Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 3071
Drosendorf
(Drosendorf-Zissersdorf, Bezirk Horn, Niederösterreich)
Schloß Drosendorf
Stadt und
Burg Drosendorf - eine Befestigungseinheit
Drosendorf liegt auf einem
langgestreckten Hügel im Thayatal und war einst eine wichtige
Grenzfeste. Drosendorf bildete zusammen mit Raabs, Kollmitz,
Eibenstein und Hardegg eine gegen Böhmen gerichtete Kette von
Festungen. Wegen seiner Hochlage war Drosendorf eine der
wehrhaftesten Städte des Herzogtums Österreich. Der Fluß
umfließt den 1,4 km langen Bergrücken im Norden, Westen und
Süden und bildet eine natürliche Sicherung. In der östlichen
Hälfte dieses durch steil abfallende Hänge gesicherten
Siedlungsplatzes wurde die Stadt erbaut, mit reihum gezogenen
Stadtmauern und zwei Toren, dem Raabser Tor im Westen (das
eigentliche mittelalterliche Stadttor und ein seitlich stehender
frühgotischer Turm wurden im 19. Jh. abgetragen, das
Renaissance-Tor des Zwingers mit Zugbrücken-Vorrichtungen ist
erhalten) und dem Horner Tor im Südosten unweit des Schlosses.
Letzteres ist eine durch zwei quadratische, um 1260-1300
errichtete Türme gesicherte Toranlage aus frühgotischer Zeit,
die vom äußeren Zwinger der Stadtmauer aus dem späten 15. Jh.
mit umgeben wird. Um 1510 wurde ein noch jüngeres Vorwerk
ergänzt. Um 1690 wurden die steilen Dächer und die obersten
Turmgeschosse des Doppeltores abgetragen. Das an der zu
erwartenden Hauptangriffsseite liegende und daher gut geschützte
Doppelturmtor ist mit Biforen versehen; Reste von Mantelkaminen
und Abortanlagen verraten eine gewisse Wohnlichkeit. Die beiden
äußeren Tortürme sind heute vollständig verschwunden.
In der Stadt weitet sich die durchgehende Straße zum Hauptplatz, in dessen Mitte die Kirche positioniert ist. Der Schloßbereich im Süden ist von der inneren Stadtummauerung durch Gräben und Brücke abgesetzt, wird aber von der äußeren Mauer im Westen und Süden mit umschlossen, die in diesem Bereich zwingerartige Verstärkungen mit Rundbastionen besitzt. Im Bereich des Eckrondells gibt es einen Aborterker. Flußseitig war im Süden kein Zwinger notwendig, weil die Hänge sehr steil abfielen. Im Norden hingegen folgt die äußere Zwingermauer in geringem Abstand der inneren Stadtmauer und bildet dort ebenfalls halbrunde Bastionen aus; davon haben sich bedeutende Reste erhalten.
Schloß
Drosendorf - Bausubstanz von der Romanik bis zum Barock
Das aus der ehemaligen
mittelalterlichen Stadtburg hervorgegangene Schloß bildet eine
unregelmäßige, langgestreckte und dreigeschossige
Vierflügelanlage von ca. 80 m Länge und 40 m Breite, wobei nur
die kurze Südwest- und die lange Südostseite wirklich gerade
Trakte bilden. Die beiden anderen Seiten sind mehrfach abgeknickt
und folgen mit ihren polygonalen Außenmauern eindeutig älterem,
ringmauerartigen Baubestand. Der Innenhof ist annähernd
rechteckig; in seiner Mitte steht ein Brunnen mit großem
Steintrog und Brunnenplastik auf dem zentralen Podest. Der
jetzige Baubestand entstand im wesentlichen im 16. Jh. Der
Südwesttrakt ist im Erdgeschoß als offene Pfeilerhalle mit vier
Arkaden zum Hof hin ausgebildet. Seine Fassade wird mit einem
kleinen Giebel akzentuiert. Nach Nordosten springen nebeneinander
der Torbau aus dem 16. Jh. und die spätmittelalterliche Kapelle
mit 5/8-Polygonalchor vor, und hier erfolgt jenseits des
bergseitigen Halsgrabens der Anschluß an die Stadt. Das Schloß
wurde um 1700 barockisiert, was man an der Vereinheitlichung der
Dachhöhe, den regelmäßigen Fensterachsen mit profilierten
Steingewänden des 16. und 18. Jh. mit gerader Verdachung und dem
barocken, weiß auf rosa hervorgehobenen Putzfelddekor sehen
kann, weiterhin an dem barocken Volutengiebel über dem Torbau,
der den über die Brücke ankommenden Besucher als erstes
empfängt. Gemalte Ortsteinquaderung hebt die Kanten der
Außenmauern hervor.
