Bernhard Peter
Wappen der Eichstätter Fürstbischöfe

Die Geschichte der Wappen der Eichstätter Fürstbischöfe
Teil (1): AD 1464-1552

Wappen des Hochstifts Eichstätt:

Bildbeispiel: Fenster im Eichstätter Dom, 19. Jh.

Das Hochstift Eichstätt führt als Wappen stets in Rot einen silbernen aufrechten Krummstab (Bischofsstab). Hier eine Darstellung aus dem 19. Jh. mit maximaler Raumausnutzung durch die Krümme, das innere Ende zu einem dreiteiligen Blatt ausgezogen. Darüber eine Inful / Mitra.

Dabei ist die Richtung der Einkrümmung nicht bindend vorgeschrieben. Heraldisch logisch wäre eine Rechtsgewandtheit des Krummstabes, wie auch immer die interpretiert wird - denn wo ist bei einem Krummstab eindeutig vorne? Die architektonischen Belege weisen beide Krümmungsrichtungen auf, ohne einer Richtung signifikant den Vorzug zu geben. In gevierten Wappen stellte man gerne beide Krummstäbe so, daß beider Öffnungen zur Schildmittelachse weisen. Aber auch dies ist keine allgemeine Regel, es finden sich auch gevierte Wappen mit jeweils zwei nach rechts und solche mit jeweils zwei nach links offenen Krümmen.

Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:


Wappen des Domkapitels:

Bildbeispiel: Fenster im Eichstätter Dom, 19. Jh.

Das Eichstätter Domkapitel führt als Wappen die sog. "Leoparden des hl. Willibald" - angeblich soll der hl. Willibald, erster Bischof von Eichstätt, der Legende nach ein Prinz von England gewesen sein und dieses Wappen dem Domkapitel verliehen haben - was aber historisch nicht ganz zutrifft. Die englischen sind echte, also hersehende Leoparden, die des Domkapitels sind in den meisten Fällen jedoch schreitende Löwen, also nicht hersehend. Hier eine der wenigen hersehenden Darstellungen, also echte "Leoparden". Aber wir brauchen eigentlich gar nicht diese Feinheiten zu diskutieren: Willibald, Wunibald und Walburga lebten im 8. Jahrhundert - da gab es definitiv weder Wappen noch Heraldik in unserem Sinne. Und damals herrschten im Königreich der Angelsachsen noch keine Plantagenets, und auch gesamt-englische Könige gab es noch nicht, sondern eine Schar von Kleinkönigen, und einen Richard gab es auch nicht, allein vom Sprachlichen. Das wurde alles Willibald & Co. viel später angedichtet, um ihm eine edle Abstammung nachzuweisen. Das Fenster stammt aus dem 19. Jh. Wie auch immer, das Domkapitel hat über dieses Legenden-Konstrukt in gutem Glauben oder zumindest in guter Absicht damals das Wappen von England angenommen als das des hl. Willibald, und genauso hat es das Walburga-Kloster angenommen. Die hl. Walburga ist übrigens die Schwester des hl. Willibald. Eine dritte Institution, die das gleiche Wappen führt, ist übrigens das von Wunibald gestiftete Kloster in Heidenheim.

Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:


Wilhelm von Reichenau (1464-1496)

Das Wappen ist geviert:

Zwei Helme:

Bildbeispiel: Epitaph im Mortuarium des Eichstätter Domes

Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:

