Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1350
St. Goar (Mittelrheintal, Rhein-Hunsrück-Kreis)

Evangelische Stiftskirche St. Goar, verschiedene Grabplatten:
1.) Dominicus Porsius

Die 22zeilige Kapitalis-Inschrift dieser am westlichen Ende der Kirche aufgestellten realtiv schlichten Basalt-Platte lautet: "D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO) S(ACRVM) - dem höchsten Gott geweiht - HIC QVIESCIT - hier ruht - NOBILISS(IMI) ET STRENVI VIRI - des edlen und gestrengen Mannes - D(OMI)NI DOMINICI PORSII - des Herrn Dominik Pors - CONSIL(IARII) HASSIACI (ET) - hessischer Rat und - COMITAT(VS) CATTIMEL(IBOCENSIS) AC DITION(IS) EPSTEIN PRAEFECTI SVPREMI - gräflich katzenelnbogischer und eppsteinischer Präfekt (Verwalter, Oberamtmann) - BEATE EXANIMATVM - in seligem Zustand verstorben - AC OBSERVITIA IN VITA DEO PIE - und im Leben mit Bemühen gottesfürchtig - PRINCIPI FIDE REIPVBL(ICAE) COMMODE PRAESTITA - dem Landesherrn treu ergeben und dem Gemeinwohl verpflichtet - IMMORTALITATE DIGNVM - der Unsterblichkeit würdig - CORPVS - (dieses Mannes, s. o.) Leib - NATVM XII NOVEM(BRIS) A(NN)O MDLXXXVIII DENATVM IV APRIL(IS) A(NN)O MDCXLII - geboren am 12.11.1588, gestorben am 4.4.1642 - IN COELO INTER ELECTOS GAVDENTE (ET) PLAVDENTE ANIMA - im Himmel unter des Auserwählten erfreut sich und triumphiert die Seele"

Das innerhalb eines kreisrunden Lorbeerkranzes angebrachte Wappen des landgräflich-hessischen Verwaltungsbeamten Dominik Pors oder Dominicus Porsius, der 1629 Kriegskommissar und Amtmann zu Eppstein wurde, 1632 Amtmann zu Hohenstein und 1638 Oberamtmann der Niedergrafschaft Katzenelnbogen, und der als ranghöchster Vertreter des Landesherrn in Nachfolge der Grafen von Katzenelnbogen auf Burg Rheinfels seinen Verwaltungssitz hatte, zeigt ein aus einer Krone wachsendes, oberhalbes, gewendetes und geflügeltes Pferd (Pegasus), und das gleiche Motiv wiederholt sich auf der Helmzier. Im Siebmacher wird in Band: Bg2 Seite: 55 Tafel: 93 ein Wappen gleichen Motivs für Johann Porss, des Rats zu Frankfurt a. Main, beschrieben, dort wird der Schild als schwarz angegeben, die Krone golden und Pegasus silbern, die Helmdecken sind schwarz-silbern, die Helmzier silbern aus goldener Krone.

2.) Anna Elisabetha Porsius

Ganz ähnlich ist die Platte für die Frau des Vorgenannten gestaltet. Wieder handelt es sich um dunklen und grobporigen Basalt, die Gestaltung ist ähnlich schlicht mit einem großen Vollwappen innerhalb eines kreisrunden Lorbeerkranzes, und wieder finden wir unter dem Wappen eine ausführliche lateinische 19zeilige Kapitalis-Inschrift folgenden Wortlautes: D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO) S(ACRVM) - dem höchsten Gott geweiht - NOBILISSIMA ET PIENTISS(IMA) FAEMINA - die hochedle und sehr fromme Frau - ANNA ELISABETHA NATA NOBILISSIME E MOLZANORVM - Anna Elisabeth geborene hochedle von Moltzan - IN MEGAPOL(I) FAMILIA - aus dem mecklenburgischen Geschlecht - 2 NOVEMBER A(NN)O MDCVIII - am 2.11.1608 - NVPTA DINGNISSIME NOBILISSIMO D(OMI)N(O) DOMINICO PORSIO - auf das würdigste verheiratet mit dem edlen Herrn Dominik Pors - CONSILIARIO HASSIACO (ET) COMITAT(VS) CATTIMELIBOC(ENSIS) (ET) DITION(IS) EPSTEIN PREFECTO SVPREMO - hessischer Rat und gräflich katzenelnbogenscher und eppsteinischer Oberamtmann - XXIV FEBRVAR(II) A(NN)O MDCXXXIX - ab dem 24.2.1639 - MORTVA BEATISSIME SWALBACI I IVLII A(NN)O MDCXLI - ist in seligem Zustand am 1.7.1641 in Schwalbach verstorben - AETATIS SVAE XXXIII - ihres Alters 33 Jahre - SPE RESVRECTIONIS ET VITAE AETERNAE HIC PLACIDE QVIESCIT - in der Hoffnung auf Auferstehung und ewiges Leben hier ruht sie in Frieden." Sie starb nur ein Jahr vor ihrem Ehemann, diese zeitliche Nähe erklärt die künstlerische Ähnlichkeit beider Platten.

