Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 2792
Meßkirch (Landkreis Sigmaringen)
Die katholische Pfarrkirche St. Martin in Meßkirch
1.
Epitaph: Gottfried Werner Graf von Zimmern
Die Inschrift des Epitaphs
für Gottfried Werner Graf von Zimmern
(13.1.1484-2.4.1554) lautet: "ANNO DOMINI 1554 DEN 12 TAG
DES MONATS APRIL STARB / DER WO(H)LGEBOR(E)N(E) HER(R)
GOT(T)FRI(E)D WERNHER GRAVE VNND HER(R) ZV / ZIMBERN HER(R) ZV
WILDENSTAIN VNND MOS(S)KIR(C)H DEM GOT(T) GENAD". Ganz unten
steht ein Künstlervermerk, der uns über die Urheberschaft des
Meisterwerks unterrichtet: "BANGRACZ LABENWOLF ZV NVRNBERG
AVF DER SCHMELCZHVETTEN GOS(S) MICH" - das ist Pankraz
Labenwolf aus Nürnberg. Die Datierung der Platte befindet sich
in zwei Ziffernpaare aufgeteilt in der Mitte der beiden
Längsseiten: 1551 wurde die Platte angefertigt, also schon zu
Lebzeiten des Grafen.
Im Zentralfeld steht der Graf in halber Linksdrehung des Oberkörpers, vollständig gerüstet, mit hochgeklapptem Visier, die Rechte an der Dolchscheide, die Linke auf dem Schwertknauf ruhend. Hinter ihm durchzieht ein Querband das Feld auf ganzer Breite, darüber ist ein rechteckiges Feld wie ein Fenster eingearbeitet, in das oben das beiderseits diagonal angeschnittene Inschriftenfeld eingepaßt ist, das dadurch wirkt, als wäre es wie ein Vordach schräg nach außen gestellt. Zwischen den Beinen des Grafen kauert ein Löwe. Der breite Schmuckrand der Platte ist üppig dekoriert mit Rosetten, Muschelornamenten, Vasen, Arabesken, phantasievollen Mischwesen und Trophäen, mit allem, was der Formenkanon der Renaissance hergibt.
Beiderseits der Ritterfigur sind zwei Vollwappen angebracht, die zusammen ein Ehewappen ergeben. Heraldisch rechts steht das Wappen der Grafen von Zimmern, geviert, Feld 1 und 4: in Blau einwärts ein goldener, rotgezungter Löwe mit einer silbernen, rot gestielten Hellebarde oder Partisane in den Pranken (Stammwappen der Herren von Zimmern), Feld 2 und 3: in Silber einwärts ein roter Löwe (Herrschaft Wildenstein), zwei Helme, Helm 1 (rechts): zu rot-goldenen Decken ein wachsender roter Hirschrumpf mit goldenem Geweih und roter Zunge (Stammhelm Zimmern), Helm 2 (links): zu rot-silbernen Decken ein wachsender roter Hirschrumpf mit silbernem Geweih und roter Zunge (Herrschaft Wildenstein). Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: WüA Seite: 112 Tafel: 62, im Alberti S. 110 und im Münchener Kalender 1935.
Gegenüber ist das Wappen seiner Ehefrau dargestellt, Apollonia von Henneberg (1500-21.4.1548), der Tochter von Hermann VIII. Graf von Henneberg-Römhild (1470-5.4.1535) und Markgräfin Elisabeth von Brandenburg (8.4.1474-25.4.1507). Ihr Wappen ist geviert, Feld 1 und 4: in Rot eine goldgekrönte silberne Säule (Colonna/Römhild), Feld 2 und 3: in Gold auf grünem Dreiberg eine schwarze Henne mit rotem Kamm und ebensolchem Kehllappen (gefürstete Grafschaft Henneberg), zwei Helme, Helm 1 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit rot-goldenen Decken eine wachsende, rot gekleidete und golden gekrönte Jungfrau, die in jeder Hand einen gestürzten, mit der Mitte nach außen gebogenen silbernen Fisch hält, Helm 2 (links): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken ein wachsender, golden gekleideter und golden gekrönter Jungfrauenrumpf mit nach hinten herabhängendem Haarzopf, auf dem Kopf ein goldener, oben mit einem grünen Pfauenfederbusch besteckter hoher Spitzhut, auf dem Schaft mit einer schwarzen Henne auf grünen Dreiberg belegt.
