Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 3067
Hohenems (Bezirk Dornbirn, Bundesland Vorarlberg, Österreich)

Der Hohenemser Palast

Der Hohenemser Palast befindet sich an der Ostseite des Schloßplatzes direkt am Fuße des Burgfelsens. Seine ca. 65 m breite Schauseite geht zum Platz, rückwärtig stößt er hart an die aufsteigenden Felsen. Der wuchtige, regelmäßige und dreigeschossige Bau ist an den Ecken mit vorspringenden viereckigen, turmartigen Eckrisaliten gleicher Traufhöhe versehen, die ihm ein kastellähnliches Äußeres verleihen. Diese Eckbauten sind an den freistehenden Seiten zwei Fensterachsen breit und tragen Zeltdächer. Gegenüber dem Hauptcorpus springen sie jeweils eine Fensterachse nach außen vor. Gemessen an den Türmen hat der Bau eine Tiefe von ca. 45 m. Die breit gelagerte Vierflügelanlage umschließt einen rechteckigen Innenhof von ca. 21 m Breite und ca. 18 m Tiefe, und hier ist der Charakter des Gebäudes geprägt von schönster Renaissance-Architektur, von Arkadengängen, echten und gemalten Bogenstellungen und gemaltem Fassadenschmuck, dort bestimmt italienisch inspirierte Lebensfreude die Architektur und die Dekoration. Typisch italienisch beeinflußt ist der Gegensatz aus abweisendem, nüchternem Äußeren und opulenter Architektur und Prachtentfaltung im Innenhof.

Dieser Palast ist der bedeutendste Renaissancebau Westösterreichs. Drei der vier Flügel sind ähnlich stark dimensioniert mit jeweils ca. 16-17 m Tiefe, nur der Ostflügel ist erheblich schmäler, bedingt durch das beengte Terrain. Wenn man im Innenhof steht, bemerkt man kaum, wie exzentrisch der Hof im Grundriß nach Osten verschoben ist, immerhin ist seine hofseitige Wand in einer Flucht mit der Turm-Westwand, de facto enthält er keine Räume, sondern ist nur eine Blendmauer, und auch die Fenster sind trotz ihrer Gewände nur gemalt. Da die Wand aber genau so gestaltet ist wie die anderen Hofseiten, fällt das gar nicht auf. Über der hofseitigen Loggia des Westflügels verlaufen auch in den Obergeschossen lange Galerien, von der aus man die zur Außenseite gerichteten Repräsentationsräume erreicht. Die beiden symmetrischen Stiegenhäuser liegen in den beiden Seitenflügeln. Die Schloßkapelle ist völlig in den symmetrischen Bau integriert und tritt nach außen nicht in Erscheinung. Von der Nordseite des Palastes führt ein 50 m langer Verbindungsgang zur Pfarrkirche.

Der Palast wurde 1561 in Auftrag gegeben, um einen alten Verwaltungssitz zu Füßen der Burg zu ersetzen. Der Architekt war Martino Longhi il vecchio (4.4.1534-11.6.1591). Dieser stammte aus dem lombardischen Viggiù (bei Varese) und war der erste von drei bedeutenden Architekten aus der gleichen Familie, denn auch sein Sohn Onorio Longhi (12.10.1568-31.12.1619) und sein Enkel Martino Longhi il Giovane (18.3.1602-15.12.1660) wurden in dem Metier berühmt, wobei letzterer einer der originellsten Barockbaumeister Italiens wurde. Martino Longhi d. Ä., dessen Hohenemser Palast als frühes Werk einzuordnen ist, war seit 1569 in Rom ansässig und baute dort am Innenhof des Palazzo Borghese, am Palazzo Cesi-Armellini, am Palazzo Poli und am Palazzo Cenci, dazu an weiteren Bauprojekten des Kardinals Altemps. Er wurde später unter Papst Gregor XIII. päpstlicher Baumeister. Zu seinen sonstigen Werken zählen die römischen Kirchen Santa Maria in Vallicella, Santa Maria della Consolazione, San Girolamo degli Schiavoni, Santissima Trinità dei Pellegrini und Santa Maria in Trastevere, außerdem Palazzo Senatorio in Campidoglio samt Turm und einige Bauten im Komplex des Palazzo del Quirinale. Sohn und Enkel bauten an der römischen Kirche Santi Ambrogio e Carlo al Corso und an etlichen weiteren Kirchen Roms.

Somit haben wir hier in Hohenems ein Werk am Beginn einer großartigen Architektenkarriere, und bereits dieses Werk offenbart Longhis gutes Gespür für Proportion und Wirkung. Der Rohbau des Palastes entstand 1562-1567; an einer Decke im zweiten Obergeschoß ist die Zahl 1565 als Datierung zu finden. 1567 war der Westtrakt bewohnbar. Die Fertigstellung des gesamten Palastes erfolgte freilich erst viel später. 1603-1610 entstanden die beiden Seitentrakte. Im Jahre 1617 wurde der Palast um weitere Gartenanlagen, einen Tiergarten, ein Lusthaus etc. erweitert, und erst im Jahre 1640, da waren Architekt und Bauherr längst nicht mehr unter den Lebenden, konnte der Neffe des Auftraggebers die Vollendung feiern. Die weitläufigen Außenanlagen reichten bis zum Rheinufer. 1672 wurde der Dachstuhl erneuert.

Der Palast von Hohenems ist heute privat genutztes Eigentum der Grafen von Waldburg. Im Erdgeschoß hat die gräfliche Forstverwaltung ihre Diensträume. Führungen durch das Stiegenhaus, die große Galerie, den zwei Geschosse einnehmenden Renaissance-Rittersaal mit Galerie und prachtvoller Holz-Kassettendecke und das Kaiserzimmer sowie der musealen Räume in der zweiten Etage sind möglich, entweder immer mittwochs 15 Uhr durch das Tourismusbüro Hohenems, oder nach Voranmeldung bei mindestens 12 teilnehmenden Personen. Die einst prächtige Ausstattung ist im Laufe der Jahrhunderte auf einige Holzdecken, Truhen, Kästen und Bilder reduziert worden. Im Vorarlberger Landesmuseum werden weitere Reste des Mobiliars sowie Tapisserien und Ledertapeten aufbewahrt.

Der Palast wird von der Besitzerfamilie als kulturtragende Institution im musikalischen Bereich positioniert. Das Kammerorchester Arpeggione Hohenems ist seit 1990 für Konzerte im Palast zu Gast, meistens im Rittersaal. Im Juli bildet das Sommerkonzert im Palasthof den Höhepunkt der Veranstaltungen klassischer Musik.

Wenn man im Innenhof steht, hier der Blick von Südwesten in die Nordostecke, fällt aufgrund der exakt gleichen Gliederung und Gestaltung kaum auf, daß es sich beim linken Bildteil um einen echten Seitenflügel mit ca. 17 m Tiefe handelt, beim rechten Bildteil aber nur um eine Blendmauer ohne echte Fenster und ohne Räume dahinter. Die Erdgeschoßarkaden sind aber nur am Westflügel geöffnet und ansonsten nur vorgeblendet. Im ersten Obergeschoß setzt sich die Gliederung mit den Bögen und den ionischen Pilastern dazwischen fort, doch hier ist sie nur aufgemalt, ebenso wie die schlichtere Gliederung des zweiten Obergeschosses, so daß ein mehrgeschossiger Arkadenhof vorgetäuscht wird, der so gar nicht existiert.

Die Eingangsachse der nach Westen gerichteten Außenfassade, die mittlere von insgesamt elf Achsen des Mittelteils, ist nicht nur durch eine rustizierte Portalumrahmung mit seitlichen ionischen Halbsäulen besonders hervorgehoben, sondern auch durch das einzige Doppelfenster der Fassade im ersten Obergeschoß, das von einer Rahmung aus Pilastern und einem gesprengtem Dreiecksgiebel eingefaßt wird.

 

Während die nahe Pfarrkirche von der Heraldik von Jakob Hannibal I. Graf von Hohenems und Conte di Gallarate (13.5.1530-26.12.1587) und seiner Frau dominiert wird, steht am Palast dessen Bruder im Mittelpunkt, Marcus Sittich III. von Hohenems (19.8.1533-15.2.1595). Es gab noch mehr Geschwister, alles Kinder von Wolfgang Dietrich Freiherr von Hohenems (1508-10.3.1538), kaiserlicher Oberst, 1527 Vogt von Bludenz und Sonnenberg, und dessen Ehefrau, Clara bzw. Chiara Medici (-1560): 1.) Gabriel Graf von Hohenems (ca. 1536-1583), vermählt 1559 mit Helena von Freyberg (-1588), 2.) Helena von Hohenems (ca. 1538-29.4.1586), vermählt 1558 mit Johann (Hans) Werner III. von Raitenau (-4.4.1593), 3.) Margarethe Ursula von Hohenems (ca. 1542-1604), vermählt 1560 mit Ferdinand Fortunat Freiherr von Madruzzo (-1612), und 4.) Cäcilia von Hohenems (ca. 1540-6.4.1566). 

In diesen Giebel ist ein ovaler Wappenstein eingefügt. In der Mitte ist in einer ovalen Kartusche das Stammwappen der Grafen von Hohenems angebracht, in Blau ein goldener aufspringender Steinbock. In dieser Steinmetzarbeit sind nicht nur die Hörner gewaltig dimensioniert und reichen bis fast zur Schwanzquaste, sondern auch die Hoden in beeindruckender Größe und Offenheit aus dem Stein gehauen. Die zugehörige, hier nicht verwendete Helmzier wäre zu blau-goldenen Decken der goldene Steinbock wachsend.

 

Der Rahmen der manieristischen Kartusche ist oben zweimal eingerollt. Seitlich sind zwei gehörnte groteske Masken im Halbprofil angebracht, aus deren Mäulern Blüten- und Fruchtgebinde herabhängen, die unten ihrerseits an Rosetten im Haarkranz einer frontal den Betrachter anschauenden, großen Maske befestigt sind. Aus dem Mund der unteren Maske kommen zwei Seile hervor, die eine rechteckige Schriftkartusche mit dem Wortlaut "RELIGIONE NATALIBVS / MILITIA CLAROS LVBE(N)S / INVITO AC SVSCIPIO" tragen.

