Bernhard Peter
Die Wappen der Hohenzollern (2): die brandenburgisch-preußischen Hohenzollern

Die Hohenzollern als brandenburgische Kurfürsten
Brandenburg war einst durch die Goldene Bulle zum Kurfürstentum erhoben worden. Zuletzt war bis 1415 König Sigismund (1368-1437) Kurfürst von Brandenburg. Er bestellte Friedrich VI. von Hohenzollern, Burggraf von Nürnberg, zum obersten Hauptmann und Verweser in der Mark, gefolgt von einer Belehnung mit der Mark Brandenburg am 18.4.1417. Das Territorium umfaßte die Altmark, die Mittelmark, die Prignitz, das Land Sternberg östlich der Oder und einen Teil der Uckermark. Das Herzogtum Pommern hatte zunächst noch Ansprüche auf die Uckermark, gab sie aber 1427 auf. Seitdem blieb die Mark Brandenburg in Hohenzollernhand. Nach Joachim Friedrich (1546-1608) haben wir eine übersichtliche dynastische Kontinuität in der Markgrafschaft Brandenburg. Erst folgte sein Sohn Johann Sigismund (1572-1620), unter dem die Ansprüche auf Kleve, Mark und Ravensberg erworben wurden. Dann folgte dessen Sohn Georg Wilhelm (1595-1640), auf diesen sein Sohn Friedrich Wilhelm (1620-1688), gen. der Große Kurfürst, unter dem die Elemente Halberstadt, Pommern, Rügen, Minden und Magdeburg Einzug ins Wappen hielten, drei davon säkularisierte Bistümer. Brandenburg wurde 1618 mit dem Herzogtum Preußen aufgrund eines Erbganges verbunden. Unter des Letztgenannten Sohn, Friedrich I. (1657-1713), wandelte sich die Markgrafschaft Brandenburg 1701 zum Königreich Preußen. Als Preußen 1701 Königreich wurde, wurde die Mark Brandenburg Teil des neuen Königreiches. Brandenburg blieb bis 1806 Kurfürstentum, dann endete die Ära der Kurfürsten durch Auflösung des HRR. Brandenburg war danach wieder eine Markgrafschaft, aber nur bis 1815, als die Verwaltung Preußens neu gegliedert wurde und die Provinz Brandenburg mit drei Regierungsbezirken herausgebildet wurde. Der Titel eines Markgrafen von Brandenburg blieb beim preußischen König.


Noch mehr Felder für Barth, Usedom, Wolgast, Gützkow und Ruppin
Innerhalb kürzester Zeit wandelte sich das markgräfliche Wappen von einem vier- bzw. fünffeldrigen über ein neunfeldriges zu einem 15feldrigen Wappen. Die Kurlinie führt im Prinzip die gleichen Inhalte, zusätzlich noch den Herzschild mit dem Reichserzkämmerer-Symbol, dem goldenen Reichszepter in blauem Feld. Die wesentliche Entwicklung wurde im ersten Teil der Darstellung beschrieben, in diesem Kapitel setzen wir dort ein, wo neue Felder hinzukommen, die von den fränkischen Linien zu Kulmbach/Bayreuth und Ansbach nicht ebenfalls aufgenommen wurden. Als erstes Beispiel dient hier das Wappen des Kurfürsten Albrecht von Brandenburg; es besitzt 15 Felder mit 14 Inhalten und drei Herzschildchen. Es fallen vor allem die vielen zusätzlichen Feldinhalte für Pommern auf. Im Jahre 1529 vereinbarten Kurfürst Joachim I. von Brandenburg, das war der Bruder des Mainzer Erzbischofs Albrecht, und die Herzöge von Pommern, daß das kurfürstliche Haus Brandenburg die Berechtigung bekommen solle, die Wappen aller pommerschen Länder zu führen. Ab 1529 führte Kurfürst Albrecht das Wappen deshalb in dieser maximalen Version. Im einzelnen ist der Schild wie folgt aufgebaut:

Bildbeispiel: Stiftskirche Aschaffenburg, Gedächtnisanlage für Albrecht von Brandenburg

Die Farbzuweisung erfolgt nach farbigen Darstellungen im sog. Hallenser Festmissale und nach einem flämischen Wappenteppich aus dem Atelier von Antoon Segon im Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum Mainz.

