Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1348
St. Goar (Mittelrheintal, Rhein-Hunsrück-Kreis)

Evangelische Stiftskirche St. Goar:
Adelheid von Waldeck

Am westlichen Ende der Stiftskirche befindet sich eine qualitativ hochwertige Sandstein-Platte ohne jede Inschrift. Es handelt sich um die Deckplatte einer Tumba, sie war also ursprünglich liegend angebracht. Aber auch ohne Inschrift können wir die Dargestellte sicher zuordnen, denn diese Wappenkombination führt zu Adelheid v. Waldeck (-1.9.1329), Tochter von Otto I. Graf v. Waldeck (-11.11.1305) und Sophie v. Hessen. Sie war die zweite Frau von Wilhelm I. Graf v. Katzenelnbogen (-18.11.1331). Sie ist in höfischer Kleidung mit Schleier und elegantem Faltenwurf dargestellt.

Wilhelm, Sohn von Dietrich Graf v. Katzenelnbogen (-13.1.1276), war in erster Ehe mit Irmgard v. Isenburg-Büdingen vermählt, mit der er zwei Töchter hatte, und mit seiner zweiten Frau Adelheid von Waldeck hatte er neun Kinder, darunter auch die Söhne Wilhelm II. Graf v. Katzenelnbogen (kinderlos) und Eberhard Graf v. Katzenelnbogen (1322 - 9.12.1402), dessen Tochter mit Agnes v. Diez (-18.11.1399), Anna v. Katzenelnbogen (-1439), den letzten katzenelnbogener Grafen Philipp I. (1402-1479) heiratete.

Zwei Wappenschilde begleiten den die Figur rahmenden, krabbenbesetzten Kielbogen, der mittig zwischen den Wappenschilden in eine vertikale Verzierung ausläuft. Heraldisch links sehen wir den Schild des Ehemannes; das Wappen der Grafen von Katzenelnbogen zeigt in Gold einen roten, hersehenden Löwen, typischerweise blau bewehrt und blau gezungt, in anderen Darstellungen auch blau gekrönt, hier ohne Krone. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre ein schwarzer Flug, beiderseits belegt mit einer wie der Schild tingierten Scheibe. Die Helmdecken wären rot-golden. Der Sandstein ist freilich ohne Farbfassung.

Heraldisch rechts sehen wir das Stammwappen der Grafen von Waldeck, einem alten Grafengeschlecht, das seit 1712 reichsfürstlich wurde und 1806 sogar souverän, es ist in Gold ein achtstrahliger schwarzer Stern. Dieses am Mittelrhein relativ selten anzutreffende Schildbild ist sehr plastisch herausgearbeitet. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre ein goldener Flug, beiderseits belegt mit einem achtstrahligen schwarzen Stern. Die Helmdecken wären schwarz-golden.

Und noch einmal taucht in der Kirche der Waldecker Stern auf, nämlich auf einem Gewölbeschlußstein des nördlichen Seitenschiffes:

Literatur, Links und Quellen:
Evangelische Kirchengemeinde St. Goar: http://www.ev-kgm-stgoar.de/
Herbert Gräff, Bernhard Jakobs und Wolfgang Krammes (Hg), Die Kirchen im Mittelrheintal - Führer zu den Bauten des UNESCO-Welterbes Mittelrhein - Michael Imhoff-Verlag, 2008 - S. 53-55 - online:
http://www.ev-kgm-stgoar.de/Kirchen/St_Goar/2008-UNESCO/UNESCO-Fuehrer-StG.html
Pfr. Wolfgang Krammes, Hansen-Blatt, Schriftenreihe des "Internationalen Hansenordens e.V. zu St. Goar am Rhein", S. 103 - 109, 63. Jahrgang, Heft Nr. 51 - Juli 1998 - online:
http://www.ev-kgm-stgoar.de/Kirchen/St_Goar/Kra-1998-Hansenblt.html
Veröffentlichung der Innenaufnahmen mit freundlicher Genehmigung von Herrn Pfarrer Wolfgang Krammes vom 5.5.2010, wofür ihm an dieser Stelle ganz herzlich gedankt sei.
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Michael Imhof, Stiftskirche St. Goar in St. Goar am Rhein, Michael Imhof Verlag, 2003, ISBN 3-935590-92-X
Vgl. auch
http://www.inschriften-online.de/zeige/suchergebnis/treffer/nr/st-goar-evang-stiftskirche-4.html

Ev. Stiftskirche: Joh. v. Breidenbach gen. Breidenstein - Ev. Stiftskirche: Schlußsteine - Ev. Stiftskirche: Dieter v. Katzenelnbogen - Ev. Stiftskirche: Dominicus Porsius und seine Frau

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