Eine vierte Maske sitzt auf dem oberen Kartuschenrand, dahinter ragt ein Kreuz empor, und darüber ist der Galero eines Bischofs mit seitlich herabhängenden 2x 6 (1:2:3) Fiocchi angebracht. Auch wenn der Schild selber keine Amtskomponenten enthält, so macht doch das Oberwappen deutlich, daß es sich um einen kirchlichen Amtsträger handelt. Da der Palast im wesentlichen 1562-1567 errichtet wurde, dessen Auftraggeber, Marcus Sitticus (Mark Sittich III.) von Hohenems aber bereits 1561 Kardinal geworden war, paßt die Anzahl der Fiocchi aus heutiger Sicht nicht zu seiner Stellung.

Auch auf den sonstigen überlieferten Wappendarstellungen des Fürstbishofs und Kardinals ist die Anzahl der Fiocchi geringer als heute üblich: Es gibt auch eine Darstellung dieses Wappens mit nur je 6 Fiocchi in einem Konstanzer Missale von 1579 ("Missale secundum ritum Constantiensis Ecclesiae diligenter emendatum et in meliorem ordinem quam antehac digestum"). Andere Darstellungen haben je 10 Fiocchi, wie z. B. in einer Publikation über die Ergebnisse der Konstanzer Synode von 1567 ("Constitutiones et decreta synodalia civitatis et dioecesis Constantiensis, in ecclesia cathedrali Constantiensi Calendis Septembris et sequentibus diebus, Anno Domini MDLXVII statuta, edita et promulgata, praesidente Reverendissimo in Christo patre et illustrissimo Principe ac Domino, Domino Marco Sitico S. R. E. tituli S. Georgii in Velabro Presbytero Cardinale, Episcopo Constantien. et Domino Augiae Maioris"), weiterhin in den Agenda von 1570 ("Agenda seu obsequiale, Simulac Benedictionale, iuxtra ritum et normam ecclesiae et episcopatus Constantiensis, MDLXX", ausgeführt von Sebaldus Mayer), ebenso auf dem Titelbild des Konstanzer Breviers und Direktoriums von 1575 ("Index sive directorium horarum canonicarum, Juxta ritum et ordinem dioecesis Constantiensis"). Die strenge Kodifizierung hat sich erst später entwickelt und allgemein durchgesetzt; heute hätte er 2x 15 Fiocchi.

Aber die gezeigte Form ist genauso bei einem plastischen, farbig gefaßten Wappenstein im Arkadengang rings um den Innenhof zu sehen, mittig über zwei Rundbogenportalen angebracht: Auch dieses Wappen hat Galero und 2x 6 Fiocchi, korrekt in der roten Farbgebung eines Kardinals. Die Schrifttafel unter der Kartusche ordnet dieses Wappen namentlich dem Kardinal zu: "MARCVS / SITICVS CAR". Darüber schaut eine Löwenmaske zwischen den eingerollten Schmuckelementen hervor. Über dem Galero schwebt noch ein geflügelter Engelskopf. Die umgekehrt eiförmige Kartusche hat dieses Mal aber mehr Inhalte als an der Außenfassade und entspricht dem tatsächlichen Amtswappen des Konstanzer Fürstbischofs Mark Sittich III. von Hohenems (19.8.1533-15.2.1595): Der Schild ist geviert mit eingepfropfter Spitze und mit Herzschild belegt, Feld 1 und 4: in Gold sechs 1:2:2:1 gestellte Kugeln (palle), von denen die obere etwas größer ist und blau tingiert sowie mit drei (2:1) goldenen (hier falsch silbernen) Lilien (fleur-de-lys) belegt ist, und die fünf unteren rot tingiert sind (Wappen der florentinischen de Medici), Feld 2 und 3: gespalten, rechts in Silber ein durchgehendes rotes Kreuz (Reichsabtei Reichenau), links in Blau ein goldener aufspringender Steinbock (Grafschaft Hohenems), eingepfropfte Spitze: in Silber ein rotes Jakobskreuz (Santiago-Orden), Herzschild: in Silber ein durchgehendes rotes Kreuz (Hochstift Konstanz). Hinter dem Schild wird ein Prozessionskreuz geführt, darüber der Galero in Kardinalsrot mit Fiocchi. Das Wappen beschreibt P. Placidus Hartmann OSB, allerdings ordnet er fehlerhaft ohne Differenzierung alle drei Kreuze dem Hochstift Konstanz zu, ohne die Reichenau zu berücksichtigen, die ja inhaltlich bei den Konstanzer Fürstbischöfen auch vertreten ist, allerdings das gleiche Wappensymbol hat.

 

Zum Wappen der de Medici wurde bereits im Kapitel zur Pfarrkirche Karl Borromäus ausführlich Stellung genommen. Dieser Kardinal war ein Bruder des Bauherrn der Pfarrkirche, und genau wie bei jenem waren seine Eltern Wolfgang Dietrich Freiherr von Hohenems (1508-10.3.1538), kaiserlicher Oberst, 1527 Vogt von Bludenz und Sonnenberg, und dessen Ehefrau, Clara bzw. Chiara Medici (-1560). Auch sein Onkel war Giovanni Angelo Medici (31.3.1499-9.12.1565), der von 1559 bis 1565 als Pius IV. Papst war. Mutter und Onkel entstammten einer Familie des Namens Medigino oder Medeghino aus Mailand, die ihren Namen in Medici di Melegnano bzw. Medici di Nosigia änderte. Genealogisch haben sie nichts mit den echten de Medici aus Florenz zu tun, dennoch führten sie alle das de Medici-Wappen. Man glaubte, aufgrund der Namensähnlichkeit entfernt verwandt zu sein, und die Zeitgenossen nahmen es hin. Aufgrund dieser Abstammung nahmen beide Brüder, Jakob Hannibal als Erbauer der Pfarrkirche und Marcus Sitticus als Erbauer des Palastes, das Wappen der florentinischen de Medici in ihr eigenes auf.

Die Positionierung des Medici-Wappens in den hochrangigen Feldern 1 und 4, also noch vor dem wirklichen Familienwappen, ist ganz unüblich für ein aufgenommenes mütterliches Wappensymbol und ist hier günstigstenfalls als Respektbezeugung gegenüber dem Papst zu verstehen, dem der Wappenträger und sein Bruder alles verdanken. Man könnte es aber auch Hybris nennen, denn nicht nur besteht kein Anspruch auf das mütterliche Wappen, sondern es besteht eigentlich gar kein Anspruch auf dieses Wappen abseits der tolerierten Praxis: Man wollte sich ostentativ im vom Papst abstrahlenden Lichte sonnen und mit dieser mächtigen Rückendeckung herumprotzen. Übrigens hat auch Karl Borromeo, ein Cousin dieses Kardinals, das Medici-Wappen in das seinige aufgenommen, auch hier war es das übernommene Wappen mütterlicherseits, denn er war ein Sohn von Margareta de Medici, ein Neffe von Papst Pius IV. und ein Bruder der Schwägerin des Kardinals. Und Papst Pius IV. führte natürlich selber auch das eigentlich fremde Medici-Wappen, so zu sehen beispielsweise am Karlstor von St. Gallen.

Im Gegensatz zu anderen Wappen der Konstanzer Fürstbischöfe vor ihm und nach ihm fehlt hier das Feld für die Propstei Öhningen, das normalerweise in einer eingepfropften Spitze zu finden wäre. Statt dessen verwendet er das Jakobskreuz. Im Siebmacher Band Bistümer steht als Grund "wegen des Diakonats zu den 12 Aposteln", was ein Irrtum ist. Korrekt ist, daß seine Titularkirche als Kardinal die römische Kirche zu den 12 Aposteln (Ecclesia Sanctorum XII Apostolorum) war, d. i. der Titel, welcher mit der Kardinalswürde verbunden war. In dieser Kirche wurden die vermeintlichen Reliquien der Apostel Philippus und Jakobus aufbewahrt, weshalb der Kardinalstitel "Santi Filippo e Giacomo" lautete. Gemeint ist hier jedoch Jakobus der Jüngere. Die Jakobus d. J.  zugeschriebenen Reliquienknochen in des Kardinals Titularkirche stammen übrigens, wie Untersuchungen ans Licht brachten, von einem spätantiken Europäer, der deutlich später gelebt hat, und nicht vom echten Jacobus, Sohn des Alphäus. Das rote Jakobskreuz, unten mit spitzer Dolchklinge und oben mit rundem Dolchgriff-Knauf, seitlich lilienendig, wird hingegen als Symbol für Jacobus den Älteren verwendet und ist das Symbol des spanischen Ordens zum Heiligen Jakob vom Schwert (Santiago-Orden). Jakobus d. Ä. hingegen gehört zu den 12 Aposteln, nach denen die Titularkirche ebenfalls heißt. In der Kirchengeschichte sind zwar Jakobus d. J., Jakobus der Kleine und Jakobus der Gerechte zu einer Person verschmolzen, eine seit dem Konzil von Trient sogar verbindliche Gleichsetzung, nicht aber mit Jakobus d. Ä. Das Santiago-Kreuz im Wappen verweist eindeutig auf Jakobus d. Ä. Es ist nicht plausibel, warum entweder der falsche Jacobus ein nicht mit ihm verbundenes Symbol hätte bekommen sollen oder warum nur einer von 12 Aposteln eine so prominente Repräsentation im Wappen hätte erhalten sollen. Der Siebmacher liegt hier daneben, denn der in diesem Standardwerk übersehene Fakt ist, daß Marcus Sitticus von Hohenems im Jahre 1560 Komtur des Ritterordens von Santiago und Kammerkleriker wurde, eine der ersten Würden, die er von seinem frisch zum Papst gekürten Onkel erhielt. Das Ordenskreuz der Santiagoritter wurde auf einem weißen Mantel getragen, deshalb wird es hier in einem silbernen Feld positioniert.

Das gleiche Wappen erscheint noch einmal in gemalter Form auf der Innenhofwand, oberhalb eines Fensters und eingerahmt von einer Bogenstellung der aufgemalten Scheinarkade. Inhaltlich ist es gleich wie oben beschrieben, nur die Knotenschnüre sind aufwendiger, um mehr gestalterische Breite zu erzeugen, weil der Kartuschenrand sehr ausladend ist. Das Feld für das Jakobskreuz ist abweichend mit einem durchgehenden roten Kreuz belegt, offensichtlich in Angleichung an die Felder für Konstanz und für die Reichenau, aber in Verkennung der beabsichtigten Symbolik.

