Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 13
Wappen
an der Burg Runkel an der Lahn
Runkel: eine wohnliche Residenz kuschelt sich hinter wuchtige Burgtürme
Die Burg Runkel liegt im gleichnamigen Städtchen an der Lahn, ca. 8 km östlich von Limburg. Markant sind die drei hohen schiefergrauen und schmucklosen Türme der mittelalterlichen Burgruine, in deren Schatten sich die neueren Gebäude befinden. Ursprünglich wurde die Burg im 12. Jh. zur Sicherung des Lahnübergangs erbaut, wahrscheinlich ist sie sogar eine Gründung von Kaiser Friedrich Barbarossa. Eine erste urkundliche Erwähnung ist aus dem Jahre 1159 belegt. Die Geschichte der im folgenden immer weiter ausgebauten und mehrfach erweiterten Burg ist bewegt und wird von vielen Streitigkeiten mit benachbarten Herren und innerhalb der eigenen Familie geprägt. Sichtbares Zeichen eines solchen Streites ist die Burg Schadeck auf dem anderen Lahnufer, als Trutzburg durch den von der Burg vertriebenen Heinrich von Runkel errichtet. Die Burg wurde im 14. Jh. erweitert, denn während die Nord- und Südseite der Spornburg durch steile Felshänge und den Fluß geschützt wird, erforderten die Süd- und Westseite eine bessere wehrtechnische Sicherung. Dann wurde die Kernburg 1634 durch österreichische Truppen unter der Führung des Grafen Isolani zerstört. Nach der Zerstörung wurde die mittelalterliche Kernburg als Ruine belassen, dafür wurden die angrenzenden und tieferliegenden Gebäudetrakte der Unterburg wohnlich ausgebaut, und so drängen sich an der Landseite im Westen die Wohn- und Torbauten zu einem komplexen baulichen Konglomerat im Schatten der alles überragenden Oberburgruine. Im 18. Jahrhundert wurde die Burg eigentlich ständig von fremden Truppen in Besitz genommen, Hannover, Sachsen, Frankreich, Darmstädter Truppen etc. 1824 fällt Wied-Runkel an die Linie Wied-Neuwied. Heute ist Burg Runkel im Besitz der Grafen zu Wied, ein Teil ist Museum, ein anderer Teil wird noch bewohnt.
Runkel: Wappen von Wied und Nassau
Linkerhand (heraldisch rechts) das Wappen Wied-Runkel:
Rechterhand (heraldisch links) das Wappen Nassau:
Runkel: Wappen von Eberstein-Naugard und Manderscheid-Blankenheim
Linkerhand (heraldisch rechts) das Wappen von Eberstein-Naugard. Cave: Diese Ebersteiner leiten sich ab von der Familie Everstein aus dem Weserbergland und hat nichts mit den Grafen von Eberstein (Rose) im Badischen zu tun!
In Blau ein golden gekrönter silberner Löwe, rot gezungt. Die hier nicht abgebildete Helmzier wäre auf gekröntem Helm ein natürlicher (grüner) Pfauenstoß, der pommerschen Linie zu Naugard eigen, denn die niedersächsische Linie hatte als Helmschmuck einen sich aus der Helmkrone erhebenden blauen Gupf, oben mit einem goldenen Knauf und einem Pfauenstoß besteckt. Die Helmdecken wären blau-silbern.
Rechterhand (heraldisch links) das Wappen von Manderscheid-Blankenheim. Es ist wie folgt aufgebaut:
Exkurs: Entwicklung des Wappens Manderscheid-Blankenheim:
1. Wappen
Blicken wir zurück auf die
Entwicklung des Wappens der Grafen von Manderscheid:
2. Wappen
Dietrich III von Manderscheid
erwarb mit der Grafschaft Blankenheim, die ihm 1463 durch
Erbschaft zufiel, auch den Grafentitel. Nach dem Anfall von
Blankenheim wurde von der Linie Manderscheid-Blankenheim der
Schild geviert. Als Helm wurde
nur der Manderscheider Stammhelm verwendet. Dietrich III. Graf v.
Manderscheid u. Blankenheim, Herr zu Schleiden u. Junkerath
(ca.1420 - 20.2.1488) hatte Elisabeth v. Schleiden-Blankenheim
geheiratet.
Die Söhne von Dietrich III von Manderscheid-Blankenheim stifteten 1469 drei Linien:
3. Wappen
Spätere Vermehrung:
Der Wappenschild ist geviert.