Die Kurlinie führt im Prinzip die gleichen Inhalte, zusätzlich noch den Herzschild mit dem Reichserzkämmerer-Symbol, dem goldenen Reichszepter in blauem Feld.


Noch mehr Felder für Kleve, Jülich, Berg, Moers und Ravensberg
Der nächste große Felderzuwachs des brandenburgischen Wappens ist ein Ergebnis des Erbfolgestreits um die vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg. Das älteste dieser Herzogtümer ist Jülich, es wurde 1356 zum Herzogtum. Berg wurde 1380 Herzogtum, und 1417 wurde Kleve Herzogtum. Das Herzogtum Kleve hatte als Anhängsel die Grafschaft Moers, und das Herzogtum Berg hatte als Anhängsel die Grafschaft Ravensberg. Johann III. von Kleve vereinigte 1521 alle drei Herzogtümer in seiner Hand. Der Erbfall trat 1609 ein, als der letzte Herzog, der eigentlich sowieso regierungsunfähige Herzog Johann Wilhelm von Kleve (28.5.1562- 25.3.1609), starb. Er hatte keine Kinder, aber mehrere Schwestern:

Sofort nach dem Tod brach der Jülich-Klevische Erbfolgestreit aus, weil mehrere Parteien Anspruch auf das Erbe, eine beachtliche Ländermasse am Niederrhein und in Westfalen, erhoben: Kaiser, Sachsen, Brandenburg, Pfalz-Neuburg und Pfalz-Zweibrücken. Die Ansprüche des Kaisers und des Herzogs von Sachsen waren alt, konnten sich aber nicht durchsetzen. Der Kaiser erhob zwar Anspruch auf die Herrschaft, ließ die Festung Jülich besetzen und dort durch Erzherzog Leopold eine provisorische Regierung einrichten. Das einzige, was er erreichte, war, daß die beiden anderen Parteien sich verbündeten, um gemeinsam Ansprüche Dritter abzuwehren, und den Rest unter sich ausmachten. Relevant waren im Grunde nur die beiden ältesten Schwestern des letzten Herzogs von Kleve. Und so besetzten die lutherischen Fürsten Johann Sigismund von Brandenburg und Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg erst einmal die Territorien, ohne eine rechtliche Entscheidung abzuwarten.

Dieser Streit fand vor allem aus konfessionellen Gründen eine hohe Beachtung auch unter den Nachbarländern, weil je nach Erbe eine konfessionelle Verschiebung der Gleichgewichte zu erwarten war. Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg und Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg regelten 1609 im Vertrag von Dortmund die gemeinsame provisorische Regentschaft von über Kleve-Mark und Jülich-Berg-Ravensberg. Beide Fürsten sicherten ihren Untertanen die freie Religionsausübung zu, als generelle christliche Glaubenstoleranz ein Novum in einem Reichsterritorium. Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg trat am 19.7.1613 zum Katholizismus über, und Johann Sigismund von Brandenburg trat am 25.12.1613 zum Calvinismus über, und ab da wurde eine gemeinsame Regierung schwierig. 1614 kam es zum Vertrag von Xanten, in dem die Territorien trotz theoretischer Beibehaltung einer gemeinsamen Herrschaft wie folgt aufgeteilt wurden: Brandenburg bekam das Herzogtum Kleve sowie die Grafschaften Mark und Ravensberg, Pfalz-Neuburg bekam die Herzogtümer Jülich und Berg. Wolfgang Wilhelm übernahm die Schutzpflicht über die Katholiken im Herrschaftsbereich Johann Sigismunds, und Johann Sigismund übernahm die Schutzpflicht über die Protestanten im Herrschaftsbereich Wolfgang Wilhelms, nicht einfach. Erst in zwei späteren Vergleichen 1666 (Klever Hauptvergleich) und 1672 kam es zur Realteilung. Eine der Vertragsparteien, Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg, wurde 1618 Herzog von Preußen. Johann Sigismund von Brandenburg hatte bereits 1609 die Titel als Herzog von Jülich, Kleve und Berg angenommen, und dem folgte auch sein Wappen durch Hinzunahme fünf neuer Felder. 1702 machte sich Preußen die Grafschaften Moers (1600 testamentarisch an Moritz von Nassau-Oranien) und Lingen aus dem oranischen Erbe zu Eigen und machte Moers 1706 zu einem Fürstentum. Erst in der Pragmatischen Sanktion vom 23.9.1728 wurde Preußen die Erbschaft von Jülich-Berg zugesichert.