Marcus Sitticus von Hohenems, der in Italien seinen Namen in "Altemps" anpaßte, wurde oben auf Burg Hohenems geboren. Eigentlich war er für eine militärische Karriere bestimmt gleich seinem älteren Bruder. Er nahm zusammen mit diesem an den Feldzügen seines Onkels mütterlicherseits, dem Condottiere Gian Giacomo de Medigino ("Medici"), teil. 1552 war er Teilnehmer der erfolglosen Belagerung von Metz im Konflikt Kaiser Karls V. mit König Heinrich II. von Frankreich. Wieder in Italien, kämpfte er 1554/1555 in der Belagerung von Siena, wo er eine schlimme Kopfwunde erhielt. Im Alter von 23 Jahren war er bereits Hauptmann. Nachdem die Franzosen zur Entlastung Sienas die Türken zu einem Seeangriff animiert hatten, nahm er auch an dessen Abwehr teil. Doch später schlug Marcus Sitticus von Hohenems eine geistliche Laufbahn ein, denn nachdem sein Onkel mütterlicherseits 1559 den Papstthron bestiegen hatte, zeichnete sich für ihn eine glänzende Karriere ab, und deshalb entschloß er sich 1560 für den geistlichen Stand. Dieser Papst hob seine zahlreichen Verwandten in exzellente Stellungen, zum einen, um deren Position zu verbessern und Macht und Einfluß der Familie zu mehren, zum anderen, um sich selber die Macht zu sichern, indem Schlüsselpositionen durch Verwandte gehalten wurden. 1560 erhielt Marcus Sitticus von Hohenems eine Domherrenstelle in Salzburg, die er bis 1576 behielt. Gemeinsam mit seinen Brüdern wurde er am 27.4.1560 in den Reichsgrafenstand erhoben.

Seine erste Auszeichnung war 1560 die Aufnahme als Ritter und Komtur in den Santiago-Orden (s. o.). Er wurde von seinem Onkel am 2.5.1560 zum Statthalter und Legat der Mark Ancona befördert. Als päpstlicher Abgesandter reiste er an den kaiserlichen Hof nach Wien. Am 29.5.1560 erhielt er das Bistum Cassano all'Jonio in Kalabrien zur Verwaltung, also als Administrator, nicht als Bischof. Er hatte zu dem Zeitpunkt noch keinerlei kirchliche Weihen empfangen. Er hatte auch nie zuvor Theologie studiert, aber er war ein geschickter Diplomat. In dieser Stellung blieb er bis zum Rücktritt am 11.5.1561. 1562-1563 war er kurzzeitig päpstlicher Legat des Konzils von Trient, obwohl er theologisch mangels Vorbildung wenig beitragen konnte. Schon am 26.2.1561 bekam Marcus Sitticus den Kardinalspurpur, am 20.3.1561 wurde er Kardinaldiakon von Santi XII. Apostoli, aber erst am 30.7.1563 wurde er zum Kardinalpriester seiner Titelkirche Santi Apostoli in Rom ernannt. Am 6.10.1561 wurde er zum Fürstbischof von Konstanz gewählt, wo er erst im gleichen Jahr im August Domherr geworden war. Erst zwei Monate lang Domherr, dann direkt Bischof, so etwas war nur mit einem Papst als Onkel und mit Rückendeckung vom Kaiser und von Spanien möglich. Mit Konstanz verbunden war die Herrschaft über das Kloster Reichenau. Er hatte schon im Vorjahr versucht, in Konstanz Koadjutor zu werden, was angesichts der Erkrankung des vorherigen Fürstbischofs aussichtsreich war, doch das Domkapitel und der Stiftsadel waren dagegen. Weitere Ideen, die zuvor schon gescheitert waren, waren eine Stelle als Koadjutor in Köln und die Nachfolge als Fürstbischof in Salzburg, beide Bemühungen waren vergeblich, obwohl er ja in Salzburg schon Domherr war. Nun klappte es also im zweiten Anlauf direkt auf den Konstanzer Bischofsstuhl, aber sowohl der Papst als auch der Kaiser hatten nachgeholfen. Die päpstliche Bestätigung erhielt er am 24.10.1561, extrem schnell. Das war in Summe eine Karriere, bei der sich viele Kleriker glücklich schätzten, sie in einem ganzen Leben zu schaffen, selbst mit theologischer Ausbildung - Marcus Sitticus schaffte sie in knapp zwei Jahren Dank seines mächtigen Onkels, und ohne Priesterweihe oder Bischofsweihe, ohne theologische oder humanistische Bildung oder andere Belastungen, die sich andere hart erarbeiten.

Auf dem Höhepunkt des Erreichten beauftragte er, mittlerweile einer der reichsten Männer Roms, 1562 Martino Longhi mit der Errichtung dieses Palastes nach italienischem Vorbild in Hohenems; 1562 war Baubeginn. 1564 wurde Marcus Sitticus Kommendatarabt der Abbaye la Trinité in Vendôme; diese Stellung behielt er bis 1571. In den Jahren von 1560 bis 1565 wurde er vom Papst mit Ehrungen überhäuft, bis sein größter Förderer Ende 1565 starb. 1567 kaufte Marcus Sitticus von Ranuccio Farnese die Villa Angelina (später Villa Vecchia genannt) in Frascati, die er in Villa Tusculana umbenannte. Der Standort war landschaftlich gut gewählt, denn von der die Villa überragenden Hügelterrasse hatte er eine phantastische Aussicht auf das Meer, die Campagna, Rom und die Sabiner- und Albanerberge. Im gleichen Jahr reiste er nach Konstanz, das ihn sonst selten sah, zur Durchführung einer Synode, eine der ersten Diözesansynoden im Sinne des Tridentinum. Er stieß auch eine Visitation des Bistums an, deren Durchführung er aber seinen Weihbischöfen überließ. Da er mit einem großen Gefolge anreiste, baute er eigens ein Gästehaus in Hohenems zur Nutzung auf der Hin- und Rückreise, das heutige Rathaus. Weil seine Interessen eindeutig ihren Schwerpunkt in Rom gefunden hatten, schenkte er auf der Rückreise den halbfertigen Palast in Hohenems 1567 seinem Bruder Jakob Hannibal von Hohenems, der bis dahin oben auf der zur Festung ausgebauten Burg lebte. Im selben Jahr noch zog die Familie des Bruders von der Festung auf dem Berg hinunter in den bequemeren Palast, denn der Vordertrakt war bereits bewohnbar.

1573 nahm Marcus Sitticus ein neues Bauprojekt in Angriff; er ließ von Martino Longhi die weit größere Villa Mondragone im Tusculum bei Frascati errichten und stellte nach Fertigstellung Papst Gregor XIII. einen Teil dieser Villa für seine regelmäßigen Erholungsaufenthalte zur Verfügung. In besagter Villa, dem größten tusculanischen Landhaus des 16. Jh., vollzog der Papst 1582 den Wechsel vom Julianischen Kalender zum Gregorianischen Kalender mit der Bulle "Inter gravissimas pastoralis officii nostri curans". In Rom selbst besaß der Kardinal den nördlich der Piazza Navona im Stadtteil Ponte gelegenen Palazzo Altemps, in dem Martino Longhi 1575 den eingestürzten Festsaal wiederherstellte. Und er ließ sich den Palazzo Altemps bei San Apollinare von Martino Longhi bauen.

Im Jahre 1589 verzichtete Marcus Sitticus auf das Fürstbistum und die Bischofswürde in Konstanz. De facto war es für ihn nur eine Pfründe, er hatte sich nie für die Angelegenheiten seines Fürstbistums und seiner Diözese interessiert. Genau genommen war er nach 1569 nicht mehr in seinem Bistum vor Ort gewesen: Ein Bischof, der 20 Jahre lang seinen Job nicht erledigte. Und das, obwohl gerade beim Konzil von Trient die bischöfliche Residenzpflicht nachgeschärft worden war. Da er auch keine Stellvertreter-Regelung getroffen hatte, war die Zeit seiner Leitung des Fürstbistums von wachsenden ungelösten Problemen geprägt. Da ihm Rom viel besser gefiel und da er dort viel besser etabliert war, hatte er einfach keine Lust mehr, sich um die Sezessionsbemühungen der Schweizer Eidgenossen zu kümmern, die gerade in einer Los-von-Konstanz-Laune waren. Und es gab wohl auch ein bißchen Druck wegen seiner zwanzigjährigen Vernachlässigung seines Bistums, und die Gewährung einer Jahrespension von 18000 fl. machte ihm die Resignation zugunsten des Kardinals Andreas von Österreich leichter.

Auch Titularkirchen "sammelte" er in seiner Laufbahn: Nach Santi XII Apostoli wurde er 1565 Erzpriester von San Giovanni in Laterano, ebenfalls 1565 Kardinalpriester von San Giorgio in Velabro, 1577 Kardinalpriester von Santa Maria degli Angeli, 1578 Kardinalpriester von San Pietro in Vincoli, 1579 Kardinalpriester von San Clemente, und schließlich wurde er am 5.12.1580 von Papst Gregor XIII. zum Kardinalpriester von Santa Maria in Trastevere in Rom ernannt. Auch in dieser letzten Titularkirche ließ er Martino Longhi die Kapelle der Madonna della Clemenza bauen. Seine letzten Jahre verbrachte er in Rom, wo er 1591 die Wahl von Papst Innozenz IX. und 1592 die Wahl von Papst Clemens VIII. wesentlich meinungsbildend beeinflußte (er war insgesamt siebenmal im Konklave!). Marcus Sitticus war außerdem seit 1572 Signore di Villa Mondragone, 1574-1575 Signore di Montecompatri, 1582 Signore di Monteporzio, ferner Marchese di Marignano. In Rom starb er dann auch 1595.

