Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1598
Altenburg (Thüringen, Landkreis Altenburger Land)

Das Amtsgericht in Altenburg

In der steilen Burgstraße befindet sich das 1725-1728 als Amts- und Landschaftshaus erbaute barocke Amtsgericht von Altenburg (Haus Nr. 11), erbaut nach einem Entwurf und unter Leitung vom Ratsbaumeister Johann-Georg Hellbrunn. Der Hauptzugang ist die zum Brühl hin gerichtete Toreinfahrt im vierstöckigen Mittelrisalit mit Dreiecksgiebel zwischen den um ein Stockwerk niedrigeren Seitenflügeln mit Mansarddach. Die Fassade ist mit figürlichem Schmuck vom Bildhauer Georg Blume aus Wien ausgestattet. Es finden sich die allegorischen Figuren der Justitia (im Dreiecksgiebel), der Prudentia und der Pietas. Das Durchfahrtsportal trägt zwei weitere Allegorien für die landesherrliche Gerichtsbarkeit, links eine weibliche, rechts eine männliche Figur mit Liktorenbündel. Beide lagern auf den flankierenden Pilastern, drehen aber den Blick nach vorne und leicht nach innen und flankieren das herzogliche Wappen, das von einem großen Wappenmantel eingefaßt wird, der direkt unter dem mittleren Fenster des ersten Obergeschosses seinen Anfang nimmt.

Das über dem Portal angebrachte Wappen ist für Friedrich II. Herzog v. Sachsen-Gotha-Altenburg (28.7.1676 - 23.3.1732), der 1693 Herzog wurde, 1695 Herr zu Oberkranichfeld wurde und 1707 Eisenberg erbte. Er war der Sohn von Friedrich I. Herzog v. Sachsen-Gotha-Altenburg (15.7.1646 - 2.8.1691) und Magdalena Sibylla Herzogin v. Sachsen-Weißenfels (2.9.1648 - 7.1.1681) und der Enkel von Ernst I. Herzog v. Sachsen-Gotha-Altenburg (25.12.1601 - 26.3.1675), Elisabeth Sophia Herzogin v. Sachsen-Altenburg (10.10.1619 - 20.12.1680), August Herzog v. Sachsen-Weißenfels (13.8.1614 - 4.6.1680) und Anna Maria Dorothea Herzogin v. Mecklenburg-Schwerin (1.7.1627 - 11.12.1669). Dieser Herzog Friedrich II. ist insbesondere bekannt geworden für den skrupellosen Verkauf seiner Truppen an andere Souveräne (sogar Frankreich), der das Land von den Unterhaltskosten für das Militär befreite und im Gegenzug sogar beachtliche Einnahmen zur Finanzierung seines aufwendigen Hofes einbrachte, bei aller moralischen Verwerflichkeit und politischen Kurzsichtigkeit dieser Maßnahme. Territorial wurde unter seiner Herrschaft Sachsen-Gotha-Altenburg zu neuer Größe gebracht, wobei er vom Aussterben anderer Seitenlinien profitierte, Sachsen-Coburg starb 1699 aus, Sachsen-Eisenberg starb 1707 aus und Sachsen-Römhild starb 1710 aus, und die Gebiete wurden unter den anderen ernestinischen Linien aufgeteilt.

Das Große Staatswappen des Herzogtums Sachsen-Gotha-Altenburg zeigt hier folgenden Aufbau:

Das Große Staatswappen des Herzogtums Sachsen-Gotha-Altenburg führt sechs Helme:

Von besonderem Interesse ist der unter dem vielfeldrigen Schild an blauem Bande hängende dänische Elefantenorden, der die Identifizierung des Wappeneigners erleichtert. Das Abzeichen des Elefantenordens ist hier ein silberner Elefant mit einem blauen Kreuz auf der Seite und mit einem mit blauen Bändern aufgeschnallten Turm auf dem Rücken. Insgesamt 17 Wettiner bekamen diese Auszeichnung des dänischen Königreiches und wurden Mitglied im höchsten Ritterorden Dänemarks:

Diese vielfältigen Verleihungen des dänischen Elefantenordens spiegeln das ganz besonders enge Verhältnis zwischen den Wettinern und dem dänischen Königshaus wider, das sich auch in den vielfältigen Eheverflechtungen zeigt:

Literatur, Links und Quellen
Siebmachers Wappenbücher
Amtsgericht:
http://www.denkmalstadt-altenburg.de/Burgstra%C3%9Fe11.html
Amtsgericht:
http://www.thueringen.de/de/tlbv/abgeschlossene_bauprojekte_hochbau/amtsgericht_altenburg/content.html
Hinweistafel am Gebäude
Territorialgeschichte: Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder - die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H. Beck Verlag München 7. Auflage 2007, ISBN 978-3-406-54986-1
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Herzog Friedrich II. von Sachsen-Gotha-Altenburg:
http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_II._%28Sachsen-Gotha-Altenburg%29
August Beck, Friedrich II., Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg, in: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB), Bd. 8, Duncker & Humblot, Leipzig 1878, S. 3–5, online
http://de.wikisource.org/wiki/ADB:Friedrich_II._%28Herzog_von_Sachsen-Gotha-Altenburg%29
Elefantenorden: Anne-Simone Knöfel, Dynastie und Prestige: die Heiratspolitik der Wettiner, S. 150, online
http://books.google.de/books?id=0BJWZO_JzH0C&pg=PA150
Ein herzliches Dankeschön an Herrn Andreas Praefcke für wertvolle Hinweise im Forum Heraldik und Kunst.
Dänischer Elefantenorden:
http://kongehuset.dk/publish.php?dogtag=k_en_his_ord
J. H. F. Berlien, Der Elephanten-Orden und seine Ritter, Kopenhagen 1846, online:
http://books.google.de/books?id=-BAZAAAAYAAJ

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