Ein Beispiel für diese Entwicklungsstufe ist das Wappen von Friedrich Markgraf von Brandenburg als brandenburgischer Prinz, viermal geteilt

Bildbeispiel: undatiertes Wappenexlibris zwischen 1664 und 1701 von einem unbekannten Künstler für Friedrich Markgraf von Brandenburg, Fürst von Halberstadt. Sein Vater, der Große Kurfürst, hatte am 23.3.1664 bestimmt, daß der jüngere, dritte Sohn Friedrich das Fürstentum Halberstadt als Erbteil erhalten sollte, weil sein älterer Bruder Karl Emil (1655-1674), der auch vom Vater bevorzugt wurde, Kronprinz war. Doch 10 Jahre nach dieser Festlegung starb der ältere Bruder, und Friedrich wurde Kronprinz.

Ein zweites Beispiel für ein brandenburgisches Wappen dieser Entwicklungsstufe ist dasjenige für Hedwig Sophia Markgräfin von Brandenburg (4.7.1623-16.6.1683), viermal geteilt,

Bildbeispiel: Schloß Wilhelmsburg in Schmalkalden, linke Spalthälfte (asymmetrisch gespalten!) für Hedwig Sophia Markgräfin von Brandenburg (4.7.1623-16.6.1683), Ehefrau von Wilhelm VI. Landgraf von Hessen-Kassel (23.5.1629-16.7.1663), mit mehreren farblichen Abweichungen

Ein drittes Beispiel dieser Entwicklungsstufe stellt das Wappen für Markgraf Christian Ludwig von Brandenburg (24.5.1677-3.9.1734) dar, Statthalter des preußischen Königs in Halberstadt, Dompropst zu Halberstadt, Dompropst in Magdeburg. Er war der Sohn von Friedrich Wilhelm Kurfürst von Brandenburg (16.2.1620-9.5.1688) und dessen zweiter Frau, Dorothea Herzogin von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg (29.9.1636-6.8.1689), und damit der Halbbruder des Kurfürsten Friedrich III., zeitweisen Fürsten von Halberstadt und späteren ersten preußischen Königs, als solcher ab dem 18.1.1701 Friedrich I. König in Preußen (11.7.1657-25.2.1713). Deshalb ist in diesem Wappen auch kein Kurzepter enthalten, weil diese Funktion auf die andere Linie übergegangen ist, die königliche. Der markgräfliche Schild ist über einem Schildfuß dreimal geteilt und jeweils unterschiedlich oft gespalten:

Bildbeispiel: Dom zu Halberstadt, Orgelprospekt, Wappen für Markgraf Christian Ludwig von Brandenburg

Die Kurlinie führt im Prinzip die gleichen Inhalte, zusätzlich noch den Herzschild mit dem Reichserzkämmerer-Symbol, dem goldenen Reichszepter in blauem Feld.