Dieser Kardinal hatte mehrere uneheliche Söhne, von denen einer, den er mit Olivia Giganti aus Genua gezeugt hatte, auf tragische Weise in die Geschichte eingegangen ist: Roberto Altemps (ca. 1566-1586), machte eine militärische Laufbahn im Schatten des Papsttums. Er wurde Kapitän der päpstlichen Garde, Gouverneur des Borgo sowie Kommandeur der päpstlichen Truppen in Avignon, und er wurde zum Herzog von Gallese erhoben. Doch er beging einen schweren Fehler: Er heiratete Cornelia Orsini, Tochter von Virginio Orsini, Duca di San Gemini, und Giovanna Gaetani, aber die Orsini waren die schlimmsten Feinde des damaligen Papstes Sixtus V. (Felice Peretti di Montalto, 1521-1590). Unter dem Vorwurf des Ehebruchs ließ der sittenstrenge Papst den ins Feindeslager verheirateten Roberto enthaupten, gerade einmal 20 Jahre alt. Es gab aber bereits Nachkommen, den Kardinalsenkel Gian Angelo, Duca di Gallese, so daß diese uneheliche Familienlinie bis 1964 existierte und damit die Hauptlinie um mehr als zwei Jahrhunderte überlebte. Die Hauptlinie war nicht gut auf diese Nebenlinie zu sprechen, weil der Kardinal und Vater gewaltigen Grundbesitz zu ihrer wirtschaftlichen Ausstattung zusammentrug, vor allem Gallese in Teverina mit Soriano und Bassano, 1585 zum Dukat erhoben, und gefühlt fehlte der Hauptlinie dieser Besitz im Erbe des Kardinals.

Über den oberen Fenstern der Westfassade sind über der horizontalen Gesimsverdachung geschweifte zweiteilige Giebel aufgemalt, und in mehreren dieser Wandmalereien ist jeweils erneut das einfache Wappen des Kardinals zusehen, nur mit dem Hohenemser Steinbock (hier linksgewendet) unter den kirchlichen Würdenzeichen Prozessionskreuz, Galero und Knotenschnüren mit Fiocchi.

Ein zweites Beispiel für das gemalte Wappen des Kardinals über den obersten Fenstern, direkt unter dem Dachansatz.

Das leitet über zu den Fassaden-Malereien im Innenhof, wo wir einen zweiten Fürstbischof finden, nämlich Marcus Sitticus von Hohenems (24.6.1574-9.10.1619) als Fürsterzbischof von Salzburg (regierte 1612-1619). Da der Erbauer des Palastes diesen an seinen Bruder Jakob Hannibal von Hohenems geschenkt hatte, beschäftigen wir uns nun mit dessen Kindern. Das waren 1.) Margaretha von Hohenems (1567-1600), vermählt in erster Ehe mit Ludwig von Lodron und in zweiter Ehe 1605 mit Oswald von Trapp, 2.) Clara von Hohenems (10.9.1571-5.12.1604), vermählt mit Sigmund von Welsperg, 3.) Caspar Marcus Graf von Hohenems (1.3.1573-10.9.1640), welcher die Familie fortsetzte, auf die Ausübung des Kriegshandwerks verzichtete und die Grafschaft zu einer großen Blüte bringt, vermählt in erster Ehe mit Leonora Philippina Welsperg-Primör und in zweiter Ehe mit Anna Amalia von Sulz, 4.) der genannte Fürsterzbischof von Salzburg, und 5.) Wolf Dietrich von Hohenems (1577-30.5.1604). Das Wappen zeigt unter einem gespaltenen Schildhaupt (Erzstift Salzburg, rechts in Gold ein rotgezungter schwarzer Löwe, links in Rot ein silberner Balken) in Blau einen aufspringenden, goldenen und schwarzbewehrten Steinbock (Grafen von Hohenems).

Kardinal Marcus Sitticus von Hohenems hatte nicht nur stark vom Nepotismus profitiert, sondern er war selber mittendrin, um seinerseits Nepotismus auszuüben: Wie stark die geistlichen Familienmitglieder miteinander verwoben sind, zeigen folgende Zusammenhänge: Kardinal Marcus Sitticus von Hohenems hatte zwei Neffen, die eine geistliche Laufbahn einschlugen. Der eine war Wolf Dietrich von Raitenau (26.3.1559-16.1.1617), Sohn von Helena von Hohenems. Der andere war dieser Marcus Sitticus von Hohenems, Sohn von Jakob Hannibal von Hohenems.

Der junge Marcus Sitticus von Hohenems hatte zwar den Papst Pius IV. nur zum Großonkel, aber er hatte auch noch den heiliggesprochenen Mailänder Erzbischof und Kardinal Karl Borromäus (Carlo Borromeo) zum Onkel mütterlicherseits. Im Gegensatz zu seinem anderen Onkel, dem Kardinal Marcus Sitticus von Hohenems, erwarb dieser junge Marcus Sitticus eine umfangreiche theologische Bildung: Sein Onkel Karl Borromäus vermittelte ihm zunächst den Jesuitenpater Bartolomeo Bedra als Hauslehrer. Dann lernte er in Mailand am Collegio dei Nobili, das derselbe Onkel gegründet hatte. Danach ging es nach Rom, wo er unter der Fürsorge des anderen Onkels am Collegium Germanicum studierte, das praktischerweise ganz in der Nähe des Palazzo Altemps lag. In Rom empfing er die niederen Weihen (Subdiakonsweihe 1602, Diakonsweihe 1610), dann kehrte er mit Pater Bartolomeo Bedra Ende 1586 nach Hohenems zurück.

Kardinal Marcus Sitticus von Hohenems besaß seit 1560 ein Kanonikat in Salzburg, das er 1576 zugunsten seines Neffen Wolf Dietrich von Raitenau resignierte. Später kam noch ein Kanonikat in Konstanz hinzu, das ihm ebenfalls von seinem Onkel verschafft worden war, denn er war ja der Chef des Konstanzer Fürstbistums. Wolf Dietrich konnte 1576-1581 am Collegium Germanicum in Rom studieren. Am 2.3.1587 wurde er zum Salzburger Fürsterzbischof gewählt. Daraufhin resignierte er von seinem Konstanzer Kanonikat, das der Kardinal postwendend 1587 an den anderen Neffen, Marcus Sitticus von Hohenems, vergab.

Ebenfalls 1587 starb der Vater des jungen Marcus Sitticus, und nun kümmerte sich sein Cousin Wolf Dietrich von Raitenau um ihn, verschafft ihm Pfründen, brachte ihn in Konstanz und Salzburg in Stellung, resignierte 1589 zu seinen Gunsten von seinem Salzburger Kanonikat, und schickte ihn auf die Jesuitenuniversität in Ingolstadt (1588) und zum weiteren Studium nach Bologna (1591). Marcus Sitticus scheint aber keine Studienabschlüsse gemacht zu haben. Er irrlichtert ein paar Jahre lang in niedrigen Positionen, absolvierte seine Residenzjahre in Konstanz und Salzburg und schaffte es in Konstanz bis zum Dompropst. 1605 kam ein weiteres Kanonikat in Augsburg hinzu. Diese Pfründen zusammen halfen ihm aus seiner bisherigen steten Geldnot. 1610 erhielt er in Konstanz die Diakonsweihe. Und dieser wurde dann später 18.3.1612 in Salzburg zum Nachfolger des ersten Neffen gewählt, der aber nicht durch Tod den Erzbischofsstuhl freigemacht hatte, sondern den militärischen Konflikt mit Bayern gesucht und verloren hatte und danach für den Rest des Lebens von dem ihm nachfolgenden Cousin gefangen gehalten wurde. Das blieb ein dunkler Fleck in der Biographie dieses Fürstbischofs Marcus Sitticus von Hohenems, zumal er unnötige Härte bei der Inhaftierung seines Vorgängers an den Tag legte und externe Vermittlungsversuche zur Freilassung hintertrieb.

Marcus Sitticus hat als Fürsterzbischof jedoch großen Einfluß auf den barocken Umbau der Stadt Salzburg genommen und trotz seiner kurzen Regierungszeit große Verdienste um die Stadt erworben, sowohl als der eigentliche Erbauer des Salzburger Doms als auch als Gestalter des Lustgartens Hellbrunn, wo sein Wappen plastisch am Römischen Theater und gemalt im Festsaal zu finden ist. Er hatte eine Vorliebe für prächtige geistliche und weltliche Feste, Schauspiele und Umzüge, und er führte die frühbarocke Fest-, Musik- und Theaterkultur aus Italien in seiner Amtszeit nördlich der Alpen ein. Ein ganz wesentlicher Verdienst ist auch seine strikte Neutralitätspolitik und seine Nichteinmischung in die Reichspolitik, wodurch er die Basis dafür schuf, daß Salzburg unter seinem Nachfolger nicht in den Dreißigjährigen Krieg hineingezogen wurde.

Abb. oben: Innenhof, Südseite, 1. Obergeschoß, komplettes mittleres Bogenfeld, Abb. unten: Detailausschnitt

Bis jetzt haben wir aber erst einen kleinen Teil des umfangreichen Wappenschmucks beschrieben. Die ganzen anderen Wappen lassen sich in drei Gruppen einteilen. Die erste Gruppe umfaßt Wappen der Grafen von Hohenems und ihrer Ehefrauen über vier Generationen: Zunächst sehen wir das Wappen der Grafen von Hohenems, in Blau ein aufspringender, goldener und schwarzbewehrter sowie rotgezungter Steinbock, auf dem gekrönten Helm der Steinbock wachsend. Dieses Wappen füllt das Bogenfeld in einer der gemalten Scheinarkaden auf der Südseite im Hof aus, wobei anstelle der blau-goldenen Helmdecke zarte goldene Arabesken die Freiräume zur Entfaltung nutzen.

Ein zweites und drittes Mal taucht das Hohenemser Wappen nur in Form des Schildes im umlaufenden Wappenfries auf.

Und das Hohenemser Wappen taucht an der Westfassade mehrfach als Schmuck über den obersten Fenstern auf, als zentraler Teil der aufgemalten Volutengiebel. Es werden keine heraldischen Farben verwendet, sie sind einfach grau-weiß gestrichen.