Anmerkung zu den Farben: Im Schöler (Familienwappen in Franken, S. 86, T. 4) wird als Reihenfolge rot-golden-schwarz-golden angegeben, wahrscheinlich nach Siebmacher Band: BayA1 Seite: 53 Tafel: 53. Dem widersprechen historische Darstellungen, die im Gegensatz zu untingierten oder möglicherweise fehltingierten bauplastischen oder reliefplastischen Wappen im Außenbereich als authentisch anzusehen sind, z. B. im Ortenburger Wappenbuch (BSB Cod. icon. 308) oder auf einem Schlußstein im Willibalds-Chor des Eichstätter Doms, wo beidesmal eindeutig die Farbe Silber vorhanden ist, nicht golden. Dem widerspricht auch die Tatsache, daß die Stammesgenossen der von Reichenau, die von Dürrwangen (Siebmacher Band: BayA2 Seite: 24 Tafel: 15) und die von Farrenbach auch die Abfolge rot-silbern-schwarz-silbern haben. Ganz anders ist die Reihenfolge im Berliner Wappenbuch: Rot-silbern-rot-schwarz. Die Verwechslung ist offensichtlich, aber auch hier wird Silber verwendet, kein Gold. Am Stadttor in Dollnstein im Landkreis Eichstätt ist die Farbabfolge gleichfalls rot-silbern-schwarz-silbern. Bei Conrad Grünenberg (Münchener Handschrift: "die richennower"): Von Rot, Silber, Schwarz und Silber dreimal geteilt, die Büffelhörner in der Helmzier ebenso, zwischen den Büffelhörnern: ein goldener auffliegender Vogel (Taube, Adler). Aus diesen Gründen ist die genannte wahrscheinlich die korrekte Farbabfolge, und bei Schöler ist Fehlerfortpflanzungsgesetz nach Siebmacher passiert. Viel später taucht eine Familie des Namens von Reichenau, vermutlich Abkömmlinge der aus der Gegend von Ansbach stammenden fränkischen Familie, mit genau dieser Farbabfolge im mährischen Adel auf (Siebmacher Band: Mä Seite: 110 Tafel: 86, Freiherrenstand 20.12.1773 für Franz von Reichenau für geleistete Kriegsdienste, freiherrliches Wappen mit unverändertem Schild, aber drei Helmen).


Gabriel von Eyb (1496-1535)

Eltern: Ludwig V. von Eyb d. Ä. (19.2.1417-29.1.1502) zu Eybburg, Sommersdorf und Hartenstein, Jurist und Diplomat im Dienste der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, eichstättischer Pfleger auf Burg Arberg, Magdalena Adelmann von Adelmannsfelden (-14.11.1473). Großeltern: Ludwig IV. von Eyb zu Sommersdorf, Margaretha von Wolmarshausen, Wilhelm Adelmann von Adelmannsfelden (Biedermann: Albrecht A. v. A.), N.N.

Das Wappen ist geviert:

Zwei Helme:

Bildbeispiel: Dom zu Eichstätt, Eyb-Denkmal

Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:


Christoph Marschall von Pappenheim (1535-1539)

Eltern: Wilhelm I. von Pappenheim (-1508), Augsburger Landvogt, Hauptmann und kursächsischer Rat, Magdalena von Rechberg (-1508). Großeltern: Heinrich XI. von Pappenheim, kaiserlicher Rat, Anna von Abensberg, N.N., N.N.

Das Wappen von Pappenheim zeigt blau-silbernen Eisenhutfeh. Seit Maximilian werden die Eisenhütlein mit der Anzahl 6 (3:2:1) angegeben. Ursprünglich war das Feld gefeht, und diese abgezählte Variante beruht auf einem Mißverständnis, durch das eine Abweichung zur Regel wurde. Helmzier: wachsender Mohrinnenrumpf ohne Arme in goldenem Gewand und mit nach hinten abstehendem goldenen Zopf, gekrönt (Stammkleinod). Helmdecken rot-silbern.

Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:


Moritz von Hutten (1539-1552)

Eltern: Bernhard von Hutten (1474-1539), auf Birkenfeld, Amtmann zu Königshofen, Gertraud von Ebersberg gen. Weyhers (-1544). Großeltern: Conrad von Hutten (-1513), würzburgischer Amtmann, Ursula von Bibra, Eberhard von Ebersberg gen. Weyhers, Elisabeth von Hutten.

Das Wappen ist geviert:

Zwei Helme:

Bildbeispiel: Pfründner-Spital in Arnstein, Unterfranken

Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:


Literatur:
Siehe zusätzlich allgemeines Quellenverzeichnis bzw. die bei den jeweiligen Objekten angegebenen Quellen.
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag Degener 3. Aufl. 1999
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Band Bistümer
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4

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Veröffentlichung der Innenaufnahmen aus dem Eichstätter Dom und dem Mortuarium mit freundlicher Erlaubnis des Herrn Domkapitular Manfred Winter, Summus Custos, als Vertreter des Bischöflichen Ordinariats Eichstätt, vom 07.05.2007, wofür ihm an dieser Stelle herzlich gedankt sei.

© Copyright Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2007, 2013
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