Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 583
Burg Vischering (Lüdinghausen, Westfalen)

Burg Vischering - Teil (2)

Innenhof, Wohngebäude
An der Wand des Innenbereiches der Hauptburg (Südflügel von 1552) befinden sich zwei große Medaillons mit den Wappen der Eheleute Heidenreich Droste (gestorben 1588, silberner Schild mit rotem Bord) und Jaspara von Hoberg zu Kaldenhove (gest. 1570, in Gold ein blauer Bügelhelm). Sie waren es im Wesentlichen, die nach ihren Eltern nach dem verheerenden Brand von 1521 die Burg zu einer Wohnburg der Renaissance umwandelten. Typisch im Stile der Zeit das Verlassen der traditionellen Wappenform, der Verzicht auf Oberwappen, die Gestaltung mit kreisrunden Medaillons. Diese Formen zeigen, daß im Vergleich zur alten Wehrburg ein frischer Wind weht, daß das Militärische nun gegenüber der Wohnkultur zurücktritt.

Nicht abgebildet sind die Oberwappen. Für das Wappen der Droste von Vischering wären das zwei Büffelhörner, rechts silbern, links rot. Helmdecken rot-silbern. Für das Hoberg-Wappen wären das drei rote Pfauenfedern, seitlich anschließend je zwei schwarze Hahnenfedern.

Blick auf den Westflügel der Kernburg vom Innenhof aus. Rechts im Bild der Eingang, links angeschnitten der Treppenturm.

Das Bauhaus in der Vorburg
1584 wurde in der Vorburg das Bauhaus neu erbaut. In die Jahreszahl integriert die Wappen des Ehepaares Heidenreich Droste (gestorben 1588, silberner Schild mit rotem Bord) und Jaspara von Hoberg zu Kaldenhove (ein Bügelhelm). Das Bauhaus ist einer der größten Bauten der Vorburg und beherbergte vermutlich früher die Stallungen, eine Räucherkammer etc.

Das Wappen der Herren von Nagel
Hier an einem der Torpfosten das Wappen Nagel. Die Herren von Nagel (auch Nagell) sind westfälischer Uradel und in Westfalen und am Niederrhein (Duisburg, Geldern) begütert. Einst waren sie Lehnsleute des Stifts Mauritz bei Münster (1224 Conradus Nagel, 1244 Rolf Nagel). Ein Zweig verpflanzte sich Anfang des 15. Jh. nach Livland, Estland, Kurland (Dietrich von Nagel 1452-1457 - Propst der Kirche zu Riga, Evert von Nagel - gest. 1521 in Livland, Michael von Nagel - 1513 schon dort ansässig, Otto von Nagel - gest. 1570, Pfandherr zu Sallgallen in Kurland). Das Wappen zeigt in Silber eine rote runde Spornschnalle mit Dorn, außen mit Gleven (Lilien) verziert. Der Dorn ist eigentlich nach links gekehrt, kommt aber auch in der anderen Richtung vor. Helmzier: Die wie im Schild bez. Schnalle zwischen einem silbernen und einem roten Adlerflügel. Helmdecken rot-silbern.

Christoph Heidenreich, Erbdroste von Vischering (1652-1723), war in zweiter Ehe vermählt mit Adelheid Magdalena von Nagel. Ein entsprechendes Allianzwappen befindet sich auch über dem Einfahrtstor der Remise. Die beiden waren es, die die Vorburg neugestalteten und 1720 die Remise anfügen ließen.

Dornröschenschlaf
Der Barock hinterließ sonst so gut wie gar keine Spuren an Burg Vischering. Zum Glück, sagen wir heute. Doch nicht etwa Sinn für die Romantik und einzigartige Schönheit der Gräften und alten Mauern ließen sie überleben. Die Familie siedelte einfach nach Holtwick und später nach Darfeld um. Burg Vischering fiel in einen Dornröschenschlaf. Eine der wenigen Spuren des Barocks sind die beiden Pfeiler in der Zufahrt, deren einer oben abgebildet ist.

Das Außentor mit Zugbrücke
Aber zurück zu den Neubauten nach dem Brand: 1545 wurde das Zugbrückentor von Johann Droste erbaut, innen mit eisenbeschlagenen Torflügeln, außen mit einer hochklappbaren Bücke über den Wassergraben. Er selbst erlebte die Fertigstellung der neuen Wehranlagen nicht mehr, sein Sohn Heidenreich Droste (gestorben 1588) und seine Frau Jaspara von Hoberg zu Kaldenhove vollendeten auch das kleine Schlupftor nach Westen, über dem die Wappenmedaillons Münster, Droste, Hoberg und Knehem zu sehen sind (ohne Abb.).

Auf der Rückseite (Innenseite) des Tores, dessen zwei Zugbalken in zwei senkrechten Schlitzen der Mauerkrone aufliegen, sind die beiden Kragkonsolen sichtbar, auf denen die kurzen Drehachsen ruhen. Das Allianzwappen des Johann Droste und seiner Frau Elisabeth von Münster (gest. 1556, optisch rechts, von Rot und Gold geteilt, Helmzier zwei wie der Schild bez. Büffelhörner) ist über dem Tor angebracht, hübsch versenkt, damit es bei geschlossener Zugbrücke nicht hinderlich ist.

Das Stammwappen der Doste optisch links zeigt einen silbernen Schild mit rotem Bord. Auf dem Helm zwei Büffelhörner, rechts silbern, links rot. Helmdecken rot-silbern. Das Wappen ist leider schwer beschädigt und verwittert.

Literatur, Quellen und Links:
Siebmachers Wappenbücher
Dr. J. Sarrazin, Dr. J. Eichler, Dr. F. Krumme, R. Mackowiak, S. Maetzke, Dr. H. Richtering: Burg Vischering, Wehrburg und Wohnsitz, Beiträge zur Landes- und Volkskunde des Kreises Coesfeld, Band 26, Laumann Verlagsgesellschaft Dülmen 1993, ISBN 3-87466-199-7.

Lüdinghausen: Burg Vischering (1) - Burg Vischering (2)

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