Andererseits hat sich noch viel mittelalterliche Bausubstanz erhalten: Neben der genannten Kapelle und praktisch allen Außenmauern sind das der polygonale Westturm, der aufgrund seiner Mauerstärke eindeutig auf einen alten Wehrturm zurückgeht, und auch die dicken Mauern des Stiegenhauses in der Mitte des Südosttraktes deuten darauf hin, daß das früher ein viereckiger Turm von ca. 7,50 m Kantenlänge war, wahrscheinlich sogar der primäre Bergfried, dessen Hülle nun das Treppenhaus enthält. Auch das Mauerwerk des Torturms, des Ostflügels südlich des Tores und des mittleren Teils des Nordflügels stammen aus dem 13./14. Jh. Genau genommen kann man sogar zwei mittelalterliche Bauphasen unterscheiden: In der ersten, romanischen Phase entstand eine fast quadratische Burg, mit dem genannten Stiegenhaus, dem ehemaligen Bergfried, als östlichem Eckturm. Und erst in einer zweiten, gotischen Ausbauphase wurde im Nordosten der bisherige stadtseitige Abschluß aufgebrochen und unter Verlängerung der Anlage polygonal erweitert, so daß die Anlage in Richtung Stadt wuchs und neben dem Torturm zwei neue Gebäude erhielt. In dieser Phase entstand auch der vorspringende Westturm auf der anderen Seite der Burg zum Tal hin. Bis auf wenige Meter des Nordflügels stammen jedoch alle hofseitigen Mauern aus dem 15./16. Jh.
Eine
kleine Stadt mit großer Wirkung auf den Verlauf der Geschichte
Bereits 1188 erscheint
urkundlich ein "Albero de Drozendorf", der den Ausbau
Drosendorfs massiv vorantrieb. Entsprechend ist die planmäßige
Anlage der Burgstadt auf dem felsigen Geländesporn in diese Zeit
oder kurz danach anzusetzen. Vor Ort kümmerte sich also ein
Ministerialengeschlecht um den Ausbau der Anlage, die Herrschaft
selbst lag aber bei den Grafen von Pernegg. Normalerweise wird
erst eine Burg gegründet, in deren Schatten sich dann
Handwerker, Händler, und Bauern ansiedeln - hier war es
umgekehrt: Erst entstand die Plansiedlung, dann entstand die Burg
zu ihrem Schutze und entwickelte sich parallel mit dem Ort. Nach
dem Verschwinden der alten Grafschaft Pernegg und dem Aussterben
des Grafengeschlechts fiel Drosendorf um 1220 an den Landesherrn.
König Ottokar II. Przemysl von Böhmen belagerte 1278 erfolglos die Stadt, 16 Tage lang. Er hatte sich gedacht, die Stadt eben so mal im Vorübergehen einzunehmen - ganz grobe Fehlkalkulation: Stephan von Maissau verteidigte die Stadt erfolgreich. In der Zeit, als sich Ottokars Armee vor Drosendorf abmühte und sich an Steilhängen und Mauern die Zähne ausbiß, konnte Rudolf von Habsburg in Ruhe seine militärischen Kräfte zusammenziehen für die Entscheidungsschlacht, die kurz darauf bei Dürnkrut und Jedenspeigen um das Erbe der Babenberger stattfand. Als die Belagerungstruppen schließlich von Drosendorf abgezogen und als Verstärkung umbeordert wurden, kamen sie zu spät, als die Entscheidung längst gefallen war. Überspitzt gesagt: Ohne die starken Mauern von Drosendorf und die gute Verteidigung hätten vielleicht die Habsburger nie den Aufstieg in die Liga der mächtigsten Fürsten Europas geschafft und nie die Macht in Österreich erlangt. Eine kleine Stadt schrieb somit mittelbar Weltgeschichte.