Die Hohenzollern als preußische Könige und deutsche Kaiser
Preußen hatte einmal als Deutschordensstaat begonnen. Hochmeister Albrecht von Brandenburg (1490-1568) machte daraus in einer Art Staatsstreich ein weltliches und erbliches Herzogtum unter polnischer Lehnshoheit. Der Gründer selber wurde erster Herzog von Preußen. Sein Nachfolger wurde Herzog Albrecht Friedrich. Als dieser 1618 starb, kam das Herzogtum Preußen als in Personalunion an Kurbrandenburg. Der Kurfürst, Herrscher eines Reichsterritoriums, war zugleich Herzog in einem außerhalb des Heiligen Römischen Reiches gelegenen Territorialstaat geworden. Kurfürst Friedrich Wilhelm (der Große Kurfürst) gelang es in den Verträgen von Wehlau 1637 und Oliva 1660, die volle brandenburgische Souveränität über Teile Preußens zu erhalten, wobei Polen auf seine Lehnshoheit verzichtete. Aber Preußen wurde immer noch nicht dem Heiligen Römischen Reich eingegliedert. Unter Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg = König Friedrich I. (1657-1713), wandelte sich die Markgrafschaft Brandenburg 1701 zum Königreich Preußen. Im Detail war das aber kompliziert, denn er erlangte zwar die kaiserliche Zustimmung zur Führung des Königstitels, die galt aber nicht für Kurbrandenburg, sondern nur für das Herzogtum Preußen. In Brandenburg und auf dem Boden des HRR blieb er weiterhin Markgraf und Kurfürst. Seine Krönung am 18.1.1701 war demzufolge nicht die zum König von Preußen, sondern zum König in Preußen. Dieser feine Unterschied entstand dadurch, daß Teile Preußens, l, nämlich Ermland und Westpreußen, noch der polnischen Krone unterstanden. Er war also nicht König von ganz Preußen, sondern nur vom größten Teil Preußens, auf Gesamtpreußen bezogen also nur IN Preußen, aber nicht VON ganz Preußen. Bis 1742 stand den polnischen Königen der Titel König von Preußen zu. Dann folgten als weitere preußische Könige sein Sohn, der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. (1688-1740), dann dessen Sohn Friedrich II. gen. der Große (1712-1786). Unter diesem kam es zur 1. polnischen Teilung, dabei fielen das Ermland, der Netzedistrikt und Westpreußen an Preußen. Jetzt hatte Friedrich II. ganz Preußen, und nun durfte er sich König von Preußen nennen, und dabei blieb es bis 1918. Nach Friedrich II. folgte als König von Preußen dessen Neffe, Friedrich Wilhelm II. (1744-1797), und dann folgten Friedrich Wilhelm III. und Friedrich Wilhelm IV., und danach wurden die Könige von Preußen 1871 deutsche Kaiser, zuerst Wilhelm I., dann Friedrich III., zuletzt Wilhelm II., der schließlich 1918 abdanken mußte und das Ende der Hohenzollern als regierende Dynastie bildet.


Das große königlich-preußische Wappen 1737
Im Beispiel ein vielfeldriges königlich-preußisches Wappen, mit 36 Feldern über dem wegen der Regalien roten Schildfuß, mit dem preußischen Schild auf der Herzstelle, dem kurbrandenburgischen Zepter-Schild auf der Ehrenstelle und einem dritten Schild auf der Nabelstelle, mit zwei wilden Männern als Schildhaltern, die zwei Standarten halten, die rechte mit dem preußischen, die linke mit dem brandenburgischen Adler, die Brust des erstgenannten mit einem-Monogramm belegt, die des zweitgenannten mit dem Reichszepter. An weiteren Prunkstücken ist ein Wappenzelt zu sehen, ferner der Hohe Orden vom Schwarzen Adler unter dem Schild.

Bildbeispiel: Kupferstich-Plan von Berlin aus dem Jahr 1737, "Berlin - die Praechtigst. u. maechtigste Hauptstatt deß Churfürstenthums Brandenburg auch Residenz deß Königes in Preußen und florissanter Handels-Plaz". Das Blatt wurde "verfertigt und verlegt von Matth. Seutter Ihro Röm. Kays. u. Königl. Cath. Majest. Geogr. in Augsp." - der Geograph, Kartograph und Kupferstecher Matthäus oder Matthias Seutter (20.9.1678-1757) war der Gründer der Druckerei und des Verlages Seutter. Neben dem Wappen zeigt das Blatt auch ein Portrait des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I., des sog. "Soldatenkönigs", der so als Wappenbesitzer identifiziert werden kann. Die Kolorierung läßt im Detail vielfach zu wünschen übrig.


