Bernhard Peter
Die Wappen der Hohenzollern (3): die schwäbischen Hohenzollern

Entwicklung des Wappens der schwäbischen Hohenzollern, Stammwappen (Stufe 1)
Das Stammwappen der Grafen von Zollern ist silbern-schwarz geviert, auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein silbern-schwarz gevierter wachsender Brackenrumpf. Das ist sozusagen die Keimzelle des gesamten Wappens, das Feld, das zuallererst da war, ehe weitere Inhalte hinzukamen, das alte Wappen der Edelfreien und seit ca. 1111 Grafen von Zollern, deren Stammländereien rund um die Burg Hohenzollern im Zollernalbkreis lagen und die sich ab Mitte des 14. Jh. von Hohenzollern nannten. Die Geschichte der Helmzier wird im Kapitel zu den fränkischen Hohenzollern diskutiert. Auch später noch wird immer wieder auf das einfache Stammwappen zurückgegriffen.

Bildbeispiel: Sigmaringen, Wappen am ehemaligen "Museum" (Fürst-Wilhelm-Straße 12), von Fürst Leopold von Hohenzollern 1890 in neobarockem Stil erbaut. Wappen mit Fürstenkrone.


Die schwäbischen Hohenzollern: Von der fränkisch-schwäbischen Teilung bis zur Teilung in Zollern-Zollern und Zollern-Schalksburg
Dazu gehen wir zurück zur fränkisch-schwäbischen Teilung, als Konrad I. (1186-1260/61) die Linie der Burggrafen von Nürnberg fortsetzte und sein Bruder Friedrich IV. von Zollern (1188-1255) die schwäbische Linie begründete. Wir hatten in den vorangegangenen Kapiteln festgestellt, daß diese Linie noch die Aufnahme des Wappenfeldes der Burggrafen von Nürnberg mit vollzog, aber dann eine eigenständige Entwicklungsrichtung nahm und keine weiteren gemeinsamen Felder mehr mit den fränkischen Hohenzollern teilte. Auf Friedrich IV. von Zollern folgte Friedrich V. (-1289), und unter dessen Söhnen kam es zur Teilung: Friedrich VI. (-1310) begründete die Linie Zollern-Zollern, und sein Bruder Friedrich I. (-1309) begründete die Linie Zollern-Schalksburg. In der Schalksburger Linie folgten aufeinander Friedrich II. (-1318), sein Sohn Friedrich III. (1319-1378), dessen Sohn Friedrich IV. (1354-1377) und dessen Bruder Friedrich V. (1369-1408). Dann wurde das Territorium an Eberhard von Württemberg verkauft.

Zurück zur Linie Zollern-Zollern: Auf Friedrich VI. (-1310) folgten sein Sohn Friedrich VII. (-1309) und dessen Bruder Friedrich VIII. (-1333), und unter dessen Söhnen kam es schon wieder zu einer Teilung: Friedrich IX. (-1379) gründete die Schwarzgräfliche Linie - er nannte sich übrigens als erster "von Hohenzollern", und Friedrich der Straßburger (-1365) gründete die Straßburger Linie. Die Schwarzgräfliche Linie war kurzlebig, als zweites Glied folgte Friedrich X. (-1412), und danach fiel das Erbe an Friedrich XII. den Oettinger von der Straßburger Linie. In der Straßburger Linie folgten auf Friedrich den Straßburger (-1365) erst Friedrich XI. (1368-1401), dann Friedrich XII. der Oettinger (-1443) und Eitel Friedrich (1384-1439), dann Jost Nikolaus I. (1433-1488) und Eitel Friedrich II. (1452-1490). Dieser tauschte 1497 mit den Habsburgern die Herrschaft Haigerloch (Ex-Besitz der Ex-Linie Zollern-Hohenberg) gegen die erheiratete Herrschaft Rhäzüns, und deswegen kam das silbern-rot geteilte Feld der Hohenberger in das Wappen der schwäbischen Zollern.


