Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1288
Kupferzell (Hohenlohekreis)

Schloß Kupferzell

Kupferzell ist seit dem späten Mittelalter hohenlohescher Besitz, der 1553 bei der Landesteilung an die Linie zu Waldenburg kam. Der Ort wurde Sitz eines hohenloheschen Amtes. Als 1615 erneut innerhalb der Linie Waldenburg geteilt wurde, verblieb es bei der Linie Waldenburg. Zur Residenz ausgebaut wurde der Ort erst viel später, nachdem er 1679 nach dem Tod von Philipp Gottfried Graf v. Hohenlohe-Waldenburg (6.6.1618 - 14.12.1679) an die Linie Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst kam; der Erbe war Graf Philipp Ernst von Hohenlohe-Schillingsfürst, der spätere erste Fürst dieser Linie mit Stammsitz in Schillingsfürst und Bauherr auch des Schillingsfürster Barockschlosses, welcher dann 1720-1727 das Residenzschloß von Kupferzell als Nebenwohnsitz und Sommerresidenz erbauen ließ. Es ist denkbar, daß dieser baulustige Fürst geprägt wurde vom familiären Umfeld, denn seine Stiefmutter war Anna Barbara v. Schönborn (18.12.1648 - 6.3.1721), und sein Stief-Onkel war der baulustige Lothar Franz v. Schönborn. Das Schloß wurde ein schlichter, reiner Barockbau. Ein rechteckiger, dreistöckiger Hauptbau mit Mansarddach wird von Nebengebäuden rings um einen langrechteckigen Hof, der zur Straße hin offen ist, ergänzt. Zur eigenständigen Residenz wurde das Schloß 1776 für den Enkel des Erbauers. Karl II. Philipp Ludwig Franz de Paula Fürst zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst hatte sich durch seine eigenmächtige Vermählung mit seiner ungarischen Frau Judith Freiin von Reviczky de Revisnie den Unwillen des Vaters in Waldenburg zugezogen (es war wohl eine echte Liebesheirat, aber unstandesgemäß in den Augen des Vaters) und lebte auf Kupferzell, fern vom Streit mit Papa, und das eheliche Glück wurde mit 13 Kindern gesegnet. Auch nach seinem Tod (er war nur drei Jahre lang Fürst) lebte die Witwe noch 40 Jahre auf Kupferzell, während der älteste Sohn die Geschäfte auf Waldenburg übernahm. Bis 1806 war Kupferzell Residenz der Fürsten. Bei der Mediatisierung kam es wie alle Hohenloher Gebiete (außer Schillingsfürst) an das Königreich Württemberg. Friedrich Karl I. Joseph Fürst zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst (5.5.1814 - 26.12.1884) hatte das Schloß noch manchmal bewohnt, danach stand es leer. Sein Sohn und Erbe, Nikolaus Friedrich Karl II. Joseph Paul Fürst zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst (8.9.1841 - 23.10.1886), der immerhin noch hier geboren wurde, wollte das Anwesen verkaufen, was nicht zustande kam, folglich stand das Schloß leer und verfiel. Erst 1921 wurde es an die Landwirtschaftskammer Württemberg verkauft und 1922 zur Hohenlohischen Landwirtschaftlichen Frauenschule Kupferzell. Die Nutzungen wechselten: Lazarett, Altenheim, seit 1997 ergänzend Fachschule für Landwirtschaft, heute ist es die Staatliche Akademie für Landbau und Hauswirtschaft Kupferzell.

Über dem Eingang zum Haupthaus (im oberen Photo gerade angeschnitten) befindet sich das Wappen des Bauherrenpaares, Philipp Ernst Fürst zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst (29.12.1663 - 29.11.1759), vermählt in zweiter Ehe am 16.1.1719 in Wallerstein mit Maria Anna Eleonora Sophia zu Oettingen-Wallerstein (28.8.1680 - 8.9.1749), Tochter von Philipp Graf zu Oettingen-Wallerstein (24.1.1640 - 27.8.1680) und Eberhardina Sophia Juliana v. Oettingen-Oettingen (20.10.1656 - 23.3.1743). Sein Allianzwappen mit seiner ersten Frau befindet sich übrigens am Kupferzeller Rathaus (historisches Amtshaus).

Zwei ovale Schildkartuschen sind als Ehewappen zusammengestellt, rechts Hohenlohe (geviert: Felder 1 und 4: Stammwappen Hohenlohe: In Silber zwei einwärts schreitende, rotgezungte schwarze Leoparden, Felder 2 und 3: Langenburg: geteilt, oben in Schwarz ein einwärts schreitender goldener Löwe, rot gezungt, golden gekrönt, unten gold-schwarz gerautet), links Oettingen (vier Reihen von Eisenhutfeh, mit aufrechten roten und gestürzten goldenen Eisenhüten, darüber ein blauer Herzschild und über allem ein silberner Leistenschragen), vereinigt unter einer Krone, gehalten von zwei widersehenden Löwen als Schildhaltern.

Über dem Nebeneingang in den gegenüberliegenden zweistöckigen Flügel ist ein weiteres Allianzwappen angebracht, dieses aber erheblich später zu datieren, wenn auch stilistisch angepaßt: Karl Albrecht III. Philipp Joseph Fürst zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst (1776 - 15.6.1843), Urenkel des Erbauers des Schlosses, vermählt in erster Ehe am 11.7.1797 in München mit Marie Elisabeth Auguste Prinzessin v. Isenburg (8.9.1779 - 2.4.1803), der Tochter von Friedrich Wilhelm Graf v. Isenburg (30.12.1730 - 1804) und Karolina Franziska Dorothea Gräfin v. Parkstein (1762 - 7.9.1816). Karl Albrecht III. erlebte die Mediatisierung des Hauses Hohenlohe in Kupferzell. Nach dieser Frau ehelichte er in zweiter Ehe 1813 in Heiligenberg Marie Leopoldine Gräfin zu Fürstenberg (4.9.1791 - 10.1.1844). Die Ehe galt als zerrüttet, zuletzt lebte der Fürst mit Jacobina Leyrer zusammen, einer Schillingsfürster Bürgerstochter. Im Alter zog sich der Fürst nach Mergentheim zurück. Sein Sohn war der letzte Hohenloher, der die Residenz Kupferzell benutzte.

Zwei ovale Schildkartuschen sind als Ehewappen zusammengestellt, rechts das Stammwappen Hohenlohe (in Silber zwei schreitende, rotgezungte schwarze Leoparden), gewendet, links Isenburg-Büdingen (in Silber zwei schwarze Balken, in blauem Herzschild ein goldener, rot gezungter und ebenso bewehrter doppelschwänziger Löwe), gehalten von zwei widersehenden gekrönten Löwen als Schildhaltern, über allem ein aus einem Fürstenhut herabfallender Wappenmantel.

Die Fürsten zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst:
Die Personen der Wappen sind rot markiert.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher.
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Carlheinz Gräter, Jörg Lusin, Schlösser in Hohenlohe, Geschichte und Geschichten, Silberburg Verlag Tübingen, 1. Auflage 2005, ISBN 978-3-87407-685-2
Akademie Kupferzell: http://www.akademie-kupferzell.de/A-chronik.html und http://www.akademie-kupferzell.de/A-chronik-det.html
Geschichte von Kupferzell:
http://www.kupferzell.de/ueberkup/geschich/geschich.htm
Wolfgang Willig, Landadel-Schlösser in Baden-Württemberg, eine kulturhistorische Spurensuche, 1. Auflage 2010, ISBN 978-3-9813887-0-1, S. 281

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