In den vier Ecken der Platte sind vier Ahnenwappenschilde für Gottfried Werner Graf von Zimmern angebracht. Seine Eltern waren Johannes Werner von Zimmern der Ältere (1454-1495) und Margaretha von Oettingen (ca. 1458-24.8.1528). Seine Großeltern waren Werner von Zimmern der Jüngere (ca. 1423-1483) und Anna von Kirchberg (-1478) väterlicherseits sowie Wilhelm von Oettingen und Beatrice della Scala (ca. 1413-14.2.1466).
Entsprechend sehen wir heraldisch oben rechts den gevierten Schild der Herren von Zimmern wie beschrieben und gegenüber den Schild der Grafen von Oettingen, in Eisenhutfeh aus in vier Reihen angeordneten aufrechten roten und gestürzten goldenen Eisenhüten ein blauer Mittelschild, alles überdeckt von einem silbernen Schragen. Unten rechts ist das Wappen der Grafen von Kirchberg angebracht, in Silber eine golden gekrönte Frauengestalt oder Mohrin mit abfliegendem Haar, mit schwarzem Gewand mit Hängeärmeln, in der Rechten eine silberne, golden verzierte Inful (Bischofsmütze, Mitra) emporhaltend, und gegenüber befindet sich der Schild der della Scala, in Rot zwei silberne, aufspringende, einander zugewandte Hunde, meistens Windspiele, mit goldenen Halsbändern, die zwischen sich eine aufrechte silberne Leiter mit fünf Stufen halten.
2.
Epitaph: Wilhelm Graf von Zimmern
Dieses Epitaph ist für Wilhelm
Graf von Zimmern (1549-1594). Die Inschrift in dem
Gebälk über dem Hauptfeld besagt: "EPITAPHIVM / ADMODVM
ILLVSTRIS ET GENEROSI DOMINI DOMINI GVLIELMI / COMITIS ET DOMINI
IN ZIMBERN WILDENSTAIN ET MÖSKIRCH / DOMINI IN OBERNDORFF ET
LIBERO BARONATV SCHRAMBERG ETZ(ETERA)". Diese Inschrift wird
von zwei grotesken Masken flankiert.
Graf Wilhelm kniet in Rüstung halb schräg auf dem Hinterteil eines vor ihm liegenden Löwen, dem Gekreuzigten zugewandt. Hinter ihm tritt sein Pferd vor einem Baum aus dem Rand hervor, diese Verewigung seines Pferdes ist eine Besonderheit. Helm und Panzerhandschuhe sind im rechten unteren Eck abgelegt. Den Hintergrund bildet eine flach reliefierte Stadt (vielleicht ist Jerusalem gemeint?) vor einem Kranz von markanten, burgengekrönten Bergen, darüber ein Himmel mit Wolken und einer gesichteten Sonne.
Oben im Aufsatz ist die große Besonderheit dieses Epitaphs, das gestürzte Wappen als Zeichen des Erlöschens des Geschlechts, denn Graf Wilhelm war der letzte der Grafen von Zimmern, und mit ihm starb die Familie aus. Wir sehen das um 180° gedrehte Wappen der Grafen von Zimmern, geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Blau einwärts ein goldener, rotgezungter Löwe mit einer silbernen, rot gestielten Hellebarde oder Partisane in den Pranken (Stammwappen der Herren von Zimmern), Feld 2 und 3: in Silber einwärts ein roter Löwe (Herrschaft Wildenstein), Herzschild: innerhalb eines rot-silbern gespaltenen Bordes silbern-rot gespalten mit einem golden bewehrten Doppeladler in verwechselten Farben (Truchsessen von Rohrdorf).
