Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1339
Oberwesel (Mittelrheintal, Rhein-Hunsrück-Kreis)
Oberwesel,
kath. Pfarrkirche St. Martin
Grabplatte der Katharina Feyst
Im Halbdunkel des nördlichen Seitenschiffes ist turmnah an der Nordwand eine Grabplatte angebracht für Katharina Feyst. Sie ist fast anthrazit-schwarz und aus Schiefer gearbeitet. Für dieses Material ist sie von erstaunlicher Feinheit und Qualität. Die zwischen Rosetten in den Ecken umlaufende Inschrift lautet "Anno d(o)m(ini) m vc xx ii des xi tags im braichmaint starb dye e(h)rsame catharina feyst der got(t) genedich sey amen." Zwei Details sind bemerkenswert; für die Zahl 500 wird hier nicht das allgemein übliche "D" verwendet , sondern "v" für 5 und ein hochgesetztes "c" für hundert. Die Jahreszahl 1552 wird auf dem kleinen Podest zu Füßen der Verstorbenen in arabischen Ziffern bestätigt. Das andere Detail ist die Monatsangabe "braichmaint" - der Brachmonat entspricht dem sechsten Monat, dem Juni. Warum "Brach..."? Das geht zurück auf die alte Dreifelderwirtschaft, denn im Juni begann man mit der Bearbeitung der Brache.
Für uns von Interesse sind die beiden Wappenschilde rechts und links des in einen Schleier gehüllten Kopfes der Verstorbenen unter einer mit Ranken reich ornamentierten Scheinarchitektur. Beide Schilde sind von Tartschenform, wobei sich die Spitzen diesseits und jenseits der Speerruhe berühren und jene wie ein Loch wirken lassen. Beide Schilde tragen Hausmarken, lassen also Rückschlüsse auf die Zugehörigkeit der Träger zum wohlhabenden Bürgertum zu. Der heraldisch rechte Schild (der gewendete Schild, der Logik nach das Feist-Wappen) zeigt einen Schaft mit vorderer Oberkopfabstrebe und hinterer Mittelabstrebe, eine Wendung auch der Marke antizipiert. Der heraldisch linke Schild zeigt einen Vierkopfschaft, am freien Ende gekreuzt, mit vorderer Fußabstrebe. Tinkturen und zweite Zuordnung nicht bekannt, Hinweise willkommen. Der heraldisch linke Schild zeigt Spuren einer Damaszierung.
Interessant ist, daß diese Platte zweitverwertet wurde. Quer über den Mantel der Verstorbenen ist unterhalb des aus den betenden Händen herabhängenden Rosenkranzes eine zweite Inschrift nachträglich eingehauen worden: "A(NN)O 1590 30 NOV(EMBRIS) OBIIT MARIA FEISTIN L F(EIST)". Ein L. Feist hat also diese Platte für das Gedenken an Maria Feist mitverwendet. Unter der Inschrift befinden sich zwei weitere Marken.
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Sabrina Müller, Die Inschriften der katholischen Pfarrkirche St.
Martin in Oberwesel, Inschriften Mittelrhein-Hunsrück, Heft 2,
hrsg. v. d. Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz,
und dem Institut für Geschichtliche Landeskunde an der
Universität Mainz e.V., Mainz 2008
Auf http://www.inschriften-online.de/nc/broschueren.html das Heft http://www.inschriften-online.de/nc/broschueren.html?download=IMH-2_Oberwesel_StMartin.pdf
Veröffentlichung der Innenaufnahmen mit freundlicher Genehmigung
von Herrn Pfarrer Bernhard Jakobs vom 5.5.2010, wofür ihm an
dieser Stelle ganz herzlich gedankt sei.
Pfarrei Oberwesel: http://www.pfarrei-oberwesel.de/
Pfarrkirche unserer Lieben Frau, Epitaph Friedrich von Schönburg auf Wesel - Pfarrkirche u. L. F., Lamprecht v. Schönburg auf Wesel - Pfarrkirche u. L. F., Simon Rudolph v. Schönburg auf Wesel - Pfarrkirche u. L. F., Heinrich Eberhard v. Schönburg auf Wesel - Pfarrkirche u. L. F., Schlußstein - Pfarrkirche u. L. F., Becker- und Pinter-Grabplatte
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