Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1343
Oberwesel (Mittelrheintal, Rhein-Hunsrück-Kreis)

Oberwesel, kath. Pfarrkirche unserer Lieben Frau
Epitaph für Heinrich Eberhard von Schönburg auf Wesel

Das dritte hier besprochene Epitaph im nördlichen Seitenchor der Pfarrkirche unserer Lieben Frau ist ebenfalls an der Nordwand angebracht. Dieses Epitaph ist für den ca. 1590 geborenen und am 21.7.1606 verstorbenen Heinrich Eberhard von Schönburg auf Wesel, Sohn von Simon Rudolph von Schönburg auf Wesel (gest. 16.1.1608) und Magdalena von Naves (Madeleine de Naves). Nur eineinhalb Jahre trennen die beiden nebeneinander aufgestellten Epitaphien für Vater und Sohn, und die stilistische und künstlerische Verwandschaft ist unverkennbar, beide Figuren (hier nur als Dreiviertelfigur) sind fast vollplastisch herausgearbeitet, bei beiden läßt sich ein spanischer Einfluß der Kleidung erkennen (Wams mit Stehkragen, zur Rechten abgestellter hoher Hut). Leider sind auch beide in schlechtem Zustand, Teile wie der linke Unterarm und vier Wappen fehlen. Ovale Tafeln im Giebel und im Sockel tragen die Inschrift.

Heinrich Eberhard von Schönburg auf Wesel wurde nur 16 Jahre alt und starb in der Blüte seiner Jahre im luxemburgischen Montigny auf der Burg seines Vaters. Durch seine Mutter Madeleine (Magdalena) aus der einflußreichen belgisch-luxemburgischen Familie de Naves hatten die Eltern Mitbesitz an den luxemburgischen Burgen Mont-Quintin, Montigny (wo er starb), Chinnery und Sancy. Heinrich Eberhard von Schönburg auf Wesel war der Bruder von Johann Karl Graf von Schönburg auf Wesel (vor 1591 - 1640), welcher den Stamm der katholischen Schönburger weiterführte und die Herrschaft übernahm. Heinrich Eberhard wurde Propst des Stifts St. Martin in Oberwesel, eine übliche Pfründe zur Versorgung von Familienmitgliedern, die nicht die Herrschaft bekamen, und er trat 1598 in den geistlichen Stand ein, also schon als Kind von ca. 8 Jahren.

Auf jeder Seite waren einmal vier Wappen, zwei rechts und links im Giebel (Schönburg und Naves) und je drei auf den Säulen. Die obersten und die mittleren auf jeder Seite sind vorhanden, vier Wappen fehlen. Dabei ist das Wappen optisch oben rechts (de Naves) stark beschädigt, so daß wir eigentlich nur drei intakte Wappen vorfinden. Abb. links: Das Wappen der Langelen bzw. Langeln zeigt in Silber eine schräg gestellte schwarze Türhaspe (Türbeschlag), auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken ein beiderseits wie der Schild bez. Flug (vgl. Siebmacher Band: NaA Seite: 46 Tafel: 76 und die Farben in Band: OstN Seite: 105 Tafel: 71 und in Band: SaA Seite: 95 Tafel: 61, bei Humbracht ist die Türhaspe rot, und jeder Flügel der Helmzier trägt deren drei). Die Urgroßmutter väterlicherseits war Elisabeth von Langeln, die zweite Frau von Friedrich VIII. von Schönburg auf Wesel, der in erster Ehe Agnes von Dienheim geheiratet hatte. Elisabeth von Langeln war die Tochter von Johann von Langeln und Agnes von Groerodt. Abb. rechts: Das Wappen für einen Vorfahren der Magdalena von Naves zeigt einen mit Lilien besäten Schild, Helmzier ein Flug, Zuordnung unbekannt, Hinweise willkommen. Madeleine de Naves (-1628) war nach Schwennicke, Stammtafeln, die Tochter von Jean de Naves Seigneur de Chinery de Saulcy de Montigny-sur-Chiers de Montquintin et de Vance und dessen Frau Salome von Schauenburg. Unter den fehlenden Schilden würden wir also erwarten: v. Franckenstein, v. Sternenfels, v. Schauenburg etc.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Sabrina Müller, Die Inschriften der katholischen Pfarrkirche unserer Lieben Frau in Oberwesel, Inschriften Mittelrhein-Hunsrück, Heft 1, hrsg. v. d. Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz, und dem Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V., Mainz 2008
Auf
http://www.inschriften-online.de/nc/broschueren.html das Heft http://www.inschriften-online.de/nc/broschueren.html?download=IMH-1_Oberwesel_Liebfrauen_01.pdf
Veröffentlichung der Innenaufnahmen mit freundlicher Genehmigung von Herrn Pfarrer Bernhard Jakobs vom 5.5.2010, wofür ihm an dieser Stelle ganz herzlich gedankt sei.
Pfarrei Oberwesel:
http://www.pfarrei-oberwesel.de/
Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen Vierteljahresblätter".
Rolf Zobel, Wappenbuch für Mittelrhein und Mosel, 2007
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
http://www.inschriften-online.de/zeige/suchergebnis/treffer/nr/oberwesel-kath-pfarrkirche-unserer-lieben-frau-66.html
Genealogie der von Schönburg auf Wesel in: Detlev Schwennicke, Vittorio Klostermann, Europäische Stammtafeln, neue Folge, die fränkischen Könige und die Könige und Kaiser, Stammesherzoge, Kurfürsten, Markgrafen und Herzoge des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, 2005, IX, Tafel 26-28,
http://books.google.de/books?id=66u6hIPY5cMC
Genealogie der von Schönburg auf Wesel in: Walther Möller: Stammtafeln Westdeutscher Adels-Geschlechter im Mittelalter, 1. Band der alten Folge, Darmstadt 1922.

St. Martin, Grabplatte der Katharina Feyst - Pfarrkirche unserer Lieben Frau, Epitaph Friedrich von Schönburg auf Wesel - Pfarrkirche u. L. F., Lamprecht v. Schönburg auf Wesel - Pfarrkirche u. L. F., Simon Rudolph v. Schönburg auf Wesel - Pfarrkirche u. L. F., Schlußstein - Pfarrkirche u. L. F., Becker- und Pinter-Grabplatte

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