Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1372
Kaub (oberes Mittelrheintal, Rhein-Lahn-Kreis)

Kaub, ehem. Zollschreiberei

In der Zollstraße 42 befindet sich die ehemalige kurpfälzische Zollschreiberei, rechts von der als separates Gebäude errichteten, repräsentativen kurpfälzischen Amtskellerei, die heute als Jugendherberge genutzt wird. Die Gebäude der Zollschreiberei sitzen der alten Stadtmauer auf, und das Mauertor führt unter einem auf einem Bogenfries wenig vorkragenden Wehrgang mit Schießscharten durch die spätgotische Stadtmauer hindurch in das verbaute Anwesen, 1504 wurde es durch landgräflchen Beschuß stark beschädigt, 1552 neugebaut. 1552-1801 wird das Gebäude als Steuerverwaltungsstelle genutzt. Rechts des spitzbogigen Tores ist ein polygonaler Treppenturm. Die dazugehörigen Wohngebäude rechts davon, unten der Stadtmauer aufsitzend, einen ehemaligen Eckturm (Zollschreiberturm) nutzend, oben mit verschindelten Fachwerkgeschossen, sind jüngeren Datums. Über dem Mauertor zum Innenhof der Zollschreiberei prangt ein 1485 eingebautes kurpfälzisches Prunkwappen.

Das hier komplett gewendete Pfälzer Wappen ist geviert mit einem roten Herzschildchen (Regalienschild), in Feld 1 und 4 (gewendet!) in Schwarz ein goldener, rot gezungter, bewehrter und gekrönter Löwe (Pfalz), Feld 2 und 3 blau-silbern schräggerautet (Bayern, Wittelsbacher). Wir sehen auf dem Helm einen goldenen, rot gezungten und golden gekrönten Löwe stehend, den Betrachter anblickend. Zwei ebensolche Löwen, aber ungekrönt, stehen rechts und links des Wappens als Schildhalter.

Kaub, eine der wichtigsten und einträglichsten Zollstationen am Rhein, war einst ein Besitz der Erzbischöfe von Mainz. Im Jahre 1277 wurde der Ort Kaub mit der darüber thronenden Burg Gutenfels und den Zollrechten vom damaligen Mainzer Erzbischof, Philipp II. von Falkenstein-Münzenberg, an die Pfalzgrafen verkauft. Diese erbauten ein halbes Jahrhundert später den Pfalzgrafenstein auf einer Insel im Rhein, ein später ummantelter Zollturm. Kaub und Bacharach waren die wichtigsten Zollstellen der Pfalzgrafen. Kaub blieb trotz glückloser Versuche der Landgrafen von Hessen, die Stadt und den Zoll unter ihre Kontrolle zu bringen (wovon eine große Inschriftentafel an der Mauer erzählt), bis 1803 Besitz der Pfalzgrafen. 1804 wurde Kaub nassauisch, 1866 preußisch (Provinz Hessen-Nassau), 1945 rheinland-pfälzisch. Kaub blickt also auf eine mehr als fünfhundertjährige Geschichte als Zollstation der Pfalzgrafen zurück, und das gleichzeitige Erhaltensein der Zollburg und des dazugehörigen Verwaltungsgebäudes ist einmalig.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Informationstafeln am Gebäude
Kaub:
http://www.welterbe-mittelrheintal.de/index.php?id=407 und http://www.regionalgeschichte.net/mittelrhein/region/orte/orte-k/kaub/sehenswuerdigkeiten/burg-gutenfels.html
Pfalzgrafenstein:
http://www.regionalgeschichte.net/mittelrhein/region/orte/orte-k/kaub/sehenswuerdigkeiten/pfalzgrafenstein.html
Zollschreiberei:
http://www.regionalgeschichte.net/mittelrhein/region/orte/orte-k/kaub/sehenswuerdigkeiten/zollschreiberei.html

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