Die Zeit
der Verpfändungen bis zu den Morakschi von Noskau
1279 gelangte die Herrschaft
mit der 1240 erstmals als Ort genannten Siedlung an die
Habsburger, die es daraufhin verpfändeten. Als Pfandnehmer
folgten aufeinander Stephan von Maissau (das war genau der, der
zuvor Drosendorf erfolgreich gegen die böhmischen Belagerer
verteidigt und gehalten hatte), 1327 die Herren von Wallsee, die
1328 die Einnahme durch König Johann von Böhmen erleiden
mußten, woraufhin der gotische Ausbau der Burg erfolgte, 1438
die Eytzinger, 1506 Johann Morakschi von Noskau. Die Landesherren
förderten stets Drosendorf aufgrund seiner strategischen
Bedeutung. So erhielt der Ort schon 1310 das Stadtrecht und
durfte vier Märkte im Jahr abhalten. Unter der Familie Morakschi
wurde die mittelalterliche Burg zum repräsentativen Schloß im
Stil der Renaissance ausgebaut. Das bisherige Konzept der an die
Ringmauer gesetzten Einzelbauten wurde zugunsten einer
geschlossenen vierflügeligen Bebauung rings um den Hof
aufgegeben. Und auch der Eingangsbereich wurde umgebaut; anstelle
der bisherigen Zugbrücke entstand die breite Steinbrücke.
Das älteste Wappen ist auf 1548 datiert und in einem halbkreisförmigen Stein aus weißem Kalkstein eingehauen, der früher wohl ein Portal bekrönt hatte, jetzt aber als Spolie zwischen den beiden mittleren Hofarkaden des Südwestflügels in die Wand eingelassen ist. Es handelt sich um das Wappen für die Familie Morakschi (Morakschy, Moratschky, Mrakesch) von Noskau. In Siebmacher Band Mähren (Seite: 86 Tafel: 67) ist dieses Wappen unter der Schreibweise "Mrakes von Noskow und Liczow (Mrakes von Noskau und Litschau, Mrakesch, Mraksch, Maraksch)" zu finden. In den Unterlagen des österreichischen Staatsarchivs finden sich weiterhin die Schreibweisen "Marakeß", "Marake" und "Morakschi". Die meisten Quellen hierzulande schreiben den Namen "Morakschi", dabei bleiben wir in diesem Kapitel, weisen aber dennoch auf die Vielfalt hin.
Das Wappen ist hier nicht ganz richtig wiedergegeben. Wenn man vom Relief ausgeht, fühlt man sich verleitet, einen geteilten und viermal gespaltenen Schild zu sehen, doch das ist das Ergebnis einer Verschiebung der Teilungslinien. Tatsächlich ist der Schild logisch richtig wie folgt aufgebaut: Geviert, Feld 1 und 4: in Silber ein roter Pfahl (Stammwappen, Abb. unten links), Feld 2 und 3: golden-blau gespalten. Das ist hier verschliffen worden zu äquidistanten Spaltungen mit dem unkorrekten Ergebnis wie folgt: Geteilt, oben viermal silbern-rot-silbern-golden-blau gespalten, unten viermal golden-blau-silbern-rot-silbern gespalten - so ist das irreführende Bild anhand des Befundes. Das ist aber so nicht logisch und nicht korrekt. Dazu werden zwei Helme geführt, die weit nach außen auf die ausgezogenen Schildecken gerückt sind, Helm 1 (rechts): auf dem ungekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein schwarzes Paar Büffelhörner, außen jedes Horn mit drei silbernen Straußenfedern besteckt (Stammkleinod), Helm 2 (links): auf dem gekrönten Helm mit blau-goldenen Decken vier abwechselnd goldene und blaue Straußenfedern. Ein Vergleichswappen ist an einem Epitaph in der Pfarrkirche von Litschau (Bezirk Gmünd) zu finden. Diese alte oberschlesische Familie erhielt 1626 den Freiherrenstand. Ergänzt wird diese Komposition durch einen kleinen Beischild mit einem Balken optisch links unten.