Es wird nur ein einziger gekrönter Helm geführt, zu rot-silbernen Decken ein wachsender, einfacher gekrönter roter Adler mit silbernen Flügeln, die Krone mit einem naturfarbenen Pfauenfederbusch besteckt. Die Helme für Zimmern und Wildenstein sind nicht im direkten Kontext zu sehen.
Das gestürzte Wappen wird oval eingefaßt von einem Perlstab und einem üppigen Rahmen aus Ornamenten, Masken (eine kleine oben in der Mitte, zwei große an den Seiten), Rosetten und zwei Engeln und flankiert von zwei nach außen gerichteten Löwen, die die beiden "fehlenden" Helme halten, und auch diese beiden Helme sind gestürzt, mit der Helmzier nach unten gekehrt: Helm 1 (rechts): zu rot-goldenen Decken ein wachsender roter Hirschrumpf mit goldenem Geweih und roter Zunge (Stammhelm), Helm 2 (links): zu rot-silbernen Decken ein wachsender roter Hirschrumpf mit silbernem Geweih und roter Zunge (Wildenstein).
In der Sockelzone beschreibt eine lateinische Inschrift das Leben des letzten Grafen: "TERRIBILIS QVONDAM AVSONIO GENS CIMBRICA BELLO / NOSTRO DEPOSVIT MITIOR ARMA SOLO / EX QVA CAESAREO COMITIS DIPLOMATE FACTI / CIMBRICI IN OCCIDVA NOBILE STEMMA PLAGA / QVORVM CVM VIRTVS FASTIGIA SVMMA PETISSET / MORS HEV POSTREMVM PRESSIT AVARA VIRVM / GVILHELMVM A CIMBRIS COMITEM QVI NEMPE PROFECTVS / ITALIAM PADVAE FATA SVPREMA SVBIT / PERSONIS NVPTAS GENEROSIS OCTO SORORES / RELLIQVIT VIVAS NOBILITATE PARES // STRENVVS HVMANVS FIDEI PATRONVS AVITAE / IVSTVS FACVNDVS MAGNANIMVSQVE FVIT / MISSVS AB IMPERII RVDOLPHO PRAESIDE ROMAM / AD SIXTVM EXPEDIIT IVSSA SERENA PAPAM / CAESAREAM GESSIT PERSONAM FRANCONEFVRTI / ILLVSTRES INTER CVM GRAVITATE VIROS / QVIN ETIAM AVSTRIACA ARCHIDVCI PRAEFECTVS IN AVLA / SVMMVS AB ARCANIS CONSILIISQVE FVIT / ADVECTVM ITALICIS A MORTE CADAVER AB ORIS / HIC IACET AETERNO MENS FRVITVRQVE DEO".
Bei dieser Inschrift fallen zwei Sachen auf: Erstens wird Zimmern mit dem germanischen Stamm der Kimbern oder Cimbern gleichgesetzt, was natürlich jeder Grundlage entbehrt. Zweitens wird deutlich, wie nahe Graf Wilhelm in die erzherzoglichen Interessen eingebunden war. Er bekam hohe Ämter am erzherzoglichen Hof, und noch viel mehr: Seine Mannlehen und Pfandschaften, die er von Österreich innehatte, wurden zum Dank in freies Eigengut umgewandelt. Der Haken an der Sache war aber folgender: Die Überschüttung mit Gunstbeweisen seitens des Erzherzogs erfolgte im Zusammenhang mit dem immer deutlicher werdenden Aussterben der Grafen von Zimmern, und die ganzen ehemaligen Mannlehen und Pfandschaften sollten beim Aussterben wieder an Österreich zurückfallen, so die Bedingung für die Überlassung. Die Inschrift kündet auch davon, daß Graf Wilhelm in kaiserlichem Auftrag in Rom bei Papst Sixtus war. Graf Wilhelm starb im Alter von 45 Jahren in Padua. Er hatte 10 Schwestern, von denen ihn acht überlebten, alle vermählt. Seine Schwester Apollonia heiratete Georg von Helfenstein, der sich mit den Erbansprüchen der anderen Schwestern auseinandersetzen mußte.