Entwicklung des Wappens der schwäbischen Hohenzollern, Aufnahme des Burggrafentums (Stufe 2)
Nachdem die Grafen von Zollern Burggrafen von Nürnberg wurden, führten sie bis 1415/1417 einen gevierten Schild, zusammengesetzt aus dem Familienwappen einerseits und dem Amtswappen andererseits:

Dazu können zwei Helme geführt werden:

Diese Entwicklungsstufe ist identisch mit derjenigen der fränkischen Hohenzollern, und ab da gingen beide Wappen separate Entwicklungswege.

Eine der ersten eigenständigen Entwicklungsformen wird im Siebmacher FstM Tafel 203 abgebildet, für Graf Johann Nikolaus von Hohenzollern, Reichserbkämmerer, mit der Jahresangabe 1558: Es ist geviert,

Dazu werden zwei Helme geführt:


Die schwäbischen Hohenzollern: Hohenzollern-Haigerloch (1) und Hohenzollern-Zollern
Jetzt kam es unter den Söhnen von Eitel Friedrich II. (1452-1490) zur Teilung, Franz Wolfgang (1484-1517) übernahm die Grafschaft Haigerloch, auf ihn folgten sein Sohn Christoph Friedrich (-1535), dessen Onkel Joachim (-1538) und dann dessen Sohn Jobst Nikolaus (1514-1558), dann fiel Haigerloch an Karl I. von der zweiten Linie. Besagte zweite Linie in der Grafschaft Zollern wurde von Eitel Friedrich III. (1494-1525) begründet, dann folgte Karl I. (1516-1576), der Haigerloch nach dem Erlöschen der anderen Linie bekam und dann noch 1534/1535 durch Erbschaft von den Grafen von Werdenberg die Grafschaft Sigmaringen und die Grafschaft Veringen erwarb. Dadurch kamen zwei weitere Wappenfelder an die schwäbischen Hohenzollern, der Sigmaringer Hirsch und die drei Hirschstangen der Veringer. Und 1552 erwarb man die Herrschaft Wehrstein.


Die schwäbischen Hohenzollern: Hohenzollern-Haigerloch (2) und Hohenzollern-Haigerloch (3)
Die Grafen von Zollern, Haigerloch, Sigmaringen und Veringen teilten 1576 ihr Territorium nun unter den drei Söhnen Karls I. auf: Christoph (1552-1592) bekam Haigerloch, auf ihn folgten sein Sohn Johann Christoph (1586-1620) und sein anderer Sohn Karl (1588-1634). Dann fiel Haigerloch 1634 wieder an die Sigmaringer Linie. Diese teilte erneut und belebte die Linie Hohenzollern-Haigerloch ein weiteres, drittes Mal mit Franz Anton (1657-1702), gefolgt von seinem Sohn Ferdinand Leopold (1692-1750) und seinem anderen Sohn Franz Christoph Anton (1699-1767), dann fiel Haigerloch endgültig an die Sigmaringer Linie zurück. Diese Linie verblieb immer im Grafenstand, während die beiden anderen Linien 1623 in den Reichsfürstenstand aufstiegen.