Wir sehen hier das Wappen der mecklenburgischen und pommerschen Familie Moltzan, gespalten, vorne aus dem Spalt wachsend eine Traube zwischen zwei Blättern, hinten zwei aus dem Spalt nach links wachsende Hasenrümpfe. Heute findet man dieses uradelige Geschlecht unter dem Namen Maltzan (Joachim von Maltzan (1492–1556) hatte die Schreibweise geändert). Es gibt die Schreibweise Maltzan für den Stamm Penzlin und Maltzahn für den Stamm Sarow. 1530 wurden sie Reichsfreiherren, 1728 Reichsgrafen. 1774 wurden sie im Herzogtum Schlesien Obererblandkämmerer. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Pr Seite: 18 Tafel: 19-20, in Band: Bö Seite: 238 Tafel: 106, in Band: Me Seite: 14 Tafel: 12, Band: Pr Seite: 54 Tafel: 69, Band: Pr Seite: 252 Tafel: 303, ferner in Band: SchlA2 Seite: 78 Tafel: 50. Die Farben der Hasenrümpfe oder Hasenköpfe ist golden auf blauem Feld, die andere Seite zeigt auf goldenem Grund Blätter und Traube in Rot, wobei auch die Pflanze grün und nur die Traube rot sein können. Die Helmdecken sind blau-golden/rot-golden, und die Helmzier ist ein Pfauenstoß. Welche Traube es ist, darüber gehen die Ansichten auseinander, sie wird sowohl als Weintraube als auch als Maulbeertraube beschrieben. Hier sehen wir die Traube heraldisch rechts und die Hasenköpfe links, die meist übliche Darstellung in der Literatur ist vice versa. Üblicher ist auch eine Darstellung, nach der die Pfauenfedern der Helmzier aus einem goldenen Köcher hervorkommen oder aus einem gezackten Schirmbrett, hinter sieben goldenen Pfählen oder ebensolchen Palisaden (bei einigen Linien auch bunte Palisaden).

Literatur, Links und Quellen:
Evangelische Kirchengemeinde St. Goar: http://www.ev-kgm-stgoar.de/
Herbert Gräff, Bernhard Jakobs und Wolfgang Krammes (Hg), Die Kirchen im Mittelrheintal - Führer zu den Bauten des UNESCO-Welterbes Mittelrhein - Michael Imhoff-Verlag, 2008 - S. 53-55 - online:
http://www.ev-kgm-stgoar.de/Kirchen/St_Goar/2008-UNESCO/UNESCO-Fuehrer-StG.html
Pfr. Wolfgang Krammes, Hansen-Blatt, Schriftenreihe des "Internationalen Hansenordens e.V. zu St. Goar am Rhein", S. 103 - 109, 63. Jahrgang, Heft Nr. 51 - Juli 1998 - online:
http://www.ev-kgm-stgoar.de/Kirchen/St_Goar/Kra-1998-Hansenblt.html
Veröffentlichung der Innenaufnahmen mit freundlicher Genehmigung von Herrn Pfarrer Wolfgang Krammes vom 5.5.2010, wofür ihm an dieser Stelle ganz herzlich gedankt sei.
Michael Imhof, Stiftskirche St. Goar in St. Goar am Rhein, Michael Imhof Verlag, 2003, ISBN 3-935590-92-X
Platten:
http://www.inschriften-online.de/zeige/suchergebnis/treffer/nr/st-goar-evang-stiftskirche-61.html und http://www.inschriften-online.de/zeige/suchergebnis/treffer/nr/st-goar-evang-stiftskirche-60.html
Susanne Kern, Die Inschriften der Evangelischen Stiftskirche St. Goar, Inschriften Mittelrhein-Hunsrück, Heft 6, hrsg. v. d. Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz, und dem Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V., Mainz 2008
Auf
http://www.inschriften-online.de/nc/broschueren.html das Heft http://www.inschriften-online.de/nc/broschueren.html?download=IMH6-StGoar-EvStiftskirche.pdf&did=6

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