Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1572
Prettin (Annaburg, Sachsen-Anhalt, Landkreis Wittenberg)
Schloßkirche
des Schlosses Lichtenburg in Prettin
In Prettin steht ein großes
Renaissance-Schloß der Wettiner, das hauptsächlich als
Witwensitz diente. Es nimmt den Bereich zwischen der Annaburger
Straße und der Schloßstraße ein. Für eine Renaissance-Anlage
ist das Schloß im Grundriß überraschend unregelmäßig
konzipiert. Die verschiedenen Bauteile sind um zwei Schloßhöfe
gruppiert, einen nördlichen und einen südlichen. Ein Flügel
trennt beide Höfe in West-Ost-Richtung voneinander, und an
dessen östlichem Ende befindet sich die Schloßkirche. An seinem
westlichen Ende ist er durch einen rechtwinklig angesetzten
Flügel mit dem südlichen Längsflügel verbunden, der nicht
parallel zum Hauptflügel verläuft, sondern den Hof zwischen den
Gebäuden zu einem Trapez erweitert. Nach Norden steht der
Westflügel weit über, und diverse Bautrakte stoßen vom
Hauptflügel ebenfalls nach Norden vor. Der südliche Flügel
endet an der Toranlage. Unschöne neuere Bauten aus finsteren
Zeiten verschandeln im Norden der Anlage den Gesamteindruck. Die
Zeiten haben dem Schloß übel mitgespielt, und das sieht man ihm
auch an. Nur wenige Abschnitte sind präsentabel. Dazu gehört
das Äußere der 1582 vollendeten Schloßkirche. Es ist ein
kleines Wunder, daß wir heute dieses Renaissanceportal mit all
seinen künstlerisch wertvollen Details in hervorragendem Zustand
sehen, denn während das Schloß selbst zu DDR-Zeiten als LPG
genutzt wurde, wurde die Schloßkirche als Getreidesilo genutzt.
Ein Rundbogenportal wird von zwei kannelierten Halbsäulen auf
hohen Basen mit versetzten Diamantquadern und mit detailreichen
Kapitellen flankiert, die das Gebälk tragen. Unter einem
Dreiecksgiebel sehen wir zwischen zwei den Übergang zum
breiteren Architrav schaffenden Volutenzwickeln ein
kursächsisches Allianzwappen.
Genealogie zum Wappen:
- Albrecht Herzog v. Sachsen (31.7.1443
- 12.9.1500), vermählt mit Sidonie v. Kunstadt-Podiebrad
(1449 - 1.2.1510)
- Georg Herzog v. Sachsen
(27.8.1471 - 15.2.1539), der Bärtige, barbatus,
erst kirchliche Laufbahn, 1482-1494 Domherr in
Mainz, 1483-1492 Domherr in Köln, 1500 Herzog,
Markgraf v. Meißen, 1500-1507 Statthalter in
Friesland (1504-1515 Erbstatthalter), vermählt
am 21.11.1496 in Leipzig mit Barbara von Polen
(15.7.1478 - 15.2.1534)
- Heinrich v. Sachsen (16.3.1473
- 6.6.1541), vermählt mit Catharina v.
Mecklenburg (1487 - 6.6.1561)
- Moritz Kurfürst v.
Sachsen (21.3.1521 - 11.7.1553), 1541
Herzog, 4.6.1547 - 1553 Kurfürst (1.
Kurfürst albertinischer Linie), 1549
Tausch von Sagan an Böhmen, vermählt
mit Agnes v. Hessen (31.5.1527 -
4.11.1555), ohne männlichen Nachkommen.
- August
Kurfürst v. Sachsen (13.7.1526
- 12.2.1586), 1553 - 1586 Kurfürst (2.
Kurfürst albertinischer Linie),
vermählt mit Anna von Dänemark
(1532 - 1.10.1585)
- Christian I.
Kurfürst v. Sachsen (29.10.1560
- 25.9.1591), 1586 - 1591
Kurfürst (3. Kurfürst
albertinischer Linie), vermählt
mit Markgräfin Sophia v.
Brandenburg (6.6.1568 -
17.12.1622)
- Christian
II. Kurfürst v. Sachsen
(23.9.1583 -
23.6/7.1611), 1591 - 1611
Kurfürst, 1601
Regierungsantritt (4.