Zur ersten hier repräsentierten Generation, der am weitesten zurückliegenden, gehört das Wappen der von Freyberg (silbern-blau geteilt, hier unten drei (2:1) goldene Besanten, sonst meist als Kugeln dargestellt, was auch korrekt ist). Markus Sittich Herr von Hohenems (1466-25.7.1533), kaiserlicher Rat und Vogt von Bregenz, hatte am 6.5.1494 Helena von Freyberg (-1507/1509) geheiratet. Hier erstaunt ein Blick auf die atypischen Besanten, denn nicht nur ist in den Umschriften der Münzen die Jahreszahl der Anbringung, 1974, zu finden, sondern auch der Spruch "LECK MICH AM ARSCH" / "IHR SORGEN GUTE NACHT BIS MORGEN". Tsss, tsss, tsss. Andere Wappendarstellungen der Familie bergen keine solchen Überraschungen, sondern zeigen einfach nur "langweilige" Kugeln.

Die zweite Generation besteht aus Wolfgang Dietrich Freiherr von Hohenems (1508-10.3.1538) und seiner Frau, Clara bzw. Chiara Medici (-1560). Entsprechend sehen wir im Wappenfries das von dieser Familie angenommene Wappen der florentinischen de Medici, in Gold sechs 1:2:2:1 gestellte Kugeln (palle), von denen die obere etwas größer ist und blau tingiert sowie mit drei (2:1) goldenen Lilien (fleur-de-lys) belegt ist, und die fünf unteren rot tingiert sind.

Die dritte Generation besteht aus Jakob Hannibal I. Graf von Hohenems und Conte di Gallarate (13.5.1530-26.12.1587) und seiner Frau, Ortensia Borromeo Contessa di Arona (1550,-27.12.1578). Das Wappen, das ausführlich bei der Pfarrkirche erläutert wurde, ist mit leichten Abweichungen geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in schrägem, blau-silbernen Wolkenfeh mehrere grüne Schrägbalken (Stammwappen der Vitaliani von Padua), Feld 2: halbgespalten und geteilt, oben rechts: in Rot ein aufspringendes, eigentlich goldenes, hier silbernes Einhorn, oben links: in Silber die Devise "Humilitas" (Demut) in schwarzen gotischen Lettern, überhöht von einer goldenen Krone (Devise der Borromeo), unten: fünfmal hier grün-rot geteilt und überdeckt von einem silbernen Schrägbalken (Stammwappen der Borromeo di San Miniato), Feld 3: halbgespalten und geteilt, oben rechts: in Rot eigentlich ein aus einem goldenen Korb wachsendes goldenes Kamel, dessen Höcker eine goldene Krone krönt mit einem Federbusch aus fünf abwechselnd silbernen und blauen Straußenfedern (Bilddevise von Vitaliano I. Borromeo, hier farblich falsch und vereinfacht), oben links: in Silber das Motto "Humilitas" in schwarzen gotischen Lettern, überhöht von einer goldenen Krone, unten: hier sechsmal grün-rot geteilt und überdeckt von einem silbernen Schrägbalken (Borromeo di San Miniato), Herzschild: in Rot eine goldene Pferdekandare). Ein weiterer Wappenschild des Frieses ist geviert aus dem de'Medici-Wappen und dem Borromeo-Wappen wie beschrieben. Diese Kombination verweist auf den Mailänder Kardinal Carlo Borromeo, der zwar väterlicherseits ein Borromeo war, mütterlicherseits aber die gleiche Nähe zum Papst Pius IV. hatte wie Jakob Hannibal von Hohenems und gleich ihm das angeeignete de'Medici-Wappen in das seinige aufnahm, ebenfalls in der "besseren" Position in den Feldern 1 und 4. Beide Komponenten folgen der oben gegebenen Beschreibung.

Die vierte Generation ist repräsentiert durch Caspar Marcus Graf von Hohenems (1.3.1573-10.9.1640) und seine beiden Ehefrauen. Das war der Bruder des Salzburger Fürsterzbischofs. Er war in erster Ehe mit Eleonora (Leonora) Philippina Freiin von Welsperg-Primör vermählt. Ihr Ehewappen ist im Arkadengang in ein Bogenfeld gemalt, zu finden am Kopfende des Südteils des westlichen Arkadengangs. Graf Caspar Marcus von Hohenems war derjenige, unter dem der Palast erweitert und 1640 endgültig fertiggestellt wurde.

Heraldisch rechts sieht man das Wappen der Grafen von Hohenems wie beschrieben, aber gänzlich golden, und mit einem phantasievollen grün-goldenen Pfauenfederbusch o.ä. anstelle der korrekten Helmzier.

Gegenüber wird das Wappen der Freiherren von Welsperg-Primör dargestellt, hier mit kleinen Abweichungen gegenüber der Literatur (Siebmacher Band: Bad Seite: 39 Tafel: 24, Band: Bay Seite: 24b Tafel: 19, Band: Erg Seite: 27 Tafel: 12, Band: OÖ Seite: 628 Tafel: 128, Band: Tir Seite: 19 Tafel: 22, ferner im Scheiblerschen Wappenbuch auf Folio 172) geviert, Feld 1 und 4: in Rot ein silberner, W-förmig dreimal eckig gezogener Balken (von Villanders), Feld 2 und 3: in Schwarz auf grünem Boden linksgerichtet ein goldener Löwe (von Montani), hier fehlend der Herzschild: silbern-schwarz geviert (Stammwappen Welsperg), drei gekrönte Helme, Helm 1 (Mitte): zu eigentlich schwarz-silbernen Decken ein Paar eigentlich silbern-schwarz, hier abweichend und falsch golden-schwarz übereck geteilter Büffelhörner (Stammhelm Welsperg), Helm 2 (rechts): zu rot-silbernen Decken ein roter, hoher Hut, der Schaft eigentlich mit dem eckig gezogenen silbernen Balken belegt, hier abweichend (Lit.: an der Spitze mit roten und silbernen Straußenfedern besteckt) beiderseits mit roten Straußenfedern besteckt (von Villanders), Helm 3 (links): zu schwarz-goldenen Decken ein schwarzer, beiderseits mit einem goldenen Löwen belegter Flug (von Montani). Die Abweichungen sind hier substantiell, insbesondere der fehlende Herzschild fällt ins Gewicht, zumal das zugehörige Kleinod vorhanden ist, wenn auch falsch angestrichen. Zwischen den beiden Wappen gibt es noch ein kronengeschmücktes Zierelement, das von den Wappentieren beider Ehepartnern wie von Schildhaltern flankiert wird, rechts der goldene Steinbock, links der goldene Löwe. Ein weiteres Wappenpaar Hohenems/Welsperg-Primör befindet sich übrigens aus Holz geschnitzt im Inneren des Palastes im achteckigen Mittelfeld der originalen Kassettendecke des Rittersaals.

Abb. oben: Innenhof, Nordseite, 1. Obergeschoß, komplettes mittleres Bogenfeld, Abb. unten: Detailausschnitt

Hofseitig ist ein Bogenfeld der aufgemalten Scheinarkaden in Höhe des ersten Obergeschosses des Nordflügels mit einem weiteren Wappen der Freiherren von Welsperg-Primör ausgefüllt, aber aufgespalten in zwei einzelne, einander zugeneigte Vollwappen, rechts das der von Villanders, links das der von Montani. Auf Helmdecken wird verzichtet, goldene Arabesken ersetzen sie und füllen das Bogenfeld aus. Inhaltlich ist das Villanders-Wappen korrekter als das zuvor beschriebene im Arkadengang.

Caspar Marcus Graf von Hohenems (1.3.1573-10.9.1640), welcher am 23.3.1613 die Grafschaft Vaduz und die Herrschaft Schellenberg für 200000 fl. kaufte und damit sein Territorium gewaltig vergrößerte, heiratete in zweiter Ehe Anna Amalia von Sulz (1593-26.4.1658), die Tochter von Karl Ludwig Graf von Sulz und Dorothea Katharina Gräfin von Sayn. Deren Wappen finden wir auf dem Wappenfries im Innenhof, von Silber und Rot im Spitzenschnitt geteilt (meist mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, hier aber die Teilungslinie außen noch einmal ansatzweise nach oben gezogen). Anna Amalia von Sulz wurde in Vaduz geboren. 1597 zog sie mit der Mutter und den Geschwistern nach Straßburg, um 1600 nach Meinsberg, einem Erbgut der Mutter im äußersten Osten Frankreichs nach der deutschen Grenze. Als 1609 ihre Mutter verstarb, zog sie ins Damenstift Buchau, bis sie 1614 heiratete. Ihr Ehemann vermachte ihr 1639 den äußeren Hof in Hohenems zum Witwensitz. Aber ihr Stiefenkel Karl Friedrich von Hohenems hielt sich nicht an die Bestimmungen des Testaments, wodurch sie in finanzielle Engpässe geriet, worauf Kaiser Ferdinand II. 1650 eine Kommission nach Hohenems schickte. Anna Amalia lebte zuletzt in schweizerischen Rheinau.

Nun folgt ein Wappen, das mit großem zeitlichen Abstand in die Genealogie der Besitzer des Hohenemser Palastes paßt. Das Wappen der Grafen von Harrach zeigt in Rot eine goldene Kugel, die mit drei (2:1) im Dreipaß gestellten, silbernen Straußenfedern besteckt ist. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: OÖ Seite: 99 Tafel: 33, Band: NÖ1 Seite: 166 Tafel: 80, Band: Mä Seite: 41 Tafel: 30, Band: Bö Seite: 126 Tafel: 63, Band: FstA Seite: 93 Tafel: 112, Band: Un Seite: 223 Tafel: 175 und in Band: Gf Seite: 13 Tafel: 30-33 beschrieben. Zum Wappen würden zwei Kleinode gehören, Helm 1 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein wie der Schild bezeichneter und tingierter Flug, Helm 2 (links): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken zwei außen mit je sechs silbernen Straußenfedern besteckte schwarze Büffelhörner. Die Herren von Harrach erwarben am 7.9.1524 die Herrschaft Rohrau in Niederösterreich. Leonhard von Harrach bekam zu Wien am 12.4.1550 den erbländisch-österreichischen Freiherrenstand als "Freiherr zu Rohrau" und am 4.1.1552 den Reichsfreiherrenstand. Karl Bernhard Freiherr von Harrach bekam am 20.7.1627 zu Wien den Reichsgrafenstand mit dem Titel "Graf zu Rohrau", und die Herrschaft Rohrau wurde zur Grafschaft erhoben. Mitglieder der Familie waren seit dem 29.5.1559 Oberst-Erblandstallmeister in Österreich unter der Enns und seit dem 3.3.1627 auch in Österreich ob der Enns.