Eine dritte Inschrift zieht sich am Rand des Zentralfeldes unten entlang und verrät den Künstler: "AVS DEM FEI(E)R BIN ICH GEFLOSSEN : WOLFGANG NEIDTHARDT IN VLM HAT MICH (GE)GOSSEN : 1599". Wolfgang Neidhardt d. Ä. aus Ulm hat das Kunstwerk demnach 5 Jahre nach dem Ableben des letzten Grafen angefertigt, also der gleiche, der auch das Epitaph für seinen Schwager Georg von Helfenstein in Neufra (Riedlingen) angefertigt hat. Wolfgang Neidhardt war eigentlich Glockengießer, deshalb ähnelt die Inschrift auch solchen von Glocken.
Auf den beiden seitlichen, oben in korinthischen Kapitellen endenden Pilastern sind 2x 8 beschriftete Wappenschilde der Ahnenprobe angebracht. Auf der optisch linken Seite sind das von oben nach unten: 1.) Grafen von Zimmern ("Zimbern") wie beschrieben, 2.) Grafen von Erbach ("Erbach"), geviert, Feld 1 und 4: rot-silbern geteilt mit drei (2:1) sechsstrahligen Sternen in verwechselten Farben (Grafen von Erbach), Feld 2 und 3: in Silber zwei rote Balken (Herrschaft Breuberg), Schild in Feld 3 beschädigt,
3.) Grafen von Oettingen ("Ottingen"), in Gold vier Streifen roten Pelzwerks (Eisenhutfehs), überdeckt von einem blauen Herzschildchen, das Ganze überdeckt von einem silbernen Schragen, 4.) Grafen von Werdenberg-Sargans-Trochtelfingen ("Werdenberg"), in Rot eine silberne Kirchenfahne mit drei Lätzen,
5.) Grafen von Kirchberg ("Kürchberg"), in Silber eine golden gekrönte Frauengestalt oder Mohrin mit abfliegendem Haar, mit schwarzem Gewand mit Hängeärmeln, hier auf dem Kopf und nicht in der Hand eine silberne, golden verzierte Inful (Bischofsmütze, Mitra), 6.) della Scala ("von der Laitter"), in Rot zwei silberne, aufspringende, einander zugewandte Hunde, meistens Windspiele, mit goldenen Halsbändern, die zwischen sich eine aufrechte silberne Leiter mit fünf Stufen halten,
7.) Grafen von Hohenlohe ("Hohenloe"), gewendet, in Silber zwei schreitende schwarze Löwen übereinander, hier nicht hersehend und die Schwänze über dem Körper, und 8.) Markgrafen von Baden-Sponheim ("Baden"), geviert, Feld 1 und 4: in Gold ein roter Schrägrechtsbalken (Baden), Feld 2 und 3: von Rot und Silber geschacht (Sponheim).
Auf der optisch rechten Seite sind es von oben nach unten 1.) Grafen von Eberstein ("Eberstain"), in Silber eine rote Rose mit blauem Butzen, 2.) Grafen von Hanau-Lichtenberg ("Hanaw"), geviert, Feld 1 und 4: in Gold drei rote Sparren (Grafschaft Hanau), hier fünfmal gesparrt, also eine Teilung weniger, Feld 2 und 3: innerhalb eines roten Bordes in Silber ein schwarzer Löwe (Herrschaft Lichtenberg),
3.) Truchsessen von Waldburg Grafen von Sonnenberg ("Waldtpurg"), geviert, Feld 1 und 4: in Blau über einem goldenen oder natürlichen Dreiberg eine goldene, gesichtete Strahlensonne (Grafschaft Sonnenberg), Feld 2 und 3: in Gold drei schwarze, rotgezungte, schreitende und hersehende Löwen übereinander (Truchseß von Waldburg), 4.) Markgrafen von Baden-Sponheim ("Baden"), vollständig gewendet, eigentlich geviert, Feld 1 und 4: in Gold ein roter Schrägrechtsbalken (Baden), Feld 2 und 3: von Rot und Silber geschacht (Sponheim),
5.) Herren von Eppstein ("Epstein"), in Silber drei rote Sparren, 6.) Grafen von Isenburg-Büdingen ("Eißenberg"), in Silber zwei schwarze Balken,
7.) Grafen von Fürstenberg ("Fürstemberg"), innerhalb eines silbern-blauen Wolkenbordes in Gold ein roter Adler, und 8.) Grafen von Katzenelnbogen ("Katzenelnbogn"), in Gold ein roter, eigentlich hersehender Löwe, blau bewehrt und blau gekrönt.
