Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1413
Münstermaifeld (Landkreis Mayen-Koblenz)

Pfarrkirche St. Martin und Severus in Münstermaifeld:
Grabplatte für Eva von Esch

Hier wird die zweite, optisch rechte Hälfte der Doppelgrabplatte aus dem 16. Jh. an der Westwand des südlichen Querschiffes in der Pfarrkirche von Münstermaifeld besprochen. Dieses Kleinod der Bildhauerkunst fristet ein eher unbeachtetes Dasein seitlich einer Gruppe von Kirchenbänken, im unteren Bereich meist zugestellt. Glücklicherweise befinden sich die unteren Wappendarstellungen etwa in der Mitte der Seiten in Hüfthöhe, so daß dem Betrachter dennoch keine Wappendarstellung entgeht. Interessant ist, daß wir hier drei Wappen finden, die alle zwei ähnlich gestaltete Federstöße in der Helmzier haben, Zufall und Zeitgeist zugleich.

Bei der Dargestellten handelt es sich um Eva v. Esch (-1531), vermählt mit dem zuvor besprochenen Cuno Graf zu Eltz (vor 1475 - nach dem 5.2.1529). Die umlaufende Inschrift auf dem breiten Rahmenband besagt: "Anno Domini 1531 Eva de Esche Ingenua Coniux legitima conthoralis fato fungitur." Mit Cuno hatte sie folgende Kinder: Wilhelm VIII. Graf zu Eltz, Anton Graf zu Eltz, Godhard Graf zu Eltz und Quirin Graf zu Eltz. Eva von Esch ist die Tochter von Johann von Esch und Elisabeth von Hagen zur Motten.

Diese beiden Wappen sehen wir auch an den oberen beiden Ecken. Heraldisch rechts oben (Abb. links) ist das gewendete Wappen der Edlen Herren von Esch, sie führen einen von Gold und silbern-blauem Feh geteilten Schild, oben ein roter Löwe wachsend. Hier sind es im unteren Bereich vier ganze Reihen Eisenhutfeh. Die Helmzier besteht hier aus zwei Federstößen, die aus der Helmkrone hervorkommen, die Helmdecken sind rot-golden tingiert. Dieses Wappen entspricht dem Vater der Probandin, Johann von Esch, und dessen Vater. Ein ganz analoges Esch-Wappen mit dieser Helmzier sehen wir auch an einem Epitaph in der Wallfahrtskirche Klausen.
Heraldisch links oben (Abb. rechts) ist das Wappen der von Hagen zur Motten, es zeigt in Gold einen roten Balken, begleitet von oben 9 (5:4) und unten 6 (3:2:1) hier fast quadratischen roten Schindeln; die Helmzier ist ein goldener offener Flug, belegt mit einem roten Balken, begleitet von den gleichen Schindeln wie im Schild. Helmdecken rot-golden. Dies ist ein ursprünglich dynastisches, später ritterliches uradeliges Geschlecht. Dieses Wappen entspricht der Mutter der Probandin, Elisabeth von Hagen zur Motten, und deren Vater, Johann von Hagen zur Motten.

Nach der klassischen Abfolge einer Ahnenprobe erwarten wir in den beiden unteren Ecken des Arrangements die beiden Wappen der Großmütter. Heraldisch rechts (Abb. links) zeigt das Wappen drei (2:1) schräggestellte Hämmer. Auf dem Helm ein mit zwei Federstößen besteckter Turnierhut. Das ist das Wappen der Muhl (Mühl) von der Neuerburg, ein ganz analoger Schild an gleicher Position einer Esch-Ahnenprobe findet sich in der Wallfahrtskirche Klausen am Epitaph für Philipp von Ottenesch (gest. 1535).
Heraldisch links (Abb. rechts) zeigt das Wappen einen gerauteten Schild, auf dem Helm ein flacher Hut, in dessen mit Rauten belegter Krempe zwei Federstöße stecken, dazwischen ein nicht mehr zu differenzierendes Objekt. Johann von Hagen zur Motten war in erster Ehe um 1407 mit Johanna von Sassenheim (lux. Sanem, gest. um 1422) vermählt worden und hatte nach deren Tod in zweiter Ehe nach 1422 Katharina von (Blies-)Brücken / Brucken (gest. nach 1469) geheiratet. Da die von Sassenheim ein anderes Wappenbild führten, handelt es sich hier damit um das Wappen der von Brucken, rot-silbern gerautet, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein roter Hut mit rot-silbern gerautetem Stulp, auf dem ein silberner oder roter Fuchs zwischen zwei silbernen Federstößen steht. Aus erster Ehe stammten die Kinder Margarethe, Thielmann und Heinrich, aus zweiter Ehe die hier wichtige Mutter der Probandin, Elisabeth (gest. 1485), Katharina, Margaretha, Liebe und Bienzle.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen Vierteljahresblätter".
Rolf Zobel: Wappen an Mittelrhein und Mosel, Books on Demands GmbH, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-5292-3, 527 S.
Veröffentlichung der Innenaufnahmen mit freundlicher Erlaubnis von Herrn Pfarrer Guido Lacher vom 14.7.2010, wofür ihm an dieser Stelle ganz herzlich gedankt sei.
Johannes Naumann, Die Freiherren von Hagen zur Motten, Blieskastel 2000, S. 73-74, http://www.saarland-biografien.de/Hagen-zur-Motten-Johann-III-von
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Hans Gappenach, Münstermaifeld, Rheinische Kunststätten, Heft 244, 1. Auflage 1980, ISBN 3-88094-353-2.
Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, 17. Band, II. Abteilung; Die Kunstdenkmäler des Kreises Mayen, 1943.

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St. Martin u. Severus: Kuno v. Eltz - St. Martin u. Severus: v. Eltz / v. d. Horst

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