Bis dieses Wappen ins Spiel kommt, ist es ein weiter Weg, beginnend mit Caspar Marcus Graf von Hohenems und seiner ersten Frau, Eleonore Freiin von Welsperg-Primör. Deren Sohn war Jakob Hannibal II. Graf von Hohenems (20.3.1595-10.4.1646), 1620 Vogt von Feldkirch und Neuburg, 1640 zu Vaduz, Schellenberg und Hohenems, erzherzoglich-österreichischer Rat, kaiserlicher Oberst, welcher Franziska Katharina Gräfin von Hohenzollern-Hechingen (-16.6.1665) heiratete. Deren Sohn wiederum war Franz Wilhelm I. Graf von Hohenems (1628-1662) zu Vaduz und Schellenberg, der Katharina Eleonora Gräfin von Fürstenberg (1630-15.2.1676) heiratete. Deren Sohn war Franz Wilhelm II. Graf von Hohenems (1654-27.8.1691), der in Peterwardein an seinen Verwundungen aus der Schlacht von Szalankemen starb und der Aloisia Josepha Franziska Prinzessin von und zu Liechtenstein (20.3.1670-29.8.1736) zur Frau hatte. Deren Sohn war Franz Wilhelm Maximilian Carl Anton Graf von Hohenems (28.3.1692-5.11.1759), 1756 zu Hohenems, Fideikommißherr zu Bistrau, k. k. Kämmerer, Generalfeldwachtmeister, welcher Maria Walburga Rebecca Gräfin von Wagensperg (1.5.1720-19.2.1768) ehelichte und mit dem die Familie der Grafen von Hohenems 1759 erlosch.

Mit dem Erlöschen der Hohenemser fielen alle Lehensgüter heim an Österreich, das war die Grafschaft Hohenems, Burg Glopper und die Burganlage auf dem Bergrücken. Der Palast hingegen und der zugehörige Gutsbetrieb waren jedoch Privateigentum und konnten über die Erbtochter vererbt werden. Diese Erbtochter war Maria Rebecca Gräfin von Hohenems (16.4.1742-1806), Erbin von Lustenau und Bistrau, Sternkreuz-Ordensdame, die sich für die Ehe mit Franz Xaver Graf von Harrach (2.10.1732-15.2.1781), Festungskommandant von Graz, entschied - und genau hier kommt dieses Wappen ins Spiel.

Erbgräfin Maria Rebecca von Hohenems-Harrach-Rohrau verbrachte vom Hausrat alles von Wert, die Bibliothek und die Ahnenbildergalerie auf ihr Schloß Frischenberg in Bistrau (Böhmen). Lange blieb der Besitz nicht in der neuen Familie der Grafen von Harrach, denn deren gemeinsame Tochter und Erbin war Maria Walburga Josepha Cajetana Gräfin von Harrach zu Rohrau und Thannhausen (22.10.1762-25.5.1828), Erbin von Lustenau und Hohenems, und diese heiratete Clemens Aloys Franz de Paula Willibald Ferdinand Cassian Graf von Waldburg zu Zeil und Trauchburg (13.8.1753-10.3.1817), wodurch der Besitz in Hohenems an die Truchsesse von Waldburg kam. Seit 1779 war der Palast im Besitz Grafen Waldburg-Zeil, sie lebten jedoch in Böhmen und wandten dem Hohenemser Besitz wenig Aufmerksamkeit zu. Vor Ort wohnten nur einige Angestellte, die sich um die Verwaltung des Besitzes kümmerten. Infolgedessen kam der Palast herunter. Andererseits verhinderte der lange Leerstand den Umbau nach späterem Geschmack, und so blieb er als Renaissance-Bauwerk erhalten.

Das genannte Paar hatte mehrere Kinder, die aber alle nicht alt wurden und deshalb nicht den Besitz übernehmen konnten: Franz Xaver Karl Wunibald Graf von Waldburg zu Zeil (3.11.1780-24.1.1782), Maria Charlotte Josepha Gräfin von Waldburg zu Zeil (3.3.1782-20.2.1783), Maria Amalia Franziska Josepha Gräfin von Waldburg zu Zeil (13.2.1784-30.12.1785) und Franz Karl Wunibald Ludwig Graf von Waldburg zu Zeil (19.8.1785-27.3.1803). Da es hier also nicht weiterging, erbte eine andere Linie der Truchsesse von Waldburg den Besitz in Hohenems via Adoption: Der glücklose Vater Clemens Aloys Franz de Paula Willibald Ferdinand Cassian Graf von Waldburg zu Zeil und Trauchburg, seit 1806 regierender Graf von Lustenau, adoptierte 1813 seinen Neffen Maximilian Clemens, der 1817 die Besitzungen Hohenems und Lustenau erbte.

Das Wappen des gräflichen Hauses Waldburg ist als farbig gefaßte Schnitzarbeit in den Arkadengängen angebracht (Abb. oben links) und geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: Truchseß von Waldburg, in Gold einwärts drei schwarze, rotgezungte, schreitende und hersehende Löwen übereinander, Feld 2: Tann, in Blau drei (2:1) aufrechte goldene Tannenzapfen, Feld 3: Grafschaft Sonnenberg, in Blau über einem natürlichen (hier grünen) Dreiberg eine goldene, gesichtete Strahlensonne, Herzschild: Truchsessenamt, in Rot ein goldener Reichsapfel. Das ist eine Anordnung, wie sie typischerweise von der Linie Waldburg-Wolfegg benutzt wurde, denn die Linie Zeil nutzte für das Truchsessenamt meistens das Schildhaupt. Der Bügelhelm mit schwarz-goldenen Decken trägt einen Fürstenhut. Das Stammwappen der Truchsesse von Waldburg mit den drei Löwen ist weiterhin am schmiedeeisernen Tor zum Palastgelände angebracht (Abb. oben rechts).

Ein Wappen der Linie Waldburg-Zeil-Lustenau-Hohenems ist im gemalten Wappenfries im Innenhof zu sehen, dort ist der Aufbau des Schildes etwas anders, unter einem roten, mit dem Reichsapfel belegten Schildhaupt (Reichserbtruchsessenamt) geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: Stammwappen Waldburg, in Gold einwärts drei schwarze, rotgezungte, schreitende und hersehende Löwen übereinander, Feld 2: Grafschaft Sonnenberg, in Blau über einem schwarzen Dreiberg eine goldene, gesichtete Strahlensonne, Feld 3: innerhalb eines blauen Bordes in Silber ein schwarzer, golden bewehrter Adler (Herrschaft Trauchburg), Herzschild mit Fürstenhut darüber: Tann, in Blau drei (2:1) aufrechte goldene Tannenzapfen (Anspielung auf den früheren Geschlechtsnamen Tann). Diese Darstellung entspricht dem Reichsfürstendiplom vom 31.3.1803 für alle drei Linien, also Waldburg-Zeil, Waldburg-Wurzach und Waldburg-Wolfegg (Siebmacher Band: FstM Seite: 68 Tafel: 142, 147), und genauso führt es die Linie Lustenau-Hohenems als Abspaltung von Waldburg-Zeil.

Nicht dargestellt sind das von der Linie geführte Oberwappen und die möglichen Prachtstücke: 5 Helme:

Als Schildhalter dient rechts ein schwarzer, golden bewehrter und rotgezungter Greif, der an goldener Lanze ein blaues Fähnchen mit drei (2:1) aufrechten goldenen Tannenzapfen darauf hält, und links eine silbern mit goldener Verbrämung gekleidete Jungfrau mit silberner Halskrause und goldenem Zopf, die an goldener Lanze ein Fähnchen hält, auf dem unter einem roten, mit dem goldenen Reichsapfel belegten Schildhaupt in Gold drei schwarze, rotgezungte, schreitende und hersehende Löwen übereinander dargestellt sind. Dazu wird ein blauer, golden befranster, aus einem blau gefütterten Fürstenhut mit nur einem einzigen Bügel herabfallender Wappenmantel geführt (nur diese Details von Wappenmantel und Fürstenhut unterscheiden dieses Wappen von denen der drei fürstlichen Linien). Die fürstlichen Insignien sind im Wappen zu finden, weil sich diese gräfliche Linie von der fürstlichen Linie ableitet.

Nun wenden wir uns der dritten Gruppe an Wappen zu, die alle zur jüngsten Besitzerlinie gehören. Diese beginnt mit dem adoptierten Maximilian Clemens Graf von Waldburg-Zeil-Lustenau-Hohenems (8.10.1799-29.5.1868), Sohn von Maximilian Wunibald Ferdinand Jacob Bernhard Fürst von Waldburg zu Zeil und Trauchburg (20.8.1750-16.5.1818), seit dem 21.3.1803 Fürst, und Maria Anna Bernhardina Crescentia Walpurgis Aloysia Felicitas Eusebia Gräfin von Waldburg zu Wolfegg (11.1.1772-6.7.1835). Er heiratete Maria Josepha Ludovica Freiin von Enzberg zu Mühlheim (13.6.1814-17.8.1892). Aufgrund der Adoption mußte er nach dem Hausrecht der Fürsten von Waldburg auf alle eventuellen Erbansprüche seiner väterlichen Linie zu Zeil verzichten und begründete somit eine eigenständige Linie Lustenau-Hohenems. Sein Sohn war Clemens Maximilian Sigismund Ferdinand Graf von Waldburg-Zeil-Lustenau-Hohenems (21.10.1842-13.8.1904), welcher Clementine Maria Prinzessin zu Oettingen-Oettingen und Oettingen-Spielberg (23.9.1844-6.3.1894) heiratete. Deren Wappenschild finden wir in dem hofseitigen, gemalten Fries: Vier Streifen von Eisenhutfeh mit aufrechten roten und gestürzten goldenen Eisenhütlein, überdeckt von einem blauen Schildchen, das Ganze überdeckt von einem silbernen Schragen und einem goldenen Herzschild mit einem roten Doppelhaken.

