Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1592
Torgau (Sachsen, Landkreis Nordsachsen)

Das Torgauer Elbtor (Jägertor)

Flußseitig befindet sich an Schloß Hartenfels das alte Elbtor, das zum Wasser und einer einst hier befindlichen Brücke hinabführt. Alternative, spätere Namen der vielfach veränderten Baustruktur sind Pferdetor, Jagdtor oder Jägertor. Die alte Furt am Hartenfels war schon im frühen Mittelalter ein wichtiger Flußübergang über die Elbe für die dort verlaufenden historischen Handelswege, und die Torgauer Elbbrücke endete ursprünglich hier genau am Schloß. Im Jahre 1543 wurde der elbseitige Aufgang zum kurfürstlichen Schloß unter Johann Friedrich Kurfürst von Sachsen (30.6.1503 - 3.3.1554), gen. der Großmütige, errichtet. Von der historischen Elbbrücke steht nur noch der landseitige erste Pfeiler, heute ein Aussichtspunkt, während der Verkehr über die weiter südlich erbaute neue Spannbetonbrücke rollt. In unmittelbarer Nähe befindet sich das Denkmal in sowjetisch-pathetischem Stil, das an die Begegnung amerikanischer und sowjetischer Truppen an diesem Elbübergang 1945 erinnert.

Von Interesse ist das mittig über einem vorspringenden Pferdekopf angebrachte und von zwei rücklings flankierenden Figuren begleitete kursächsische Wappen. Johann Friedrich Kurfürst v. Sachsen legte den Grundstein für die spätere Aufnahme weiterer Felder in das Wappen, denn er war mit Sibylle v. Jülich-Cleve-Berg (17.7.1512 - 21.2.1554) vermählt. Aus dieser Zeit stammt freilich das Elbtor in seiner heutigen Form nicht, denn die Elemente Jülich-Cleve-Berg kamen erst 1609 ins Wappen. Vielmehr wurde 1627 ff. anläßlich der Errichtung des Flaschenturmes der Bereich zwischen Schloßbrücke und Elbtor (Pferdebrücke) neugestaltet, und die Formensprache ist barock.

Das kursächsische Wappen, wie es seit dem Geltendmachen von Ansprüchen auf die Vereinigten Herzogtümer und dem Kleve-Jülichschen Erbfolgestreit geführt wurde, ist geviert mit Herzschild und zeigt alle Herzogtümer, die tatsächlichen und die beanspruchten:

Die Wächterfigur mit Schwert und Lanze auf dem rechten Torpfosten hat neben sich abgestellt einen ovalen Schild, der ebenfalls das aus den Kurschwertern und dem Rautenkranz gespaltene kursächsische Wappen in seiner reduzierten Form zeigt. Der Wächter auf der linken Seite, sein hinter den Bäumen im Dunkeln verstecktes Pendant, hat einen weiteren Schild mit dem Stadtwappen von Torgau (ohne Abb.). Es ist geviert, Feld 1 und 4: in Silber vier rote Sparren übereinander, Feld 2 und 3: in Blau ein abgewandter (linksgekehrter) silberner, rotgezungter und ebenso bewehrter Löwe. Das Wappen stammt von 1514, und es wurde der Stadt von Kurfürst Friedrich III. dem Weisen verliehen. Er hatte eine besondere Beziehung zu Torgau, denn es war seine Geburtsstadt. Über die Gründe für die Motivwahl kann nur spekuliert werden, die Inhalte sind anscheinend vorbildlos.

Was wir heute als neues Jägertor (Elbtor) sehen, ist eine freie Rekonstruktion von W. Hempel aus der Zeit von 1964 bis 1971, die sich an das Original anlehnt. Die echte Originalbausubstanz des Elbtores, oder vielmehr die davon übriggebliebenen Schmuckteile aus Sandstein, die zwei 1895 und 1906 abgenommenen Pferdeköpfe und die Wappenkartusche vom bereits 1863 umgebauten Jägertor, sind heute an der Fassade des ehemaligen, 1479 als kurfürstliches Kornhaus erbauten, 1538 zum Marstall umgebauten und erweiterten und 1812 als Zeughaus eingerichteten und noch einmal 1877-1878 umgebauten Gebäudes in der Schloßstraße 26 gegenüber dem Schloß eingemauert (Abb. oben), in dem seit 1999/2000 die Sozialpflegeschulen Heimerer und das Berufsbildungsinstitut Heimerer untergebracht sind.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Cecilie Hollberg, Tilmann von Stockhausen, Annemarie von Velsen-Zerweck, Renaissancebauten in Torgau, in: Torgau, Stadt der Renaissance, hrsg. von Tilmann von Stockhausen für die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Sandstein Verlag Dresden, 3. Auflage 2009, ISBN 987-3-940319-69-2
Tore und Türen in der Dübener Heide http://www.duebener-heide.de/touris/fl/winter02.htm

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