Kurfürst albertinischer
Linie), vermählt mit
Hedwig von Dänemark
(5.8.1581 - 26.11.1641),
kinderlos.
- Johann
Georg I. Kurfürst v.
Sachsen (5.3.1585 -
8.10.1656), 1611-1656
Kurfürst (5. Kurfürst
albertinischer Linie),
verfügte testamentarisch
die Einrichtung von
Sekundogeniturfürstentümern
für seine Söhne,
vermählt mit Herzogin
Magdalena Sibylla v.
Preußen (- 1659)
- Johann
Georg II. Kurfürst v.
Sachsen (31.5.1613 -
22.8.1680), 1656 - 1680
Kurfürst (6. Kurfürst
albertinischer Linie),
vollzog den Wiederaufbau
Sachsens nach dem
Dreißigjährigen Krieg,
vermählt mit Markgräfin
Magdalena Sibylla v.
Brandenburg-Bayreuth
(7.11.1612 - 1687)
Aufbau des
kursächsischen Wappens für August
I. Kurfürst v. Sachsen (13.7.1526 - 12.2.1586):
- Hauptschild: zweimal gespalten und
dreimal geteilt, mit Schildfuß
- Feld 1: Herzogtum Sachsen, von
Schwarz und Gold neunmal geteilt, darüber ein
grüner schrägrechter Rautenkranz.
- Feld 2 (oder 3):
Landgrafschaft Thüringen, in Blau ein golden
gekrönter und bewehrter Löwe, von Silber und
Rot mehrmals geteilt.
- Feld 3 (oder 2):
Markgrafschaft Meißen, in Gold ein schwarzer
Löwe, rot bewehrt.
- Feld 4: Pfalzgrafschaft
Sachsen, in Blau ein golden gekrönter goldener
Adler.
- Feld 6: Pfalzgrafschaft
Thüringen, in Schwarz ein goldener Adler.
- Feld 7: Grafschaft Orlamünde,
in einem mit roten Herzen bestreuten goldenen
Feld ein rot gekrönter und bewehrter schwarzer
Löwe. Der Löwe ist einwärts gewendet.
- Feld 8: Herrschaft Landsberg,
in Gold zwei blaue Pfähle
- Feld 9: Herrschaft Pleissen,
in Blau ein von Gold und Silber geteilter Löwe.
- Feld 10: Burggrafschaft
Altenburg, in Silber eine fünfblättrige rote
Rose, golden bebutzt, mit grünen Kelchblättern.
- Feld 11: Burggrafschaft
Magdeburg, gespalten
- rechts: in Rot ein
goldenbewehrter und -gekrönter silberner
halber Adler am Spalt
- links: siebenmal von
Silber und Rot geteilt
- Feld 12: Grafschaft Brehna: In
Silber 3 (2:1) im Dreipaß ausgeschlagene rote
Seeblätter.
- Schildfuß: ledig und rot,
Regalienfeld.
- Herzschild (auf Platz 5, Feld 6
teilweise verdeckend): in von Schwarz und Silber
geteiltem Feld zwei schräggekreuzte rote Schwerter
(Kurschwerter, Zeichen des Erzmarschallamtes
(Archimareschallus))
Drei Helme:
- Helm 1 (Mitte), gekrönt,
Kombinationshelmzier aus zwei Kleinoden: Ein gekrönter
Spitzhut, von Schwarz und Gold neunmal geteilt, darüber
ein grüner schrägrechter Rautenkranz, in der Hutkrone
ein natürlicher Pfauenstoß (Herzogtum Sachsen),
zwischen zwei schwarz-silbern geteilten Büffelhörnern,
die außen mit je fünf blauen Fähnchen an roten Stangen
besteckt sind (lt. Siebmacher), das letzte jeweils in der
Hornmündung (Kurwürde, Erzmarschallamt).
- Helm 2 (her. rechts), gekrönt:
Landgrafschaft Thüringen, zwei silberne Büffelhörner,
die mit je fünf grünen (ursprünglich goldenen)
Lindenzweigen besteckt sind, der jeweils fünfte in der
Hornmündung. Helmdecken rot-silbern.