Um 1840 war der Palast zeitweise zur Kaserne für ein ungarisches Regiment umfunktioniert worden. Erst Clemens Maximilian Graf Waldburg-Zeil restaurierte den mittlerweile desolaten Palast ab 1882 für sich und seine Familie als Wohnsitz und beseitigte die Schäden aus der Zeit der militärischen Nutzung.

Der Sohn aus dieser Ehe wiederum war Georg Julius Kaspar Konrad Graf von Waldburg-Zeil-Lustenau-Hohenems (7.1.1878-26.10.1955), der Elisabeth Franziska Maria Karoline Ignatia Erzherzogin von Österreich-Toscana (27.1.1892-29.1.1930) heiratete. Auch deren Wappenschild ist im Fries präsent, zweimal gespalten, rechts: in Gold ein roter, mit drei silbernen Alérions belegter Schrägbalken (Herzogtum Lothringen), Mitte: in Rot ein silberner Balken (Erzherzogtum Österreich), links: in Gold sechs 1:2:2:1 gestellte Kugeln (palle), von denen die obere etwas größer ist und blau tingiert sowie mit drei (2:1) goldenen Lilien (fleur-de-lys) belegt ist, und die fünf unteren rot tingiert sind (diesmal sind es die echten, originalen Medici, die florentinischen de Medici).

Abb. oben: Innenhof, Ostseite, 1. Obergeschoß, mittleres Bogenfeld im Kontext, Abb. unten: Detailausschnitt

Und mit dem Sohn aus der letztgenannten Ehe kommen wir endlich zu dem Auftraggeber der ganzen Malereien im Innenhof: Es handelt sich um Franz Josef Vitus Xaver Georg Wunibald Graf von Waldburg-Zeil-Lustenau-Hohenems (7.3.1927-31.8.2022), welcher mit Priscilla Irene Franziska Elisabeth Maria Barbara Gräfin von Schönborn-Wiesentheid (5.2.1934-) verheiratet war, der Tochter von Clemens Franz Erwein Wilhelm Arthur Bonifacius Graf von Schönborn-Wiesentheid (3.4.1905-30.8.1944) und Maria Dorothea Geraldina Johanna Klarissa Gräfin zu Pappenheim (29.5.1908-24.9.1991). Ihrer beider Ehewappen ist am besten Platz im Innenhof angebracht, direkt vis-à-vis vom Haupteingang im Bogenfeld einer gemalten Scheinarkade im ersten Obergeschoß des Ostflügels: Es ist das zentrale Ehewappen der Gestaltung, das man als erstes beim Betreten des Hofes wahrnimmt. Unter einem mit Hermelin aufgeschlagenen Fürstenhut sind zwei ovale Kartuschen zusammengestellt, heraldisch rechts unter einem roten, mit einem blauen, golden beschlagenen Reichsapfel belegten Schildhaupt in Gold drei schwarze, einwärts schreitende und rotgezungter, hersehende Löwen übereinander (Truchseß Waldburg), gegenüber in Rot auf ursprünglich drei silbernen Spitzen schreitender, goldener, gekrönter Löwe (Grafen von Schönborn, Abweichungen in der Darstellung: Spitzen nur als Kontur, darunter eine rot-silbern mehrfach schräggeteilte Leiste, eine Verballhornung des Stammwappens). Anstelle von Oberwappen mit Helmdecken füllen hier goldene Arabesken die Freiräume des Bogenfeldes rings um die Kartuschen und die dem Hohenemser Wappen entlehnten, als Schildhalter dienenden goldenen Steinböcke aus.

In der gemalten Wappengalerie des Innenhofs ist ebenfalls ein Schönborn-Wappen enthalten. Dieses ist schräggeviert mit Herzschild, Feld 1: in Gold der kaiserliche schwarze Doppeladler, im rechten Fang Schwert, im linken Fang den Reichsapfel haltend, auf der Brust mit dem österreichischen Bindenschild belegt, Feld 2: in Rot drei (2:1) silberne Schildchen für die reichsständische Herrschaft Reichelsberg, Feld 3: in Blau ein silberner Balken, begleitet von 3 (2:1) silbernen Rauten für die Herrschaft Heppenheim, Feld 4: in Hermelin auf einem roten und mit goldenen Quasten verzierten Kissen ein blauer Reichsapfel mit goldenem Kreuz und ebensolchen Beschlägen, für das Erbtruchsessen-Amt in den österreichischen Landen ob und unter der Enns, Herzschild: Stammwappen der Grafen von Schönborn, ursprünglich in Rot auf drei silbernen Spitzen ein schreitender, goldener, gekrönter Löwe.

Das Schönborn-Wappen ist außerdem an der westlichen Außenfassade in einem gemalten Giebel der obersten Fensterreihe zu finden, hier sogar farbig gefaßt, nicht monochrom wie viele andere Wappen.

Im Jahre 1947 hatte ein Brand den Palast schwer in Mitleidenschaft gezogen. Franz Josef Graf zu Waldburg-Zeil-Hohenems, der den mittlerweile wieder heruntergekommenen Palast in jahrzehntelanger Arbeit restaurierte und unter dem auch die Ausmalung des Hofes erneuert wurde, öffnete ab 1954 den bis dahin ausschließlich privat genutzten Palast für Publikum im Rahmen von Konzerten, Empfängen und Opernaufführungen und auch für die Schubertiade Hohenems. Er kaufte 1954 die Ruine der Burg Hohenems zurück und unternahm auch auf dem Burgfelsen mehrere Restaurierungskampagnen (1965-1967 der Palas und die Barbekane, 1979-1981 das Kaspartor, 2005-2011 erneut die Barbekane sowie der Palas und dazu der Konradsbrunnenhof, 2012-2013 der Wächterturm).

Dort unterhalb des Dachansatzes sind außerdem noch mehrere farbig gefaßte Waldburg-Wappen mit den drei schwarzen Löwen in goldenem Feld zu finden, ohne den Reichsapfel für das Truchsessenamt.

Von diesem Paar stammt der Sohn Franz Clemens Maria Josef Willibald Graf von Waldburg zu Zeil und Trauchburg (5.3.1962-) ab, der am 8.3.1991 Stephanie Gräfin von Blanckenstein geheiratet hatte, die Tochter von Rudolf Graf von Blanckenstein und Countess Beatrice Douglas. Franz Clemens Graf zu Waldburg-Zeil-Hohenems und seine Frau Stephanie, geborene Gräfin Blanckenstein, übernahmen 2016 den Palast und das kulturelle und musische Engagement. Stephanie Gräfin von Waldburg-Zeil-Hohenems ist Präsidentin des 2002 gegründeten Fördervereins "Freunde des Kammerorchesters Arpeggione Hohenems".

Das Wappen der Grafen von Blanckenstein ist rot mit acht (2:4:2) silbernen Rauten. Die hier im Allianzwappen nicht dargestellte Helmzier wären zu rot-silbernen Decken drei Straußenfedern, eine silberne zwischen zwei roten. Beim Wappen des Ehemannes ist das Schildhaupt nicht farblich abgesetzt, sondern der Reichsapfel ist einfach über den Löwen positioniert. Beide Schilde sind unter einem Fürstenhut zusammengestellt. Es ist das jüngste aller Wappen im Palastbereich. Die ursprungslosen Helmdecken ohne Helm zum Fürstenhut, das einem Straußenfederbusch ähnelnde Schmuckelement in der Mitte, das alles hat sich sehr weit von guter heraldischer Praxis traditioneller Darstellungen entfernt. Das Paar hat mehrere Kinder, Tatjana Priscilla Walburga Marie Gräfin von Waldburg zu Zeil und Trauchburg (30.4.1992-), Cecilia Beatrice Natalie Walburga Marie Gräfin von Waldburg zu Zeil und Trauchburg (11.3.1994-), Leonie Gräfin von Waldburg zu Zeil und Trauchburg (22.8.1997-) und Sophie Gräfin von Waldburg zu Zeil und Trauchburg (29.6.2000-).

Der oben genannte Franz Clemens hat noch einen Bruder, Stephan-Georg Manfred Rupert Wunibald Graf von Waldburg-Zeil-Lustenau-Hohenems (3.8.1963-), der Diana-Marie Regina Gräfin zu Lodron-Laterano und Castelromano (1.3.1967-) geheiratet hat. Und deren Sohn wiederum ist Georg Maria Franz-Joseph Wolfgang Willibald Graf von Waldburg-Zeil-Lustenau-Hohenems (6.11.1992-). Die beiden genannten Brüder haben außerdem noch fünf Schwestern.

Der Wappenfries enthält noch viele weitere Elemente, darunter einen Schild mit einer Laubkrone und einen Schild mit der päpstlichen Tiara. Letzte symbolisiert die enge verwandtschaftliche Bindung der Grafen von Hohenems an den Papst Pius IV, die Tatsache, daß die Grafen ihren Aufstieg und ihre Stellungen weitgehend der Protektion durch diesen Papst verdanken.

Auch ein goldener Messpokal und ein aus dem Schildfuß wachsendes, goldenes, mit einem zentralen blauen Edelstein geschmücktes Prozessionskreuz verweisen auf die zahlreichen kirchlichen Würdenträger der Familie der Grafen von Hohenems.

Dieses Feld des umlaufenden Wappenfrieses enthält drei verschiedene Kronen, die alte Kaiserkrone des Heiligen Römischen Reiches, die österreichische Kaiserkrone und die Stephanskrone. Letztere ist die Krone des Königreichs Ungarn, die heute im ungarischen Parlamentsgebäude in Budapest aufbewahrt wird. Typisch und einzigartig ist das schräge Kreuz, für dessen Entstehung es viele unbelegte Legenden gibt. Die Krone besteht aus zwei Teilen unterschiedlichen Alters, einer corona graeca (Reif mit 10 Bildplatten) und einer corona latina (die beiden sich überkreuzenden Bügel). Die corona graeca kann in das 11. Jh. datiert werden. Die alte Reichskrone ist eine achteckige mittelalterliche Bügelkrone aus mit Scharnieren verbundenen, oben abgerundeten Platten nach byzantinischem Vorbild, die im weltlichen Teil der Schatzkammer der Wiener Hofburg aufbewahrt wird. Seit Konrad II. wurden die meisten römisch-deutschen Könige mit ihr gekrönt. Erst Kaiser Franz II. legte sie 1806 nieder. Diese Krone ist die älteste der drei und in der zweiten Hälfte des 10. Jh. entstanden. Die österreichische Kaiserkrone ist die jüngste der drei Kronen und war ursprünglich die Krone Kaiser Rudolfs II., seit 1804 war es die offizielle Kaiserkrone des Kaisertums Österreich. Sie ist 1602 in Prag angefertigt worden. Typisch ist die Form einer Mitrenkrone.