Die schwäbischen Hohenzollern: Hohenzollern-Hechingen
Der zweite Sohn Karls I. bekam Hechingen, das war Eitel Friedrich IV. (1545-1605). Er bekam also 1576 die alte Grafschaft Zollern mit der Stadt Hechingen und den Klöstern Rangendingen, Sankt Lutzen in Hechingen und Stetten. Auf ihn folgten sein Sohn Johann Georg (1577-1626), dessen Sohn Eitel Friedrich II. (1601-1661), dessen jüngerer Bruder Philipp (1616-1671), dessen Sohn Friedrich Wilhelm (1663-1735) und dessen Sohn Friedrich Ludwig (1688-1750). Dann fiel Hohenzollern-Hechingen an des Letztgenannten Vetter, Josef Friedrich (1717-1798), danach an dessen Neffen Herrmann (1751-1811). Dann folgten des Letztgenannten Sohn Friedrich (1779-1838) und dessen Sohn Constantin (1801-1869), und mit dessen Ableben fiel Hohenzollern-Hechingen 1869 an die Sigmaringer Linie, an Karl Anton. Diese Linie zu Hechingen erlangte 1623 den Reichsfürstenstand und 1653 Sitz und Stimme im Reichsfürstenkollegium. Die beiden Fürstentümer, Hohenzollern-Hechingen und Hohenzollern-Sigmaringen, blieben 1803/1806 von der Mediatisierung verschont. 1803 profitierte diese Linie vom Reichsdeputationshauptschluß insofern, als sie für ihre Feudalrechte in der Grafschaft Geulle und den Herrschaften Mouffrin (Moulfrin) und Baillonvolle in der Lütticher Gegend die Herrschaft Hirschlatt des Stifts Kreuzlingen und das Kloster Stetten bekam. 1805 verzichtete Österreich auf seine Lehenshoheit, wodurch Hohenzollern-Hechingen die volle Souveränität erlangte. 1806 schloß sich das souveräne Fürstentum dem Rheinbund an, 1815 dem Deutschen Bund. Am 7.12.1849 dankten die beiden regierenden Fürsten zugunsten Preußens ab, mit dem seit 1695/1707 Erbverträge bestanden. Aus Hohenzollern-Hechingen wurde der preußische Regierungsbezirk Hohenzollerische Lande. 1869 erlosch das Fürstenhaus.


Entwicklung des Wappens der schwäbischen Hohenzollern, Aufnahme der Felder für die Grafschaft Sigmaringen und das Reichserbkämmereramt (Stufe 3)
Nach dem Erwerb der Grafschaft Sigmaringen ist der Schild geviert mit Herzschild (Siebmacher Band: FstA Seite: 108 Tafel: 139, Siebmacher Souveräne 4, Seite 27-28, Tafel 27),

Dazu können drei gekrönte Helme geführt werden:

Bildbeispiel: Sigmaringen, katholische Pfarrkirche St. Johann, Kirchturm, Wappen für Karl II. Graf von Hohenzollern-Sigmaringen und seine erste Ehefrau, Euphrosyne Gräfin von Oettingen-Wallerstein (1552-1590), vgl. Siebmacher Fst M Tafel 203, 204.

Bildbeispiel: Schloß Langenenslingen, 1719, Wappen für Meinrad II. Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen (1689-1715) und seine Frau, Johanna Katharina Viktoria Gräfin von Montfort (9.10.1678-26.1.1759), vgl. Siebmacher Fst M Tafel 203, 204.

Während die oben gezeigten Beispiele ohne die Burggrafschaft Nürnberg auskommen, wird das Wappen korrekterweise mit dem entsprechenden Feld dargestellt. Es hat dann entweder die gevierte Form:

Man beachte den zwischenzeitlichen Wechsel der Feldfarbe für Sigmaringen von Blau zu Rot und zurück. Dazu wird ein Fürstenhut ggf. mit Wappenmantel geführt.

Bildbeispiel: Sigmaringen, katholische Pfarrkirche St. Johann, Herrschaftsloge auf der Nordseite des Chors, kleine Farbfehler.

Daneben gibt es noch eine zweite, häufigere Form, geviert mit Herzschild,

Dazu wird ein Fürstenhut ggf. mit Wappenmantel geführt.

Bildbeispiel: Sigmaringen, katholische Pfarrkirche St. Johann: Wappen am Chorscheitel für Joseph Friedrich Ernst von Hohenzollern-Sigmaringen (24.5.1702-8.12.1769), kleine Farbfehler (vgl. Siebmacher Fst M Tafel 201, 204, 205).

Dazu können vier gekrönte Helme geführt werden (Siebmacher FstM Tafel 204 unten für Fürst Friedrich Ludwig von Hohenzollern-Hechingen gest. 1750):

In anderer Reihenfolge (Siebmacher FstM Tafel 205 oben für Friedrich Anton gest. 1812, Johann Carl gest. 1803, Joseph und Wilhelm Friedrich Prinzen von Hohenzollern):

Zwei wiedersehende Bracken als Schildhalter. Weiterhin gibt es noch eine Variante mit 5 Kleinoden (Siebmacher FstM Tafel 206 oben für Friedrich Hermann Otto Fürst von Hohenzollern-Hechingen 1776-1838), bei der das Kleinod für das Burggrafentum auf zwei Helme verteilt wird - es handelt sich um eine unrichtige und unbegründete Modifikation, die heraldisch nicht korrekt ist!

