Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2740
Menningen (zu Meßkirch, Landkreis Sigmaringen)

Wasserschloß Menningen

Menningen ist seit 1974 ein Stadtteil der Stadt Meßkirch im Landkreis Sigmaringen. Das ehemalige Wasserschloß Menningen steht südlich des Baches Ablach an der Verbindungsstraße zwischen dem nördlichen Ortsteil mit der Kirche St. Johannes d. T. und dem südlichen Ortsteil Leitishofen mit dem Gasthof Adler und dem Industriegebiet, am Ende einer nach Westen führenden, 60 m langen Stichstraße. Der Herrensitz ist klein und besteht nur aus einem einzigen dreistöckigen, 15 m breiten und 21 m tiefen Gebäude mit Mansarddach. Das rundbogige Portal liegt an der östlichen, fünfachsigen Schmalseite zwischen zwei großen Bögen für Wagen oder Kutschen, der linke ist vermauert. Die einst das Schloß komplett bis auf die Brücke umgebenden Wassergräben, gespeist von der Ablach, sind heute verfüllt und verlandet. Das zum Schloß gehörende Gelände umfaßt 5140 m2 Grundstück. Innen sind die Decken, Böden und Wände noch in weitgehend originalem Zustand; auch der drei Stockwerke hohe Dachstuhl stammt noch bis auf den Firstbalken vollständig aus der Barockzeit.

Das heute in seinen Formen barocke Schloß geht zurück auf einen befestigten Herrensitz der Herren von Menningen aus dem 12. Jh. Im Jahre 1175 erwähnt das Salemer Urkundenbuch Gernot und Berthold von Menningen. Bis 1263 wird die Familie urkundlich genannt. Nach diesen kam die Burg, vermutlich damals schon eine Wasserburg, in den Besitz der Truchsessen von Rohrdorf, von denen 1348 Berthold von Rohrdorf als Inhaber genannt wird. 1359 wurde Menningen von Walter Truchseß von Rohrdorf und seinen Söhnen an Werner von Zimmern verkauft. Dieser gab Burg und Dorf 1375 als Lehen an Ott den Schuler. Von diesem kauften die Gremlich bzw. Gremlich von Jungingen 1391 das Lehen. Ulrich Gremlich wird 1437 als Besitzer erwähnt. Werner von Zimmern bestätigte ihm am 11.3.1453 das Lehen. 1464 gehört Menningen seinem Sohn Hans d. Ä. Gremlich. Die Gremlich hatten außerdem noch Besitz in Zußdorf, Sandegg, Krauchenwies, Hasenweiler, Einhart, Hausen am Andelsbach, Bittelschieß und Heiligkreuztal und in weiteren Orten. Die Landesherrschaft wechselte unterdessen: 1594 erloschen die Grafen von Zimmern im Mannesstamm, die Herrschaft Meßkirch wurde an die Grafen von Helfenstein-Gundelfingen verkauft. 1627 kam die Herrschaft Meßkirch nach deren Erlöschen an die von Fürstenberg, die in Schloß Meßkirch Residenz nahmen. Die Gremlich blieben die ganze Zeit im Besitz des Lehens Menningen, auch wenn der Lehensherr wechselte. Als die Gremlich mit Johann Gremlich von Jungingen zu Menningen am 22.6.1664 ausstarben, fiel das Lehen heim an die von Fürstenberg und wurde in die Herrschaft Meßkirch integriert.