Johann Morakschi von Noskau, Freiherr auf Litschau, erwarb also 1506 die Pfandschaft über die Herrschaft Drosendorf vom Kaiser und kaufte um 1530/1531 noch die Güter Langau und Elsern hinzu. Er stiftete 1536 das Drosendorfer Bürgerspital mit der Spitalskapelle, direkt hinter dem Rathaus. Es war anfangs für zehn arme und fromme Leute als Pfründner geplant und entsprechend Wäldern, Feldern, einer Mühle (Neumühle = Spitalmühle westlich von Drosendorf-Stadt an der Thaya) und zwei Dörfern (Elsern und Breitenfeld) versehen. Heute ist in dem 2005-2007 renovierten Gebäude das Heimatmuseum untergebracht. Nach Johann Morakschi folgte Georg Morakschi, dann folgte Wenzel Morakschi von Noskau, und letzterer verkaufte 1574 die Herrschaft Drosendorf an Peter Freiherr von Mollart. 1607 wurde die Herrschaft Drosendorf ein erbliches Eigengut, nur die Stadt verblieb weiterhin in landesfürstlichem Besitz. Damit endete 1607 der seit 1279 andauernde Besitzzustand der Habsburger, denn bis dahin konnte die verpfändete Herrschaft theoretisch immer noch jederzeit eingelöst werden, wenn wir mal eine hypothetische Zahlungswilligkeit und Zahlungsfähigkeit der Habsburger annähmen. 1620 wurden die Stadt und das wehrhafte Schloß 11 Tage lang von Fürst Christian von Anhalt belagert, was erfolgreich durch die zwischenzeitlichen aufwendigen Ausbauten der Befestigungsringe und ihre Aktualisierung auf Schußwaffengebrauch sowie durch herbeigerufene mährische Truppen abgewehrt werden konnte. Danach wurden die Außenwerke noch einmal mit weiteren Vorwerken verstärkt.
Nomen est
omen - neue Herren für kurz: Die Grafen Kurtz
Nach den von Mollart folgten
die Muschinger, dann 1637 die Grafen Kurtz von Senftenau, denn Ferdinand
Sigmund Graf von Kurtz hatte Martha Elisabeth Freiin
Muschinger geheiratet. 1645 konnten die Schweden nichts
ausrichten und zogen weiter.
Am einachsigen Torbau ist außen über dem Tor unterhalb des einzigen dort vorhandenen Fensters ein zweites Wappen aufgemalt, das ist dasjenige der Kurtz von Senftenau, durch einen roten, mit einer silbernen Leiste belegten Balken (offensichtlich vom österreichischen Bindenschild abgeleitet) geteilt, oben in Gold ein schwarzer Doppeladler, unten eigentlich golden-schwarz, hier abweichend schwarz-silbern gespalten mit je einem einwärts gekehrten halben gekrönten Steinbock in verwechselten Farben. Dieses Wappen wurde am 11.4.1536 verliehen, die Begünstigten waren die drei Brüder Sigmund, Simon und Heinrich Kurtz, sie bekamen damals neben der Wappenbesserung den rittermäßigen Adelsstand für das Reich und die Erblande, das privilegium denominandi, das privilegium fori, den kaiserlichen Schutz und Schirm, die Salva Guardia und das privilegium de non usu verliehen. Die damals verliehene Helmzier zeigte auf dem gekrönten Helm einen naturfarbenen Pfauenfederstoß zwischen zwei Büffelhörnern, das rechte rot, das linke schwarz (Siebmacher Band: NÖ1 Seite: 255 Tafel: 132).
Vom 7.3.1623 datiert die zu Regensburg erfolgte Verleihung des Freiherrenstandes und Panierherrenstandes für das Reich und die Erblande für Philipp Kurtz von Senftenau, Rat des Pfalzgrafen bei Rhein und Herzogs von Bayern, Hofmeister der Pfalzgräfin Elisabeth, und seinen Neffen (falsch bei Kneschke V, 338, dort "Brüder") Hans Jakob Kurtz von Senftenau, Reichshofrat und Kämmerer des Erzherzogs Leopold von Österreich. Damit verbunden waren das privilegium denominandi, eine Wappenbesserung mit einem Helm, und das privilegium de non usu (österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel RAA 236.51). Vom 13.12.1636 datiert die Verleihung des Grafenstandes für das Reich und die Erblande für Philipp Kurtz (Kürz) von Senftenau, kurbayerischer geheimer Rat, und Maximilian Kurtz von Senftenau, kurbayerischer geheimer Rat, Hofmarschall und Kämmerer, sowie Ferdinand Kurtz von Senftenau, kaiserlicher Reichshofrat und Kämmerer, Brüder und seine Söhne (österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel RAA 236.64). Eine beglaubigte Abschrift des Aktes von 1536 befindet sich bei der am 15.9.1638 erfolgten Bestätigung bzw. Neuverleihung für Gregor Kurtz zu Niederdorf in Tirol (österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel RAA 236.65). Der genannte Ferdinand war der Besitzer von Drosendorf.