Dazu aus einem Fürstenhut herabfallender Wappenmantel.


Die schwäbischen Hohenzollern: Hohenzollern-Sigmaringen
Der dritte Sohn Karls I. begründete die Linie Hohenzollern-Sigmaringen, die bis heute besteht und die alle anderen schwäbischen Linie beerbte. Der Gründer der Linie war Karl II. (1547-1606). Er bekam bei der Teilung die Grafschaft Sigmaringen mit den Klöstern Hedingen und Inzigkofen sowie die Grafschaft Veringen. Später kamen noch die Herrschaft Haigerloch mit Kloster Gruol und die Herrschaft Wehrstein zum Besitz dieser Linie hinzu. Auf ihn folgten sein Sohn Johann (1578-1638), dessen Sohn Meinrad I. (1605-1681), dessen Sohn Maximilian (1636-1689), dessen Sohn Karl Meinrad II. (1673-1715), dessen Sohn Joseph Friedrich Ernst (1702-1769), der Hohenzollern-Haigerloch endgültig beerbte, und dessen Sohn Karl Friedrich (1724-1785). Letzterer brachte die Grafschaft Bergh an die Familie, wodurch wir jetzt ein neues, sechstes Wappenbild aufnehmen können. Dann folgten aufeinander sein Sohn Anton Aloys (1762-1831), dessen Sohn Karl (1782-1853) und dessen Sohn Carl Anton (1811-1885), der Hohenzollern-Hechingen beerbte. Diese Linie zu Sigmaringen erlangte 1623 den Reichsfürstenstand und 1653 Sitz und Stimme im Reichsfürstenkollegium. Das zwischenzeitlich abgespaltene Haigerloch fiel 1634 wieder an und wurde als Sekundogenitur wiederbelebt. Die beiden Fürstentümer, Hohenzollern-Hechingen und Hohenzollern-Sigmaringen, blieben 1803/1806 von der Mediatisierung verschont. Im Reichsdeputationshauptschluß von 1803 wurde festgelegt, daß Hohenzollern-Sigmaringen für seine Feudalrechte in den Herrschaften Boxmeer (Boxmer), Diksmuide (Diksmüde), Berg, Gendringen, Etten, Wisch (Visch), Pannerden und Millingen (Mühlingen) und für seine Domänen in Belgien entschädigt wurde, und zwar mit der Herrschaft Glatt des Stifts Muri, den Klöstern Inzigkofen, Beuron und Holzen (Holzheim). 1806 bekam Hohenzollern-Sigmaringen durch die Rheinbundakte die ehemaligen Klöster Habsthal und Wald, die ehemals Österreich unterstanden, sowie die Herrschaften Achberg und Hohenfels, die ehemals dem Deutschen Orden gehörten. Weiterhin bekam diese Linie die Souveränität über die Herrschaften Jungnau und Trochtelfingen, außerdem den nördlichen Teil der Herrschaft Meßkirch, die Ortschaft Ostrach (gehörte vorher dem Kloster Salem), die Herrschaft Straßberg (gehörte ehemals dem Kloster Buchau) und die reichsritterschaftlichen Herrschaften Gammertingen und Hettingen (gehörte vorher den Freiherren von Speth). 1805 verzichtete Österreich auf seine Lehenshoheit über Sigmaringen, wodurch die Fürsten die volle Souveränität erlangten. Hohenzollern-Sigmaringen wurde 1806 Mitglied des Rheinbundes und 1815 des Deutschen Bundes. Am 7.12.1849 dankten die beiden regierenden Fürsten zugunsten Preußens ab, mit dem seit 1695/1707 Erbverträge bestanden. Aus Hohenzollern-Sigmaringen wurde der preußische Regierungsbezirk Sigmaringen. Nachdem 1869 die Linie zu Hechingen erlosch, nannte sich die allein verbleibende Linie zu Sigmaringen Fürsten von Hohenzollern. Die Hohenzollern bekamen 1926 als Enteignungsentschädigung für alle ihre Güter rund 100000 ha Land, 15 Mio. Reichsmark und mehrere Schlösser. 1945 kam der Regierungsbezirk Sigmaringen an das Land Württemberg-Hohenzollern, 1951/1952 an das Land Baden-Württemberg. Carl Antons Nachfahren setzen die Linie bis heute fort; aktuelles Oberhaupt des fürstlichen Hauses ist Karl Friedrich Fürst von Hohenzollern (20.4.1952-).