Das große königlich-preußische Wappen 1873-1918
Das ist das umfangreichste Wappen, das je vom Haus Hohenzollern geführt wurde und das sämtliche Besitzungen und Ansprüche repräsentiert. Das eigentliche Stammwappen ist auf die untere Hälfte eines aufgelegten Schildchens reduziert. Die drei aufgelegten Schilde repräsentieren in Kurzform den Weg von den Grafen von Zollern über die Burggrafen von Nürnberg zu den Kurfürsten von Brandenburg und den Königen von Preußen. Das große, mittlere und kleine königlich-preußische Wappen wurden am 16.8.1873 durch Allerhöchsten Erlaß festgelegt.

Der König von Preußen führte als volle Titulatur "von Gottes Gnaden König von Preußen, Markgraf zu Brandenburg, Burggraf zu Nürnberg, Graf zu Hohenzollern, souveräner und oberster Herzog von Schlesien wie auch der Grafschaft Glatz, Großherzog von Niederrhein und Posen, Herzog zu Sachsen, Westfalen und Engern, zu Pommern, Lüneburg, Holstein und Schleswig, zu Magdeburg, Bremen, Geldern, Kleve, Jülich und Berg, sowie auch der Wenden und Kassuben, zu Krossen, Lauenburg, Mecklenburg, Landgraf zu Hessen und Thüringen, Markgraf der Ober- und Niederlausitz, Prinz von Oranien, Fürst zu Rügen, zu Ostfriesland, zu Paderborn und Pyrmont, zu Halberstadt, Münster, Minden, Osnabrück, Hildesheim, zu Verden, Kammin, Fulda, Nassau und Moers, gefürsteter Graf zu Henneberg, Graf der Mark und zu Ravensberg, zu Hohenstein, Tecklenburg und Lingen, zu Mansfeld, Sigmaringen und Veringen, Herr zu Frankfurt". Dem Großen Titel entsprechen die einzelnen Wappenfelder.

Großes Wappen des Königreichs Preußen, Zeichnung von Otto Hupp, Münchner Kalender 1897, unten Detailausschnitte

Der Schild ist fünfmal gespalten und siebenmal geteilt mit Schildfuß und Schildchen auf der Ehren-, Herz- und Nabelstelle, hat also insgesamt 48 Felder und drei kleine Schildchen mit zusammen 55 Inhalten, weil eines der Schildchen geteilt ist und drei der Schildfelder gespalten sind:

Auf dem Schild wird ein einzelner, offener, goldener, sogenannter "königlicher" Helm mit schwarz-silbernen Decken geführt, der die preußische Königskrone trägt. Zu dem Großen königlich-preußischen Wappen gehören folgende Orden, von außen (unten) nach innen (oben):

Schildhalter: Zwei Wilde Männer, nackt und graubärtig, mit grünem Eichenlaub umgürtet und bekränzt, gegeneinander gekehrt, auf einer verzierten Konsole stehend und sich mit dem inneren Unterarm auf den Schildrand lehnend. Der rechte Schildhalter hält in der freien rechten Hand die preußische Standarte, der linke Schildhalter hält in der freien linken Hand die brandenburgische Standarte. Die Lanzen sind golden und enden in durchbrochenen Spitzen, die die Initialen FR zeigen. Beide Fahnen sind mit goldenen Fransen an den freien Seiten besetzt und tragen Schnüre und Quasten in den jeweiligen Wappenfarben.

Weitere Prunkstücke: Wappenzelt purpurfarben, mit preußischen Adlern und Königskronen gemustert, mit Hermelin gefüttert und verbrämt, die Zeltkuppel von einem goldengesäumten blauen Reif umschlossen, darauf die Devise "GOTT MIT UNS" in goldenen Lettern, auf dem oberen Rand des Reifes 12 goldene Adler mit gesenkten Flügeln, vom unteren Rand fallen golden bordierte und bequastete Lätze herab, die mit Edelsteinen geschmückt sind. Oben auf der Zeltkuppel die preußische Königskrone, hinter der Krone ein schwarz-silbern gestreifter Mast, an dem mit goldenen Schnüren das Reichsbanner Preußens befestigt ist, auf weißem Grund der schwarze preußische Adler, das Banner in zwei golden gesäumten und bequasteten Spitzen enden. Dieses Banner hängt an einem goldenen Ring, an einem silbernen Querholz, der auf beiden Seiten mit goldenen Königskronen abschließt. Auch der Mast endet oben mit einer goldenen Königskrone, auf der der schwarze preußische Adler sitzt.