Im Rietstap wird ein anders angeordnetes Wappen mit den gleichen Inhalten beschrieben, geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Rot ein silberner Balken, Feld 2: in Schwarz ein goldener halber gekrönter Steinbock, Feld 3: in Gold einwärts ein schwarzer halber gekrönter Steinbock, Herzschild: in Gold der schwarze Doppeladler. Ein Kupferstich von 1657 mit einem Portrait von Maximilian Kurtz zeigt eine Variante wie beschrieben, doch der Herzschild geteilt, oben in Gold ein schwarzer Doppeladler, unten ein mit Dreiecken belegter Schrägbalken, dazu drei Helme, Helm 1 (Mitte): Doppeladler, Helm 2 (rechts): Pfauenfederbusch, Helm 3 (links): Flügel mit dem Schrägbalken aus dem Herzschild. Hier am Schloß sind ebenfalls drei Helme zu sehen, Helm 1 (Mitte): ein schwarzer, golden bewehrter und nimbierter Doppeladler, Helm 2 (rechts): zu schwarz-goldenen Decken ein golden-schwarz übereck geteiltes Paar Büffelhörner, Helm 3 (links): zu rot-silbernen Decken ein roter, mit einem silbernen Balken belegter Straußenfederbusch.
Sprinzenstein,
Lamberg-Sprinzenstein und Hoyos-Sprinzenstein
Aber auch diese Familie, deren
Wappen ebenfalls an Schloß Senftenau bei Lindau am Bodensee zu
finden ist, blieb nicht lange auf dem Drosendorfer Besitz.
Weitere nachfolgende Besitzer waren jeweils durch Heirat 1664 die
von Sprinzenstein, 1704 die von Lamberg-Sprinzenstein und ab 1823
die Grafen von Hoyos-Sprinzenstein. Beim barocken Umbau wurde
Ende des 17. Jh. neue Treppenhäuser eingebaut und die
Kapelleneinrichtung im frühbarocken Stil umgestaltet.
Zwischenzeitlich hatte das Schloß unter den von Sprinzenstein
einen größeren Schaden erlitten: Am 14.8.1694 schlug der Blitz
ein, und der Brand machte einen Quasi-Neubau notwendig, wobei das
Schloß barock umgeformt wurde. 1710 wurde der mittelalterliche
Bergfried bis auf Traufhöhe abgetragen, so daß er nach außen
nicht mehr in Erscheinung tritt. Nach dem Umbau wurde er als
Treppenhausschacht genutzt. Die Schloßkapelle, der älteste Teil
der Anlage, wurde um 1681 repariert, am 12.3.1682 konnte man sie
mit einer ersten Messe wiedereröffnen. Einen zweiten Großbrand
gab es 1724, der wieder große Schäden anrichtete.
Maria Eleonora Kurtz zu Thurn und Leistenau (1637-15.2.1687), die Tochter von Ferdinand Sigmund Graf von Kurtz, hatte Ferdinand Maximilian Graf von Sprinzenstein (1625-17.5.1678) geheiratet. Deren Kinder wiederum waren Catharina Eleonora von Sprinzenstein (1660-28.11.1704) und Maria Regina von Sprinzenstein (-28.11.1704). Erstere heiratete Leopold Joseph Graf von Lamberg-Sprinzenstein (13.5.1654-28.6.1706), letztere heiratete Leopold Karl Graf Hoyos (1651-25.8.1699). Der Besitz folgte erst in der ersten Linie, der Sohn Carl Joseph Franz Xaver Anton Graf von Lamberg-Sprinzenstein (19.4.1686-13.4.1743) erbte von der Mutter das große Sprinzensteinsche Majorat. Dessen Sohn wiederum war Franz de Paula Anton Graf von Lamberg-Sprinzenstein Freiherr zu Ortenegg und Ottenstein (27.8.1707-17.4.1765), und dann ging der Besitz an seinen Sohn, Anton Franz de Paula Adam von Lamberg-Sprinzenstein (2.8.1740-26.7.1823), mit dem diese Linie erlosch. Jetzt ging die Erbfolge wieder zurück bis zur zweiten Sprinzenstein-Erbtochter, und so kam das Majorat über die zweite Erbtochter-Linie an die Grafen Hoyos. Der Sohn der zweiten Sprinzenstein-Tochter war Philipp Joseph Innocenz Graf Hoyos (-1762), der Maria Magdalena von Hohenfeld (1695-1760) heiratete, dann kam deren Sohn in der Erbfolge, Johann Ernst Heinrich Kajetan Ludwig Graf Hoyos (14.1.1718-25.8.1781), der am 29.4.1772 in Wien Maria Christiana von Clary und Aldringen (20.6.1755-10.5.1821) heiratete und den Erbanspruch an seinen Sohn weitergab, Johann Ernst Philipp Josef Franz de Paula Franz Borgias Matthias Graf Hoyos (24.2.1779-28.10.1849). Letzterer heiratete am 3.6.1799 in Wien Maria Theresia von Schlabrendorf (16.8.1781-7.11.1862) und vereinigte am 25.10.1823 mit der tatsächlichen Übernahme des Majorats seinen Namen mit dem der Grafen von Sprinzenstein.