Entwicklung des Wappens der schwäbischen Hohenzollern, Aufnahme der Felder für die Grafschaft Veringen und die Grafschaft Hohenberg (Stufe 4)
Das nächste Wappen ist geviert mit Herzschild,

Auf dem Schild die Fürstenkrone, ggf. aus einer Fürstenkrone herabfallender Wappenmantel, Devise: NICHTS OHNE GOTT. Schildhalter zwei schwarze Bracken. Im Siebmacher FstM Tafel 200 sind die Bracken widersehend und mit beringtem Halsband ausgestattet. Im Siebmacher Fürsten M ist das Feld für Veringen falsch durchgehend mit silberner Feldfarbe und blauen Hirschstangen dargestellt. Die Veringer führten korrekt die Hirschstangen rot in goldenem Feld.

Bildbeispiel: Sigmaringen, Hoflieferantenwappen an der Hofkonditorei, kleine Farbfehler.

Zum neuen Feld 4: Haigerloch war Ende des 11. Jh. eine Burg der Grafen von Haigerloch-Wiesneck, die um 1170 erloschen. Daraufhin kam Haigerloch an die Grafen von Hohenberg als Rechtsnachfolger. Graf Albert II. von Hohenberg wird im Codex Manesse bereits mit seinem silbern-rot geteilten Wappen abgebildet. Die Grafen von Hohenberg, die sich gelegentlich ebenfalls nach der von ihnen weiter ausgebauten Burg nannten, verkauften Haigerloch 1381 an Österreich, das Stadt und Territorium wiederum mehrfach verpfändete, an die Grafen von Hohenberg zurück, dann an die Grafen von Sulz, an die Herren von Hailfingen, an die von Weitingen, an die von Stoffeln, 1449 an Württemberg, 1452 an Erzherzogin Mechthild, 1481 an Württemberg zurück. Schließlich wurde Haigerloch 1488 an die Grafen von Zollern verpfändet. Die Lehenshoheit über Haigerloch wurde 1490 von Herzog Sigmund an König Maximilian abgetreten.

Im Jahr 1497 wurde Haigerloch dann vollständig und endgültig Besitz der Hohenzollern. Es war ein Tausch mit Habsburg, Graf Eitel Friedrich I. von Zollern gab dafür seine Herrschaft Rhäzüns her. Bei einer Erbteilung 1576 teilten drei Brüder die Ländereien gemäß dem Erbvertrag von 1575 unter sich auf: Karl II. bekam dabei die Grafschaft Sigmaringen mit den Klöstern Hedingen und Inzigkofen und die Grafschaft Veringen und gründete die Sigmaringer Linie, seit 1623 im Fürstenstand. Eitel Friedrich gründete die Hechinger Linie, die ebenfalls 1623 in den Fürstenstand erhoben wurde. Christoph bekam Haigerloch und Wehrstein und gründete die Linie Hohenzollern-Haigerloch, die im Grafenstand blieb und deren Besitz nach dem Aussterben an das Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen fiel, erst 1634, dann nach Neubelebung der Linie endgültig wieder 1767 nach dem Tod von Franz Christoph Anton (16.1.1699-23.11.1767). Sein Neffe zweiten Grades, Joseph Friedrich Ernst (24.4.1702-8.12.1769), vereinigte die Grafschaft Hohenzollern-Haigerloch dann dauerhaft mit seinem Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen. Auch die Stadt Haigerloch führt den silbern-rot geteilten Schild, genau wie die einstmals hohenbergischen Städte Rottenburg am Neckar und Horb am Neckar ebenso dieses Stadtwappen führen.