Feld 3 und 4 kommen auch ausgetauscht vor. Dazu drei Helme:
4. Wappen
Aus der mittleren
Linie der Grafen von Manderscheid-Blankenheim stammt Salentin
Ernst Graf von Manderscheid-Blankenheim (16.8.1630-18.2.1705),
der Ernestina Salentina Gräfin von Sayn-Wittgenstein
(23.4.1626-13.10.1661) ehelichte. Dadurch erheiratete er die
Grafschaft Sayn-Hachenburg, die hier als Herzschild auf das
Wappen aufgelegt wird. Dies war nur ein kurzer Zwischenzustand,
denn er hinterließ keine Söhne, und nach seinem Tode 1705 fiel
die Grafschaft Sayn-Hachenburg über seine Tochter Magdalena
Christina an deren Sohn Georg Friedrich Burggraf von Kirchberg.
Die Manderscheid-Blankenheimer starben mit Franz Joseph von
Manderscheid 1780 aus. Joseph Franz Georg Ludwig Graf v.
Manderscheid-Blankenheim und Gerolstein (geb. 15.4.1713, gest.
6.12.1780), Sohn von Franz Georg Graf v. Manderscheid-Blankenheim
u. Gerolstein Freiherr zu Junkerath (26.4.1669 - 25.4.1731 und
Maria Johanna v. Königsegg u. Rothenfels (1679 - 10.12.1755),
hatte Maria Franziska Karolina Anna Josepha Walpurga Ferdinandina
Nepomucena Idda Fugger v. Kirchberg u. zu Weissenhorn (geb.
3.11.1749) geheiratet. Das Wappen ist wie folgt aufgebaut:
Dazu gehören 5 Helme:
Runkel: Doppelwappen, Inn- und Knyphausen d'Autel und Leiningen-Westerburg
Linkerhand (heraldisch rechts) ist das Wappen der Grafen von Inn- und Knyphausen d'Autel. Es hat eine vom gewohnten Bild (geviert aus Löwe und Drache) abweichende Form und ist wie folgt aufgebaut:
Die üblichere Form der anderen Linien der von Inn- und Knyphausen ist: Geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Gold ein schwarzer Löwe Feld 2 und 3: in Silber ein schwarzer Drache Herzschild: Von Grün und Schwarz gespalten, darüber ein silberner Löwe, zwei Helme: Helm 1: Auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken ein wachsender schwarzer Löwe zwischen einem rechts goldenen, links schwarzen Flug. Helm 2: Auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken ein wachsender schwarzer Drache.
Rechterhand (heraldisch links) ist das Wappen von Leiningen-Westerburg. Es ist wie folgt aufgebaut:
Eine möglicherweise dazu passende Kombination ist das Paar Dodo Moritz Freiherr zu Innhausen u. Knyphausen (-1703), Sohn von Philipp Wilhelm Baron v. Innhausen u. Knyphausen (20.3.1591-1652) und Magdalena Gräfin v. Nassau-Siegen (23.2.1596-6.12.1662), und des Erstgenannten erste Frau Juliana Walpurgis v. Leiningen-Westerburg, Tochter von Christoph Graf zu Leiningen-Westerburg (30.9.1575-1635) und Philippina Katharina Walpurgis zu Wied (-1647). Beide hatten 1660 geheiratet.
Leiningen
und Leiningen-Westerburg:
Die Grafen von
Leiningen-Westerburg, deren Wappen hier zu sehen ist, sind
eigentlich vom Stamm her Herren von Westerburg. Diese wiederum
sind eine aus der Stammburg im 13. Jh. verdrängte Linie der
Herren von Runkel, von denen Siegfried III. von Runkel durch
Heirat einer Gräfin von Leiningen die Herrschaft Westerburg und
die Vogtei Gemünden erhielt. Diese Linie nannte sich nun nach
ihrer neuen Burg im Westerwald erst zusätzlich, dann allein
Herren von Westerburg, denn Ende des 13. Jh. trennten sich die
Linien zu Runkel und zu Westerburg endgültig voneinander.