Nach der Namensvereinigung ging das Erbe an den Sohn, Heinrich Alfons Wilhelm Christian Josef Gabriel Graf Hoyos-Sprinzenstein Freiherr zu Stichsenstein (24.3.1804-18.11.1854), welcher am 24.4.1827 in Wien Felicia Gräfin Zichy (2.9.1809-27.6.1880) heiratete. Es folgte in der nächsten Generation Ernst Karl Heinrich Graf Hoyos-Sprinzenstein Freiherr zu Stichsenstein (18.6.1830-21.8.1903), der am 8.1.1856 in Wien Eleonore Ida Maria Gräfin Paar (1.8.1835-16.3.1913) heiratete, dann deren Sohn, Ernst Karl Heinrich Sosthenes Josef Graf Hoyos-Sprinzenstein Freiherr zu Stichsenstein (28.11.1856-10.6.1940), verheiratet am 11.4.1883 in Wien mit Maria Leontine Gräfin Larisch von Moennich (4.8.1862-2.3.1886). Das Erbe ging weiter an deren Sohn, Rudolf Ernst Graf Hoyos-Sprinzenstein (4.7.1884-21.9.1972), vermählt am 2.8.1921 in Niemes mit Marie Karoline Amelie Franziska Josepha Gräfin von Hartig (4.12.1893-2.6.1967). Deren Söhne waren Johannes Nepomuk Felix Franz Maria Rudolf Pius Gregor Graf Hoyos-Sprinzenstein (5.5.1923-20.12.2010) und Heinrich Johannes Maria Josef Rudolf Georg Leopold Leonhard Graf Hoyos Freiherr zu Stichsenstein (6.11.1924-20.6.1999), von denen gleich die Rede sein wird.
Auf einem der weiß gestrichenen vertikalen Gliederungselemente der rückwärtigen Innenhofwand ist in Höhe der Fenster des ersten Obergeschosses ein neuzeitlicher Wappenschild der Grafen von Hoyos angebracht, der innerhalb eines Hermelinbordes in Blau je einen aus dem rechten Obereck und dem linken Untereck wachsenden goldenen Drachenkopf trägt, beide einen silbernen Schrägbalken mit dem Rachen haltend. Das ist das Stammwappen der Grafen von Hoyos, vom Motiv her ein typisches Konzept der spanischen Heraldik. Seit 1555 wird ein vermehrtes Wappen geführt, in dem dieses Stammmotiv den Herzschild belegt, so beispielsweise zu sehen an Schloß Sooß (Gemeinde Hürm, Bezirk Melk). Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu blau-silbernen Decken ein wachsender grüner Drache. Der letzte Eigentümer des Schlosses war seit 1972 Dipl.-Ing. Hans (Johannes Nepomuk Felix Franz Maria Rudolf Pius Gregor) Graf Hoyos-Sprinzenstein (5.5.1923-20.12.2010), der unvermählt und kinderlos starb, aber zuvor seinen Neffen adoptiert hatte. Besitznachfolger ist deshalb seit 2010 Forstwirt Dipl.-Ing. Markus Graf Hoyos-Sprinzenstein (30.9.1960-), jüngster Sohn von Heinrich Graf Hoyos-Sprinzenstein (6.11.1924-20.6.1999) und Maria Theresia Mayr von Melnhof (21.9.1926-9.12.2019), der außerdem noch die Güter Horn und Rosenburg (seit 1681 in der Familie) besitzt und die Erhaltung der Schlösser als Lebensaufgabe hat. Er ist vermählt mit Petra Groiss (18.6.1970) und hat einen Sohn, Heinrich Graf Hoyos-Sprinzenstein (29.4.2003-).