In Wehrstein gab es von ca. 1100  bis ca. 1395 die Edelfreien von Wehrstein. Ihre Herrschaft kam dann an die Grafen von Hohenberg, die sie mehrfach verpfändeten, und schließlich 1381 im Zuge des Verkaufs aller Ländereien an Österreich. Seitdem ist Wehrstein ein österreichisches Lehen, das erst an die von Mansperg, dann an die von Nellenburg kam. Wehrstein wurde 1552 von den Grafen von Zollern erworben. Bei der Erbteilung 1576 kam Wehrstein zur Linie Haigerloch und folgte deren Geschichte. Die österreichische Lehenshoheit endete erst 1805.


Entwicklung des Wappens der schwäbischen Hohenzollern, Aufnahme des Feldes für die Grafschaft Bergh (Stufe 5)
Das nächste Wappen ist gespalten und zweimal geteilt mit Herzschild,

Auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken ein wachsender, silbern-schwarz gevierter Brackenrumpf mit schwarzem oder silbern-schwarz geviertem Ohr. Devise: NIHIL SINE DEO (nichts ohne Gott). Aus einer Fürstenkrone herabfallender Wappenmantel.

Bildbeispiel: Sigmaringen, Hoflieferantenwappen am Hotel Traube, mit kleineren Farbfehlern.

Zum neuen Feld 6: Es handelt sich um das Wappen der Grafen von dem Bergh. Der Stammsitz der Familie ist Huis Bergh im gelderländischen 's-Heerenberg, heute ein großes Wasserschloß in den Niederlanden, direkt nördlich der deutschen Grenze bei Emmerich am Rhein. Dort ist das Wappen mit dem schwarzen Bord, welches mit goldenen Kugeln belegt ist, und dem silbernen Zentralfeld mit dem roten Löwen über dem Schloßportal angebracht. Die Familie erlangte 1486 den Reichsgrafentitel von Kaiser Friedrich III. Der Begünstigte war Oswald I. von dem Bergh. Die Grafschaft ging im Jahre 1712 an das Haus Hohenzollern-Sigmaringen, weil Franz Wilhelm Nikolaus von Hohenzollern-Sigmaringen (7.12.1704-10.2.1737) der Enkel von Maria Clara von Bergh-'s-Heerenberg (27.4.1635-15.7.1715) war, Ehefrau des dritten Sigmaringer Fürsten Maximilian von Hohenzollern-Sigmaringen (20.1.1636-13.8.1689), selber Tochter von Albert Graf von dem Bergh-'s Heerenberg (20.5.1607-17.7.1656) und Madeleine de Cusance (25.8.1616-22.9.1641). Mit Maria Claras Bruder Albert Oswald III. Franz Graf von dem Bergh-'s Heerenberg (5.9.1646-20.6.1712) starb das Haus de Leck, das die Grafen von dem Bergh stellte, 1712 aus. Besagter Bruder hatte verfügt, daß Franz Wilhelm Nikolaus die Grafschaft samt den Herrschaften Boxmeer, Bergh, Diksmuide, Gendringen, Etten, Wisch, Pannerden und Millingen als Universalerbe erhalten solle, unter der Bedingung, daß er Namen und Wappen der Grafen von Bergh annehme. So entstand die kurzlebige Linie Hohenzollern-Bergh.