Das mittlere königlich-preußische Wappen 1873-1918
Das mittlere königlich-preußische Wappen wurde vom Hof und von der Hof-Verwaltung benutzt. Es ist erheblich reduziert, benutzt andere Schildhalter und verzichtet auf die meisten Orden und Prunkstücke. Der König von Preußen führte als mittlere Titulatur "von Gottes Gnaden König von Preußen, Markgraf zu Brandenburg, souveräner und oberster Herzog von Schlesien, Großherzog von Niederrhein und Posen, Herzog zu Sachsen, Westfalen und Pommern, zu Lüneburg und Bremen, zu Holstein, Schleswig und Lauenburg, Burggraf zu Nürnberg, Landgraf zu Hessen, Fürst zu Ostfriesland, Osnabrück und Hildesheim, zu Nassau und Fulda, Graf zu Hohenzollern, Herr zu Frankfurt". Dem mitttleren Titel entsprechen die einzelnen Wappenfelder. Der Schild ist zweimal gespalten und dreimal geteilt mit einem Herzschild auf Platz 5.

Bildbeispiel: Langenburg, Hof-Conditorei G. F. Bauer (Hauptstraße 28), Hoflieferantenwappen, heraldisch rechts das mittlere königlich-preußische Wappen, benutzt vom Hof und von der Hof-Verwaltung.

Zu dem mittleren königlich-preußischen Wappen gehört nur ein einziger Orden, der Hohe Orden vom Schwarzen Adler, gestiftet am 17.1.1701 von König Friedrich I. am Tag seiner Krönung, achtspitziges, blaues und golden gesäumtes Kreuz, im goldenen Medaillon die goldenen Initialen "F.R." für Fridericus Rex, in den Kreuzwinkeln schwarze, königlich gekrönte und golden bewehrte Adler, oben ein goldenes Kreissegment zum Aufhängen, Kette aus zwei abwechselnd plazierten Gliedern:

Auf dem Schild ruht die preußische Königskrone, mit goldenem Stirnreif, der mit verschieden geformten Edelsteinen besetzt ist, die acht Kronenbügel sind mit Brillanten geschmückt, und deren Ansätze sind mit goldenen Fleurons kaschiert, die jeweils mit vier Brillanten besetzt sind, und zwischen diesen erheben sich Perlenzinken. In der Mitte oben sitzt ein großer blauer Saphir, über dem sich ein mit Brillanten besetztes Kreuz erhebt. Die Krone ist vollständig mit purpurfarbenem Samt gefüttert. Hierbei wird wie folgt unterschieden: Der Hof und die Hofverwaltung benutzen eine voll gefütterte Krone, die Staatsverwaltung jedoch eine Krone ohne Futter.

Schildhalter: Zwei Wilde Männer, nackt und graubärtig, mit grünem Eichenlaub umgürtet und bekränzt, gegeneinander gekehrt, auf einer verzierten Konsole stehend und sich mit dem inneren Unterarm auf den Schildrand lehnend. Beide halten in der freien Hand eine naturfarbene hölzerne Keule, die sie mit dem dicken Ende auf dem Postament aufstützen.


Das kleine königlich-preußische Wappen 1873-1918
Das kleine königlich-preußische Wappen ist auf den preußischen Adler reduziert. Er entspricht dem Herzschild des mittleren Wappens und zeigt in Silber einen schwarzen, golden bewehrten, königlich gekrönten Adler, der in der rechten Klaue das preußische Königszepter und in der linken Klaue den Reichsapfel hält, die Saxen mit goldenen Kleestengeln belegt, auf der Brust trägt der Adler den goldenen Namenszug FR (Fridericus Rex, König Friedrich I.). Der Kürzere Titel lautet "von Gottes Gnaden König von Preußen etc.".

Bildbeispiel: Erfurt, Zitadelle Petersberg, über dem damals neuen Anselmitor, ein 1828-1829 eingebautes Hilfstor am südlichen Ende der Kurtine zwischen den Bastionen Michael und Gabriel.