Wilhelm Graf von Zimmern (1549-1594) hat folgende Genealogie, die hinter der Ahnenprobe steht: Seine Eltern waren Froben Christoph von Zimmern (19.2.1519-27.11.1566) und Kunigunde von Eberstein in Neu-Eberstein (1528-13.8.1575). Die vier Großeltern waren väterlicherseits Johannes Werner II. von Zimmern der Jüngere (24.6.1480-1.1.1548) und Katharina von Erbach-Erbach (-13.2.1549) sowie mütterlicherseits Wilhelm IV. von Eberstein in Neu-Eberstein (-1.7.1562) und Johanna von Hanau-Lichtenberg (6.11.1513-27.1.1572).
Seine acht Urgroßeltern waren: Johannes Werner I. von Zimmern der Ältere (1454-16.10.1495) und seine Frau, Margaretha von Oettingen (1458-24.8.1528), Erasmus I. Graf von Erbach (1476-1503) und seine Frau, Elisabeth Gräfin von Werdenberg-Sargans (1478-20.12.1536), Bernhard III. von Eberstein in Neu-Eberstein (1459-1526) und seine Frau, Kunigunde von Waldburg-Sonnenberg (1482-1538), sowie Philipp III. von Hanau-Lichtenberg (18.10.1482-15.5.1538) und seine Frau, Sibylle von Baden (26.4.1485-10.7.1518).
Für die 16er-Ahnenprobe gelangen wir schließlich zur Generation der Ururgroßeltern, das waren Werner VI. von Zimmern der Jüngere (-1483) und Anna von Kirchberg (-15.8.1478), Wilhelm I. Graf von Oettingen (-12.3.1467) und Beatrice della Scala (-14.2.1466), Philipp II. Graf von Erbach-Erbach (ca. 1430-21.4.1477) und Margaretha von Hohenlohe-Weikersheim (1454-1481), Georg III. von Werdenberg-Sargans-Trochtelfingen (-12.3.1500) und Katharina von Baden (15.1.1449-1484), Johann III. Graf von Eberstein in Neu-Eberstein (1.6.1421-1479) und Merge (Maria) von Eppstein, Eberhard II. von Waldburg-Sonnenberg (-22.4.1483) und Anna von Fürstenberg (13.5.1467-21.1.1522), Philipp II. von Hanau-Babenhausen (31.5.1462-22.8.1505) und Anna von Isenburg-Büdingen (-27.7.1522) sowie Christoph I. Markgraf von Baden (1453-19.4.1527) und Ottilie von Katzenelnbogen (-15.8.1517), und diesen 16 Personen entsprechen die Wappen, in weitgehend logischer Abfolge mit nur einer einzigen Unregelmäßigkeit: Nach strenger Logik müßten della Scala und Hohenlohe auf der optisch linken Seite vertauscht sein. Die optisch rechte Seite folgt hingegen der strengen Logik, daß immer die niedrigste freie Nummer 1-8 die niedrigste zu vergebende Nummer 9-16 als Ergänzung beigesellt bekommt. Deshalb folgen, so wie es ist, auf der optisch linken Seite aufeinander 1-3-5-7-9-13-11-15, rechts aber korrekt 2-4-6-8-10-12-14-16 aufeinander.
