Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1205
Hochstetten-Dhaun
(Landkreis Bad Kreuznach)
Schloß Dhaun
Geschichte
Schloß Dhaun ("castrum
de Dune") ist neben der Kyrburg über Kirn und der alten
Baumburg über Altenbamberg die wichtigste Burg der Nahegaugrafen
und insbesondere der Wildgrafen als Fortsetzer des Hauptstammes
derselben. Die Landeshoheit hatte St. Maximin inne, ein
reichsunmittelbares Trierer Kloster und einer der mächtigsten
und reichsten Grundherren. Von ihnen hatten die Wildgrafen Dhaun
zu Lehen, konkret nahm im Jahre 1215 Wildgraf Konrad II die Burg
von der Abtei zu Lehen. Die Ursprünge der Burg sind vermutlich
im 11. bzw. frühen 12. Jh. zu suchen. Eine erste urkundliche
Nennung von Burg Dhaun findet sich im Jahre 1215, und 1221 nennt
sich Wildgraf Konrad (1214-1263) expressis verbis "Comes de
Dunen". Von dieser frühen Anlage, die 1340 ihre
Bewährungsprobe in einer Fehde mit dem Trierer Erzbischof
Balduin von Luxemburg zu bestehen hatte, in deren Folge weitere
Wehrbauten durch beide Seiten entstanden, unter anderem die
unweit gelegene Burg Brunkenstein, ist heute nichts mehr zu
erkennen. Der Wildgraf konnte zwar seine Burg Dhaun halten gegen
den Erzbischof, dennoch verlor er die Fehde und mußte die
Schmidtburg dem Bistum überlassen. Außerdem mußte er dem
Verlangen nach Öffnungsrecht bezüglich Burg Dhaun nachkommen.
Mit dem Aussterben der Wildgrafen mit Johann I im Jahre 1350 ging
der Besitz an die Rheingrafen über, die sich jetzt Rhein- und
Wildgrafen nannten und auch Schloß Dhaun übernahmen.
Im 14. Jh. erforderten neue Wehr- und Angriffstechniken, u. a. die Erfindung des Schießpulvers vollkommen neue Verteidigungskonzepte, die baulich umgesetzt wurden. Im Jahre 1443 wurde Burg Dhaun geteilt. Sie wurde eine Ganerbenburg. Gemeinsam unterhalten und genutzt wurden der Turm und die Zisterne, ferner die Verteidigungswaffen. Die Teilhaber beschlossen den Bau eines gemeinschaftlichen Backhauses, eines Marstalls und einer neuen Mantelmauer.
Aufspaltung
in mehrere Linien
Die Wild- und Rheingrafen
waren durch verschiedene Erbheiraten territorial bedeutend und
mächtig geworden und konnten es sich leisten, im 16. Jh. ihren
verstreuten Besitz unter Brüdern aufzuteilen:
Ausbau der
Burg
Die Burg Dhaun kam also zur
Hauptlinie Dhaun, und ihr Eigentümer war Philipp Graf v. Salm
Wild- und Rheingraf v. Dhaun (8.9.1492 - 27.8.1521), der die Burg
erheblich erweitern ließ und umbaute. Seine Frau, Antoinette de
Neufchatel (- 29.10.1544), führte nach seinem Tod die
Bauarbeiten fort, desgleichen ihrer beider Sohn Franz und dessen
Witwe Juliane.
Da das Schloß im wesentlichen die natürlichen Gegebenheiten eines hoch über dem Tal gelegenen Felsplateaus nutzt, mußten im Grunde nur zwei Seiten der umlaufenden Ringmauer besonders befestigt werden. An der Südwestseite des Plateaus ziehen sich Schildmauer und ein schlauchartiger Zwinger von ca. 15 m Breite und 75 m Länge entlang, mit dem Untertor an der Südostecke und dem Obertor von 1526 an der Südwestecke. Im Südosten gilt es die Burg gegen die Hauptangriffsseite zu sichern, hier entstanden eine starke Futtermauer mit zwei halbrund vorspringenden, bastionsartigen Türmen, deren verschlungene Gänge und Kasematten man über mehrere Etagen besichtigen kann.
Entstehung
weiterer wichtiger Linien
Die D(h)aunische Hauptlinie
wurde 1574 unter den Söhnen des 1569 in Frankreich verstorbenen
Rheingrafen Johann Philipp in drei Linien aufgespalten:
Alt-Salm'sche Linie, Dhaun'sche Linie, Linie zum Rheingrafenstein
(= Linie Grumbach).
Genealogie der Rhein- und Wildgrafen: Dhaun'sche Linie
Umwandlung
in ein Schloß
Eine vierte Bauphase erlebt
Schloß Dhaun im Barock, als Wild- und Rheingraf Karl die
mittelalterliche Burg in ein zeitgemäßes Residenzschloß
umwandeln ließ. Der ganze Nordwestflügel wurde neu gebaut, und
die weiten Gartenflächen wurden zu einem barocken Park nach
französischem Vorbild. Die beiden Bastionen im Südwesten wurden
verfüllt und mit einer Brüstung versehen, was einst wichtigstes
Bollwerk war, wurde jetzt nur noch als Gartenstützmauer
angesehen. Auch die Gräben wurden dabei verfüllt. Als die
Dhauner Linie ausstarb, wurde Schloß Dhaun Witwensitz.