1945 wurde das Schloß stark in Mitleidenschaft gezogen und verlor Teile seiner Einrichtung durch Plünderung. 1972-1981 erfolgte eine Gesamtrenovierung der Anlage durch Graf Hoyos. Das Schloß wird heute als Beherbergungsbetrieb geführt. Der Innenhof ist frei zugänglich. Wie weit man sich die Anlage darüber hinaus anschauen kann, richtet sich nach der aktuellen gastronomischen Nutzung, weil das Schloß als Seminar- und Bildungsstätte und als Frühstückspension geführt wird.
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf
Google Maps: https://www.google.de/maps/@48.8669403,15.620341,19z - https://www.google.de/maps/@48.8669406,15.6201782,110m/data=!3m1!1e3
Schloß Drosendorf in der
Ebidat-Datenbank: https://www.ms-visucom.de/cgi-bin/ebidat.pl?id=1904
Schloß Drosendorf in NÖ-Burgen online: http://noeburgen.imareal.sbg.ac.at/result/burgid/1839
Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber: Burgen
Waldviertel Wachau, St. Pölten 2001, S. 81 f.
Schloß Drosendorf auf Wehrbauten-AT: http://www.wehrbauten.at/noe/drosendorf_b/drosendorf.html
Schloß Drosendorf auf Burgen-Austria: http://www.burgen-austria.com/archive.php?id=523
Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hrsg.): Burgen
Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal, Wien 2009, S. 98 ff.
Georg Clam-Martinic: Österreichisches Burgenlexikon, Linz 1992,
S. 114
Dehio Niederösterreich, Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler
Österreichs. Niederösterreich nördlich der Donau, bearb. von
Evelyn Benesch, Bernd Euler-Rolle, Claudia Haas, Renate
Holzschuh-Hofer, Wolfgang Huber, Katharina Packpfeifer, hrsg. vom
Bundesdenkmalamt, Wien 1990, S. 108 f.
Ronald Woldron, Raimund Rhomberg: Drosendorf, starke Mauern an
der Thaya - eine bauhistorische Wanderung entlang der
Stadtbefestigung, Drosendorf 2007, S. 20 f.
Informationstafeln der Stadt zur Geschichte der Stadtmauer und
entsprechendes Faltblatt
Alois Plesser, Alfons Zak: Zur Geschichte der Herrschaft
Drosendorf an der Thaya in der neueren Zeit, in: Jahrbuch für
Landeskunde von Niederösterreich 1918, Bd. 17-18, S. 279-293
Wilfried Bahnmüller: Burgen und Schlösser in Niederösterreich,
Kral-Verlag, Berndorf, 2011, ISBN 978-3-99024-001-4, S. 130-132
Schloß Drosendorf auf Alle Burgen: https://www.alleburgen.de/bd.php?id=21222#Historie
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel RAA 236.65 https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=2532243
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel RAA 236.62 https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=2532237
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel RAA 236.64 https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=2532241
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel RAA 236.51 https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=2532223
Kurtz von Senftenau in Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Kurtz_von_Senftenau (Wappenabbildung dort unrichtig)
Jakob Kurtz von Senftenau: https://de.wikipedia.org/wiki/Jacob_Kurz_von_Senftenau
Hermann Kellenbenz: Sebastian Kurtz von Senftenau in: Neue
Deutsche Biographie 13 (1982), S. 327-328: https://www.deutsche-biographie.de/sfz47170.html - https://www.deutsche-biographie.de/pnd136222765.html#ndbcontent
Portrait von Maximilian Kurtz mit Wappen: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/0a/Maximilian_Kurtz_von_Senftenau.jpg
Bürgerspital Drosendorf: https://www.drosendorf.at/Buergerspital
Spitalmühle Drosendorf: https://de.wikipedia.org/wiki/Spitalmühle_(Gemeinde_Drosendorf-Zissersdorf)
Hans Graf Hoyos: https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Hoyos-Sprinzenstein
Markus Graf Hoyos: https://regiowiki.at/wiki/Markus_Hoyos
Genealogie Grafen Hoyos: https://de.rodovid.org/wk/Person:794278
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf
CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Stadtkirche St. Martin - Rathaus und Stadtwappen
Ortsregister - Namensregister - Regional-Index
Zurück zur Übersicht Heraldik
©
Copyright bzw. Urheberrecht an Text, Graphik und Photos: Bernhard
Peter 2023
Impressum