Ein kleiner Rückblick auf die Entwicklung des preußischen Adlers: Zuerst hatte der Adler ab 1525 eine goldene Laubkrone um den Hals gelegt gehabt und auf der Brust die silberne Initiale "S" für Sigismund als Zeichen der Lehensabhängigkeit von Polen. Der Adler als solcher ist vom Reichsadler abgeleitet, der über das Hochmeistertum des Deutschen Ordens (Kaiser Friedrich II. verlieh dem Hochmeister Hermann von Salza um 1224 das Recht, den Adlerschild in das Hochmeisterwappen aufzunehmen) an den neugegründeten Preußischen Staat kam; die Farben sind sowohl vom Deutschen Orden als auch vom Stammwappen der Hohenzollern abgeleitet (Albrecht von Brandenburg aus der Ansbacher Linie, ein Neffe des Königs Sigismund von Polen, wurde am 5.1.1511 zum Hochmeister gewählt und wandelte den Ordensstaat in ein weltliches Herzogtum um). Die Kleestengel hatten ihr Vorbild im polnischen Wappen. Als Kurfürst Georg Wilhelm mit dem Herzogtum Preußen belehnt wurde, bekam der Adler einen Fürstenhut auf den Kopf; die Halskrone wurde aufgegeben, und die Initialen auf der Brust waren nun ab 1633 VG, für Vladislav IV., König von Polen und Lehnsherr, und Georg Wilhelm, Lehnsnehmer. Am 19.9.1657 erlangte Kurfürst Friedrich Wilhelm durch den Wehlauer Vertrag die volle Souveränität über Preußen, und sofort wurde die Initiale "C" des polnischen Königs von der Brust des Adlers getilgt, nur der Buchstabe "F" blieb. 1701 kam es zu weiteren Änderungen, als Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg und seine Gemahlin Sophie Charlotte am 18.1.1701 in Königsberg gekrönt wurden. Damals wurden die königliche Krone auf dem Haupt des Adlers und das FR-Monogramm für König Friedrich I. auf der Brust eingeführt. Als König Friedrich Wilhelm I. 1713 an die Regierung kam, wurden das Zepter und der Reichsapfel in den Fängen eingeführt. In dieser Form wurde das Wappen bis 1921 beibehalten.

 

Bildbeispiel: Trier, Palais Walderdorff, kleines Wappen des Königreichs Preußen, über dem Ganzen ist noch einmal die in Sandstein gehauene Königskrone angebracht.

Das Zepter setzt sich aus drei Teilen zusammen: Der Handgriff ist blau-weiß gestreift, wobei die Streifen golden gesäumt sind. Der obere Teil des Stabes ist golden, abwechselnd mit Rubinen und Brillanten besetzt, die in Längsstreifen angeordnet sind. Zwischen Handgriff und Stab kaschieren feine goldene Voluten den Übergang. An der Spitze des Zepters gibt es einen aus Brillanten zusammengesetzten Adler mit goldenem Kopf, der eine Königskrone trägt, in den Fängen hält der Adler rechts ein Zepter wie eine Miniaturversion des großen Zepters und links ein goldenes Schwert. Auf der Brust trägt der Adler einen großen, golden gefaßten Rubin. Ein weiterer Rubin ist zwischen Adlerschwanz und Zepterkopf eingefügt. So die Idealbeschreibung, in der Realität vereinfachte Darstellungen.

Bildbeispiel: Trier, ehem. Dompropstei, kleines preußisches Wappen im Dreiecksgiebel.

Der Reichsapfel besteht aus einer blauen Kugel, wobei die obere Halbkugel von einem goldenen Gurt und Bügel eingefaßt ist, die abwechselnd mit Rubinen und Brillanten besetzt sind, oben sitzt ein analog dekoriertes Tatzenkreuz auf. Wenn das Wappen mit einem Oberwappen geführt wird, dann ist es ein goldener Helm mit schwarz-silbernen Decken und einem Hohenzollern-Schildchen als Halskleinod, auf dem Helm der wachsende preußische Adler.


