Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 218
Stopfenheim -
einstige Deutschordensvogtei bei Ellingen
Das Vogteischloß in Stopfenheim (Franken)
Deuschordensvogtei
1716 widmete sich
Deutschordensbaumeister Franz Keller dem Schloßbau in
Stopfenheim. Er hat das Vogtei-Schloß (An der Vogtei 2) aber
nicht umgebaut, wie in der Literatur vielfach noch behauptet
wird, sondern auf dem Gelände und den Grundmauern einer alten
Wasserburg komplett neu geplant und in einheitlich barockem Stil
errichtet. Philipp Benedikt Forstmeister von Gelnhausen war
damals Landkomtur in Ellingen (reg. 1702-1716). Es handelt sich
um eine Vierflügelanlage um einen rechteckigen Hof, umgeben von
einem Wassergraben.
Private
Restaurierung eines Sanierungsfalles
Von 1824-1964 diente das 1716
erbaute Schloß als Pfarrhaus, 1975 ging es in private Hände
über und war in den Neunzigern ein ziemlich verwahrlostes
und heruntergekommenes Anwesen mit brüchigem Mauerwerk und
eingesunkenen Dächern, ein Sanierungsfall. 1994 ersteigerte der
Münchner Heizungsbautechniker Paul Neumann das Gebäude und
rettete es vor dem vollständigen Verfall. Mit großer Liebe zum
alten Gemäuer und Begeisterung wird seitdem in unendlicher
Kleinarbeit das historische Gebäude Stück für Stück
restauriert. Das Ehepaar lebt heute im wiederhergerichteten
Südwestflügel. Nach außen präsentiert sich das Schloß in
einem frischen weißen Anstrich mit rot abgesetzten Gewänden.
Ein Schotterweg führt über den alten Schloßgraben hinweg zum
markant betonten Eingang, der mit seiner schlanken Einrahmung das
Hauptgesims durchbricht und oben über zwei Schneckenformen in
einer spitzen Aufwärtsbewegung des Giebels endet. Rechts und
links symmetrisch gleichförmige Fenster, unten rechteckig, oben
ochsenaugenförmig. Über dem hölzernen Tor der Einfahrt sind
übereinander zwei Wappensteine angebracht, der obere dem
amtierenden Hoch- und Deutschmeister zuzuordnen, der untere dem
damaligen Landkomtur in Ellingen, dessen Vogt hier residierte.
Das
Wappen des Hochmeisters
Zur Erbauungszeit war der
amtierende Hoch- und Deutschmeister Franz Ludwig von
Pfalz-Neuburg, Fürstbischof von Trier und Mainz, Fürstbischof
von Breslau, Bischof von Worms (geb. 1664, Hochmeister
16941732). Die einzelnen Bestandteile sind bei Bad
Mergentheim und Trier jeweils in Farbe erklärt, desgleichen ist
dort sein Lebenslauf kurz erläutert. Hier ist die Variante als
Erzbischof von Trier (kleines aufgelegtes Herzschildchen) zur
Darstellung gewählt. 1716, das Jahr der Erbauung des Schlosses,
ist auch das Jahr seiner Wahl zum Trierer Erzbischof. Das Amt
hatte er bis 1729 inne, ehe er es für Mainz aufgab. Zur
Territorialgeschichte der einzelnen Komponenten des Wappens
existiert ein eigener Artikel (ehem. Pfarrhaus
Ellwangen).
Das
Wappen des Landkomturs:
Philipp Benedikt Forstmeister
von Gelnhausen war damals Landkomtur in Ellingen (reg.
1702-1716). Sein Wappen ist das untere an der Fassade. Das
Stammwappen der Forstmeister von Gelnhausen ist mit dem
Deuschordenskreuz geviert und noch einmal von einem zweiten
Schild mit dem Deutschordenskreuz unterlegt.
Landwirtschaftliches
Gebäude gegenber dem Vogteischloß
An einem landwirtschaftlich
genutzten Gebäude vis-à-vis vom Schloß befindet sich das
Wappen eines späteren Ellinger Landkomturs, Franz Sigismund
Adalbert Freiherr von Lehrbach (reg. 1765-1787). Die von Lehrbach
sind eine hessische Adelsfamilie mit dem Stammsitz Lehrbach bei
Kirtorf östlich von Marburg und führen einen
rot-schwarz-silbern zweimal geteilten Schild. Die Helmzier ist
ein wie der Schild bez. offener Flug. Der Lehrbach-Schild ist mit
dem Deutschordenskreuz geviert und zusätzlich von einem zweiten
Schild mit dem schwarzen Deutschordenskreuz in Silber unterlegt
(Abb. unten). Ein weiteres und wesentlich schöneres
Lehrbach-Wappen ist an der Pfarrkirche des Ortes zu finden. In
Zusammenhang mit dem Deutschen Orden ist im Deutschordensschloß
zu Münnerstadt im Innenhof ebenfalls ein Lehrbach-Wappen zu
finden, das aber einer anderen Person zuzuordnen ist. Man beachte
vor allem die Dekoration im Stile der Zeit mit militärischen
Versatzstücken wie Trommeln, Kanonenrohren und Fahnen.
Literatur:
Die Hochmeister der Residenz
Mergentheim, Heft 15 der Schriftenreihe der Vereinigung zur
Förderung der wissenschaftlichen Erforschung der Geschichte des
Deutschen Ordens e.V. und der Historischen
Deutschordens-Compagnie Bad Mergentheim e.V., 1997
http://www.heraldique-europeenne.org/Armoriaux/Teutonique/index.html
http://www.people.freenet.de/heckmann.werder/Wappen.htm
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag
Degener 3. Aufl. 1999
Nancy Brenke, Die Liebe zu einem maroden Schloß, Weißenburger
Tagblatt 16.9.2006
Stopfenheim (Franken): Pfarrkirche - Deutschordensvogtei
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