - Herzogliches Reithaus - Bomann-Museum - Pipenposten
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Welfen (1): Wappen-Komponenten und ihre Geschichte
Wappen, Linien und Territorien der
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