Bei den Grafen von Leiningen müssen wir die älteren Grafen und die neueren unterscheiden. Die Alt-Leininger waren seit dem Ende des 11. Jh. nachweisbare fränkische Grafen, die im Wormsgau und im Nahegau ihre Güter hatten. Sie starben um 1220 mit dem in der Manessischen Liederhandschrift abgebildeten Minnesänger Friedrich (Emich) Graf v. Leiningen aus. Danach übernahmen Abkömmlinge der Grafen von Saarbrücken deren Rolle als jüngere Grafen von Leiningen, weil die Schwester und Erbin des genannten Minnesängers, Liutgarde (Lukardis) v. Leiningen (-1239), Simon II. Graf v. Saarbrücken geheiratet hatte. Ihre Kinder sind Simon III. Graf v. Saarbrücken und Friedrich I. Graf v. Leiningen (-1237), Begründer der neuen Grafenlinie zu Leiningen. Diese Linie nahm Namen und Wappen der Leininger an und bekam aus den Saarbrücker Gütern die Herrschaft Hardenburg, und zu Beginn des 13. Jh. erbte man noch die Reichsgrafschaft Dagsburg, ein Lehen des Bischofs von Straßburg. Das Haus Leiningen teilte sich nun in eine ältere Linie Leiningen-Dagsburg und eine jüngere Linie Leiningen-Hardenburg.
Durch Erbheirat kamen die Westerburger im 15. Jh. an Namen und Wappen der Leininger. Reinhard III. von Westerburg (-22.12.1449) war seit 1422 mit Margarethe verheiratet, der Schwester des letzten Grafen Hesso von Leiningen-Dagsburg (-8.3.1467), über welche die Familie den größten Teil des Territoriums der ausgestorbenen Leininger Grafen der älteren Dagsburger Linie erhielt, und danach kombinierte Enkel Reinhard IV. Namen und Wappen und wurde Reinhard I. Graf von Leiningen-Westerburg. Diese Grafen gliederten sich wiederum in die Zweige Leiningen-Leiningen (in seinen drei Unterzweigen erloschen 1635, 1665 und 1705), Leiningen-Westerburg (erloschen 1597) und Leiningen-Schaumburg, welche sich 1695/1705 in Leiningen-Westerburg-Altleiningen (im Mannesstamm erloschen 1929 mit Gustav Friedrich Oskar, gänzlich 1974) und Leiningen-Westerburg-Neuleiningen (erloschen 1956) teilte.
Dagsburg selbst fiel 1467 an die Linie Leiningen-Hardenburg, die 1466 die lothringische Herrschaft Aspremont erworben hatte, und die sich jetzt Leiningen-Dagsburg-Hardenburg (oder -Hardenberg) nannte. Diese teilte sich 1560 in die 1779 gefürstete Linie Leiningen-Hardenburg-Dagsburg mit heutigem Sitz in Amorbach und die im Grafenstand gebliebene Linie Leiningen-Dagsburg-Falkenburg, deren unterschiedliche Zweige 1706, 1766, 1774, 1910 und schließlich 1925 mit Emich Karl Friedrich Wilhelm August Graf zu Leiningen Herr zu Billigheim (24.4.1839 -31.3.1925) als Letztem der ganzen Linie erloschen.
Es gab also parallel zwei Familien mit dem Namen Leiningen, wobei die einen von der Abstammung im Mannesstamm her Herren von Westerburg und ursprünglich von Runkel waren, die anderen ursprünglich Grafen von Saarbrücken.
Die
Komponente Schaumburg
Hierbei handelt es sich um
eine Burg und Herrschaft in der Nähe von Limburg an der Lahn,
südlich von Balduinstein. Sie war im 12. Jh. im Besitz der alten
Grafen von Leiningen. Als diese um 1220 erloschen, wurde
Schaumburg zwischen Nassau bzw. Virneburg, Diez bzw. Weilnau und
Isenburg bzw. Limburg in drei Teile aufgeteilt. Der letztgenannte
Teil kam über Kurköln, wo zufällig Siegfried von Westerburg
auf dem Bischofsstuhl saß, an das Haus Westerburg, welches nach
und nach die anderen Teile dazu erwarb und hier eine Unterlinie
aufbaute, aber 1656 Schaumburg wieder verkaufte. Als Zeichen für
die Herrschaft Schaumburg wird ein goldener Herzschild mit einem
blauen durchgehenden Kreuz geführt. Entsprechend wird als
Kleinod zu blau-goldenen Decken ein Pfauenstoß geführt,
bisweilen zwischen einem Paar blau-goldener Büffelhörner (hier
gänzlich golden). Der alte Siebmacher gibt keinen Herzschild an,
aber die Helmzier, und deshalb tingiert er die Decken falsch
rot-golden, was sich in der Literatur fortpflanzt. Diese
Komponente Schaumburg taucht nur bei den Grafen von
Leiningen-Westerburg auf und darf nicht mit dem ebenfalls als
Herzschild auftretenden silbernen Kreuz auf rotem Feld der Grafen
von Leiningen-Dagsburg etc. für Aspremont verwechselt werden.