3.
Epitaph: Jacob Truchseß von Waldburg
Der obere Teil der rechteckigen, etwas breiter als hohen
Bronzetafel trägt die in erhabenen Lettern ausgeführte
Inschrift: "Anno domini 1589 uff den Hailigen Pfingstabend /
starb der Wo(h)lgebor(e)n(e) Herr Jacob des Hailigen Römisch/en
Reichs Erbtruchsäß Freyherr zu Waldtpurg Herr zuo / Wolffegg
Waldtsee Zeill und Morstetten (der) Rhö(mischen) Kay(serlichen)
May(estät) / Rath etc. dessen Eingewayd(e) al(l)da zu Mößkirch
begraben und / der Leib hernach gehn Wolffegg gefüert und
daselbst in i(h)rer / der Erbtruchsässen Begr(a)ebnus herzlich
begraben word/en dem Gott gn(a)edig und barmherzig sein welle,
Amen. / Gräuin zu Zimbern etc." Hinter dem genannten
"Morstetten" verbirgt sich die Burg Marstetten bei
Aitrach in Oberschwaben; die anderen genannten Sitze sind
Wolfegg, Zeil bei Leutkirch und Schloß Waldsee in Bad Waldsee,
alles im Landkreis Ravensburg. Ferner ist interessant, daß hier
nur die schneller verwesenden Eingeweide in Meßkirch begraben
wurden, während der Körper selbst in Wolfegg bestattet wurde.
Die Platte besitzt noch einen Gießervermerk: "AVS DEM
FEV(E)R BIN ICH GEFLOS(S)EN . JONAS GESVS ZV CO(N)STANTZ HATT
MICH (GE)GOSSEN".
Im unteren Teil der Platte sind beiderseits eines Kruzifixes mit Sonne und Mond darüber die beiden Wappenschilde angebracht, heraldisch rechts das der Truchsessen von Waldburg, in Gold drei schwarze, schreitende und hier hersehende Löwen übereinander, heraldisch links das Wappen der Grafen von Zimmern, geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Blau einwärts ein goldener, rotgezungter und hersehender Löwe mit einer silbernen, rot gestielten Hellebarde oder Partisane in den Pranken (Stammwappen der Herren von Zimmern), Feld 2 und 3: in Silber einwärts ein roter, hier hersehender Löwe (Herrschaft Wildenstein), Herzschild: innerhalb eines rot-silbern gespaltenen Bordes silbern-rot gespalten mit einem golden bewehrten Doppeladler in verwechselten Farben (Truchsessen von Rohrdorf), wobei das Heroldsbild des Herzschildes nicht aufgelöst ist.
Diese Kombination steht für Jacob Truchseß von Waldburg (6.12.1546-20.5.1589), Sohn von Georg IV. von Waldburg-Zeil (1523-) und Johanna von Rappoltstein (29.5.1525-30.10.1569), und seine Frau, Johanna Gräfin von Zimmern (1548-1613), die Tochter von Froben Christoph Graf von Zimmern (19.2.1519-27.11.1566) und Kunigunde von Eberstein (1528-13.8.1575).
Die beiden Söhne aus dieser Ehe stifteten zwei Linien, Heinrich Graf von Waldburg-Wolfegg (8.3.1568-16.8.1637) heiratete Gräfin Marie Jakobe von Hohenzollern-Sigmaringen und gründete die Linie der Grafen von Waldburg-Wolfegg, und sein Bruder Frobenius von Waldburg-Zeil (19.8.1569-4.5.1614) heiratete Freiin Katharina Johanna von Toerring und gründete die Linie der Grafen von Waldburg-Zeil. Übrigens hatte auch Jacobs Bruder eine jüngere Schwester von Johanna geheiratet, Johann(es) von Waldburg-Zeil-Waldsee (1548-1577) ehelichte Gräfin Kunigunde von Zimmern (1552-1602). Beide Schwestern hatten den letzten männlichen Sproß der Grafen von Zimmern, Wilhelm, zum Bruder.
