Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 634
Wappen der
Weser-Renaissance-Bauten
Detmold, Schmerimenhaus (Lange Straße 14)
Hier ein zweigeschossiges Giebelhaus eines Patriziers aus Detmold mit typischer Fassade im Stile der Weser-Renaissance. Es wurde als eines der ersten Steinhäuser der Stadt in den Jahren 1586-1587 erbaut, wobei Teile des Vorgängerbaus von 1546 verwendet wurden, so die beim Stadtbrand 1547 unzerstörte Auslucht zur Bruchmauerstraße. Es galt um 1600 neben dem Schloß als das schönste Gebäude der Stadt, vor allem inmitten der Fachwerkhäuser der Altstadt hatte es allein aufgrund des Materials damals ein ungeheures Prestige. Zur Straße hin hat das Haus zwei Ausluchten mit eigenem Giebel, wovon die linke etwas später entstanden ist als die rechte. Hauptgiebel und die Giebel beider Ausluchten sind reich geschwungen und verziert mit Beschlag- und Schweifwerk sowie kleinen Obelisken. Die rechte Auslucht hat dreiteilige Fenster, die linke vierteilige. Beide Ausluchten zusammen haben drei (links 2, rechts 1) flach vertiefte Nischen, die einst Figuren in Form von Stuckreliefs enthielten, denn die Inschriften Fides, Spes und Caritas sind noch vorhanden. Die Rahmungen tragen typisches Beschlagwerk.
Namengebend ist Bürgermeister Johann Schmerimen, der hier bis 1659 wohnte. Bürgermeister war er 1592-1605. Im Jahre 1873 wurde das Erdgeschoß substantiell umgebaut, um das Haus als Geschäftshaus mit Ladenlokal zur Straße hin nutzen zu können, wo früher Diele und Hauswirtschaftszone (Flett, Küche) waren. Hinter dem mit einer massiven Wand abgeschlossenen Vorderhaus befinden sich Saalbauten, einer von 1592 und einer von 1621 in gleicher Breite; eine hofseitige Holzloggia datiert von ca. 1700. Erst 1987 wurde die Sandsteinfassade von Zementputz befreit und in ihren Originalzustand zurückversetzt.
Das Wappen an der Fassade ist das der Fürsten zu Lippe und stammt aus dem späten 19. Jh. Es zeigt nicht etwa an, daß hier Mitglieder des Fürstenhauses wohnten - nein, es wurde einem Hoflieferanten verliehen, nämlich dem Hoffleischermeister Pieper, der es als Gnade zur Anbringung an seinem Geschäftshaus verliehen bekam, um auf seinen Status als Hoflieferant als Qualitätsmerkmal hinzuweisen. Es ist das Wappen, wie es seit Erlangung des Fürstenstandes im Jahre 1789 geführt wurde, ohne Helmzieren und Schildhalter, also in einer etwas einfacheren Version, aber mit hermelingefüttertem Wappenmantel und Fürstenkrone. Im einzelnen ist der Aufbau wie folgt:
Achtung:
Stern ist nicht gleich Stern!
Man unterscheide folgende
Sterne in der Lippeschen Heraldik:
Wie eng die drei Familien verwandt sind, sieht man hieran: Heinrich I Graf von Sternberg (gest. ca. 1280), war ein Bruder von Graf Adolf I von Neu-Swalenberg (gest. ca. 1300). Und beide sind Neffen von Adolf I von Waldeck (gest. ca. 1270). Fassen wir zusammen: Alt-Swalenberg ist der Ursprung. Dessen Schildbild hat sich in Sternberg erhalten. Neu-Swalenberg und Waldeck sind durch Wechsel der Tinkturen resp. Aufnahme von Beizeichen abgeleitet.
Literatur
und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
G. Ulrich Großmann, Renaissance entlang der Weser, Du Mont
Buchverlag Köln, 1989, ISBN 3-7701-2226-7
Hartmut Platte: Das Haus Lippe in Vergangenheit und Gegenwart,
Börde-Verlag Werl 2006, ISBN 3-980-6221-4-2
Hugo Gerard Ströhl, Deutsche Wappenrolle, Reprint von 1897,
Komet Verlag Köln, ISBN 3-89836-545-X
Meiner Mutter Ursula Peter große Anerkennung exquisiter
Vorarbeit
Dr. Gerhard Peters, Elisabeth Steichele, Clemens Heuger, Iris
Köllner, Monika Goedecke: Detmold historisch - Rundgänge durch
die Kulturstadt, hrsg. von der Stadt Detmold / Tourist
Information, Untere Denkmalbehörde, 2007
Schloß - Schmerimenhaus - Schloßtor zur Langen Straße und Marstall
Die Entwicklung des Wappens der Herren, Grafen und Fürsten zur Lippe
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