Runkel: Wappen von Wied und Eberstein-Naugard
Linkerhand (heraldisch rechts) das Wappen Wied-Runkel:
3 Helme: 1 Wied (Pfau), 2 Runkel (Turm), 3 Isenburg (Flug mit Balken), Details siehe oben.
Rechterhand (heraldisch links) das Wappen von Eberstein-Naugard. Cave: Diese Ebersteiner leiten sich ab von der Familie Everstein aus dem Weserbergland und hat nichts mit den Grafen von Eberstein (Rose) im Badischen zu tun!
In Blau ein golden gekrönter silberner Löwe, rot gezungt. Die hier nicht abgebildete Helmzier wäre auf gekröntem Helm ein natürlicher (grüner) Pfauenstoß, der pommerschen Linie zu Naugard eigen, denn die niedersächsische Linie hatte als Helmschmuck einen sich aus der Helmkrone erhebenden blauen Gupf, oben mit einem goldenen Knauf und einem Pfauenstoß besteckt. Die Helmdecken wären blau-silbern.
Genealogie: Johann Ernst Graf v. Wied (1.5.1623 - 1664), Sohn von Hermann II. Graf v. Wied-Neuwied (ca.1580 - 13.10.1631) und Juliana Dorothea Elisabeth zu Solms-Hohensolms (24.3.1592 - 1649) war verheiratet mit Hedwig Eleonore Gräfin v. Eberstein-Naugard (1.5.1623 - 5.1.1679), Tochter von Ludwig Christoph Graf v. Eberstein-Naugard (16.12.1593 - 3.12.1663) und Magdalena v. Farensbach (gest. 1642). Das Paar hatte drei Kinder: Ludwig Friedrich Graf v. Wied (1.4.1656 - 1.11.1709), Juliane Margarethe v. Wied (1657 - 11.3.1657) sowie Wilhelm Ludwig v. Wied.
Literatur,
Links und Quellen:
Otto Gruber: Wappen
des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965,
incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in
verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen
Vierteljahresblätter".
Gerhard Köbler: Historisches Lexikon
der deutschen Länder - die deutschen Territorien vom Mittelalter
bis zur Gegenwart. C. H. Beck Verlag München 7. Auflage 2007,
ISBN 978-3-406-54986-1
Wertvolle Hinweise gab Herr Peter Stammnitz, Idar-Oberstein,
wofür ihm an dieser Stelle herzlich gedankt sei.
Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital,
WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN
978-3-7686-2515-9
Siebmachers Wappenbücher
Burgführer der Burg Runkel.
http://www.burg-runkel.de/
http://www.zuwied.de/heraldik.htm
Hessische Kunstdenkmäler: http://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/cgi-bin/mapwalk.pl?gg=167837306&obj=51856&session=913&event=Query.Details
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf
CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9;
Genealogien: http://genealogy.euweb.cz/runkel/runkel2.html,
Genealogien: http://de.wikipedia.org/wiki/Stammliste_des_Hauses_Runkel,
Genealogien: http://de.wikipedia.org/wiki/Stammliste_des_Hauses_Leiningen-Westerburg
Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder - die
deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H.
Beck Verlag München 7. Auflage 2007, ISBN 978-3-406-54986-1, S.
365-369, S. 779
Leiningen: http://de.wikipedia.org/wiki/Leiningen-Westerburg,
Leiningen: http://www.deutsche-biographie.de/xsfz50010.html
Herrschaft Westerburg: http://de.wikipedia.org/wiki/Herrschaft_Westerburg
Siebmachers Wappenbücher Band Gf, Seite: 20-24, Tafel: 39-52
etc.
Johann Georg Lehmann, Geschichte und Genealogie der Dynasten von
Westerburg aus Urkunden und anderen archivalischen Quellen,
Verlag Roth, Wiesbaden 1866, http://books.google.de/books?id=0JVAAAAAcAAJ
Haus Nassau - walramsche Hauptlinie
Das gräfliche und fürstliche Haus Wied
und seine Wappen
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