Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1616
Hildesheim (Niedersachsen)
Hildesheim, ehemalige fürstbischöfliche Residenz, Domhof 18-21
Dieser mehrflügelige, dreistöckige Gebäudekomplex am Domhof 18-21 war früher die Residenz des Fürstbischofs und beherbergt heute das bischöfliche Generalvikariat. Von heraldischem Interesse ist das Portal des nach der Kriegszerstörung vereinfacht wiederaufgebauten Barockbaus, in dessen gesprengtem Dreiecksgiebel über dem Haupteingang sich ein fürstbischöfliches Wappen von Clemens August von Bayern (17.8.1700-6.2.1761, Sohn von Maximilian II. Maria Emanuel Kurfürst von Bayern und Teresa Kunegunda Sobieska) befindet.
Aufbau des Wappens (mit Diskussion von Fehlern in der Tingierung):
Aufgrund der speziellen Kombination ist der undatierte Wappenstein auf eine sehr enge mögliche Entstehungszeit eingrenzbar. Er muß mindestens 1728 entstanden sein, denn erst in diesem Jahr wurde er Bischof von Osnabrück. Und er muß spätestens 1732 entstanden sein, denn in jenem Jahr wurde er Hochmeister des Deutschen Ordens. Seine anderen Bistümer hatte er vor Osnabrück erworben, Hildesheim 1724, Köln 1723, Münster und Paderborn schon 1719. Es geht ferner nicht das Bistum Regensburg ein, welches er 1716-1719 hatte. Damit kann man den Stein auf das Zeitfenster 1728-1732 datieren.
Die um den ovalen Schild gelegte Ordenskette ist die des bayerischen Ordens des Hl. Michael. Er wurde von Herzog Joseph Clemens von Bayern, Fürsterzbischof von Köln, im Jahre 1693 gestiftet. Üblicherweise ist ein Prinz einer Nebenlinie Ordens-Großmeister des Ordens. Die Mitgliedschaft im Orden war ausschließlich Adeligen vorbehalten. Die Zahl der Mitglieder ist auf 18 Kommandeure oder Großkreuze sowie 36 Ritter festgelegt. Eigentlich lautet der vollständige Titel des Ordens "Ritterorden der Beschützer der göttlichen Ehre unter dem Schutze des heiligen Erzengels Michaels". Das Ordenszeichen ist ein goldenes, blau emailliertes Kreuz, auf dessen vier gleichlangen Enden üblicherweise in goldener Schrift die Buchstaben: P. F. P. F. stehen, für die Tugenden Pietas, Fidelitas, Fortitudo und Perseverantia (fehlt hier). Zwischen den Kreuzarmen sind strahlenartig goldene Donnerkeile und/oder Flammen angebracht. Unten in der Mitte sieht man in ovalem Rahmen eine bildnerische Darstellung des Hl. Michaels, den Drachen mit Füßen tretend, der Heilige mit einer Lanze zustoßend.
Die Glieder der Collane sind einerseits Waffentrophäen (eine Kombination aus Helm, Harnisch und je zwei Fahnen rechts und links) und andererseits ovale Medaillons mit den bayrischen Rauten, von denen zu beiden Seiten je drei zackige Donnerkeile (Blitze) strahlen. Mit der Säkularisation des Kölner Fürsterzbistums ging der Orden im Rheinland unter. In Bayern wurde er 1837 von König Ludwig I. in einen Verdienstorden umgewandelt, der bis zum Untergang der Monarchie 1918 verliehen wurde.
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher,
insbesondere Band Bistümer
Die Wappen der Hochstifte,
Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich
1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, von Clemens Brodkorb, Reinhard
Heydenreuter und Heribert Staufer, Schnell & Steiner Verlag
2007, ISBN 978-3-7954-1637-9
Generalvikariat: http://www.bistum-hildesheim.de/bho/dcms/sites/bistum/bistum/generalvikariat/index.html
Wappen in Hildesheim: http://wiki-de.genealogy.net/Stadtgebiet_Hildesheim
Wappen im Domhof: http://wiki-de.genealogy.net/Wappen_in_Hildesheim_-_Domhof
Hans-Peter Dege, Ein heraldischer Spaziergang durch Hildesheim,
Teil 2: Von St. Michael bis zur Hohen Domkirche St. Marien (Dom),
Kleeblatt, Vereinsmitteilungen Nr. 1, 2010, S. 16-25.
Dr. Arnold Rabbow, Das Wappen eines Multi-Bischofs - Clemens
Augusts Andenken in Hildesheim, Kleeblatt, Vereinsmitteilungen
Nr. 4, 2002, S. 19-21.
Dr. Adolf Bertram, Geschichte des Bistums Hildesheim, online:
Band 1: http://www.bistum-hildesheim.de/bho/dcms/sites/bistum/bistum/generalvikariat/bistumsarchiv/bertram/index.html, Band 2: http://www.bistum-hildesheim.de/bho/dcms/sites/bistum/bistum/generalvikariat/bistumsarchiv/bertram/bertram_band2.html, Band 3: http://www.bistum-hildesheim.de/bho/dcms/sites/bistum/bistum/generalvikariat/bistumsarchiv/bertram/bertram_band3.html
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