Franz Wilhelm Nikolaus von Hohenzollern-Bergh heiratete 1724 in s'Heerenberg Maria Katharina von Waldburg zu Zeil und Trauchburg (28.9.1702-24.2.1739). Von seinen drei Kindern verzichtete der Sohn Johann Baptist Oswald (24.6.1728-15.5.1781) im Jahre 1758 auf das Erbe. Dahinter stand eine ganz tragische Geschichte: Dieser Sohn hatte offensichtlich einen "Sprung in der Schüssel", jedenfalls wurde er von seinen Zeitgenossen für geisteskrank erklärt: Er war ein begeisterter Jäger und erschoß ab und zu auch mal Personen, "Fatalitäten" eben, wie er es nannte. Nachdem der Schiffmann Ansée und der Bedienstete Friederich tödlich getroffen worden waren, verhaftete man ihn 1758 und sperrte ihn erst einmal auf der Festung Hohentwiel ein. Dann kam er nach Haigerloch, wo er durch hohe Ausgaben auffällig wurde. Der Familie reichte es jetzt, und der Hohenzollernsproß wurde für regierungsunfähig erklärt und verschwand bis 1768 hinter den dicken Mauern der Burg Hohenzollern bei Hechingen, ehe er seinen Lebensabend auf Schloß Haigerloch im Hausarrest verbringen durfte.

Erbin der Grafschaft Bergh und der genannten Herrschaften wurde statt seiner seine Schwester Johanna Josephina Antonia (14.4.1727-22.2.1787), die am 2.3.1749 auf Schloß Kail in der Eifel ihren Cousin Karl Friedrich von Hohenzollern-Sigmaringen (9.1.1724-20.12.1785) heiratete, und damit fielen der gesamte Besitz und das Wappen an die Sigmaringer Linie, die Haus Bergh 1912 an den Textilfabrikanten und Kunstsammler Jan Herman van Heek (1873-1957) aus Enschede verkaufte. Aber bleiben wir noch ein bißchen bei Johanna Josephina Antonia und ihrem Mann: Es war eine wirkliche Liebesheirat. Das Paar hatte 12 Kinder, von denen aber 9 früh starben. Nach 25 Ehejahren entzweiten sich die beiden Ehepartner jedoch. Ab 1776 zog die Fürstin in das Schloß Langenenslingen, ihr Mann wohnte in Krauchenwies. Am 23.4.1776 setzten die beiden einen Trennungsvertrag auf zur Versorgung der Fürstin. Streit gab es darüber, wer jetzt eigentlich Bergh geerbt hätte. Die Fürstin sah sich zu Recht als Erbin und berief sich auf das Testament des Vaters. Der Fürst hätte gerne hohenzollernschen Hausrecht bezüglich der Sukzessionsrechte in den niederländischen Besitzungen angewandt und war ziemlich unbeugsam in dieser irrigen Auffassung; er ließ sich nicht überzeugen, daß das zwar für hohenzollernsche Lande gilt, nicht aber automatisch im Rest der Welt und auch nicht über seine Frau rückwirkend in andere Weltgegenden ausstrahlt. Erst fünf Wochen vor dem Tod des Fürsten versöhnten sich die beiden, die sich einmal sehr geliebt hatten, wieder.

 

Bildbeispiel: Sigmaringen, Hoflieferantenwappen am ehemaligen Hofhutmacherladen.

Siebmacher Fst M liefert auf den Tafeln 200-211 etliche weitere Kombinationen, die sich im wesentlichen durch die Anzahl und Auswahl der Felder und Kleinode unterscheiden, sowie durch die Wahl der Prunkstücke, aber neben der Erkenntnis, daß jeder sich im Rahmen seiner Territorien und Ansprüche nach Belieben seine eigene Zusammenstellung aus dem vorhandenen Repertoire geschaffen hat, wenig prinzipiell Neues bieten. Die beigefügten Abbildungen sind mit kritischen Augen zu sehen, weil oft die Farben nicht stimmen (blaue Feldfarbe für den Sigmaringer Hirschen, silberne Feldfarbe für die Veringer Hirschstangen, die außerdem blau, unbelegter Bord für die Truchsessen von Sigmaringen, grüner Boden versus goldener Dreiberg unter dem Sigmaringer Hirschen, beides ein Artefakt).


Literatur, Links und Quellen:
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder - die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H. Beck Verlag München 7. Auflage 2007, ISBN 978-3-406-54986-1
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben, insbesondere Band Fürsten M, Tafel 200-211

Die Wappen der Hohenzollern (1): die fränkischen Hohenzollern
Die Wappen der Hohenzollern (2): die brandenburgisch-preußischen Hohenzollern

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