Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 3183
Simmern (Rhein-Hunsrück-Kreis)

Epitaphien in der Stephanskirche: Johannes Castelhun

Dieses Epitaph in Aedikula-Form für den pfalz-simmernschen Sekretär Johannes Castelhun (1499-22.5.1569) ist an der Südwand des Chors angebracht. Es mißt 1,76 m in der Höhe und 1,04 m in der Breite. Das Material ist wie bei den meisten Epitaphien in dieser Kirche Tuffstein mit zwei eingelassenen Schiefertafeln für die beiden Inschriften. Das Epitaph ist klar gegliedert in eine von zwei Pilastern mit Hermenvoluten eingerahmte Hauptzone mit einer großen Inschrift, eine Unterhangzone unten mit einer kleinen Inschrift auf einer rechteckigen Rollwerkkartusche und eine Aufsatzzone, in der wir eine kreisrunde Rollwerkkartusche mit dem Wappen sehen. Wir entdecken vielfache Todessymbolik, z. B. die an Löwenköpfen aufgehängten Symbole wie Sanduhr, Knochen, Armgerippe oder Schaufel auf den Pilastern oder ein Sarkophag-Rudiment als Gebälk mit Totenschädel in der Mitte. Das Epitaph wird der Werkstatt des Johann von Trarbach zugeschrieben, dafür spricht die verwandtschaftliche Nähe, denn der Verstorbene war der Schwiegervater des Bildhauers, welcher die 1538 oder 1539 geborene Gertrud Castelhun geheiratet hatte. Das auf 1576 datierte Kunstwerk ist allerdings erst 7 Jahre nach dem Tod des Schwiegervaters entstanden. Das Epitaph hat 1897 eine Restaurierung durch den Stuttgarter Bildhauer Karl Wüst erfahren.

Die große Inschrift im Zentralfeld in humanistischer Minuskel lautet: "Vere pio, bono et honesto uiro, / D(omino) Ioanni Castelhun, in vera / Christi agnitione et invocatione, / 22. Maij die, anni 1569 placide / defuncto, postq(uam) attigisset 70 fere / annum suae aetatis, Et indefesso / studio, ac singulari diligentia ultra / integros 50 annos, Illustrissimae / huic Domui, Palatinorum Sum=/merensiuma), ab epistolis fuisset, / chariss(imo) suo coniugi, parenti et so=/cero, pietatis et memoriae ergo, / hoc monumentum coniunx / et haeredes posuere. / Anno 1576" - Dem wahrhaftig frommen, guten und ehrlichen Manne, Herrn Johannes Castelhun, der in wahrer Erkenntnis und Anrufung Christi am 22. Mai des Jahres 1569 sanft entschlafen ist, nachdem er beinahe das 70. Jahr seines Lebens erreicht und mit unermüdlichem Eifer und außerordentlichem Fleiß über volle fünfzig Jahre diesem durchlauchtigsten Haus der Pfalzgrafen von Simmern als Sekretär gedient hatte, ihrem teuersten Gatten, Vater und Schwiegervater, haben seine Gattin und die Erben aus Liebe und zum Gedächtnis im Jahr 1576 dieses Denkmal setzen lassen. Und die kleine Inschrift in Fraktur mit Kapitalis zitiert die Heilige Schrift: "Wa(h)rlich Wa(h)rlich sage ich euch, so iemandt / mein wort wirdt halten, der wirdt denn / Todt ni(ch)t sehen ewigklich. IOAN(NEM) 8. CAP(ITEL)".

Das Wappen ist nicht in den Standardsammlungen enthalten. Es zeigt drei (2:1) Herzen, das untere gestürzt, begleitet von fünf (2:2:1) sechszackigen Sternen. Die Tinkturen und ein evtl. geführtes Kleinod sind nicht bekannt. Der Verstorbene wird in zeitgenössischen Dokumenten 1542 als Kanzleischreiber und Registrator bezeichnet. Neben dem eigenen Wappen ist kein Hinweis auf die Abstammung gegeben, weder textlich noch heraldisch. Wahrscheinlich handelt es sich um einen Sohn von Johann von Kestelun, Trarbacher Landschreiber und Rentmeister. Jakob von Castelhun, kurpfälzischer Zinsmeister und Landschreiber zu Kreuznach, war wohl ein Sohn des hier in Simmern Bestatteten. Die Nachkommen der Castelhun lassen sich im 18. Jh. in Nordrhein nachweisen.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.9849144,7.523126,20z?entry=ttu - https://www.google.de/maps/@49.9849144,7.523126,81m/data=!3m1!1e3?entry=ttu
Gemeindeverbund Simmern:
https://www.hunsrueck-evangelisch.de/ - Simmern: https://www.hunsrueck-evangelisch.de/kirchorte/simmern/
Stephanskirche Simmern auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Stephanskirche_(Simmern)
Webseite der Stadt Simmern:
https://www.simmern.de/kultur-tourismus/freizeit-und/gaestefuehrungen/auf-entdeckertour-durch-die-stephanskirche-1
Stephanskirche Simmern:
https://www.kirchweg-am-simmerbach.de/kirchen-kapellen/evangelische-stephanskirche-simmern-hunsrueck/
Webseite des Hunsrück-Museums zur Stephanskirche:
https://www.hunsrueck-museum.de/stadtrundgang-simmern/stephanskirche/
Die Inschriften der evangelischen Stephanskirche in Simmern, bearbeitet von Susanne Kern, Serie Inschriften Mittelrhein-Hunsrück 12, hrsg. von der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz, und dem Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e. V., Mainz 2008
Veröffentlichung der Innenaufnahmen aus der Stephanskirche in Absprache mit Pfarrerin Frau Dr. Christina Risch, ein herzliches Dankeschön für die wohlwollende Erlaubnis vom 16.7.2025
Mitteilungen der Gesellschaft für Westdeutsche Familienforschung 1937, zitiert in Georg Jakob Meyer: Hausmarken und Wappen aus dem moselländischen Raum, Band 7, Bürgerliche Wappen aus dem Bezirk Koblenz
Deutsche Inschriften, Bd. 79, Rhein-Hunsrück-Kreis II, Nr. 100 (Eberhard J. Nikitsch), in:
www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di079mz12k0010000 - https://www.inschriften.net/rhein-hunsrueck-kreis-ii/inschrift/nr/di079-0100.html
Willi Wagner: Die pfälzische Beamtenfamilie Castelhun, in: Hunsrücker Heimatblätter 5 (1965), Nr. 8, Seite 6-10

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