Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 3073
Drosendorf (Drosendorf-Zissersdorf, Bezirk Horn, Niederösterreich)

Rathaus und Stadtwappen

Drosendorf ist heute Teil einer Stadtgemeinde, hatte aber früher selbst Stadtrechte. Trotz seiner geringen Größe hatte der Ort aufgrund seiner naturräumlichen Lage und strategischen Bedeutung früh landesherrliche Förderung erhalten, und dazu zählte auch die Gewährung des Stadtrechts und des Rechts, Märkte abhalten zu dürfen. Heute ist Drosendorf verwaltungstechnisch in der Stadtgemeinde Drosendorf-Zissersdorf aufgegangen, zusammen mit den 11 weiteren Ortschaften und Dörfern Autendorf, Drosendorf-Altstadt, Elsern, Heinrichsreith, Oberthürnau, Pingendorf, Unterthürnau, Wolfsbach, Wollmersdorf, Zettlitz und Zissersdorf samt Hagen und Johannesthal. Von den Einwohnern her hat Drosendorf mehr als doppelt so viele wie Zissersdorf, dem anderen Hauptort. Deshalb wurde bei der Zusammenlegung auch das Stadtwappen von Drosendorf für die Stadtgemeinde übernommen. Das Stadtwappen finden wir zweimal außen am Rathaus an der südöstlichen Schmalseite des Hauptplatzes (Haus-Nr. 1) angebracht.

Das Haus gehörte zunächst dem Besitzer der Hofmühle, bis es die Stadt 1542 erwarb, um es als Rathaus zu nutzen. 1560 erfolgte eine Umgestaltung im Stil der Zeit. Der Kunstmaler August Hoffmann schmückte 1933 die Schauseite mit Sgraffitomalereien, die 1982 restauriert wurden. Inmitten der ganzen Ornamentik werden zwei wichtige Persönlichkeiten der Stadtgeschichte dargestellt, links Stephan von Maissau, der 1278 die Verteidigung der Stadt leitete und der erste Pfandschaftsinhaber wurde; sein Schild ist mit zwei Einhörnern geschmückt. Rechts sieht man Oswald von Eytzing mit der Jahreszahl 1453, unter dem die Stadtkirche St. Martin gebaut wurde und der die Kirche mit reichlichen Zuwendungen bedacht hatte. Die beiden anderen Felder ehren mit Brustbildern den hl. Martin als Kirchenpatron und den "schlichten Mann, der ungenannt sein' Pflicht getan" hat. Über dem Eingang stellen zwei Medaillons den Nachtwächter rechts mit Hellebarde und den Stadtschreiber links mit Schreibfeder und Buch dar.

Eine halbrunde Lünette oberhalb des Eingangs trägt eine reliefierte und farblich gefaßte Darstellung des Stadtwappens. In der heutigen Form zeigt das Stadtwappen unter einem goldenen (hier falsch silbernen), mit dem schwarzen, doppelköpfigen Reichsadler belegten Schildhaupt in Blau eine silberne gezinnte und mit Schießscharten versehene Stadtmauer mit einem offenen Tor mit hochgezogenem Fallgatter zwischen zwei runden Zinnentürmen mit rotem Dach, über dem Tor schwebend ein rotes Schildchen mit silbernem Balken.

Ein zweites Mal taucht das Stadtwappen oben am Putzvolutengiebel inmitten der Sgraffitomalereien auf. Nur die Farbe Blau hebt sich von der monochromen Malerei ab. Zusätzlich zu den anderen Darstellungen ist hier auch der Adler mit dem österreichischen Bindenschild belegt. Beidesmal erscheint der Bindenschild farblich invertiert, das liegt an der Monochromie der Darstellung, andersherum wäre der Schild nicht wahrnehmbar. Aus dem Schildhaupt ist durch die tiefliegende Trennlinie eine echte mittige Teilung geworden, wie es der Verleihung von 1560 entspricht.

Ein weiteres Mal kann das Stadtwappen am Doppelturmtor am südöstlichen Zugang zur Stadt (Horner Tor) gefunden werden, gegenüber vom Torwartlhaus für den Torwächter ist ein spätgotischer Schlußstein aus der Altstadtkirche mit einer Darstellung des Stadtwappens angebracht. Dieses historische Stadtwappen kommt noch ohne das Schildhaupt bzw. die obere Hälfte aus. Die weiter im Osten liegende Altstadtkirche wurde im 30jährigen Krieg 1620 und 1648 verwüstet, während die Stadtkirche St. Martin verschont blieb. Die Spolie aus der Altstadtkirche, an der noch die Ansatzstellen von sechs Kreuzrippen erkennbar sind, wird hier an der Stadtmauer auf einem Granitquader präsentiert. Diese Spolie hier fand eine erste sekundäre Bleibe bei der Richtstätte an der Friedhofsmauer, kam dann 1959 in das Freilichtmuseum und wurde schließlich in den 1980er Jahren beim Horner Tor aufgestellt. Die Stadtgemeinde beauftragte 2012 die Fa. Bunia aus Krems mit der Generalsanierung des Steins, die im Sommer 2013 abgeschlossen war. Ein viertes Stadtwappen befindet sich noch in situ auf einem Gewölbeschlußstein in der Stadtkirche St. Martin (ohne Abb.). Auch dieses hat noch die Form ohne Schildhaupt. Ferdinand II. hat dieses alte Wappen am 31.10.1560 in einem zu Wien ausgefertigten Wappenbrief bestätigt und zugleich durch Erweiterung um das Schildhaupt verbessert. Der im Drosendorfer Stadtarchiv aufbewahrte Originalwappenbrief gilt als verschollen.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@48.8679937,15.6212606,21z - https://www.google.de/maps/@48.8679937,15.6212606,41m/data=!3m1!1e3
Alphons Zak: Die St. Martinskirche zu Drosendorf, in: Anton Mayer: Blätter des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich, Neue Folge, 28. Jahrgang 1894, S. 95-200
https://archive.org/details/bltter10mayegoog - https://archive.org/download/bltter10mayegoog/bltter10mayegoog.pdf
Drosendorf-Zissersdorf:
https://de.wikipedia.org/wiki/Drosendorf-Zissersdorf
Rathaus Drosendorf:
https://de.wikipedia.org/wiki/Rathaus_Drosendorf-Zissersdorf
Wappenstein auf Marterl.AT:
https://www.marterl.at/index.php?id=23&no_cache=1&oid=9246
Geschichte von Drosendorf:
https://www.gedaechtnisdeslandes.at/orte/action/show/controller/Ort/ort/drosendorf-stadt.html

das Schloß Drosendorf - Stadtkirche St. Martin

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