Fürst Froben Ferdinand von Fürstenberg-Mößkirch ließ den Herrensitz in Menningen 1732 in der Form eines kleinen Barockschlößchens neu erbauen, das als Lust- und Jagdschloß genutzt wurde. Dabei wurde die bisherige Struktur mit Innenhof aufgegeben. Nachdem Meßkirch als Residenz aufgegeben wurde, diente das Schloß Menningen der fürstlichen Familie als Forsthaus. Die von Fürstenberg besaßen die niedere Gerichtsbarkeit im Ort und die Steuer- und Militärhoheit. Die Grafschaft Sigmaringen hatte um 1800 die hohe Gerichtsbarkeit. 1806 kam die Landesherrschaft mit der Mediatisierung an Baden. Die Fürsten von Fürstenberg verkauften das Schloß 1852 als Teil der Pfarrpfründe an die Pfarrgemeinde im Ort. Das denkmalgeschützte Gebäude mit 472 m2 Nutzfläche diente bis 1974 ununterbrochen als Pfarrhaus. Früher hatte es noch drei Türme, von denen der letzte aber 1855 abgebrochen wurde. Statt dessen wurde im Innern ein Treppenhaus eingebaut. In dieser Zeit wurde auch die linke Wagenremise vermauert; die andere zur Garage umgenutzt. Die Wassergräben wurden zugeschüttet. Im Inneren wurde der barocke Stuck abgeschlagen, insgesamt also ein ziemlich fragwürdiger Umgang mit dem bis dahin weitgehend unverändert erhaltenen Baudenkmal. Ein kleinerer Umbau im Inneren wurde noch einmal 1964-1965 vorgenommen. Zwischen 1974 und 2002 wurde das bisherige Pfarrhaus an Privatpersonen vermietet. Seit 2002 stand das historische Gebäude leer. 2020 hat es eine sechsköpfige Familie aus Bayern erworben, die jetzt erst einmal die denkmalgerechte Sanierung in Angriff nehmen wird.

Über dem Haupteingang ist ein auf 1732 datierter Wappenstein angebracht. Zwei barocke, asymmetrische Kartuschen enthalten zwar aufrechte Wappen, deuten aber durch die oben nach innen gebogenen und schneckenförmig eingerollten Fortsätze und die unten in Gegenrichtung verlaufenden Äquivalente eine Neigung zueinander an. Die beiden oberen Schnecken tragen einen hermelingestulpten Fürstenhut. Die freibleibenden Bereiche der rechteckigen Platte werden von einer geometrisch-ornamental verspielten Ornamentik aus miteinander verflochtenen Bändern gefüllt.

Heraldisch rechts steht die Kartusche für den Ehemann, Fürst Frobenius Ferdinand von Fürstenberg-Mößkirch (6.8.1664-4.4.1741), der ab 1716 als dritter Fürst von Fürstenberg regierte. Er war der Sohn von Graf Franz Christoph zu Fürstenberg-Mößkirch (28.7.1625-22.9.1671), kaiserlicher Rat, Kämmerer und Oberst, und Maria Therese von Arenberg und Aerschot (22.4.1639-18.1.1705). Seine Karriere begann er geistlich, wurde 1667-1690 Domherr zu Köln und 1679-1690 Domherr zu Straßburg, resignierte aber. Froben Ferdinand wurde 1687 Kondirektor und noch im selben Jahr als Nachfolger seines Schwiegervaters Direktor des Schwäbisches Reichsgrafenkollegiums. Er wurde 1688 Reichshofrat, 1714-1721 Reichskammerrichter. Er wurde am 9.11.1716 Reichsfürst und war 1726-1735 kaiserlicher Prinzipalkommissar am Reichstag zu Regensburg war, wo er auch lebte, und er wurde zum Geheimen Rat ernannt. Das Wappen der Fürsten von Fürstenberg zeigt im von blauen und silbernen Wolken bzw. Doppelwolken eingefaßten goldenen Schild einen blau bewehrten roten Adler. Das hier nicht verwendete Kleinod wäre auf einem mit goldenen Quasten verzierten roten Kissen ein silberner Pelzballen zu rot-goldenen Decken.

Als vierter Fürst regierte der einzige Sohn des Bauherrn, Karl Friedrich Nikolaus zu Fürstenberg-Mößkirch (9.8.1714-7.9.1744). Er war seit dem 23.5.1735 vermählt mit Maria Gabriela Felicitas Prinzessin von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Wiesenburg (21.10.1716-13.6.1798), doch die Ehe blieb kinderlos. Damit erlosch die Linie der von Fürstenberg-Mößkirch, und das Meßkircher Erbe fiel 1744 an die Linie Fürstenberg-Stühlingen, an Joseph Wilhelm Ernst Fürst zu Fürstenberg Landgraf in der Baar und zu Stühlingen (1699-29.4.1762), kaiserlicher Prinzipalkommissar auf dem Reichstag zu Regensburg, kurbayerischer Obersthofmeister, 2.12.1716 Fürst, Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies, kaiserlicher wirklicher geheimer Rat, vermählt mit Theresia Anna Maria Eleonora von Waldstein (22.2.1707-12.11.1756). Die Stühlinger Linie bestand bis 1804, der letzte war der kinderlose Karl Joachim Aloys Franz de Paula Fürst zu Fürstenberg (31.3.1771-17.5.1804), danach fiel das Erbe an eine böhmische Subsidiallinie.