Das große kaiserliche Wappen der Hohenzollern 1871-1918
Genau genommen handelt es sich bei dem nachfolgend beschriebenen Wappen um das "Größere Wappen Seiner Majestät des Deutschen Kaisers". Dieses besteht aus drei Lagen:

Prunkstücke:


Das mittlere kaiserliche Wappen der Hohenzollern 1871-1918
Daneben führte der deutsche Kaiser auch noch ein "Mittleres Wappen Seiner Majestät des Deutschen Kaisers", das z. B. von den deutschen Konsulaten geführt wurde: Dieses besteht nach wie vor aus drei Lagen:

Doch die Prunkstücke sind deutlich reduziert:


Das kleinere kaiserliche Wappen der Hohenzollern 1871-1918
Daneben führte der deutsche Kaiser auch noch ein "Kleineres Wappen Seiner Majestät des Deutschen Kaisers", dieses besteht nach wie vor aus den beschriebenen drei Lagen, dazu wird aber nur die deutsche Reichskrone geführt, und der Schild wird von der Ordenskette umschlossen. Doch die Prunkstücke sind also noch weiter reduziert.


Eine Sonderform des kaiserlichen Wappens der Hohenzollern 1871-1918 mit Helmzier
Weiterhin gab es noch eine klassische, freilich aufgepeppte Variante mit einer Helmzier: Schild wie oben, auf dem gekrönten goldenen Bügelhelm mit schwarz-silbern-roten Decken ein wachsender schwarzer und rotbewehrter Adler, über dessen Haupt die deutsche Reichskrone mit zwei daraus herabfallenden Bändern schwebt, zwischen zwei in die Helmkrone gesteckten Standarten, die rechte die Kaiserstandarte (gelb mit dem Eisernen Kreuz, schwarz, silbern gesäumt, Text "GOTT MIT UNS 1870", in den Kreuzwinkeln je eine Kaiserkrone und drei Reichsadler, das Kreuz in der Mitte mit dem Kleineren Wappen des Kaisers belegt, s. o.), die linke die preußische Königsstandarte (purpurrot, mit dem Eisernen Kreuz, schwarz, silbern gesäumt, Text "GOTT MIT UNS 1870", in den Kreuzwinkeln je eine preußische Königskrone und drei preußische Adler, das Kreuz in der Mitte mit dem Kleineren Wappen des preußischen Königs belegt, s. o.). Am Helm an goldener Kette ein silbern-schwarz geviertes Schildchen als Halskleinod. Diese Variante mit Helmzier wurde eigens als "Imperial Crest" für die St. Georgs-Kapelle in Schloß Windsor entwickelt, um sie dort zu verwenden.


Literatur, Links und Quellen:
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder - die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H. Beck Verlag München 7. Auflage 2007, ISBN 978-3-406-54986-1
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
Preußen im Rheinland:
https://www.preussen-im-rheinland.de/zeittafel/anfangszeit-17-18-jahrhundert/
Erbfolgestreit Kleve-Jülich:
https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Epochen-und-Themen/Epochen/1609-bis-1794---vom-juelisch-klevischen-erbfolgestreit-bis-zum-ende-des-ancien-regime/DE-2086/lido/57ab23395bb740.19018833#toc-0
Hugo Gerard Ströhl, Deutsche Wappenrolle, Reprint von 1897, Komet Verlag Köln, ISBN 3-89836-545-X, S. 0-10, 89-90
Festschrift zur Feier des fünfundzwanzigjährigen Bestehens des Vereins Herold http://books.google.de/books?id=cuIMAAAAYAAJ, besonders wichtig: Entwicklung des Wappens der Markgrafen von Brandenburg

Die Wappen der Hohenzollern (1): die fränkischen Hohenzollern
Die Wappen der Hohenzollern (3): die schwäbischen Hohenzollern

Weitere Monographien - Zurück zur Übersicht Heraldik

Home

© Copyright / Urheberrecht an Text, Graphik und Photos - sofern nicht anders angegeben: Bernhard Peter 2025
Die Abb. historischer Zeichnungen sind selbst angefertige Scans historischer Originale.
Sofern bekannt, ist der Urheber bei der jeweiligen historischen Graphik angegeben.
Impressum