- Helm 3 (her. links): Markgrafschaft
Meißen, ein rot-silbern gestreifter Mannesrumpf mit
bärtigem Haupte und mit rot-silbern gestreifter Mütze
(Judenmütze, Heidenmütze), an der eine natürliche
Pfauenquaste hängt. Helmdecken rot-silbern.
Aufbau des Wappens
für Anna von Dänemark
(1532 - 1.10.1585):
- Hauptschild: über Schildfuß
mit dem Danebrog geviert, jedes der vier Felder in zwei
gespalten:
- Feld 1: in goldenem, mit roten Herzen
bestreuten Feld drei blaue gekrönte Löwen bzw.
später Leoparden übereinander (Königreich
Dänemark)
- Feld 2: in Rot ein goldener Löwe, der in den
Vorderpranken eine krummgestielte Streitaxt
schwingt (Königreich Norwegen, wurde seit der
Zeit Eriks VII. von Pommern Bestandteil des
Wappens)
- Feld 3: in Gold ein
schreitender, hersehender blauer Löwe (Leopard)
über 9 (4:3:2) roten Herzen (König der Goten,
ein gemindertes dänisches Wappen, zuerst von
König Christian I. geführt, dann wieder
weggelassen, von Christian III. wieder
aufgenommen)
- Feld 4: in Rot ein goldener Drache oder
Lindwurm (Königreich der Wenden. 1440 wurde
dieses Element unter König Christoph III von
Bayern hinzugefügt, um auf den früheren Sieg
über die heidnischen Wenden hinzuweisen, seitdem
blieb es im Schild)
- Feld 5: in Blau 3 (2:1) goldene Kronen
(Königreich Schweden, wurde seit der Zeit Eriks
VII. von Pommern Bestandteil des Wappens, später
auch Kalmarer Union Dänemark/Schweden/Norwegen)
- Feld 6: in Rot ein
silbernes Gotteslamm (Agnus dei) mit Kreuzfahne
(Insel Gotland), wurde in das königliche Wappen
in den letzten Regierungsjahren von Friedrich II.
aufgenommen
- Feld 7: in Gold zwei blaue, rotbewehrte
Löwen übereinander (Herzogtum Schleswig, seit
1245 bekannt, wurden 1460 unter Christian I Teil
des Wappens des dänischen Königs)
- Feld 8: in Rot ein
golden gekrönter, silberner Klippfisch (Island,
eigentlich das Wappen des Hanse-Kontors zu Bergen
und der Kompanie der Bergenfahrer zu Lübeck),
erscheint in den letzten Regierungsjahren des
Königs Friedrich II.
- Schildfuß: dreimal gespalten
- Feld 9: in Rot ein silbernes Nesselblatt, je
nach Darstellung an den drei Ecken zu einem Nagel
ausgezogen, in der Mitte ein silbern-rot
geteiltes Schildchen (Herzogtum Holstein,
ursprünglich das Wappen der Schauenburger, kam
1460 unter König Christian I ins Wappen)
- Feld 10: in Rot ein silberner, schwarz
bewehrter Schwan mit einer goldenen Krone um den
Hals (Herrschaft Stormarn, kam zum ersten Male
1476 in einem Siegel des späteren König Hans
(Johann I) als Electus vor und gelangte unter
König Christian II 1515 dauerhaft ins Wappen)
- Feld 11: in Gold zwei rote Balken (Grafschaft
Oldenburg, wurden zuerst in das Wappen Christians
I. aus dem Hause Oldenburg eingefügt)
- Feld 12: ein schwebendes Kreuz (Herrschaft
Delmenhorst), wurde von Friedrich I. in das
königliche Wappen aufgenommen
- Herzschild: in Rot auf silbernem Pferde mit blauer oder
schwarzer Decke ein golden geharnischter Ritter, ein
Schwert in der Rechten schwingend (Land Dithmarschen).
Dithmarschen wurde 1559 erobert.
