Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 669
Eltville am Rhein: Spuren Mainzer Erzbischöfe und Kurfürsten

Eltville am Rhein: Erzbischöfliche Burg

Eltville nahm Anfang des 14. Jh. seinen Aufschwung, als die Erzbischöfe und Kurfürsten von Mainz hier ihre Burg erbauten und den Ort mit Stadtbefestigungen ausstatteten. Balduin von Luxemburg veranlaßte um 1329 den Bau der erzbischöflichen Burg, die unter seinem Nachfolger und Gegenspieler Heinrich III. von Virneburg (1328-1346) vollendet wurde. Sie wurde auf den Grundmauern einer im Zollkrieg 1301 zerstörten Vorgängerburg errichtet. Balduin von Luxemburg wurde zwar durch das Domkapitel gewählt, aber Heinrich von Virneburg wurde vom Papst eingesetzt, so kam es zu Streit zwischen beiden. Eltville war damit unter Balduin Gegenresidenz. 1337 war das Schisma beendet. Die Burg diente dann 150 Jahre lang als Residenz der Mainzer Kurfürsten. Erst 1480 verlegten die Mainzer Kurfürsten ihre Residenz unter Dieter von Isenburg in die neue Mainzer Martinsburg. Es handelt sich um einen unregelmäßig viereckigen Bau aus der Zeit von 1329-1345, der sich in einer Ecke der Stadt befindet und mit zwei Seiten mit der Stadtmauer zusammenfällt. Stadtseitig wird die Burg auf zwei Seiten des Vierecks von einem Zwinger und einem extrem tiefen und breiten Graben geschützt. Von Norden führt eine Brücke über den Graben. Der Burggraben ist heute ein wunderschöner Rosengarten.

Der Wohnturm wurde später anstelle eines runden Bergfriedes errichtet und bildet die Außenecke von Burg und Stadtmauer zugleich, erschlossen über eine hofseitige Treppenspindel. Er hat eine Grundfläche von 11 m x 11 m, besitzt 6 Stockwerke und 27 m Höhe. Der ursprüngliche Eingang liegt 10 m über dem Niveau des Burghofes. Der Wohnturm ist mit Aborterker und Kaminen ausgestattet; seine Wände sind unten 2.20 m stark. Vom Burghof führt eine Wendeltreppe 42 Stufen hinunter in das alte Verlies.

 

Im Laufe des 30jährigen Krieges besetzten die Schweden im Herebst 1631 die Stadt Eltville. Der Palas der Burg wurde beim Abzug der Schweden 1635 zerstört, wie auch der Rest der Burg mit Ausnahme des Wohnturms. Der jetztige Wohntrakt im Osten datiert von 1682, der Zeit des Wiederaufbaus. Aus dieser Zeit datiert auch das Wappen über dem Portal des Wohntraktes. Bis 1803 war die Burg im Besitz der Kurfürsten. Danach wurde Besitz des Fürstentums Nassau, danach des Großherzogtums Hessen und gehörte anschließend dem Land Preußen. 1930/38 wurde der Bau erneuert. Seit 1936 ist die Burg im Besitz der Stadt Eltville.

Das über dem Portal des Wohntraktes im Osten befindliche Wappen ist das des Mainzer Erzbischofs und Kurfürsten Anselm Franz von Ingelheim und ist geviert: Feld 1 und 4: in Rot ein silbernes, sechsspeichiges Rad (Erzstift Mainz), Feld 2 und 3: in Schwarz ein rot-golden geschachtes, durchgehendes Kreuz (Ingelheim). Das Oberwappen fehlt, lediglich hermelingefütterter, roter Kurfürstenhut, Schwert und Krummstab sind über bzw. hinter der Schildkartusche angeordnet.

Wappenrelief 2014

Zur Übersicht ein Ausschnitt aus der Liste der Mainzer Erzbischöfe und Kurfürsten:
Johann Adam von Bicken (1601-1604)
Johann Schweikhard von Kronberg (1604-1626)
Georg Friedrich von Greiffenclau (1626-1629)
Anselm Casimir Wambolt von Umstadt (1629-1647)
Johann Philipp von Schönborn (1647-1673)
Lothar Friedrich von Metternich-Burscheid (1673-1675)
Damian Hartard von der Leyen (1675-1678)
Karl Heinrich von Metternich-Winneburg (1679-1679)
Anselm Franz von Ingelheim (1679-1695)
Lothar Franz von Schönborn (1695-1729)
Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg (1729-1732)
Philipp Karl von Eltz (1732-1743)
Johann Friedrich Karl von Ostein (1743-1763)
Emmerich Joseph von Breidbach zu Bürresheim (1763-1774)
Friedrich Karl Joseph von Erthal (1774-1802)

Wappenrelief 2007 - inzwischen ist bereits viel Farbe abgeblättert (s. o.)

Gutenberg in Eltville:
Einen berühmten Gast beherbergte die Stadt Eltville in ihren Mauern: Johannes Gensfleisch genannt Gutenberg lebte zeitweise hier. Seinem Angedenken ist eine Ausstellung im Turm gewidmet. Eigentlich waren die Gensfleisch eine Mainzer Patrizierfamilie, doch 1411 zogen etliche Patrizierfamilien zeitweise wegen Auseinandersetzungen mit den Zünften über die Privilegien der Steuer- und Zollfreiheit aus Mainz aus, und die Familie Gensfleisch besaß hier ein Haus. Während der Mainzer Stiftsfehde zogen wiederum viele Patrizier aus. Am 17.1.1465 wurde Gutenberg von Kurfürst Adolf von Nassau in dieser Burg zum Hofedelmann ernannt. Der Kurfürst ließ ihm dazu ein Hofkleid, 2180 Liter Korn und 2000 Liter Wein übersenden.

Beflaggung mit der Stadtflagge von Eltville:
Auf den Wällen der ehemals kurfürstlichen Burg wehen Stadtflaggen von Eltville. Der rot-weißen Streifenflagge ist das Stadtwappen aufgelegt, dieses ist rot-weiß gespalten, rechts befindet sich das durch ein Kreuz verbundene silberne Doppelrad, welches auf die Stadt Mainz verweist, links ein aufrechter roter Schlüssel, der auf St. Peter verweist. Etwas unglücklich ist die Lage der Streifen in Bezug auf die Wappenfelder, besser sähe es aus, wenn entweder die Motive ohne Schildumriß und dafür größer in den Flächen lägen, oder aber wenn die Streifen invers zu den Schildhälften gewählt würden, der Kontrast wäre ein besserer.

 

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Friedrich Wilhelm Krahe, Burgen des Deutschen Mittelalters, Grundriß-Lexikon, Bechtermünz-Verlag, 1996, ISBN 3-86047-219-4, S. 333.
Informationstafel in der Burg Eltville
http://www.eltville.de/burg/wissenswertes.php
http://www.gutenberg-eltville.de/home.php?page1
http://www.burgenwelt.de/eltville/gesaba.htm
http://www.rheingau.de/sehenswertes/eltville
http://www.burgenwelt.de/eltville/eltville.htm

Eltville (Mittelrheintal): Kirche, Westportal - Burg

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