Gegenüber steht die Kartusche für die Ehefrau des Fürsten, Maria Theresia Felicitas Gräfin von Sulz (1671-26.3.1743) in der seltenen gräflichen Form mit Herzschild, wie sie auch an Schloß Tiengen angebracht ist (Farben dort komplett falsch). Das Wappen der Grafen von Sulz, beschrieben im Siebmacher Band: WüA Seite: 15 Tafel: 7, ist geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Silber ein schrägrechtsgelegter schwarzer Brand (Wappen Brandis), Feld 2 und 3: von Silber und Rot mit hier drei Spitzen geteilt (Stammwappen Sulz), Herzschild: in Blau drei (1:2) goldene Garben (Klettgau). Die hier nicht dargestellten Helme wären rechts zu rot-silbernen Decken eine silbern-rot mit Spitzen geteilte Inful und links zu schwarz-silbernen Decken der Brand aufrecht stehend. Ein einzelnes Wappen Klettgau wird im Rietstap gelistet (d'azur, à trois gerbes d'or).

Das Dynasten-Geschlecht erwarb 1408 bzw. 1415 endgültig die Landgrafschaft Klettgau, 1477 die Besitzungen der Herren von Brandis und 1482 die Herrschaft Tiengen, 1488 Jestetten und 1497 Küssaburg, 1510 die Herrschaften Blumenegg (Vorarlberg), Vaduz und Schellenberg, die bis 1613 in ihren Händen blieben. Die Familie ist 1687 mit Johann Ludwig II. Graf zu Sulz Landgraf im Klettgau (23.10.1626-21.8.1687) erloschen. Die hier relevante Maria Theresia Felicitas war seine Tochter aus seiner zweiten Ehe mit Eugenia Maria Franziska von Manderscheid-Kayl (9.5.1632-31.12.1690). Das Erbe und das Wappen der Grafen von Sulz wurden vom fürstlichen Haus Schwarzenberg übernommen, weil Johann Ludwigs Schwester, also die Tante der Ehefrau auf diesem Wappenstein hier, Maria Anna Gräfin von Sulz, Ferdinand von Schwarzenberg geheiratet hatte.

Das gleiche Wappenpaar ist in der Menninger Kirche angebracht; dort ist der Fürstenberger Adler allerdings noch zusätzlich mit dem aus Werdenberg und Heiligenberg gevierten Herzschild belegt, der hier fehlt.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@48.0065052,9.1592129,19z - https://www.google.de/maps/@48.006675,9.1591465,104m/data=!3m1!1e3
Menningen auf LEO-BW:
https://www.leo-bw.de/web/guest/detail-gis/-/Detail/details/ORT/labw_ortslexikon/21185/Menningen+-+Altgemeinde%7ETeilort
Wasserschloß Menningen auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Wasserschloss_Menningen
Schlösser der Schwäbischen Alb:
http://www.mediuminfo.de/schwaebischealb/html/schlosser_detail.html
Immobilienmakler Pfarrhaus Immo:
https://pfarrhausimmo.de/wasserschloss-menningen
Froben Ferdinand von Fürstenberg-Mößkirch auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Froben_Ferdinand_(Fürstenberg-Mößkirch)
Carl Borromäus Alois Fickler: Geschichte des Hauses und Landes Fürstenberg, Aachen und Leipzig 1832, Band 4, S. 190-203 -
https://books.google.de/books?id=_h07AAAAYAAJ
Carl Borromäus Alois Fickler: Kurze Geschichte der Häuser Fürstenberg, Geroldseck und von der Leyen, Karlsruhe 1844, S. 23 -
https://books.google.de/books?id=WGwAAAAAcAAJ
Grafen von Sulz auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Grafen_von_Sulz
Grafen und Fürsten von Fürstenberg auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Fürstenberg_(schwäbisches_Adelsgeschlecht)
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Wolfgang Willig, Landadel-Schlösser in Baden-Württemberg, eine kulturhistorische Spurensuche, 1. Auflage 2010, ISBN 978-3-9813887-0-1, S. 329

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