Dieses Feld ist ebenfalls Teil des Wappenfrieses und zeigt zwei Kronen mit je neun perlenbesetzten Zacken, gegeneinander versetzt und die untere gestürzt. Die Anzahl der Zacken entspricht dem Rang eines Grafen, den die Linie Waldburg-Lustenau-Hohenems einnahm.

Teil der Wappengalerie ist ferner dieser Schild der von Wolkenstein, der aber farblich nicht korrekt ist. Richtig wäre: Geviert, Feld 1 und 4: im Wolkenschnitt schräggeteilt von Silber (nicht Gold!) und Rot (Stammwappen Wolkenstein), Feld 2 und 3: über rotem (nicht golden!) Schildfuß (auch in Feld 2!) in Blau drei silberne durchgehende Spitzen (Villanders). Es gibt folgenden genealogischen Bezug: Maximilian Wunibald Otto Klemens Graf von Waldburg-Zeil-Lustenau-Hohenems (9.11.1870-24.4.1930) hatte Karoline Marie Engelhardine Elisabeth Ernestine Gräfin von Wolkenstein Freiin von Trostburg und Neuhaus (29.9.1882-5.3.1979) aus der Trostburger Linie (ohne Herzschild) geheiratet. Aus dieser Ehe entstanden zwei Töchter, Klementine Maximiliane Ernestine Maria Karolina Walburga Gräfin von Waldburg-Zeil-Lustenau-Hohenems (18.3.1908-), vermählt mit August Ritter von Miller zu Aichholz (11.11.1894-10.2.1963), und Elisabeth Maria Leopoldine Karoline Walburga Gräfin von Waldburg-Zeil-Lustenau-Hohenems (21.8.1909-8.1.1976), vermählt mit Victor Conte von Robiano (14.1.1907-10.6.1987). Maximilian Wunibald war der ältere Bruder des oben erwähnten Georg Julius Kaspar Konrad Graf von Waldburg-Zeil-Lustenau-Hohenems (7.1.1878-26.10.1955), der nacheinander zwei Habsburgerinnen (Schwestern) heiratete und die Linie fortsetzte.

Im westlichen Arkadengang ist diese undatierte hölzerne Tafel mit einer Wappenmalerei angebracht. Georg Julius Kaspar Konrad Graf von Waldburg-Zeil-Lustenau-Hohenems (7.1.1878-26.10.1955) heiratete nacheinander zwei Schwestern, in erster Ehe am 19.9.1912 in Niederwallsee Elisabeth Franziska Maria Karoline Ignatia Erzherzogin von Österreich-Toscana (27.1.1892-29.1.1930) und in zweiter Ehe am 29.12.1931 in Bad Ischl Gertrud Maria Gisela Elisabeth Ignatia Erzherzogin von Österreich-Toscana (19.11.1900-1962). Beide waren die Töchter von Franz Salvator Maria Joseph Ferdinand Karl Leopold Anton von Padua Johann Baptist Januarius Aloys Gonzaga Rainer Benedikt Bernhard Erzherzog von Österreich-Toscana (21.8.1866-20.4.1939) und Marie Mathilde Valerie Amalie Erzherzogin von Österreich (22.4.1868-6.9.1924). Da die Mutter (Initialen MV) die ranghöhere war, ist ihr Wappen auf der besseren, heraldisch rechten Position und entspricht dem genealogischen Wappen des "Allerdurchlauchtigsten regierenden Kaiserhauses“, wie es ab 1806 geführt wurde: Zweimal gespalten, rechts in Gold ein roter, blau gekrönter Löwe (Grafschaft Habsburg, hier farblich falsch), Mitte: in Rot ein silberner Balken (Erzherzogtum Österreich), links: in Gold ein roter, mit drei silbernen Alérions belegter Schrägbalken (hier farblich falsch, Herzogtum Lothringen). Das Wappen des Vaters (Initialen FS) ist zweimal gespalten, rechts: in Gold ein roter, mit drei silbernen Alérions belegter Schrägbalken (Herzogtum Lothringen, diesmal korrekt), Mitte: in Rot ein silberner Balken (Erzherzogtum Österreich), links: in Gold sechs 1:2:2:1 gestellte Kugeln (palle), von denen die obere etwas größer ist und blau tingiert sowie mit drei (2:1) goldenen Lilien (fleur-de-lys) belegt ist, und die fünf unteren rot tingiert sind (die echten, originalen, florentinischen de Medici für Toscana). Beide Wappenschilde sind unter einem roten, golden befransten und aus einer Bügelkrone herabfallendem Wappenmantel zusammengestellt.

Auch dieser Wappenstein ist im Arkadengang angebracht. Die stark asymmetrisch verzerrte Kartusche mit einem Balkenwappen wird von einem Fürstenhut überhöht und von einem Hohenemser Steinbock als Schildhalter beseitet. Vermutlich handelt es sich nur um die optisch rechte Hälfte eines größeren Arrangements, wobei die Hälfte des Ehemannes abgegangen ist.

 

Im Erdgeschoß des hangseitigen Ostflügels befinden sich zwar Fensterumrahmungen wie woanders auch, doch innerhalb keine Fenster, sondern Figurennischen. Vier der fünf Achsen sind so gestaltet; die Bilder zeigen die beiden linken Statuen. Die vier Figuren stellen Glaube, Liebe, Gerechtigkeit und Stärke dar. Sie sind genau wie die 1626 entstandene allegorische Figur in der zentralen Grottennische Arbeiten des Künstlers Jesaias Gruber.

Die Mittelachse ist gänzlich zu einer Brunnen-Grotte aufgeweitet, in der eine weitere Figur auf einem freistehenden Sockel mit dem Wasserauslaß steht, so daß alle fünf Statuen eine gleichhohe Reihe bilden und alle fünf Bögen genau die gleichen Proportionen und Maße besitzen und somit einen geschlossenen Rhythmus bilden.

Auch im Arkadengang selbst gibt es Figurennischen, sowohl mit bauzeitlichen als auch mit antikisierenden Motiven (drei Abb. unten).

   

Übersicht über die Linie Waldburg-Zeil-Lustenau-Hohenems und ihre Position im Gesamthaus:
Wie die Übersicht zeigt, handelt es sich um eine der drei heute noch blühenden Linien des Gesamthauses, die sich alle von der Georgischen Linie ableiten. Mit der Erheiratung von Lustenau und Hohenems durch Clemens Aloys Franz de Paula Willibald Ferdinand Cassian Graf von Waldburg zu Zeil und Trauchburg (13.8.1753-10.3.1817) kam zwar der Besitz in Hohenems an die Truchsesse von Waldburg, aber noch war es keine unabhängige Linie. Denn keines seiner Kinder überlebte. Und man nahm auch nicht auf den neuen Besitzungen Residenz, sondern lebte weiter in Böhmen. Erst als sein Bruder in den Fürstenstand erhoben wurde und Clemens Aloys aus der Not heraus einen nachgeborenen Sohn dieses Fürsten adoptierte, schied dieser aus der fürstlichen Linie Waldburg-Zeil-Trauchburg aus und begründete die neue Linie Waldburg-Zeil-Lustenau-Hohenems. Dieser adoptierte Neffe Maximilian Clemens erbte 1817 als Generalerbe die Besitzungen Hohenems und Lustenau.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@47.3628054,9.6899643,19.67z - https://www.google.de/maps/@47.3628199,9.689976,114m/data=!3m1!1e3
Territorialgeschichte: Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder - die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H. Beck Verlag München 7. Auflage 2007, ISBN 978-3-406-54986-1
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Bruno Oprießnig: Die Dornbirner Linie der Emser, Abschrift aus: Ludwig Welti: Der Loskauf Dornbirns von Ems, Ursache des Aufstiegs seit 1771 in: Montfort, Vierteljahresschrift für Geschichte und Gegenwartskunde Vorarlbergs, 23. Jahrgang 1971, Heft 3.
Bruno Oprießnig: Stammtafel der Edlen von Ems
P. Placidus Hartmann OSB (Stift Engelberg): Wappen des Kardinals Marx Sittich von Hohenems, Bischofs von Konstanz, in: Archives héraldiques suisses = Schweizerisches Archiv für Heraldik = Archivio araldico Svizzero, Heft 4, Band 26 (1912), S. 153-160
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Herbert Frey: Mark Sittich von Hohenems, in: Historisches Lexikon der Schweiz -
https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/026330/2006-11-21/
Pius Bieri: Marcus Sitticus von Hohenems, im Projekt Süddeutscher Barock:
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Fürsterzbischof Markus Sittikus von Hohenems und seine Familie (aus der Kulturgeschichte von Hohenems)
https://www.schubertiade.at/uploads/Markus%2520Sittikus%2520und%2520seine%2520Familie.pdf
Anna Amalia von Sulz:
https://historisches-lexikon.li/Sulz,_Anna_Amalia_von
Haus Waldburg auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Haus_Waldburg
Webseite des Palastes:
https://www.palast-hohenems.at/ - Führungen: https://www.palast-hohenems.at/home/führungen-geschichte/führungen/ - Geschichte des Palastes: https://www.palast-hohenems.at/home/führungen-geschichte/geschichte-palast/ - Ruine Hohenems: https://www.palast-hohenems.at/home/alt-ems/historischer-abriss/
Martino Longhi:
https://it.wikipedia.org/wiki/Martino_Longhi_il_vecchio
Martino Longhi:
https://www.treccani.it/enciclopedia/longhi-martino-il-vecchio_(Dizionario-Biografico)
Palast Hohenems auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Palast_Hohenems
Palast Hohenems auf Burgen-Austria:
http://www.burgen-austria.com/archive.php?id=161

Die Wappen der Truchsesse von Waldburg und der gräflichen und fürstlichen Linien

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