Genealogie zum Wappen:
- Dietrich Graf v. Oldenburg-Welsburg,
vermählt mit Heilwig v. Holstein
- Christian I. (VII) König von
Dänemark, Norwegen und Schweden (1425 -
21.5.1481), 1440 Graf von Oldenburg, 20.8.1448
Wahlkönig von Dänemark, 29.7.1450 König von
Norwegen, 24.6.1457 - 1464 König von Schweden,
1459/2.3.1460 Graf von Holstein, 14.2.1474 Herzog
von Holstein, vermählt mit Markgräfin Dorothea
von Brandenburg (- 10.11.1495)
- Frederik I. König von
Dänemark (3.9.1471 - 10.4.1533), erst
geistliche Laufbahn, 1483 Domherr in
Köln, 10.8.1490 Herzog von Holstein,
13.2.1501 Dispens für die Heirat und
Fortführung des Geschlechtes, 29.1.1523
König von Dänemark, 5.8.1523 König von
Norwegen, vermählt mit Markgräfin Anna
v. Brandenburg (27.8.1487 - 3.5.1514)
- Christian III.
König von Dänemark (12.8.1503 -
1.1.1559), 1525 zu Törninglehn
und Hadersleben, 1532/1533 Herzog
von Schleswig-Holstein, 1533
König von Dänemark, 1536 erbt
Norwegen, 1544 Erwerb von
Sonderburg, vermählt mit
Dorothea v.
Sachsen-Lauenburg-Ratzeburg
(9.7.1511 - 7.10.1571)
- Anna
von Dänemark
(1532 - 1.10.1585),
vermählt am 7.10.1548 in
Torgau mit August
Kurfürst v. Sachsen
(13.7.1526 - 12.2.1586)
Es gab übrigens mehrere Ehen
zwischen den Wettinern und dem dänischen Königshaus:
- Christian II. Kurfürst v. Sachsen
(23.9.1583 - 1611), vermählt mit Hedwig von Dänemark
(5.8.1581 - 26.11.1641). Sie verstarb in Prettin.
- Ernst Friedrich III. Herzog v.
Sachsen-Meiningen und Hildburghausen (10.6.1727 -
23.9.1780), vermählt mit Louise Prinzessin von Dänemark
(19.10.1726 - 8.8.1756)
- Johann Georg III. Kurfürst v. Sachsen
(20.6.1647 - 12.9.1691), vermählt mit Anna Sophia
Prinzessin von Dänemark (1.9.1647 - 1.7.1717). Sie
verstarb in Prettin.
- August Kurfürst v. Sachsen (13.7.1526
- 12.2.1586), 1553 - 1586 Kurfürst (2. Kurfürst
albertinischer Linie), vermählt mit Anna von Dänemark
(1532 - 1.10.1585). Sie verstarb in Dresden.
Der trapezförmig
herausgearbeitete Schlußstein des Rundbogen trägt eine ovale
Wappenkartusche mit dem einfachen kursächsischen Wappen,
gespalten, rechts in von Schwarz und Silber geteiltem Feld zwei
schräggekreuzte rote Schwerter (Kurschwerter,
Zeichen des Erzmarschallamtes), links Herzogtum Sachsen,
von Schwarz und Gold neunmal geteilt, darüber ein grüner
schrägrechter Rautenkranz, hier besonders elegant S-förmig
gebogen.
Details des
Renaissance-Portals: Engelsköpfe und Löwenmaske.
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Informationstafeln am Gebäude und im Tordurchgang
http://www.prettin.de/Lichtenburg/Lichtenburg.htm
http://www.sachsen-anhalt.de/index.php?id=8917
http://www.freitag.de/politik/0123-einstiges-konzentrationslager-verkauf
Norbert Eisold, Edeltraud Lautsch, DuMont Kunst Reiseführer
Sachsen-Anhalt: zwischen Harz und Fläming, Elbe, Unstrut und
Saale - eine denkmalreiche Kulturlandschaft
Ute Essegern, Fürstinnen am kursächsischen Hof: Lebenskonzepte
und Lebensläufe zwischen Familie, Hof und Politik in der ersten
Hälfte des 17. Jahrhunderts, Leipziger Universitätsverlag,
2007, 524 S., http://books.google.de/books?id=vNvUej1mFvIC
Lichtenburg: http://www.lichtenburg.org/ - Geschichte: http://www.lichtenburg.org/13.0.html
Arbeitskreis Schloß und Gedenkstätte: http://www.lichtenburg.org/uploads/media/Selbstdarstellung.pdf
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf
CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Schloß Lichtenburg - Lichtenburg, Torbau
Sächsische Wappen (1), Ernestinische
Linie - Sächsische Wappen (2), Albertinische Linie
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