Zerstörung
und Restaurierung
Mit dem Durchzug
französischer Revolutionstruppen begann der Niedergang der Burg:
1794-1804 war es von französischen Truppen besetzt, die es als
Nationalgut requirierten und verkauften. Teile wurden abgerissen
und nach Kreuznach auf die Kauzenburg gebracht. Im frühen 19.
Jh. wurde die Burg als Steinbruch benutzt. Erst im Zuge der
Romantik und Wiederentdeckung der Burgruinen begann die
Sanierung, als 1850 Dr. Adolf Warendorf aus Trier die Burg kaufte
und romantisierend herrichtete - insbesondere die völlig
deplacierten Zinnen und Erkerchen am äußeren Tor gehen auf
diese "Restaurierung" zurück. Das Untertor ist dadurch
völlig entstellt, einen authentischen Eindruck vermittelt
hingegen das Obertor von 1526. Seit 1954 ist Schloß Dhaun im
Besitz des Zweckverbandes Schloß Dhaun, genutzt wird es als
Schloßakademie und Bildungsstätte.
Wappen am
Obertor
Das Obertor datiert von 1526
und ist einer der interessantesten baulichen Komplexe von Schloß
Dhaun. Der in Bruchstein ausgeführte Bau ist zweigeschossig,
unten eine spitzbogige Tordurchfahrt, oben auf Spitzbogenfries
vorkragend ein einst als Gerichtsstube genutzter Raum mit zwei
rechteckigen Fenstern. Die Nebenräume im Untergeschoß wurden
als Wachstube und als Schmiede genutzt. Unmittelbar benachbart
befindet sich ein Rundturm (sog. Gefängnisturm) in der äußeren
Zwingermauer. Zur rechten Seite des Tores befindet sich der sog.
Glockenturm und anschließend die starke, mit mehreren
Strebepfeilern gestützte Schildmauer.
Das Wappen auf dem Gußerker ist ein Ehewappen von Philipp Graf v. Salm Wild- und Rheingraf v. Dhaun (8.9.1492 - 27.8.1521) und seiner Frau Antoinette de Neufchatel (- 29.10.1544), beide als Vollwappen ausgeführt und oben mit Astwerk verziert, datiert auf 1526. Man beachte vor allem die phantasievoll geschweifte Schildform. Das Wild- und Rheingräfliche Wappen ist wie folgt aufgebaut, wobei die Feldinhalte aus Courtoisie gewendet sind:
Helmzier ein mit zwei silbernen Federstößen besteckter roter, hermelingestulpter Hut. Helmdecken schwarz-silbern.
Das Wappen der Antoinette de Neufchatel (- 29.10.1544) ist geviert (Referenz: Siebmacher Supplemente 1753 bis 1806, Band 1, Tafel bzw. S. 16.):
Helmzier ein roter Flug mit silbernem Schrägbalken, Helmdecken rot-silbern.
Wappen am
einstigen Saalgebäude
An einem heute als Wohnhaus
ausgebauten Gebäude, das einst den Rittersaal barg, befindet
sich ein stark verwittertes Wappen des Philipp Franz Wild- und
Rheingraf zu Dhaun und Neufviller-sur-Moselle Graf zu Salm
(4.8.1518 - 28.1.1561), vermählt mit Maria Aegyptiaca v.
Oettingen-Oettingen (- 12.11.1559).
Vom Wappen des Ehemannes kann man noch gut die beiden Federstöße auf dem Hut des Helmkleinodes erkennen, wohingegen der Schildinhalt schon komplett abgeblättert ist. Beim Wappen der Ehefrau erkennt man gerade noch den Schildinhalt der Grafen von Oettingen, mit stehenden roten und gestürzten goldenen Eisenhütlein zu vier Reihen dreimal geteilt, darüber ein blaues Schildchen, über allem ein silberner Schragen. Die Helmzier ist ein wachsender goldener Brackenrumpf mit roten Ohren, die mit einem silbernen Schragen belegt sind. Die Helmdecken sind rot-golden.
Grenzstein
Im Burggarten befindet sich
ein alter Grenzstein, der beidseitig mit heraldischen Symbolen
belegt ist. Auf der einen Seite sehen wir Baden
mit geviertem Schild (Feld 1 und 4: Baden, in Gold ein roter
Schrägrechtsbalken, Feld 2 und 3: Sponheim, von Rot und Silber
geschacht) mit Wappenmantel und Kurfürstenhut, auf der anderen
Seite einen gekrönten Löwen (Pfalz).
Wappen an
der Mauerpforte
Eine kleine Mauerpforte hat
einen Türsturz mit Renaissance-Ornamentik, vermutlich eine
Spolie, oben ein halbrunder Aufsatz mit Fächerrosette, darunter
ein breites, abgerundet trapezförmiges Feld mit Beschlagwerk. In
der Mitte befindet sich ein Wappenschild mit einem in zwei Reihen
geschachten Balken, begleitet von drei (2:1) Tatzenkreuzen, wie
es auch von der Stadt Bad Kreuznach geführt wird.
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder - die
deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H.
Beck Verlag München 7. Auflage 2007, ISBN 978-3-406-54986-1
Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage
2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Kreis Kreuznach, 1935, S.
155 ff
Erläuterungs-Tafeln vor Schloß Dhaun
Die Entwicklung des Wappens der Rhein-
und Wildgrafen und Fürsten zu Salm
Die Wappen der Markgrafen, Kurfürsten und
Großherzöge von Baden
Die Wappen der Grafen und Fürsten
von Oettingen
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