Wappen am
Chorbogenscheitel
Am Chorscheitelbogen befindet
sich weiterhin ein großes Wappen für die Fürsten von
Fürstenberg, im von blauen und silbernen Doppelwolken
eingefaßten goldenen Schild ein blau bewehrter roter Adler
(Stammwappen Fürstenberg), belegt mit geviertem
Herzschild; Feld 1 und 4: in Rot eine silberne Kirchenfahne mit
drei Lätzen und drei Ringen (Werdenberg), Feld
2 und 3 in Silber ein schwarzer, schrägrechter Zickzackbalken (Heiligenberg).
Der bemalte Schild wird von einem aus einem Fürstenhut
herabfallenden roten, goldengefransten und mit Hermelin
gefütterten Wappenmantel umgeben, der beiderseits hochgerafft
ist und seitlich von insgesamt vier Putten weit aufgehalten wird.
Dieses Wappen wurde im Zuge der Umgestaltung der Kirche in der Zeit von 1769 bis 1773 im Stil des Rokoko angebracht. Aus der einstigen spätgotischen Säulenbasilika wurde die spätbarocke Saalkirche. Mit den Gemälden von Andreas Meinrad von Ow und dem Stuck von Johann Jakob Schwarzmann erhielt die Kirche dabei ein völlig neues Gesicht. St. Martin ist die späteste Rokokokirche, die in Oberschwaben entstand, und die Ausstattung wurde von namhaften Künstlern geschaffen und ist kunstgeschichtlich wertvoll. Das Fürstenberg-Wappen taucht auch noch einmal an einem Wandepitaph auf der linken Seite des Chores auf (Fürstenberg-Epitaph von Johann Joseph Christian, entstanden 1775-1776).
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps:
https://www.google.de/maps/@47.9934395,9.1113219,19.75z - https://www.google.de/maps/@47.9934688,9.1113841,84m/data=!3m1!1e3
Meßkirch auf Leo-BW: https://www.leo-bw.de/detail-gis/-/Detail/details/ORT/labw_ortslexikon/21186/Me%C3%9Fkirch+%5BAltgemeinde-Teilort%5D
Casimir Bumiller, Bernhard Rüth: Mäzene, Sammler, Chronisten -
die Grafen von Zimmern und die Kultur des schwäbischen Adels,
320 S., Belser Verlag 2012, ISBN-10: 3763026258, ISBN-13:
978-3763026258
Herren und Grafen von Zimmern auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Zimmern_(Adelsgeschlecht)
Froben Christoph von Zimmern auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Froben_Christoph_von_Zimmern
Wilhelm von Zimmern auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_von_Zimmern
Gottfried Werner von Zimmern auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Gottfried_Werner_von_Zimmern
Grafen von Oettingen: https://de.wikipedia.org/wiki/Oettingen_(fränkisch-schwäbisches_Adelsgeschlecht)
Familie della Scala: https://de.wikipedia.org/wiki/Scaliger
Grafen von Kirchberg: https://de.wikipedia.org/wiki/Grafen_von_Kirchberg_(Schwaben)
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf
CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Kirche St. Martin in Meßkirch: https://de.wikipedia.org/wiki/St._Martin_(Meßkirch)
Seelsorgeeinheit Meßkirch-Sauldorf: https://www.messkirch-sauldorf.de/ - Pfarrei Meßkirch: https://www.messkirch-sauldorf.de/ueber-uns/unsere-pfarreien/messkirch-st-martin/
Veröffentlichung der
Innenaufnahmen aus der Kirche mit freundlicher Genehmigung von
Herrn Pfarrer Stefan Schmid, Dekan, vom 29.6..2021, wofür ihm an
dieser Stelle herzlich gedankt sei.
Die Wappen der Truchsesse von Waldburg und der gräflichen und fürstlichen Linien
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